Ritter Galmy - anonym

zů letst zů eim gewaltigen Hertzogen in Britanien erwölt / mit schönen figuren angezeygt.

Ritter Galmy uß Schottenland.

Argument in einer gemeyn der gantzen History dises Bůch.

INhalt diser History ist / von eim edlen und theüren Ritter Galmy / uß Schottenland geboren / wie der in so einer inbrünstigen züchtigen lieb / gegen einer Hertzogin von Britania entzündt / deßhalb er von der hertzogin uß Britania verschickt / zů bewarung irs gůten leümbdens. Wie auch die Hertzogin / in abweßen irs herren des Hertzogen / seim Marschalck vertrawt und befolhen / der sye / darumb das sye im nit seins můtwillens bewilligen wolt / durch ein erdichte falsche anklag / als ein Eebrecherin gegen dem Landtfürsten verklagt / und zům feür verurteylet. Und wie Galmy in eins münchs gestalt / nach dem der Hertzog selbs wider vom gelobten land kummen / ein kampff mit dem verräterischen Marschalck bestůnd / der hertzogin unschuld an tag bracht / und den Marschalck ins feür / das er der falsch beklagten Hertzogin bereytet / warff und verbrant / und nach absterben des Hertzogen / sein geliebte Hertzogin zů der Ee nam / seiner keüschen waren liebe erfrewet / und ein gewaltiger Hertzog in Britanien ward. Sampt anderem anhang / seer lustig und on allen anstoß menigklich zů leßen. Mit bezierung irer figuren nach einer yegklicher handlung / so sich neben und weitleüffiger zůtragen. Ich bitt nit urtheyl den anfang / Erwig zůvor den außgang.

Die History des theüren Ritters Galmy auß Schottenland.

Wie Galmy der Ritter nit gen hoff kam / sich von wegen grosser lieb zů betth nider leyt / wie in Friderich sein gesell dröstet / und wie es inen beyden ergieng.
Das Erst Capitel.

ES was ein Hertzog in Britannia / an desse hoff wonet ein Ritter / mit namen Galmy auß Schottenland geboren. Der selb gewan ein solche grosse liebe zů des Fürsten Hertzogin / also das er weder essen noch drincken mochte / auch seines natürlichen schlaffes gantz entraubt / das er in kurtzen tagen von allen seinen kräfften und schöny kummen thet. Das langwirig drauren in zů letst dahin brocht / das er im entlich fürnam zů sterben / und solche heymliche liebe / mit im under den grundt zů tragen. Dann er ye keinem menschen solche liebe zů wissen thůn wolt / wer im auch leyd gewesen / das sollichs die Hertzogin selbs gewißt hätte. Dann er sorgt / so bald die Hertzogin seiner liebe gewar worden wär / sye möchte in grosse ungnad gen im gefallen sein. Als aber der Ritter den flammen der lieb durch keynerley weg außlöschen mocht / und sich aber seim kummer und leiden von tag zů tag zůnam / unnd er sich yetz gäntzlich alles drostes verwegen hat / legt er sich eines abends zů bett / im fürnam da nimmer auffzůston / biß in der todt von solchem leiden und trübsal nemen thet. Als nun Galmy der Ritter des morgens von seinem gesellen Friderich nit gesehen ward / nach seiner gewonheyt seines gesellen gewartet / der aber nit kummen wolt / Friderich zů im selbs sprach / ‹die sach freylich nit wol umb meinen lieben Ritter ston soll / was mag in doch an dem ort verhindern / ich mich nit genůg verwunderen mag› / in solchen gedancken hin und her spacieren gieng / den morgen ymbiß zů erwarten / zů dem er seinen gesellen zů kummen vermeynet / aber als umb sunst. Als nun die zeit kam / der ymbiß zůbereyt ward / mencklich zů hoff erschinen thet / alleyn Galmy der Ritter nicht gesehen ward / welches seinem gesellen nit wenig schrecken brochte. Dann er offt die verkerte gestalt seines gesellen war genummen hatt. Zům offtern mal von im begert zů erfaren / aber gantz keyn ursach von im vernemen mocht / Friderichen ein Jor sein daucht / biß der ymbiß vollbracht ward. Als aber das mol vollendet ward / mencklich urlob von dem Hertzogen nam / yeder seinen geschefften nachgieng / Friderich sich nit lang saumen thet / zů seines gesellen kamer gieng / alle verspert fand / ein kleyn weil aldo auff im selb stůnd / nit wissen mocht / seinen gesellen zů finden / inn solchem stillston / ein klägliches seüfftzen und klagen inn seines gesellen kamer vernemmen ward / sich etwas näher zů der kammer füget / sein haubt an die thür lenet / das hertzliche klagen und seüfftzen / vermeynt zů vernemen / aber alles umbsunst was. Dann die klag seines gesellen so still zů gieng / das nit müglich was etwas davon zů vernemmen / manchen seltzammen unnd frembden gedancken hatt / fast gern anklopfft hätt / aber von wegen seines gesellen under wegen ließ / mit grossem leyd / stillschweigend von dannen gieng / vor leyd nit wißt was er thůn solt. ‹Ach Gott von hymel› sprach Friderich / ‹was ursacht doch meinen freündtlichen lieben brůder / zů semlicher schweren klag / im můß freylich grosses daran gelegen sein. Dann er mirs warlich nit verschwigen hätt› / in solichen gedancken lang hin unnd här gieng / nit gedencken mocht / die ursach seines gesellen klag zů erfaren / in solchem gedancken / des Ritters reitbůben ersicht / die kamer auffschliessen / dem er schnell zů sprach / mit im inn die kamer gieng / seinen gesellen aller verkert an seinem beth ligen fandt. Friderich wunscht im ein gůten tag / inn dem der Ritter seiner klag ein end gemacht hat. Friderich anhůb unnd sprach / «was sol ich mein aller liebster Galmy abnemen ab solchem schnellen und unversehenen nyder kummen / und das ich dich in so verkerter gestalt wider dein gewonheyt / an deinem beth ligen find / ich bitt mir sollichs offenbaren wöllest.» Galmy der Ritter mit einer schwachen unnd traurigen stim / anfieng zů reden / «mein getrewer und lieber brůder / welcher sich allzeit in freündtlicher und brüderlicher liebe / gen mir erzeygt hast. Ich bitt / wöllest mich nit mer fragen / die ursach meinr kranckheyt / die warlich von deinem fragen / nit minder / sunder krefftigklich zůnimpt» / mit dißen worten und weynenden hertzen sich von seinem gesellen keret / manchen schweren seüfftzen ließ / also das Friderich ein groß mittleiden mit im hat / sich deß weynens kümmerlich über haben mocht / zů letst an fieng / also sprach. «Ach mein freündtlicher und lieber Galmy / dein red mich warlich nit wenig bekümmern thůt / dieweil ich dich hör also mit mir reden / als mit eym / so dir etwas untrew bewisen hab / nun hast du mich doch dieweil wir geselschafft mit eynander gehabt / inn keynem untreüwen nye erfunden / noch gespürt / deßhalben ich nit wenig unmůt ab deiner red empfangen hab. Dieweil aber dir unverborgen ist / mit was vertrewen unser beder hertzen / allweg gegen eynander gestanden seind / und das mein noch ungezweyffelt stot / umb sollicher freündtlichen und brüderlichen liebe willen / ich dich ermanet und gebetten haben will / wöllest nit minder vertrewen unnd drost (dann allwegen) zů mir setzen / und mir dein yetziges anlygen kummer unnd leiden entdecken / würst du ob Gott will / ein gůten und getreüwen rhat bey mir finden. Damit du von solcher deiner kranckheyt erlößt werden solt. Dann fürwar soll mich keyn müh / gelt / noch gůt daran verhindern / wo mir anderst müglich sein mag / unnd ob ich schon mein leib daran strecken solt / ich unverhindert dir understand zů helffen.»

Wie Galmy der Ritter seinem gesellen die ursach seiner / kranckheyt zů wissen thůt / und wie es im darnach ergieng.
Das Ander Capittel.

ALs Galmy der betrübt Ritter / seinem liebsten gesellen so freüntlich mit im reden hort / sein fürnemen einsteyls zůruck schlůg mit seinem gsellen also anfieng zů reden. «Dein freüntlichen und süssen wort / aller liebster Friderich / mir mein fürnemen gäntzlich gebrochen hand / unnd das so ich mir fürgenommen hat / in mein grab zů behalten / von dir bewegt würd / dir semlichs zů entdecken. Du solt wissen mein Friderich / das ich nye gedacht hab / dich eynigen falsch gegen mir zů brauchen / dann ich dich in allen trewen in allweg gegen mir gespürt / unnd funden hab / deßhalben verschaff uns beyd alleynig in dißer kamer zů sein / will ich dir die ursach meiner kranckheyt gäntzlich entdecken.» Friderich des Ritters bůben uß der kamer schůff zů gon / die kamer nach im zů schloß / sich zů fůssen auff seines gesellen beth setzet / der antwurt mit begirigem hertzen von im warten was. Galmy der Ritter anfieng unnd sprach / «mein Friderich / demnach du von mir begert hast / zů erfaren die ursach meinr kranckheyt. So wiß das ich nu ein lange zeit mit schwerem seüfftzen und klagen beladen geweßen bin / deß dir dann mein traurigs angesicht zů mermalen anzeygung geben hat / diß mein langwirigs trauren und klagen / mich zů letst in dise mein kranckheyt bracht hat / auß welcher mich keyn Artzet nymmer mer erlößen kan / oder mag. Darumb mich nit not sein daucht / mein anligen eynichem menschen zů entdecken / und ist mein entlich fürnemen also zů sterben / so bald und ich dir mein klag geoffnet / du wol abnemmen würst / mir in keynen weg zů helffen sein. Mein lieber Friderich du solt wissen / das ich vergangen zweyen monaten / angefangen lieb zů haben / ein weibs bild / wölcher nit zimpt einem also schlechten Ritter als ich bin / lieb zů haben / deß gleich mir auch nit gebirt / ein soliche fraw lieb zů haben / noch vil weniger ir mein lieb zů offnen / wie wol mich keyn unerliche liebe gegen ir nye angefochten hat. Alleyn wo ich einmal von ir hett mügen eynichen drost empfahen / aller mein schmertzen sich inn freüd gekert hat / Dieweil ich aber wol erachten mocht / das nit müglich wer / ich trost von der Frawen zů empfahen. Hab ich mirs so schwärlich an mein hertz geleyt / das ich eyner solchen schwären kranckheyt nider kummen bin» / mit solchen worten und schwärem seüfftzen / der Ritter seiner red ein end gab. Friderich sich nit genůg ab seines gesellen red verwundern mocht / eins theyls ein trost empfieng / dieweil er keyne andere ursach vernam / so den Ritter zů semlicher krankheyt ursachet / wider anfieng / uff ein solche meynung mit dem Ritter zů reden. «Ich kan mich aller liebster Galmy / nit genůgsam verwundren / die ursach deiner kranckheyt / ich wol vernimm. Nun nimpt mich doch ymmer wunder / wohin doch die mannlichen flammen deines gemüts geflohen seind / hast du die also lossen durch eins weibs willen erlöschen / gedenckst du nit wo mit du den Ritterlichen orden bekummen hast / warlich nit von liebe wegen / so du zů Weiben getragen / sunder deine mannlichen und dapfferen thaten / deß ein ursach geweßen seind. Darumb schlach von dir ein sollich weibisch gemüt / und greiff dapffer nach den waffen / deines Ritterlichen amptes / fürwar so du die sach selb be dencken woltst / mir nit not sein würd / ein sölche red mit dir zů haben / dann was grossen spot drauß erfolgen würd / so man sprechen möcht. ‹Galmy der Ritter / welcher seinen feinden mit dapffrem gemüt / hat dörffen begegnen / und in keynem streyt / sich der waffen seins feinds entsessen hat / der selb jetz on alle schwertschleg / von eins weibes wegen sich dem tod ergeben hat› / davor Got sein wöl / hierumb mein Galmy / wöllest meinem getrewen rhat volgen / uff ston / und uns kurtzweil mit eynander haben.» Als nun der Ritter / seinen gesellen in solcher meynung hat hören reden / eins teyls gerewen ward / das er im sein anligen geoffnet hat / doch widerumb anfieng / und sprach also. «Deinem rhat mein aller liebster Friderich / wol zů volgen wär / wo mir müglich sein möcht dem also leichtlich nach zů kommen / du schlechst mir für die manlichen und dapffren thaten / dadurch ich in Ritterlichen orden kummen bin / darzů red ich / keyn sorg / angst / noch gfor / mich nimmermer dahin bringen möcht / dahin mich die lieb mit irem gwalt hin gedrungen hat / wölcher ich gantz keyn widerstand hab künnen thůn / und iren gewalt so frevenlich an mir müssen gestaten. Darumb dann dein red gar umbsust gegen mir ist / wo du aber ye vermeynen woltst / ich alleyn der wär / so die liebe überwunden / so nim zů gedancken / die alten weißen und starcken männer / und zů aller fordrist unsern ersten vater Adam / bedenck wohin in die liebe gedrungen hab / gedenckstu nit an die dürstigkeyt unsers alten Propheten Davids / der in seiner jugendt underston dorfft / den grossen Goliam / umb zů bringen / als er dann thet / warzů in aber die lieb in seinem alter bracht hat / ist dir unverborgen / wer hat Samson umb sein leben bracht? was ist die ursach geweßen das die mächtig statt Troya zerstört worden ist? wer hatt Achillem und Jasonem umb ir leben brocht? deren ich mich keym vergleichen mag. Ist nit Pontus auch ein manlicher unnd küner Held geweßen? Herr Tristrant nit wenig gefärligkeyt durch liebe willen bestanden hat / ich geschwig des Piramus / der sich umb seiner Tyspe willen / willigklich inn den todt ergeben thet / wer wolt mich dann vor solchem gewalt gefreyt haben? Du aber so nye erkant hast / was ware und rechte liebe sey / nymmer mer gelauben magst / was gewalt und sterck die liebe verborgen dreyt / darumb du dich mit höchstem fleiß davor bewaren unnd hüten solt / ein eben bild ab mir nemmen / und dich dißem gewalt nymmer mer underwürfflich machen / dann wo du dich ein mal in solche gfor begibst / nymmer leichtlich davon entpfliehen würdst. Hierumb mein Fridrich so laß von deiner red / und belad mich nit mit mer kummer / dann ich mit schwerem joch beladen binn» / Fridrich nit klein verwundern ab solcher red empfieng / nit wußt / ob er weiter mit Galmyen reden wolt / oder also still schweigend von im gon / yedoch bezwang in die trew und lieb / so er zů seinem gesellen trůg / nit lassen mocht / von newem also anfieng zů reden. «Fürwar Galmy / nit wenig seind / so also von wegen grosser lieb / sich in grosse geferligkeyt begeben hand / und wie du sagst / nit kinder geweßen / noch meynt ich nit meiner vorigen red / dich von deinem fürnemmen ab zů wenden / ab solcher red / bitt ich dich keyn verdruß haben wöllest / dieweil aber mein vorig meynung an dir nicht verfahen mag / so bitt ich doch / wie vor / wöllest mir den namen dißer personen anzeygen / die weil du dich doch in allen züchten liebhaben meynest / und mir nit anderst bekennet hast. Wo dir dann (wie du sprichst) mit irem drost geholffen werden mag / solt du sunder zweyffel gedröst sein / ich zů wegen bringen will (wo mir anderst diße Frauw bekant ist) sye selb mit mund unnd iren drost dich heym sůchen můß / dann freylich ein unbarmhertzig weib die sein müßt / wölche ein so edlen unnd theüren Ritter / irs drosts halben verderben ließ / hierumb biß frölich / der sachen noch wol gůter rhat beschehen soll.» Gallmy ein wenig drost von dißer red empfieng / mit trauriger stymm also anfieng zů reden / «fürwar Friderich dein rhat nit wenig an mir verfahen würdt / wo nun also statt gschech / wie du mir angezeygt hast / aber fürwar / die sach nit wol müglich zů wegen zů bringen ist. Dann die Fraw so mein hertz gefangen hat / ist mein aller Gnädigste Fraw / die Hertzogin / wölche mich mit irer schöne und zucht / so krefftigklich gefangen hat / das mir nit müglich ist / die sach anderst dann mit dem todt / zů verkummen.» Friderich / als er von seinem gesellen verstanden hat / das er inn so grosser liebe entzündt / namlich gegen der Hertzogin selb / nit gedencken mocht / wie der sach zů begegnen wär / groß sorg und angst sein hertz umbgeben thet. Jedoch bezwang in die liebe / so er zů seinem gsellen trůg / das er im endtlichen fürnam / selbs mit der Hertzogin zů reden / anfieng unnd also sprach. «Gehab dich wol / mein Galmy / ich wil ob Gott will / die sach zů solchem end bringen / das ee dann die nacht wider an den hymel kumpt / die Hertzogin per sonlich mit dir reden můß / und dich inn deinem leyd trösten / dieweil du sprichst / sye in allen züchten und eeren liebhaben.» «Fridrich» / sprach der Ritter / «wo solichs geschech / möcht mir keyn größer freüd auff erd nit begegnen / du solt auch des sicher und getröst sein / das mich keyn unordenliche liebe / gegen meiner aller gnädigsten Hertzogin nye keyns wegs angefochten hat / derhalb auß diser ursach / alle sorg zů ruck schlagen solt. Dieweil nun dich selb urbittig gemacht hast / und mich understost mit deiner trew / von diser meiner schweren kranckheyt zů erlößen / hierin ich ware und rechte trew an dir speüren mag / bitt dich hiemit müglichen fleiß an keren wöllest.» «Biß getröst» / sprach Friderich / «ich gang dahin / meinem fürnemmen statt zů thůn / gehab dich wol mein Galmy / dann dir gewißlich / die Hertzogin / persönlich iren drost geben und mit theylen soll» / mit disen worten Fridrich von seinem gesellen gieng / willens was / wo er die Hertzogin bedretten möcht / ir das anlygen seines gesellen zů entdecken.

Wie Friderich von seinem gesellen schied / inn einem schönen garten der Hertzogin warten thet / ir seins gesellen kranckheyt zů wissen thůt / wie ir hernach hören werdt.
Das III. Capittel.

FRiderich der edel und trew Jüngling / von seinem gesellen gangen was / manchen frembden und seltzamen gedancken hatt / inn was meynung er doch mit der Hertzogin reden wolt / lang in seiner kamer alleyn manchen frembden und seltzamen anschlag machet / zů letst nach langem seinem gedancken / in einen schönen Baumgarten sich fügen thet / in wölchem er die hertzogin offt kurtzweil sůchen wußt / lang in dem garten auff und ab gieng / für unnd für gedancken hatt / mit wöllichen worten / er doch der Hertzogin seins gesellen kranckheyt entdecken wolt. Zů letst sich zů einem külen brunnen under einen Apffelbaum nidersetzt / der Hertzogin zůkunfft zů erwarten / in solchen seinen vilfeltigen gedancken hinder sich blicket / die Hertzogin / mit zweyen iren Junckfrawen kummen sach. Den Jüngling daucht / die Hertzogin nye so schön geweßen sein / dann ir schöne den gantzen Garten durchleüchten vermeynt. Mit züchten auffstůnd / mit erschrocknem hertzen der Hertzogin begegnen thet / und mit gebognen knyen und züchtiger reverentz die Hertzogin grůßt / unnd darnach anhůb also mitt ir zů reden. «Aller Gnädigiste unnd hochgeborne Hertzogin / ich armer / eüwer genaden diener / bitt demütigklich / ir mir ein eerliche bottschafft abnemmen wöllen / wo anderst ewer Gnad solche gütigklich von mir hören wil.» «Fridrich» / sprach die Hertzogin / «sagend im namen Gottes / was eüch geliebt / doch so ferr / meiner Eeren nichts verweyßlich darauß erfolg / will ich gern von eüch vernemen.» Mit solchen worten ire junckfrawen etwas hinder ir beleiben ließ / mit dem Jüngling bey dem obgedachten brunnen nider saß / die bottschafft von dem Edelman entlich zů vernemen. Welcher auff solche meynung anfieng zů reden / «Gnädige fraw / die trewen dienst / des Ritters Galmien / meines gesellen / meyn ich ewer gnaden meiner gnädigen frauwen unverborgen sein / von dem an / als er ein junger knab in diß Hertzogthumb kummen ist / er sich so eerlich gehalten hat / das in mein Gnädiger Herr Ritter geschlagen / der selb edel und theür Held / yetzůmal mit einer schwären krankheyt beladen ist / von wölchem ich aler erst kummen bin / und in in schwären dancken hab laßen ligen / der selbig mein edler und lieber gsell / mich so seer erbarmet / das ich ye hab wöllen wissen / wo mit im doch von sollicher kranckheyt zů helffen wär / unnd wohar im doch soliche kranckheyt entsprungen / nach langem meinem bitten / mir sein hertz gantz geoffnet / und kundt gethon / das er im endtlich hatt fürgenomen / eesterben / dann solche sein kranckheyt zů offnen / dieweil ich in aber unser trew / so wir ye und ye zů samen getragen hand / ermanet hab / ichs grüntlich von im bericht worden binn / und ist solliches sein endtliche meynung / wo ewer gnad so demütig sein wolt / und selbs persönlich zů im käm / er gantz frölich und gesundt von seiner kranckheyt auffston wolt / wo im aber eüwer hilff und drost entzogen / er im gäntzlich fürgenumen hat zů sterben. Dann im sunst von keynem menschen / hilff / oder drost zů ston mag. Deßhalb ich ewer gnad von wegen deß ellenden / drostlosen Ritters betten wil / ir so demütig wöllen sein / und in seiner schweren kranckheyt heymsůchen / harumb ich ewer gnaden versprechen und geloben wil / das Galmy der ellend Ritter / in keynen (so ewer zucht und eer / verletzung bringen möcht) ewer gnaden begeren thůt / alleyn sich in allen züchten und eeren / in ewer gnaden schirm ergeben wil» / die Hertzogin nit wol antwurt auff des Edelmans red geben kundt / dann sye vermeynt vileicht ein betrug oder falsch darin verborgen läg / ein kleyn stillschweigen thet / doch zů letst mit sollichen worten anfieng zů reden. «Friderich / ich meyn nit von nöten sein / mein härkummen unnd wirdigen stot / in dem ich bin zů erzölen / meyn auch mein gůter limůt sich nie gemindert hab / sich auch (ob Gott wil) nimmer mer mindern sol / darumb mir nit füglich sein wil / ewerem begeren nach zů kummen / ich wiß dann gewißlich / in was meynung der Ritter nach mir schicken thet / wie ir mir erzalt hand / seiner kranckheyt halb / mir warlichen leyd ist / und wo ich im mit eeren helffen oder rhaten kündt / ich mich nymmer saumen wolt. Wo aber Galmy der Ritter etwas der uneeren an mich můten oder langen wolt / er mich in grossen ungnaden gegen im finden würd. Auch alle die / so hilff / rhat oder dath darzů thäten / wiewol ich sölich vertrewens nicht zů im hab / dann so lang ich in erkant / allzeit für ein züchtigen und schamhafftigen Jüngling gehalten hab. Dem sey aber wie im wöll / will ich dannocht die ursach seines niderkummens erfaren / unnd was yhn zů solicher schnellen kranckheyt bewegt / von im vernemen.» Friderich der Hertzogin red wol verstanden hatt / anfieng weiters mit ir zů reden. «Aller Gnädigste fraw» / sprach er / «ewer Gnaden ein bottschafft (so ewern Eeren schädlich sein möcht) zů bringen / sey weit von mir. Dann mein aller Gnädigster Herr solichs umb mich nye beschult hat / darumb ich ee den todt leiden wolt. Aber ich weyß meinen freündtlichen lieben brůder inn solicher züchtigen liebe gen eüch entzündt / das im leyd wer / solt er args oder übels gegen ewer Gnad gedencken / ich geschweig zů thůn. Hierumb / die sach on alle sorg geschehen / und zůgon mag» / die Hertzogin nit lenger verziehen wolt / den Ritter zů drösten / «Friderich» / sprach sie / «Ich bin bereyt mit allem fleiß Galmien dem Ritter / mein hilff und drost zů beweisen. Derhalben ich von stund an mich zů im in sein gemach fügen will / wo anders die sach nach ewerem anbringen geschaffen ist / daran ich dann keyn zweiffel mer trag. Darumb ich willig bereyt binn / den ellenden Ritter in seiner schweren kranckheyt zů drösten.» Der edel Friderich der Hertzogin grossen danck saget / ir theür und hoch versprach / die sach nit anderst wer / dann wie er ir anzeyget / von der Hertzogin urlob nam / von dannen schied. Die Hertzogin ein kleyn weil bey iren Junckfrawen in dem garten beleiben thet / die ding ye mer und mer zů hertzen nam / in ir selb gedencken ward. ‹Ach Gott was ursacht doch dißen jungen Ritter / also umb meinet willen inn ein solche kranckheyt zů kummen› / offt hin und her die sach erwegen ward. Zů letst ir Junckfrawen manet mit ir zů gon / sich schnell zů deß Ritters kamer füget / mit züchten anklopffet / die thür bald auffgieng. Die Hertzogin / wie Friderich gesagt / den Ritter also onmechtig ligen fand.

Wie die Hertzogin mit iren Junckfrawen den Ritter Galmien heymsůchet / in auff seinem betth ligen findet / Und wie der Ritter von der Hertzogin gedröst ward.
Das IIII. Capitel.

DIe Hertzogin als sye yetz von dem ansehen deß Ritters / wol vernemen kundt / das Friderich nit anderst dann die warheyt mit ir geret hat / ein groß beduren mit dem Ritter haben ward / im freüntlichen zůsprach und grüsset. «Meyn Edler Ritter» / sprach die Hertzogin / «Gott wolt ich eüch in eyner andern gestalt eüwers leibs halben heymsůchen solt / die weyl aber Gott und das glück / die ding ye also schicken und haben wöllen / sond irs mit gedult vertragen / und eüch nit also in ein verzagnüß kummen lassen. Mich hat ewer getreüwer Friderich bericht / wie das ir eüch fürsetzen und meynen eüch nit geholffen werden mög / durch keinerley artzney / Das sey weit von eüch / dann fürwar sond ir mir glauben / mein Herr kein gůt an eüch würt lassen erwinden. Dann ir im nit der unwerdest diener an seinem hoffe seind.» Galmy der Ritter / vor scham und freüden / ein eynigs wort nit reden mocht / ein semlichs die Hertzogin wol verston kundt / wol marckt der Ritter ein scheühens ab iren Junckfrauwen hätt / zůhandt die beyden junckfrawen / mit sampt deß Ritters knaben / in ir gemach schicken thet. Als sie sich nun aller einig bey dem Ritter vernam / anfieng auff soliche meynung mit im zů reden. «Galmy mein lieber freündt / mit was bekümmernüß ist ewer mannliches hertz beladen / ich bitt eüch wöllendt mir das zu wissen thůn.» Galmy der Ritter die Hertzogin mit eynem grossen seüfftzen anblicket / zůhand seine augen under sich schlagen thet / ein einiges wort nit reden mocht. Die Hertzogin stillschweigen deß Ritters antwurt wartet. Als sye aber keyn wort von im vernemen mocht / die grosse scham und forcht an im bedencken thet / die red seines gesellen erst bedencken was / die er dann mit ir in dem garten geredt hat. Die Hertzogin mit milter und niderer stimme anfieng / «Mein edler Ritter / ich bitt / die ursach deiner kranckheyt zů öffnen / dann ich dir mit geneygtem willen bereyt bin zů helffen / hab auch eins theyls / ursach / deiner kranckheyt genůgsam vom Friderichen deinem gesellen verstanden / darumb biß gedröst / und stand frölich uff / dann ich dich von dißem tag an / für meinen liebsten Ritter haben wil.» Galmy der ellend und betrübt Ritter / an der Hertzogin worten wol abnemen mocht / das sein trewer gesell Friderich / sein bottschafft nach dem fleissigsten geendt / und der Hertzogin alle ding zů wissen was / hierumb er ir gar nichts mer verhalten wolt / anfieng also zů antwurten. «Wie mag ich armer ellender Ritter (Aller Gnädigste Hertzogin) ymmer vergelten / der grossen gůtthat unnd gnaden / so mir heüt von eüch beschicht / mich also in meinem leiden heymsůchen / mich mit solchen freüntlichen worten drösten / und das noch mer ist / mich halb todt von meinem leiden erquicken / eüch aber / aller Gnädigste Hertzogin / zů antwurten auff ewer erste frag / mir gantz unmüglich ist / Got wolt müglich wär / ir in mein hertz sehen möchten / warlichen bericht und ursach / meiner kranckheyt erfaren würdend.» Die Hertzogin wol verstůnd an deß Ritters worten / das er ir sein leyd nit eroffnen würd / dann in ein unmenschliche forchtsame freüd umbgeben hat / welche im nit gestatten wolt / weiter mit ir zů reden. Die Hertzogin wider anhůb / «Galmy» sprach sye / «du solt wissen / das mir die ursach deiner kranckheyt unverborgen ist / darumb du wol frölich on alle sorg mit mir reden magst. Friderich dein treüwer freündt mir alle ding zů wissen gethan hatt / mich deines kummers gantz grüntlich berichtet. Dann ich unlang mit zweyen meinen Junckfrawen in unserm garten spacieren / die hitz der sunnen / under die lustigen beüm fliehen thet / mich unnd mein Junckfrawen / eynig inn dem schönen garten sein vermeynt / hin und har in dem Garten die edlen frücht beschawen was. In solchem sehen ich Friderichen gegen mir aller schamrot kummen sich / wol an im verstůnd / in grosser schrecken umbgeben hat / zů letst sich erholet / mit zaghaffter stimm begert / ich im ein eerliche bottschafft abnemmen wolt. Als ich ein wenig yetz von meinen Junckfrawen gangen was / bey eynem schönen unnd külen brunnen / den Jüngling zů mir sitzen schůff / mit begirigem hertzen sein bottschafft begert zů vernemen / nach solchem meim begeren / der edel Friderich / mir deine kranckheyt zů wissen thet / auch genůgsam zů versten gab / was dich zů solicher kranckheyt gefürdert het / mit grossem bitten an mich langt / ich dich in deiner schweren kranckheyt heymsůchen unnd trösten wolt / das ich im versprach und zůsagt / so bald mir die zeit das vergünnen / ich mich schnell zů dir fügen wolt. Als nun Friderich urlob von mir nam / ich nit lang / mit meinen beyden Junckfrawen in dem garten beleiben thet / dann mich dein edle gestalt seer erbarmet / und dieweil ye dein meynung wär / dir von nyemandts anderst / dann mir / geholffen werden möcht / hab ich mich eylens zů dir gefügt / damit dein Edler leib nit lang in solchen gedancken mit seüfftzen und klagen gepeiniget würd. Dieweil ich doch verstanden hab / du mich nicht anderst / dann in züchten und eeren liebhabest / und alleyn meines drostes begeren thůst / so bin ich hie Edler Ritter dich zů drösten / stand auff und sůch bey andren deinen gesellen kürtzweil und freüd / unnd schlag auß deinem gemüt alle sorg unnd schmertzen.» Der Ritter grosse freüd von der Hertzogin red empfieng / nit mer sorg hat / mit ir zů reden / mit frölicher stim anfieng / und sprach. «Gnädige fraw mein / dieweil ich verstand / eüch mein trewer brůder mein anligen gantz entdeckt hat / ist mir nit müglich eüch solichs zů bergen. Ir sond wissen aller liebste Fraw / das mich ewer zucht und schöne / so gäntzlich gefangen hat / das mir nit müglich ist / deren in keynen weg widerstand zů thůn / mir solche heymliche liebe an mein hertz geleyt / das ich gäntzlich mich verwegen hat zů sterben / unnd keyns andren drosts noch hilff wertig gewesen bin / biß mich mein freündtlicher lieber brůder und gesell da hin bewegt hat / mit seinem freündtlichen bitten / das ich im mein liebe gegen eüch geoffnet hab / und wie eüch mein gesell angezeygt / nimmer anderst an mir spüren sollen / so lang mir Got mein leben erstrecken thůt.» Die Hertzogin dem Ritter antwurt gab und sprach / «Mein außerwölter Ritter / deiner liebe ich mich nit genůg verwundren mag / wo har doch semliche kumme / mir verborgen ist / bitt dich aber umb solcher liebe willen / mir den ursprung deins liebhabens zů verston geben wöllest» / der Ritter antwurt und sprach. «Aller liebste Fraw mein / eüch ist unverborgen / als mein Gnädiger Fürst und Herr / vergangen zweyen Monaten / eüwer gnaden zů gefallen ein schön jagen angefangen / und aber in solchen unwegsamen gebürgen / darin nit on sorg zů reiten was / ir von ewerem zelter absassen / zů fůß die rauhen weg für eüch namen / als ich aber eüwer Gnad mit sampt ewerm frauwen zymmer also gon sach / mich ein sorg anfiel / wo eüwer Gnaden etwas widerfaren / wir all einen ungnädigen Hertzogen und herren haben würden. Ab von meim pferdt saß / meinem knecht solchs befelhen thet / den weg durch die reühe mit eüch zů fůß gieng / als ich mich aber gantz eynig bey ewer Gnaden und irem Frawen zymmer finden thet / mich grosse scham übergab / nicht wissen mocht / ob ich mein hertz noch in mir hatt / mit fleiß eüwern schimpflichen worten zů höret / ewer schöne unnd züchtigen geberd bedencken ward / in solchen gedancken / ein sorgliche unwegsame steyg antraffen / darüber nit wol müglich on mercklichen schaden zů kummen was / also das ich mich besorgt darüber zů gon / andre weite umbweg sůchen wolt / deren aber keiner müglich was zů kommen / wölchs mich ewer halben in mercklichs leyd bringen thet / als aber eüwer Gnad sollichen verzagten willen an mir speüret / mich ansprach / so ich die sorg beston / ir mir all in gmeyn nachfolgen wolten / mich also schamrot machten / zůstundt die sorg bestan thett / als ich aber in halbem weg was / mich ewer gnad wider zů ruck berüffet / an mich begeret / eüch bey der hand hinüber zů füren / dem ich also mit geneygtem willen volg gab / so bald aber ewer schöne weisse hand / inn die mein verschlossen ward / augenblicklich mich ein brinnender flamm umb mein hertz entzünden thet / und von solchem tag an / die liebe sich in mir stätigs gemeret / und so krefftigklich zůgenummen / das mir nit müglich ist / euch die zů erzalen / hab doch mit grossen sorgen mein lieb gegen eüch aller welt unwissen getragen / hardurch ich in ein solche harte und schwäre kranckheyt kummen bin / davon mich dann keyn mensch dann ir hett mügen entledigen. Dieweil mir aber Gott und das glück günstig geweßt / eüch mein liebste fraw zů mir geschafft zů kummen / ich frölicher (dann Mann auff erden nye geboren) sein will / und mein langwirigs trauren / gantz hindan setzen» / «das thů» / sprach die Hertzogin / frölich «Edler Ritter / und biß getröst / das ich dich von dem tag an liebhaben wil / in gleichem / wie du mich dann liebhast / und zů einem waren zeychen nimm hin disen ring / den trag von meint wegen zů einem zeychen warer und rechter liebe.» Die zeit aber kam / das die Junckfrawen irem befelch nach / schier kummen solten / die Hertzogin gůt bedunckt / ein abscheyd von dem Ritter zů nemmen / also sprach. «Mein aller liebster Galmy / uns wil nit lenger gezymmen / bey einander zů bleiben / deßhalben ich ein freündlich urlob von dir beger» / im ir schneweisse hand bieten thet. Was grosser freüd der Ritter von der Hertzogin drost hat / ich den jenen zů ermessen gib / so sich in liebe geübt / und deren underworffen gewesen seind / ich nit glaub / in grösser freüd zů hett mügen ston / dieweyl das / so er ob aller welt lieb hat (und das noch mer was) die von der liebe wegen / er im gäntzlich für hat genummen zů sterben / also in seiner kranckheyt drösten thet / und in als / einen halb gestorbnen / von dem todt erquicket / Das laß ich also ein yeden nach seinem verstandt urteylen / und kumm wider an den Ritter. Die Hertzogin also mit urlob von im gescheyden was / die kammer nach ir beschlossen hat / der Ritter sich in seinem hertzen größlich erfrewen thet / vil gedencken nach der Hertzogin hat / zů im selbs sprach / ‹Wie Galmy / woltest dich lenger inn disen schweren gedancken bekümmern / dieweil doch der drost / welchen du vilfeltig empfangen / dich nach allem deinem willen gedröstet hat / und du doch nie nit anderst / dann sölichs drostes begert hast. Fürwar dir nit gezymmen will / lengeren kummer zů tragen / stand auff / nach der Edlen Hertzogin rhat / unnd ergetze dich mit andern freüden / dann in solchem jämerlichen klagen und trauren / wie du biß har gethon hast.› Mit solchem gedencken auff stůnd / seine kleyder anzoch / sich aller frisch und gesund befinden thet / mit grossen freüden stätigs seines gesellen wartet / in im selbs gedacht / ‹ach / mein Friderich wie mag dir mein freüd so gar verborgen sein / möchtest du wissen wie mich alle sorg / schmertz / und angst / so gar verlassen het / du ungezweiffelt / dich nit saumen würdest / schnell unnd bald freüd mit mir zů haben bereyt wärest› / mit solchen und dergleichen gedancken / sein reitbůb an der kamer klopfft / köstlich confeckt und latwergen von der Hertzogin Junckfrauwen empfangen hat / seinem Herren die überantwurtet / Als bald der Ritter sollichs von dem bůben empfieng / in schnell nach seinem gesellen schicken thet / damit er frölich und wol zů můt mit im / als seinem liebsten freünd sein möcht.

Wie die Hertzogin von dem Ritter gangen was / er gantz frölich unnd wol zůmůt / nach Friderichen seinem gesellen schicket / damit er im seiner freüd theylhafftig machen thet / was grossen freüden sye beyd mit eynander hatten.
Das V. Capittel.

FRiderich der frumm und getrew Edelman / nach dem er von der Hertzogin in dem garten urlob genommen hat / in sein gemach gieng / uff sein beth niderlag / offt wunscht / die hertzogin irem verheyssen nach zů kommen / gern zů seinem gesellen gangen wär / aber sollichs underlassen thet / stätiges in sorgen stůnd / die Hertzogin noch nit bey im gewesen wer / und er in noch in solchen schweren gedancken finden würd / wie er also in fliegenden gedancken lag / deß Ritters bůb frevelich an der kamer thüren klopffet / Friderich bald auffschloß / ab des knaben zůkunfft grossen schrecken empfieng / in zůhand fragen thet / wie es umb den Ritter stünd / ob er noch an seinem beth läg / der bůb im frölich antwurt gab / «neyn» sprach er / «als ich jüngst von im gangen bin / er in hosen unnd wammas sich gantz scharpff nestlen thet / mit frölichem angesicht sich erzeyget.» Friderich ab des bůben red nit wenig freüd empfieng / da er hort seinen gesellen seiner kranckheyt entladen / mit freüden zů dem ritter gieng. Als er in ansach / mit lachendem mundt / also sprach. «Fürwar mich grosse freüd umbgibt / so ich dich mein aller liebster Galmy / in solcher gestalt vor mir sich / der du doch heüt morgen gar ein verkerte / erschrockene gestalt an dich genummen hattest / was glückhafftigen artzets dich davon entlediget hat / mir verborgen ist / bitt dich aber (damit so mir ein solche kranckheyt zůstünd) mir disen artzet anzeygen wöllest / bey dem ich auch so krefftige artzney (als du) finden möcht.» Galmy das gespöt seines gesellen wol leiden mocht / dieweil er im so treülich sein fleiß angewent / damit er die Hertzogin verschafft hat zů im zů kommen / mit eim wenig schamrotem angsicht / also anfieng Fridrich zů antworten. «Die ursach meines nider kummens liebster freünd mein / dir nit verborgen ist / meyn auch du gůt wissen tragst / wardurch ich wider zů meinen verlornen krefften kummen bin / derhalben on not ist / dir solchen artzet anzůzeygen. Damit du aber wissest / wie dem sey / so sag ich / das alle ding nach meinem und deinem begeren geschehen ist / und hab alleyn darumb nach dir gsant / damit du dich mit mir / als ein brůder mit dem andren erfreyen mügest / will dir aber zů aller vordrist mit höchstem fleiß deiner treülichen lieb und dienst gedanckt haben / das du dich so eilens bereyt hast meinem willen ein genügen zů thůn / bit dich auch mein aller liebster Friderich mich nymmer sparen wöllest / und mich hinfürter dir ein getreüwer diener lassen sein / ja ob ich schon mein leben daran strecken solt / mich nymmer mer unwillig finden würst» / Friderich seinen gesellen nit länger wolt lassen reden / also anhůb. «Galmy» sprach der Edelman / «solche vilfeltige eerbietung nit not ist / dieweil ich dich doch nye anderst dann eynen brůder und nit als eynen gesellen gespürt hab / harumb ich mich allweg alles gůten zů dir / als zů meim besten freündt versehen hab / sollichs vertrewen ich biß in ewigkeyt zů dir setzen will / Solt auch nit wunder haben / das ich mich so fleissig in deinem dienste geschickt hab / dann mich die liebe / so ich allwegen zů dir getragen / das gelert hat / dieweil ich dich mit sollichem schmertzen beladen sach / dann warlichen der für ein rechten und trewen freünd erkent würdt / wölcher in nöten (und nit alleyn dieweil es im glücklich gat) bey eym bleibet / was freüd oder kurtzweil möcht ich on dich gehaben / mir nit müglich wär / ein solchen treüwen gesellen zů bekummen / Darumb mein ausserwölter freündt und gesell mein / ich dir heüt versprechen will / inn keynen nöten nymmer mer zů weichen / sollich vertrawen ich auch vestiglichen zů dir hab / und haben wil / dieweil ich leb.» Galmy seinem gesellen fleissigen danck saget / im dergleichen freüntschafft unnd treüw versprechen thet. Nun wolt ich gern hören ob man zů unsern zeiten auch der gesellen finden möcht / deren ich warlich nicht vil gesehen hab / ich sprich größlich zů verwundren wär / wo man solcher brüder (ich geschweig zweyer / so eynander gantz nichts verwant seind) finden solt / wiewol ich glaub trew und gerecht gesellen funden werden mügen / aber sunder zweyffel fast wenig / deren so sich in soliche gfor / gegen eynander (als dise zwen gethon) verpflichten würden / hye bey wend wirs lassen bleiben / und wider von disen zweyen trewen gesellen sagen / was gůten rhats Friderich seinem gesellen geben thett / «Mein aller liebster Galmy ich wil dich biten dieweil die sach also weit kummen ist / wöllest meinen rhat ein kleyn gehorchen und zů gůtem annemen / das so ich dir freüntlicher und treüwer meynung rhaten wil / hab dafür / dir mer nutz dann schadens darauß bekummen soll. Du weyst mein aller liebster Galmy / bas dann ich dir erzölen kan / mit was gwalt die liebe gegen denen / so sich ir underwürflich machen / herschen thůt / also wo sye überhand nympt / das gesicht und gehör dermassen verblent und verstopfft / das der liebhaber oder liebhaberin / sich vor irem schaden nit fürsehen mügen / es sey dann wißliche vorbetrachtung bey inen beyden. Hierumb mein Galmy / du dich wißlich inn den orden der liebe schicken wöllest / zů hertzen fassen und gedencken / was grossen schmertzens dir entgegen gon würd / wo du das kum überkummen / leichtlich verlieren würdest / was grossen leidens dir zů ston würd / wo du die (so du ob aller welt liebhast) sehen würdest etwas kummers durch deinent willen leiden / warlich deinem ersten leiden vergleichen würd / Ja vil mer leyds haben würdest / dann ee du liebe von ir empfangen hettest. Nimm zů eynem spiegel Eurialum / und sein aller liebste Lucretia / bedenck was grossen schmertzens in beyden irs abscheydts halben zů stůnd / starb nit die Edel Lucretia in der schoß irer můter / da sye vernam das ir Eurialus von ir gescheyden / und sye keyn hoffnung mer hat in zů sehen. Was volgt der herrlichen und dapffern Frawen Sigismunda (die do was eyns Hertzogen dochter auß Sallorn) als sye vernam iren Gwisgardum von iren wegen den todt gelitten haben / ja nit anderst dann mit weynenden augen ob seinem todten hertzen (wölche ir von Tancredo irem vatter zůgeschickt) iren Edlen geyst auffgeben thet / deren beyspil ich dir noch vil anzeygen wolt / Mich aber nit von nöten sein bedunckt / ich weyß dich in allen dingen fürbeträchtlich sein / darumb ich acht / dich in disen auch nit saumen werdest / und auch von not wegen sein můß. Hastu angefangen liebzůhaben / so gedenck und tracht nun fürthin / wie du dich glimpflich in den orden der liebe schicken wöllest / damit du dich gegen nyemants argwenig erzeygest. Ist dir (wie ich glaub) die Hertzogin also von gantzem hertzen lieb / so gedenck das du das lieb nit beleydigest / du můst mir alhie an disem ort selbs gewunnen geben / wiewol du der Hertzogin in keynen unerlichen sachen liebe dreyst. Wer wolt dich aber in sollichen entschuldigen / fürwar ich glaub so bald mein gnädiger Herr ein wenig argwenig würd / er dich an seinem hoff nit bleiben ließ / wo anderst dir nit ander unrhů darauß folgen und zůston würd / ich geschweig der schmach so meiner Gnädigen Frawen darauß erwachsen / das dich dann mer / dann alles dein leiden krencken würd / hast du sye anderst / in waren und rechten treüwen lieb. Hierumb mein aller liebster Galmy und getrewer freünd / wölst ingedenck sein / was ich hie in freüntlicher meynung mit dir reden thů.» Der Ritter die red seines gesellen wol verstanden het / «uff mein trew / Friderich» / sprach der Ritter / «dein red mich nit wenig gedencken macht / wil sye auch mit fleiß in mein hertz schreiben und wol behalten / dir auch nach meinem höchsten vermügen volgen / und deines trewen rhats pflegen / auch danck ich dir sollcher treüwen und brüderlichen warnung / wölche auß dem rechten brunnen warer freüntschafft fleüsset / bitt auch dich mich inn deiner treüwen hůt halten wöllest / wo du mich in eynicherley weg sehen würdest / mich zů vil oder zů wenig thůn oder lassen / mir ein trewer freündt und brůder sein wöllest / dann ich dir bekennen můß / die liebe blind und on alle hůt wandren / wo man ir nit mit fleiß den zaum gleich wie eynem freüdigen jungen gaul halten thůt / sye der wind in all weg bewegen mag / hin und har in vil grosser gefärligkeyt werffen thůt / es sey dann der segel deß unbedachten gemüts nider gelassen / unnd der ancker deß fürsehenen schadens / ingelassen / mich aber nit wenig wundren umbgeben hat / dieweil ich dich mit keyner lieb beladen sich / wohar dir solche wissenliche ding (denen so die gebrauchen) zů erfaren zůgstanden seyen» / Friderich sprach zů dem jungen Ritter / «das mich keyn liebe nie gfangen hat / ich zům wenigsten klag / wo aber ich dahin über kurtz oder lang kummen solt / ich ewigklichen klagen müßt / wil mich auch mit höchstem fleiß underston davor zů bewaren / so ich aber ye dahin kummen solt / ich meiner vorigen red nachkummen wolt» / mit disen unnd andern vilerley warnungen / dise zwen den tag biß zů dem obent vertreiben theten / so lang die zeit des nachtmals kummen was. Galmy nach vil gůter speiß unnd tranck schicken thet / die beden getreüwen gesellen das nachtmal mit eynander namen / dann der Ritter den selben tag nit auß seinem gemach gon wolt. Als nun die zwen mit vil kurtzweiligen und lieblichen worten das nachtmal volbracht hatten / des Ritters reitbůb den tisch auffhůb / Der Ritter mit sampt Friderichen anfiengen / das schoch zů ziehen / damit sye den obend mit freüden zů end bringen möchten / Als sich nu die sonn mit irem klaren schein hinder die hohen gipffel der berg verbergen thet / und yetz die külen lüfft all schönen grünen anger und beüm durchweheten / die zwen Edlen Jüngling durch verborgene weg inn den obgedachten schönen garten spacieren giengen / vil und mancherley zů red wurden / der Ritter der Hertzogin zů mermalen gedencken thett / also inn dem grünen Garten biß inn die finster nacht ir zeit vertriben.

Wie die beyden Herren von eynander schieden / zů betth sich niderlegten / ir rhů namen / biß an den morgen / die nacht mit süssem schlaff vertriben.
Das VI. Capittel.

DIe zwen Edlen und getrewen gsellen / den tag also mit einander vertriben / biß die finster nacht yetzundt den gantzen erdkreyß überzogen hat / urlob von einander namen / beyd zů beth giengen / Galmy der Ritter / der Hertzogin schöne / lang bedencken ward / biß das in ein süsser und rüwiger schlaff umbgeben thet / offt gewünscht hat / im die Hertzogin in seinem schlaff fürkummen solt. Als im dann begegnet / da der Ritter yetz gantz entschlaffen was / im ein süsser und freüdenreicher traum fürkam. Dann in gantz eygentlich bedaucht / die Hertzogin (frölicher dann er sye vor nye mer gesehen hat) zů im käm / in von newem drösten thet / mit lieblichen und freündtlichen worten / im ir liebe zů erkennen gab / Darab er merckliche freüd empfieng / in gedaucht / wie er der Hertzogin antwurt geb / auff solche meynung. «Aller gnädigste liebste fraw mein / ir sond wissen das mich ewer dugentlich gemüt / so größlich erfrewen thůt / das mir ymmer müglich zů trauren oder klagen. Dann so ich bedenck die gůtthat so mir von ewer Gnaden in meinem ellend beschehen / wie möcht ich ymmermer traurig werden. Ir hand mich auß einem brinnenden feür / in ein lustbaren külen schatten gefürt / ir hand mir die band / damit mein drostloß hertz gebunden was / mit ewerem süssen und edlen drost auffgelößet. Was soll ich sagen / jo mich / der yetzt mer dann halb todt / wider zů meinen kräfften und leben gebracht.» Die Hertzogin dem Ritter antwurt / «Galmy» sprach sye / «dein Edle wolgestalte jugendt (welche mit mannheyt und schöne hoch begabt ist) deß und noch mer drost wirdig ist» / mit solichen worten / die Hertzogin den Ritter umbfahen thet / mit frölichem angesicht von im schyed / in dem sein schlaff sich endet / der Ritter umb sich nach der Hertzogin sehen ward. Aber nyemandt dann sich alleyn in der kamer befand / ein wenig unmůtig ward / zů im selbs sprach / ‹Wer mag doch mich also mit einer falschen freüd betrogen haben› / offt wünscht der Hertzogin auch solicher schein fürkummen sein / die nacht also biß an den morgen ungeschlaffen vertriben thet. Als nun der new tag mit dem süssen gesang der nachtgallen verkündet ward / der Ritter von seinem beth auff stůnd / ser verlangen nach seinem gesellen hat / wann der auff stünd / damit sye ir kurtzweil mit einander haben möchten / lang an seinem kamerladen (welcher in einen lustigen garten gieng) dem gesang der vögel zůhören thet / Die liechtscheinendt sunn yetz in alle höhe anfieng auff zů stigen / Galmy nit lenger warten mocht / zů seines gesellen schlaffkamer gieng / in uffwecket / welchen er noch hart schlaffen fand / Friderich uffstůnd / wunder hat / wer in doch so frü von seinem schlaff uffweckt / Zů hand die kamer uff schloß / seines gsellen sichtig ward / mit lachendem mund in empfieng / Der Ritter im ein gůten morgen wünschet / Friderich im freündtlich dancket / und zů im sprach / «Ach mein liebster Galmy / mit was ernstlichen geschäfften bist du beladen / die dich also frü von deinem schlaff aufferwecken thünd» / Galmy seinem gsellen antwurt und sprach / «Dich soll nicht wunder nemen / mein Friderich / das ich dich also frü von deinem schlaff aufferweckt hab / mich aber warlich in vier stunden keyn schlaff mer angefochten hat» / Im damit den traum / so im fürkummen was / zů wissen thet. Friderich fast güttigklichen anfieng zů lachen / «Galmy» / sprach Friderich / «Fürwar der orden der liebe also gefundiert ist / das er weder tag oder nacht nimmer růgen mag. Dann die liebhaber und liebhaberin die angeporen weiß an inen hand / ob schon alle sach nach allem irem gefallen zů end gon / noch mag sich leichtlich etwas ynreissen / dadurch sye in selbs ein unrüwiges hertz machen. Dann wo eins für das ander gadt / sich nit gleich frölich erzeyget / von stund an das ander sorg und schmertz umbgeben thůt / yetz gedenckt es / seinem lieb etwas widertrieß begegnet sein / oder meynt vileicht sein lieb zorn gegen in tragen / dann gedenckst die klaffer dich gegen deinem lieben verschwatzt haben. In solchen gedancken dein zeit stätig in sorg und angst / vertreiben můst. Sichst du dein lieb zů zeiten mit eim anderen reden / du stätig sorgen thůst / sye dein umb eynes anderen willen vergessen werd. Hierumb / mein Galmy / gib dich nur willig in solche gefenckniß / unnd band / Dann wilt du ye der liebe underworffen sein / du zů fordrest solche bürden uff dich laden můst / und dich under semlich joch willig begeben / keyn arbeyt / keyn mye / keyn schlaff würdt dir zů schwer noch lieb sein / sunder einem leib eygnen knecht geleich underworffen. Darumb ich mich dann / dieweil ich leb / vor solicher schweren dienstbarkeyt hüten und bewaren will / Gott wolt du solichem joch auch nit underwürflich wärest.» Galmy der Ritter mit fleyß seinem gesellen zů horchet / im mit ernstlichen gedancken nachtrachten ward. Doch auff ein solche meynung anfieng mit dem Edelman zů reden. «Mein aller liebster Friderich / wiß das ich nit zů kleynem gedanck annim dein freüntliche und getrewe warnung. Aber unmüglich ist deinen fůßstapffen nach zů folgen / wo sich anderst dein leben deinen yetzgesagten worten vergleichen thůt / so hast du warlich keyn liebe nie empfunden. Darumb du mir dann nymmer glauben magst. Wie mag doch der (so in keyner fortun auff dem Meer nye gewesen ist) den yhenen / so mit grosser gfor den wallen deß meers mit sorg und angst endtrunnen seind / gelauben. Hierumb mein aller liebster brůder und freündt / ich dich (umb aller freündtschafft unnd liebe willen / so wir zůsamen tragen) bitten will / mich nit mer von solchem meinem fürnemen underston wöllest zů wenden / Dieweil du doch sichst und spürst / dich zů spat kummen sein / zů solcher warnung / fürwar mich nichts dann der todt / von meinem fürnemen und angefangner liebe bringen würt / und ob schon (deß ich mich doch keyns wegs versehen thů) die Hertzogin / ir trew und liebe von mir keren würdt / Ich doch / alle weil ich mein seel in meinem leib het / nit uffhören wolt / sye lieb zů haben. Darumb mein aller liebster Friderich nicht wölst underston / mich von solcher liebe ab zů wenden / sunder mir mit höchstem fleiß / deinen rhat darzů geben / damit ich meiner aller liebsten Hertzogin / nach irem willen und gefallen / dienen müg.» Friderich das anligen seines Gesellen wol ermessen kundt / also sprach / «Nit gedenck mein liebster Galmy / ich soliche wort reden thüg / darumb / das du deiner lieben Hertzogin vergessen solt / alleyn darumb / das du dich nach allem deinem vermügen / darin schicken mügest / das dein angefangne lieb / einen rechten und festen grundt bekummen mög. Ich wil auch sunder zweyffel / nit minder trachten (dann du) wo mit du dich in waren und rechten dienst der liebe schicken und richten mügest.» Galmy dem Edelman fleissigen danck sagt / umb solchs erbeyten. Nach sollichem und mancherley gesprech / die zeit des morgen mals kummen was / Die beyden gesellen mit nander gen hoff giengen / das morgen mal nach ordnung und irer gewonheyt nemen thetten / wie ir dann naher hören werdt.

Wie die beyden jungen Herren mit einander gen hoff gond / das morgen mal nemen / und wie sich mengklich ab dem Ritter verwunderen ward.
Das VII. Capitel.

DA nun die beyden Herren und getrewen gsellen gen hoff kummen waren / und das gantz hoffgesind aber gůt wissen von des Ritters kranckheyt tragen thet / mengklich groß verwundren darab nam / und in sunders ettlich ander jung Edel leüt / wölche dann ein groß mißfallen ab der beder / gůten und getreüwen gselschafft hatten / Und namlich einer under inen / der was genandt Wernhardt / ein neydiger / verginstiger mensch. Dem selben sunderlich angelegen was / wie er zů wegen bringen möcht / damit Galmy und Friderich / mit eynander zertragen würden / aber alles umbsunst was. Dann die freündtschafft der beden getrewen gesellen / der massen ingewurtzlet hat / das sye nit leichtlich außgerotten möcht werden. Als nu die bösen und argen neydler / die beden gsellen gen hoff kummen sahen / Wernhardt sich zů seinen mithälern fügen thet / unnd also sprach / «Sehendt ir nit / mein aller liebsten gsellen und gůten günner / mit was betrug der schantlich ungetrew Schott umbgon thůt? Hat er sich nit den gestrigen tag einer kranckheyt nidergelegt und angenummen / sehen doch ob nit sein alte farb / noch in seinem angesicht sich erzeygen thü. Hiebey wol abzůnemen ist / mit was betrug unnd falschen listen / er sich behelffen thůt. Noch wil in dannocht unser Gnädigster Herr gantz empor tragen / ir werden sehen mein aller liebsten gesellen / wo er länger an dem hoff wonen und beleiben sol / in der Hertzog warlichen groß machen würt / und in mit eynem reylichen ampt begaben / Dann müssen wir dahinden (wie wol wir alle inn unsers Gnädigen Herren land ertzogen und geboren seind) beliben / und sehen den ungetreüwen Schotten über uns herschen. Fürwar sollichs mich fast bekümmert / und nimpt mich größlich wunder / wie ir alle so wenig darzů mügen reden / ir sehen das er sich aller geselschafft gegen uns entschlecht / und sich keynes (dann Friderichen) des jungen Edelmans annemen thůt / Das macht / er im in allen dingen gewunnen und recht gibt / und auch eben ein semlich falsch hertz tragen thůt / als der Ritter.» Einer under disen genant Heynrich / wölcher den beyden jungen Herren auch gůts gündt / anfieng. «Mein lieber Wernhard laß dich nit wundern / ab des Ritters kranckheyt / dann ir wissend all / mit was blödigkeyt das menschlich leben umbgeben ist / also das wir nit eyner stunden sicher sein mügen / uns widerwertige fäl begegnen / nimpt eüch wunder ab eynem tag / so dem Ritter etwas kranckheyt zůgstanden ist / begibt es sich nit zům offtern mal / das ein / ein stund mer beleydiget / dann die ander zůstat / wer weyßt / was im anliget. Hierumb mein liebster Wernhard / underlaß solliche red / du hassest den Ritter / umb das er von unserm Gnädigen Herren liebgehalten ist. Warumb schickendt wir unser dienst nit auch in des Hertzogen gefallen? was? mögen wir uns besser achten? das wir hie in Britanien erzogen / unnd er ein Schott bürtig ist / findt man nit gůt und böß an allen enden? Ja in allen landen und nationen / wer gůts thůt / und gerechtigkeyt lieb hat / zů loben ist / er sey wo har er wöll. Als vil mir der Ritter bekant ist / und ich umb in gewont hab / ich nie keyn ungerechts an im gespürt / deßgleich nie an im eynichen neid oder haß gegen eüwer keym befunden / Weyß in auch / der treüw / wo er eynem / meines Gnädigen Herren diener / vor schaden sein möcht / er sein leib daran strecken würd / solche trew und freüntschafft ich zů mermalen an im gespürt hab. Ist eüch nit ingedenck? als er mit unserem Gnädigen Herrn in Irrland / in einem harten streyt gewesen ist / das er im sein leben von der feind hand erlößt hat / dann als ich von unserm Herren selb verstanden unnd gehört hab / wo in Galmy nit mit seiner wörlichen hand zů hilff kummen wer / er von den feinden erlegt und todt geschlagen worden wär. Wie möcht dann mein Gnädiger Herr solcher trew ymmermer an im vergessen. Darumb mein Wernhard / nit haß den / so billich gelobt sol werden / und alles lobs wirdig ist» / Mit disen worten Heynrich sein red enden thet. Wernhard sich nit versehen hat / das yemants under in allen sein solt / so Galmien dem Ritter gůts günnet / Derhalb er gantz schamrot vor Heynrichen ston můst / dorfft auch keyner nichts dazů reden / dieweil in allen unverborgen was / die liebe / so der Hertzog zů dem Ritter tragen thett. Wernhard stillschweigen gewelt het / er des Ritters nye gedacht oder von im gesagt het. In dem yetz der Hertzog mit sampt seinen Rhäten kummen war / die Taffel diener wasser auff die händ gaben / man yetz zů tisch nider saß / das mal mit freüden volbrachten. Wie aber dem Hertzogen den vergangnen tag des Ritters kranckheyt zů wissen worden was / und im sein auffkummen noch verborgen war / Sicht der Hertzog von ungschicht den Ritter bey anderen Herren mit frölichem angesicht sitzen / nit wissen mocht / ob ers wer / oder nit / Mit auffgerichtem haupt Galmien dem Ritter zů sprach / und im mit seinem namen rüffet. Galmy von scham gäntzlich in seinem angesicht errötet / uff stůnd / mit züchten dem Hertzogen anwurt gab / «Auff mein trew» / sprach der Hertzog / «Galmy / den gestrigen tag du mir etwas kummers bracht hast / aber dein yetzig gstalt mich wider erfrewet / die weil ich dich wider in gůter und frölicher gestalt sehen thů» / Dise red von dem Hertzogen von mengklich gehört ward / die neidler groß mißfallen darab namen / und in sunders Wernhard / dem die sach gar mißfallen thet / seine gesellen stätigs ansach / mit mancherley gedancken den ymbiß zů endt bracht. Als nun das mal sich gantz geendet hatt / die tisch auffgehaben wurden / yederman von dannen gieng. Der falsch Wernhard nit rhůgen thet / stätig understůnd zů gedencken / damit er Galmien den frummen und theüren Ritter gegen allem hoffgesindt vertragen möcht / solcher sein falscher und böser fundt / bey ettlichen statt fand / aber an vilen nit verfahen wolt / solcher neid dem Hertzogen durch eynen seinen diener zů wissen ward / kleynen gefallen darab nemen thet / in im selb gedacht / ,Wo har mag doch solcher neid und haß erwachsen / Nun weyß ich doch Galmien eines sollichen tugendtlichen gemüts / das er nyemants sunder groß ursachen beleydigen thůt›? Der Hertzog im fürnam still darzů zů schweigen / und acht haben / wölchen er an solchem handel (als den rechten sächer) ergriff / er in darumb straffen wolt / im auch fürnam den Ritter mer umb sich zů haben / dann nye / als er dann thet / Dann der Hertzog mit fleiß den Ritter wo er ritt oder gieng / für all ander seiner diener und hoffgesinds zů im nam / dardurch der neid seiner widersächer ye mer und mer sich meret und zůnam / dorfft sich aber keyner eyniches unwillens gegen im annemmen. Diß alles dem frummen Ritter verborgen was / so lang er aller sach zů letst von dem obgedachten Heynrichen underricht ward und treülich von im gewarnet / dem nach der Ritter acht nam / all ir weiß und geberd erwegen thet / wol verstůnd / das im Heynrich die warheyt gsagt hat / sich so fast er mocht / vor in hüten thet / und seinem gesellen sollichs auch zů erkennen gab / die ursach sollichs neids nit wissen mocht / offt willen hat / sye darfür zů bitten / wölchs im aber Friderich allzeit widerriet / dem er allzeit treülichen volget.

Wie der Hertzog mit sampt etlichen seiner diener in Franckreich auff ein Turnier reit / und wie Galmy der Ritter das best auff dem stechen gewan und davon bracht.
Das VIII. Capitel.

NUn hand ir wol verstanden / den neid und haß / so mit dem Edlen und theüren Ritter gebraucht ward / umb alle unschuldt / dardurch der Hertzog bewegt ward / dem Ritter mer gůts dann vor zů beweisen. Nit lang darnach sich begab / der Hertzog / etlicher geschefft halben / inn Franckreich reiten wolt / dahin vil mächtiger / Fürsten unnd Herren auff einen tag kummen solten. Der Künig von Franckreich umb kurtzweil willen ein stechen angricht hat / und etliche kleynot / do / zů gewinnen außgeben hat / damit die Ritter und Edlen so mit irem Herren dahin kämen / ir kurtzweil auch haben möchten. Der Hertzog von Britanien mit eynem wolgerüsten zeüg in Franckreich kam / Under den auch Galmy der Ritter nit der unachtbarest was / wölchen der Hertzog auch mit im dahin bracht hat / Wie wol dem Ritter ein solche reyß schwer was / noch dorfft er keyns wegs der gleichen thůn / im auch nach mals groß preiß unnd Eer dardurch zůstůnd / also das er nit gewölt het / er daheymen beliben wär / und wie wol er so ein verren weg von seiner aller liebsten Hertzogin was / noch dannocht / sye stätigs in dem spiegel seines hertzen beschawen thet / Nit minder die Hertzogin groß verlangen nach irem Ritter hat / stätigs wunscht den tag kummen / an dem sye iren lieben Ritter sehen möcht. Als nun der Hertzog mit sampt anderen Mechtigen Herren inn Franckreich kummen was / und yetz den merern theyl irer geschefft zů gůtem end bracht hatten / Alle frölich und wol zů můt waren / mancherley freüd und kurtzweil anfahen thetten / Under andren der Künig etlich kleynot außgab / umb wölche die Edlen Herren / Ritter unnd knecht kurtzweilen möchten / wölcher dann under in allen / drey tag nach eynander den preiß vor mengklich behalten würd / solt das best zů vordrest gewunnen haben / und ye darnach der nächst nach im die ander und drit gab gewunnen haben solt. Der ursach halben sich mancher freüd etwas da vermeynt zů erholen. Galmy der Ritter von solchem stechen und kurtzweil auch vernummen hat / zů einem seiner mitgsellen sagt / «Auff mein eydt / so mir mein Gnädiger herr vergünnen wil / ich auch mein heyl hie in Franckreich sůchen sol.» Zů hant sich zů seinem herren füget / also sprach. «Aller Gnädigster Herr / wo mir eüwer Fürstlich gnad erlauben wolt / ich fürwar mein bests auch auff disem stechen wolt understan / und versůchen / ob mir das glück bystendig sein wolt.» Dem hertzogen die red des Ritters fast wol gefallen thet / «warlich Galmy» / sprach der Hertzog / «ich dir fast gern darzů helffen und rhaten wil / und so sichs begeb / du lützel oder vil gegewinnen thätest / ich dir noch halb so vil darzů vereren wil / solt auch nach dem reichlichsten zůgerüst werden / als wol als einer uff disen turnier erscheinet.» Dem Ritter die red große freüd bracht / zůhand der hertzog gebot / im das best pferdt / so er da hatt / gemustert werden solt / im auch ein schönen stech zeüg verordnet / zů bringen / und in nach allem dem so im notwendig was versorget. Als aber etlich seiner gsellen von dem oben gemelt ist / sollichs horten / grosse freüd empfiengen / in hoffnung waren / der Ritter solt zů schanden werden / das aber Gott / und sein mannlich hertz fürkummen thet / und ward in ir wil und anschlag gantz widersinns außgan / Dann den sye meynten / schand da in zů legen / die gröst eer erwerben thet.
Diß lassen wir also ston / unnd sagendt hinfürter von Galmien dem Ritter / der sich nach aller notdurfft außrüsten ließ / Der Hertzog im ein mächtigen gaul verordnet / wölcher mer bey sollichem schimpff gewesen was / so was Galmy der Ritter / ein mächtiger Held seins leibs / starck von glidern / Also / was er traff / zů grund gan můst. Do nun der tag kummen was / die schrancken uffgeschlagen / und die Eernholten yetz an das ort yederman nach dem er geadlet was verordneten / darnach mengklichen die ordnung des Turniers oder stechens zů wissen thetten / yegklichem in sunderheyt verbieten / Das keyner keyn neidstuck / gegen dem andren gebrauchen solt. Also den tag das stechen mit freüden angfangen ward. Da sach man manchen stoltzen mann zů roß das best thůn. Galmy der Ritter mit züchten auch auff die ban geritten kam / von nyemands dann dem Hertzogen und seinen dienern erkant ward / alles volck so umb die schrancken stůnd / gemeynklich auffsehen uff in hat / Sein schöner wandel und mannlich gemüt / nit zů erzalen was. Als nun Galmy der Ritter von mengklichem gesehen ward / unnd vor allen anderen gelobt / ein hochmütiger Ritter grossen verdruß darab nam. Der was an des Hertzogen hoff von Burgund / der selbig Ritter sich schnell zů Galmien füget / ein ritt oder drey mit im zů thůn begeret / also sprach. «Ritter von wannen ir seind / mir verborgen ist / Weyß auch ewers namens nit / darumb ir aber nit an mich zürnen wöllen / und mich meiner bitt geweren / mir ewern nammen / als eynem gůten Ritter offnen» / Galmy / in wölchem keyn zorn nit was / mit tugendtlichen worten dem Ritter antwurt gab / «Ich hab nie Edler Ritter mich meines namens und harkummens beschampt / wölchs ich mich heüt zů tag nit schamen wil / Galmy ist mein nam / ein geborner Schott / und bin an dem hoff meins aller Gnädigsten Fürsten und Herren / des Hertzogen uß Britanien / wölchem ich yetz bey sechzehen Jaren gedienet hab» / «Auff mein eydt» sprach der Burgunder / «ir dunckend mich ein stoltzer und küner mann sein / derhalb ich an eüch beger / ir wölt ein ritt oder drey mit mir thůn / dann ich meinem Herren versprochen hab / Dem Hertzogen von Burgundien der erst und manlichest Held / so mir heüt zů gesicht kummet / mit dem wil ich mein heyl versůchen» / Galmy der Ritter mit lachendem mundt dem Ritter antwurt gab / «ir mügen Edler Ritter wol abnemen / mich nit umbsunst harkummen / dann fürwar wo ich mich eynes mans entsessen het / ich solchen ritt underwegen gelassen haben wolt. Darumb mein bitt an eüch langt / ir wöllend eüch uff das fürderlichst darzů richten / dann ich eüch nach allem ewerm willen begegnen wil» / mit sollichen worten der Burgundisch Ritter / zů end der schrancken reyt / zůhand die trummeter anfiengen uff zů blasen / die zwen mannlichen helden mit inglegten starcken speren zůsamen ranten / eynander mannlichen traffen / die beyden sper in die lüfft inn stucken schicken theten / aber unbeweglich / als zwo muren / beyde sitzen beliben / dann ir keynem an stercke noch mannheyt nichts manglen thet / alle umbstender grosses verwundern ab dem mannlichen ritt unnd starcken stössen hatten. Die beyden Ritter von allem volck gelobt wurden. Der hertzog uß Britanien seinem Ritter mit fleiß zů sach / ein grosse freüd seinet halben an seinem hertzen hatt. Nit minder der Hertzog von Burgund / yeder hoffnung hatt / der sein dem andren obligen würd / Die widerwertigen neidler aber Galmien dem Ritter sollicher Eeren vergünneten.

Wie Galmy der Ritter in Franckreich auff einem Turnier den preiß behielt / und die best gab darvon bracht.
Das IX. Capitel.

ALs nun die zwen mannlichen Helden / eynander des ersten Ritts so mannlich und Ritterlichen troffen haten / beyde wider zů end der schrancken geritten waren / mit anderen speren und glenen versehen wurden / Von newem zůsamen ritten / beyd eynander mit solchen kräfften treffen theten / das ir beyder roß zů hauffen giengen / doch die so gschwind wider auffmusterten / das sye unverruckt in irem sattel bliben / zůhand wider zů end der schrancken kamen / sich nit lang saumpten / wider zůsamen ranten / iren beyden rossen die sporen gaben / eyn ander so ungestümigklich traffen / in dem der Burgunner die schantz übersah / das er hinder seinem gaul auff der erden auff stůnd / Wiewol Galmien dem Ritter das fallen nit weyt waß / noch erholt er sich auff seinem gaul / das er darauff sitzen belyb. Als nun der Hertzog von Britanien soliche mannheyt und geschickligkeyt sach / an Galmien seinem Ritter / groß freüd davon empfahen thet / vermeynen die andre seine diener nit minder freüd davon haben solten / Wernhard aber mit seiner geselschafft ein groß mißfallen darab nam. Das alles dem frummen Ritter gantz verborgen was / dann sie dergleichen thetten / als hätten sye ein grosse freüd darab. Als nun den tag mancher weydlicher unnd mannlicher Ritter sein bests thet / nyemandts was / der Galmien des Ritters mer begeret / Dann er den Burgunner dermossen empfangen hat / das mencklich ein schühens ab im nam / Der tag also zů end kam / das der Ritter Galmy in gůten rhůgen belyb. Als nun der tag und das stechen sich mit einander geendet hatten / yederman in sein verordnete herberg reyten thet / Galmy / als er von dem Hertzogen gesehen ward / der Hertzog freündtlichen zů im sprach / «,Galmy / dein dapfferkeyt / mir nit wenig freüd uff den heütigen tag bracht hat / als ich dich mit mannlichem und unverzagtem gemüt / also auff der ban das best thůn sach / Verhoff wo du dich die künfftigen zwen tag dermassen brauchen werdest / Wir nit kleyn eer und lob uß Franckreich bringen wöllen.» Der Ritter dem Hertzogen antwurt gab. «Aller Gnädigister Herr / ich nit minder hoffnung hab / den morndrigen tag den preiß von mengklich zů erlangen / Dann heüt / wo mir anderst das glück nit in widerwertigem fal begegnen thůt / ich mein stercke nach meinem vermügen brauchen will.» Nit lang nach solcher red / der Hertzog mit sampt seinem volck zů tisch saß / das nachtmol mit grossen freüden volbringen theten / Galmy der Ritter zůnechst bey dem Hertzogen sitzen můst / das selbig seine gesellen so im widerwertig waren / nit wenig vertriessen thet / aber nit dergleichen dorfften thůn / sich gemeynlich erzeygten / als hetten sye ein groß wolgefallen daran. Als nun des anderen tags yetz die zeit widerkummen was / das man sich zů dem stechen rüsten solt / alle die so sich den vordren tag gebraucht hatten / wider uff der ban erscheinen / Der Ritter wölchem Galmy den vordren tag angesigt hat / derselb hat einen diener wölcher von geburt nit Edel was / yedoch eynes hochtragenden gemüts / dem selben die schmach seines Herren seer verdriessen thet / das in Galmy der Ritter den vordern tag so seüberlich von seinem sattel gehebt hat / seinem Herren dem Burgundischen Ritter versprechen thet / er nit sein diener sein wolt / er hett sich dann seinenthalben an Galmien dem Ritter gerochen / und in von seinem pfert gerant. Diser diener aber nit wissen mocht / mit was geschicklicheyt und stercke Galmy der Ritter begabet was / er sunder zweyffel sunst sein verheyssen gespart hette. Als nu Galmy des andren tags uff die ban kummen was / der gůt man sein bald warnam / zů im in den schrancken geritten kam / auff solche weiß mit im anfieng zů reden. «Ritter» sprach er / «ir hand auff den gestrigen tag meinen Herren erlegt / das mir dann größlich mißfallen thůt / aber wo ir meiner bitt ein genügen wöllen thůn / auch ein abentheür mit mir beston müssen.» Dem Ritter Galmien wenig an solcher anmůtung gelegen was / zů des Ritters knecht also sprach. «Das deinem Herren den vordren tag von mir begegnet ist / du gewißlich von mir warten solt / mit gantzem geneygtem willen ich dich deiner bitt geweren wil / darumb du dich schnell bereyten solt / deinem fürnemen nach zů kummen» / mit disen worten sye beyd von eynander ritten. Als sye nun ire speren nach aller notdurfft zů handen genummen hatten / der Ritter mit frölichem hertzen des Burgunders knecht begegnet in solicher maß / das im den ersten ritt schier zů eng auff seinem gaul gewesen wer / in wol halb gerewen was / das er dem Ritter ein solche anmůtung gethon hat / doch schand halben nimmer abston mocht / seinem anmůten nachkummen můßt. Den andren ritt mit verzagtem můt dem Ritter entgegen kam / wölcher in so unseüberlich empfieng / das man in halb todt hynder seinem pferdt aufflösen můßt / und also onmechtig uß den schranken tragen. Also der gůt gesell der beder ritt so wol vernügt ward / das er des dritten nit begeren thet. Als nu Galmy der Ritter mit disem aber so unzüchtig umbgangen was / sich nyemants des selben tags mer an in reiben wolt. Die zwen tag also mit fünff ritten den preiß behalten thet. Die nacht sich yetz genehert hat / das sich alls volck zů dem nachtymbiß schicket. Galmy die nacht ein jar lang sein meynet / also groß begird hat er dem stechen ein end zů geben. Als nu die nacht vergangen was / und yetz der dritt tag kummen war / an wölchem alle ding zů end bracht werden solt / und nun der morgen ymbiß volbracht ward / menigklich erst wol gerüst erscheinen thet / ein yeder vermeynt den letsten tag erst preiß zů erlangen. Do ward erst mannlich stechen von Ritter und knechten gesehen / Galmy sich erst fast dummeln ward / wölcher im der nächst zů gesicht kam / der ward von im zů der erden gerant / wölcher do baß mocht / der thet baß. Do ward keyn sundre ordnung mer gbraucht / biß durch des Künigs befelch / solichs abgestelt ward. Nun was auch do ein Frantzösischer Graff / wölcher nit minder preiß die andren zwen vergangen tag erlangt het / dann Galmy der Ritter / der selb Graff erfaren hat / wie das Galmy in gleichem rhům gegen im stünd / dardurch er dann geursacht ward ein anmůtung an in zů thůn / als dann geschach. Damit ichs aber bekürtz / die beden manlichen Helden mit löwen můt gegen eynander ranten / beyde roß und man zů hauffen fallen theten / doch keyner keynen sattel raumet / Die beyden pferdt schnell wider auff iren füssen stůnden. Den anderen ritt zůsamen thetten / ire beyden sper zů stucken ranten / zůhand in andre sper verordnet wurden / uff ein newes treffen theten. Galmy der Ritter erst alle sein mannheyt und kunst brauchet / den Graven von seinem gaul zů der erden rennet. Als bald der Hertzog solchs ersach / grosse freüd sein hertz umbgeben thet / wol gedacht / im fürthin keyner keyn schaden meer thůn würd. Galmy der Ritter auff eynem ort der schrancken warten thett / so yemants sein begeren würd / er im zů willen werden wolt / Aber keyner under in allen sich an in setzen dorfft. Der Künig selbs persönlich die ding gesehen hat / groß verwunderen ab dem Ritter nam. «Ich meyn» / sprach der Künig / «das diser Ritter uff seinen gaul gewachsen sey / das im die beyden vergangnen und auch den heütigen tag nyemants zů kummen mag. Fürwar er hat sich Ritterlich auff dem stechen gehalten / im würdt auch von rechts wegen das best zů getheylt.» Der tag / wölcher dann was der letst tag / an dem alle ding vollendt werden solt / yetz auch schon dahin was / das nyemandt kummen thet / so Galmien des Ritters begeret. Als nun das stechen sich gäntzlich geent hat / die frembden Herren gemeynklich in ir herberg ritten / die yhenen / so zů dem stechen verordnet waren / als richter / yederman in sein herberg schůffen zů reiten. Auch alle die so gestochen hetten / in ir herberg reiten solten / man würd den nechst künfftigen tag eim yeden / so etwas gewunnen het / reülichen begaben. Als nu yederman in sein herberg gezogen was / das nachtmal mit grossen freüden genummen ward / der Hertzog den Ritter gegen mengklich loben thet. Als nu dem nachtmal ein end geben ward / und yetz die finstern wolcken den liechtscheinenden tag gantz begraben hatten / mengklich zů rhů und beth gon thet / Die nacht mit süssem schlaff verzerten / und yetz der new tag wider kummen was. Galmy der Ritter mit grossen freüden uffstůnd / offt gedacht. ‹Ach Gott / wer es doch müglich meiner Gnädigen Frawen / mein glück zů wissen / so mir in Franckreich zůgstanden ist / Ich weyß sye sunder zweyffel / grosse freüd darab nemen und haben würd. Ach du mein liebster Fridrich / möcht ich dir solchs kunt thůn / du dich nit saumen würdest / sunder sollichs meiner aller liebsten Frawen anzeygen.› O Galmy du nit unrecht begeren thetst / dann so lang die Hertzogin nichts von dir vernemen mocht / stätig grosse sorg deinthalben tragen thet / offt nach Friderichen seim gesellen schickt / in von Galmien fragt / ob im nichts von im zů wissen wer / Friderich nit sagen kunt / zůletst also sprach. «Ach mein aller Gnädigste Fraw / Meynend ir (wo mein liebster gsell mir etwas zů wissen thet / oder empieten würd) ob er nit zůvor ewer gnad freüntliche grüß zů senden würd / ja sunder zweyffel er ewer nye vergessen hat.» Die Hertzogin sprach / «mein lieber Fridrich / du solt mir glauben / wie wol mich die erbarkeyt dahin weißt / das ich meinen gnädigen herren / als meinen elichen gmahel vor aller welt lieb hab / auch mein trew und eer an im nye gebrochen / noch hat mich Galmy mit seiner züchtigen lieb dermassen gefangen / das ich nit wol wissen mag / wölcher mir under inen beden der liebst sey / fürwar keyn nacht nye vergangen ist / Seydher mein Herr Galmien mit im inn Franckreich genummen hatt / mir der Ritter so gantz eygentlich in meinem schlaff fürkummen ist / das bey weylen mich nit dunckt / wie ich schlieff / sunder in mit offnen augen ansach / Fürwar mein eygen hertz mir solichs seyt / das es meinem lieben Ritter etwas grosses leyds oder aber merckliche freüd zů gestanden sey.» Friderich sprach / «Das wöll Got nit / ich hoff wir wöllend in bald frisch und gesund all hye in Britanien sehen / und grosse freüd von im nemen.» «Das wöll Got» / sprach die Hertzogin / «Aber / mich warlich nit wenig verwundern thůt / das uns der Ritter so gar nichts entpeütet» / «Hertzogin» / sprach Friderich / «er sollichs warlichen durch des besten willen underlasset.» Nun wöllend wir die Hertzogin und den Edelman ir gesprech mit eynander lassen treiben / und sagen / wölcher maß die gaben auff dem stechen in Franckreich auß getheylt worden seind. Als nun die zeit kummen was / Die richter so zů dem Turnier des ersten verordnet waren worden / des mit willen des Künigs eins wurden / Das sye Galmien dem Ritter das best zů theylen wolten / und nachgends dem Grafen / so zů letst mit im gestochen hat / die nechst gab nach dem Ritter haben solt. Die dritt gab ward bracht eynem jungen Edelman auß Franckreich.

Wie Galmien dem Ritter drey kleynot / so er auff dem Franckreichischen stechen gewunnen hat / bracht wurden.
Das X. Capittel.

ALs nun Galmien das best bracht ward / Von ungeschicht der Hertzog mit sampt seinem volck zůgegen stůnd / die / so im die köstlich gab (wölches dann was ein schöne ketten / ein halsband / und ein kostlicher ring / mit eynem edlen steyn versetzt) brachten / zů dem Ritter kamen. «Nemment hin» (sprach der Herolt / so dise kleynot trůg) «Edler Ritter / die gab so ir die drey vergangnen tag mit ewer mannlichen hand gewunnen haben / Wölche eüch mein aller gnädigster Künig befohlen hat zů bringen.» Der Ritter mit züchtigen geberden dise gaben von dem Herolten empfahen thet / also sprach / «Fürwar solcher reülicher kleynot ich durch keynerley weg verdienet hab. Dieweil aber / ein Kron uß Franckreich / mir solche schicken thůt / ich sye mit grossem danck annemen wil» / mit solchen und mancherley züchtigen worten und reverentz / der Ritter die kleynot zů seinen händen nam / sye seinem Herren überantwurten thet. Der Hertzog die kostlichen ketten in ansehen seins volcks / dem Ritter an seinen halß hencket / und im auch das halsband umblegt / also sprach. «Fürwar Galmy du billich und von rechts wegen solche kleynot an deinem leib dreyst / die du mit deiner mannlichen hand ritterlichen gewunnen und erlangt hast. Darzů will ich dir / so bald wir in Britanien kummen / geben / was ich dir versprochen hab. Du solt auch solche kleynot auß Franckreich / an deinem halß offentlich füren / allen denen zů gfallen / so vermeynt hand / solche kleynot uß Franckreich zů bringen» / Der Ritter sich gantz willig gegen dem Hertzogen erzeyget. Nun werdt ir hye genůg von dem stechen gesagt han / dann mich nit von nöten sein bedunckt vil darvon zů schreiben / deß / so sich nit mit Galmien dem hertzhafften Ritter begeben hat. Wend auch also die Frantzosen die andren kleynot / nach dem sye ein yeder verdient hat / tragen und überantwurten lassen / und weiter von Galmien dem Ritter sagen. Ir hand gehört / mit was reülichen gaben der Edel Ritter verert ward / und wie grosse freüd der Hertzog selbs darvon empfieng / Die neidigen und verbünstigen hertzen aber / im der eeren gantz vergünnen thetten / doch sich keyner anderst erzeygen thet / dann wäre im sunderlich grosse freüd darvon begegnet / wie wol im dannocht etliche under deß Hertzogen volck / der eeren günneten. Aber die / wölchen es die aller gröst freüd bracht het / nichts davon mochten wissen. O Edle Hertzogin / wie mag eüch die freüd und das glück ewers aller liebsten Ritters so gantz und gar verborgen sein / warumb seind ir nit von hertzen schlagen / alle sorg seint halben / und erfröwend eüch mit dem / deß hertz ir zů aller zeit und alle tag bey eüch handt. Deßgleichen Fridrich sag mir / was bekümmert dich / das sich dein angesicht nimme frölich erzeygen will / verbinst du deinem gsellen / das er solch groß lob und Eer erlangt hat. Neyn sunder zweyffel / so eüch beyden wissen wer / das das glück / sich so gäntzlich / in aller miltigkeyt / gegen dem Ritter erzeygen thet / ewer freüd sunder zweyffel sich größlichen meren würd. Hie von gnůg geredt sey. Als nun der Hertzog und ander Fürsten iren geschefften / gentzlich ein end gemacht hatten / sich menklich rüsten thet. Damit sye wider yegklicher in sein land reiten möcht. Der Hertzog sich auch fürderlich darzů bereyten ward / wie ir dann nachmals hören und vernemmen werdt.

Wie sich der Hertzog rüstet / unnd wider inn Britanien reiten thůt / Und wie es im darnach ergieng.
Das XI. Capitel.

DO nun die zeit kam / das mencklich verricht was. Alle Fürsten und Herren sich bereyteten und zů rüsten / den nächsten weg wider heym zů reiten. Als nu der Hertzog auß Britanien sich mit seinem volck zů gerist hat / zů hand dennechsten in Britanien reiten thet / gůt wetter erreycht hatten / deßhalb sie auch gůter weg zů reiten / dest ee heym fürdert / dann er in kurtzer zeit auß Franckreich in Britanien geritten kam. Als nun der Hertzog etlich tagreißen noch hat (gen Vannes / do er dann hoff hielt) schicket er einen von seinen dienern voranhy / sein zůkunfft zů verkünden. Die Hertzogin so bald sye innen ward / schnell nach dem botten schicket / in aller sach halben fragen thet / wie es umb iren Herren stünd? «Wol» sprach der bott / «dann ich in frölich am vordren tag gelassen hab / als ich von im geritten binn» / «Wie stat es aber» (sprach die Hertzogin) «umb seine diener / kummend sye all / wie sye mit meinem Herren außgritten seind?» «Gnädige Fraw» / sprach der bot / «sye seind all frölich und wol zůmůt / Dann Galmy der ritter / drey schöner köstlicher kleynot in franckreich uff eynem stechen gewunnen hat / und solchs für die best gab (als der / so das best gethon) von dannen gefürt.» Die Hertzogin die red so bald nit vernummen hatt / als ir geblüt sich von grossen freüden empören thet / ir hertz von grossen freüden sich auffbeümet / Zůhandt dem botten urlob gab / und im empfalch / so bald er Fridrichen finden möcht / solt er in schnell zů ir heissen kummen / Der bott von der Hertzogin schyed / nach Friderichen dem edelman gieng / in schnell zů der Hertzogin kummen schůff. Welcher / als ein gehorsamer erscheinen thet / So bald die Hertzogin sein ansichtig ward / ir angesicht vor freüden sich empferbet / «Friderich» / sprach die Hertzogin / «Frew dich mit mir / dann unser liebster Ritter biß morn zů nacht hie sein würt / Welcher / grossen lob wirdigen handel bestanden hatt / Dann er yetzmals inn Franckreich drey schöner kleynot mit stechen gewunnen und auch den preiß vor menglich behalten / also das im die drey kleynot zůgeteylt / für die best gab worden seind.» Nun bedarff nyemandts fragen / was grosser freüden Friderichen zůgestanden sey / do er solche eerliche bottschafft vom seinem aller liebsten gsellen vernemen ward. Dann er in / wie ir offt gehört hand / nit für einen gsellen / sunder einen brůder zů allen zeiten hielt. Die Hertzogin und der Jüngling mancherley frölich gesprech mit eynander von deß Ritters wegen hatten. Zů letst der Edelman urlob nam / sich mit sampt andren edlen bereyt / dem Hertzogen entgegen zů reiten. Der Marschalck / wölcher dann allen gewalt an dem hoff und in dem gantzen land getragen hat / in deß Hertzogen abwesen / der selbig mit sampt den jungen Edelleüten entgegen dem Hertzogen reiten thet / sich noch deßselbigen tags auff machten / den weg fürsich namen / Die nacht so weit sye mochten reitten. Des anderen tages früüauffwaren / den überblibenen weg mit freüden erstreckten / so lang biß das sye dem Hertzogen begegneten. Der Marschalck den Hertzogen mit frölichem angesicht empfahen thett. Der Hertzog den Marschalck zůstund fragt / wie es umb sein fraw stünd / ob sie frisch und wol zů můt wer / dem der Marschalck nichts dann alles gůts verjehen thet / im auch nit dann alles so dem Hertzogen gefallet / von seinem land und leüten sagen was. Dise lassen wir also hinreiten / und sagen fürthin von der Hertzogin / die daheymen bliben / Auch Friderichen dem Edelman bey ir zů bleiben erbetten hat / damit sye sich mit im deß Ritters halb ersprechen möcht / vilerley zů red wurden. Die Hertzogin mit sampt irem Frawen zymmer / und Fridrichen / uff einen hohen thurn giengen / damit sie von verren sehen mocht / wann ir Herr und Galmy der Ritter dahar kämen reiten. Als es nun gegen der Vesper ward / so blicket die Hertzogin von ungeschicht gegen einem grünen wald / So ersicht sie ein hellen und liechten blitzenden schein / dann die sunn iren glast in die schönen und balierten harnasch oder kreyß vermischet. Die Hertzogin zůhand abnam / solchs ires Herren volck sein würd / Vor grossen freüden kummerlichen ston mocht / bald Friderichen zů ir rüffet / im die ding selbs anzeygt / wölcher von stund an erkant / seins Herren volck sein würd. Die Hertzogin mit sampt den andern ab dem hohen thurn steigen thetten / sye sich mit sampt irem Frawen zimmer nach dem köstlichsten zierten / des Hertzogen zůkunfft zů erwarten. Nit lang darnach / der hertzog mit sampt seinem volck geritten kam / die Hertzogin mit iren Junckfrauwen vor dem palast stůnd / den Hertzogen mit freüntlichen und lieblichen worten empfahen thet. Zům nechsten nach dem Hertzogen der Ritter Galmy ritt / wölchen die Hertzogin mit frölichem angsicht ansach / doch keyn wort zů im sprechen dorfft / Was grosser freüden die zwey liebhabenden menschen umbgab / nit zů beschriben ist. Der Ritter der Hertzogin manchen lieblichen blick gab / gern mit ir und sye mit im geredt hette / aber beyde das durch glimpffs willen underliessen. In dem Friderich kam / seinen freündtlichen und lieben gesellen mit grossen freüden empfahen thet. Galmy zů hand von seinem gsellen begert mit im zů gon / seinem bůben sein pferdt befalch. Er unnd Friderich mit eynander giengen / in den lustigen und schönen garten von dem doben gesagt ist. Der Ritter Friderichen aller sachen halben fraget / grosse freüd ab seiner red empfieng / als er vernam die Hertzogin sein also gedacht haben / und das sye so bald erfaren hat / wie es im inn Franckreich gangen was. Also ein gůte zeit bey eynander spacieren ir zeit vertriben. Zů letst der Ritter inn sein gemach gieng / sich erst abziehen thet / und andre kleyder anlegt. Fridrich und Galmy mit eynander gen hoff giengen / dann die zeit des nacht ymbiß yetz vorhanden was. Der hertzog aber größlich von Galmien rümet / wie er sich so mannlich in Franckreich gehalten het / dardurch dann aber grosser neid und haß under seinen widersächern endtston thet. Wie ir dann naher hören werdt.

Wie die Hertzogin den andren tag nach Galmien dem Ritter schicket / in empfacht und was freündtlichen gesprech sye mit nander hatten / wie nachstot.
Das XII. Capitel.

ALs nu der ander tag mit frölichem gesang der edlen vögel an den hymel brach / Der Ritter mit freüden auffstůnd / zů Friderichen kam / mit eynander spacieren ritten / in den grünen angern unnd wälden / manchen süssen unnd lieblichen thon von der wunnsamen drosteln vernamen / auch grosse freüd ab den lustbaren Blümelein namen / wölche mit mancher farben gekleydt und geziert waren. In solchem reiten und spacieren / Galmy nichts anders dann von seiner liebsten Hertzogin reden thet / ein grosse freüd hat / das im sein gsell von der Hertzogin saget / wie sye so offt seinethalben nach im geschickt hat / und also treülich nach im gefragt / und alzeit sorg für in getragen / mit solcher red und kurtzweiligem gsprech sye die zeit lang vertriben / Zů letst Friderich seinen gsellen fraget / wie er sich uff dem stechen in Franckreich gehalten hett / das im der Ritter von anfang erkläret / im auch die drey kleynot in irem werdt anzeyget. Als nun Friderich verstůnd von seinem gsellen / das er so ein köstlichen ring mit eynem solchen köstlichen steyn versetzt / gewunnen hat / er zů dem Ritter sprach. «Mein liebster Galmy ich dich bitt mir an disem ort volgen wöllest / und meinem rhat gehorchen / wo mich das glück mit einem solchen schönen bůlen begabt het / und mir nachgands ein solch kleynot zůstünd / deren du nun zůmal drey gewunnen hast / ich wolt das treülich mit ir theylen / ich sag dir / wo du meiner Gnädigen Frawen den ring / von wölchem du mir yetz gesagt hast / geben würst / sye in warlich für ein grosse freüd annemen würt.» Galmy der Ritter zůhandt seinem gesellen antwurt. «Mein Friderich / was darffst mich also zů bitten / nun magst du doch wol wissen / das ich zů gfallen meiner liebsten Frawen / so es müglich / und ir ein gefallen wer / ich meines eygnen hertzen in meinem leib nit verschonen wolt / ir das willigklichen geben / wiewol ich (wo du mich nit gemant hettest) ich warlichen nye daran gedacht het / aber Gott wolt ich wißt mein gnädige und aller liebste Fraw ein gefallen darab het / ich ir warlich dise drey kleynot alle geben wolt.» «Mit nichten» sprach Friderich. «Die Hertzogin so vil köstlicher gaben keyns wegs begeren thet. Darumb on not ist / solche reüliche kleynot der Hertzogin zů geben / dann sye ir gantz nit umb der köstligkeyt willen achtet / sunder alleyn von liebe wegen / die für lieb und werd halten würd.» Mit diesen worten sie yetzundt der statt naheten / yetz die zeit kam / das man das mal nemen solt. Nach dem solches volbracht ward / Die Hertzogin mit iren zweyen Junckfrawen in iren garten / nach irer gewonheyt spacieren gieng / so bald sye in den garten kummen was / zůhand / ein irer kamer bůben nach Galmien dem Ritter schicken thet / wölchen der knab noch zůhoff fandt / bey Friderichen seinem gesellen ston / hand zů im gieng / «Edler Ritter» / sprach der knab / «es hat mich mein Gnädige fraw zů eüch gschickt / laßt eüch sagen / das ir schnell zů ir kummen in iren garten / dann sye mit eüch etwas zů reden hab.» Der Ritter nit wenig freüd ab solicher bottschafft empfahen thet / sich von stund mit sampt seinen gesellen in den grünen garten zů der Hertzogin füget. So bald die hertzogin des Ritters zůkunfft vernemmen ward / als ir geblüt inn freüden erbrinnen thet / ir schne weisse hand dem Ritter in die sein hand verschlossen ward / also zů im sprach. «Edler Ritter / ir sond mir wilkum sein auß einem frembden land / sagend uns was news bringt ir uns auß Franckreich? Wie gefallend eüch die Franckreichischen weiblin?» Der Ritter vor grosser freüd / der Hertzogin nit wol antwurt geben kundt / doch zůletst der hertzogin antwurt. «Aller Gnädigste Fraw / ewern Gnaden vil newer mer zů sagen / deren seind mir nicht vil wissen. Aber das mich eüwer Gnad fragen thůt von schönen frawen / deren hab ich warlich kein acht gehabt.» «Wie?» sprach die Hertzogin / «Mein lieber Galmy / ich hab eüch doch ye und allweg für einen getrewen und rechten frawen diener gehalten / und sagendt / ir keyn acht auff sye haben» / mit solichen worten die Hertzogin den Ritter bey seiner hand nam / sye mit im zirckels weyß in dem garten spacieren gieng / erst anfieng uff semliche meynung mit im zů reden. «Ach mein aller liebster Ritter / wie hast du an deinem hertzen mügen haben / das du so lang deinen aller liebsten Fridrichen und mich / hie in Britanien gelassen hast / und uns keynerley botschafft / wie es doch umb dich stand / zů wissen gethon / Wie hastu mich / die dich ob aller welt lieb hat / in solchem sehnen und verlangen mügen lassen / nun meyn ich doch / ich dir für allen anderen weiben lieb sein / so anderst sich dein hertz nit erst in Franckreich verkert hatt. Warlich solt mir glauben / Mich vil sorg und angst deinenthalben in deinem abwesen umbgeben hat / Dann keyn nacht vergangen ist / du mir in meinem schlaff yetz frölich / dann traurig erscheinen thettest. Darumb ich dann zů mermalen nach Friderichen deinem gesellen geschickt / welcher mir allzeit einen gůten trost geben hat.» Der Ritter nit lenger dulden mocht / das die Hertzogin also mit im redt / Zůhand anfieng / also sprach. «Ach mein außerwölte / aller liebste Fraw mein / mich nit wenig bekümmeren thůt / das mich ewer edles hertz in solchem übel verdencket. Nun sey des Gott mein zeüg / das ich keyn stund ewer schönen und adelichen tugendt nye vergessen hab. Ja was mir zů handen gangen / ich allweg zů vor gewünschet hab / eüch solchs zů wissen / das ich aber schon gern ewer Gnaden meiner außerwölten Frawen / etwas entbotten het / mir keyns wegs müglich gewesen ist / on sunder grossen argwon zů wegen zů bringen. Ir sond wissen / mein aller liebste Fraw / das ich alles das / so ich gehandlet hab / in ewerem gefallen beschehen ist / hab auch zů allen zeiten krafft und stercke genůgsam gehabt / so ich an eüch gedacht hab. Als ich mich zů dem Stechen und Turnier rüsten thet / ewer liebe zů aller zeit ingedenck was / Glaub auch mich alles glücks / so mir zůgestanden ist / von eüch kummen sein / Mich wundert doch / was mir zů schwer sein wolt / wann ich an eüch gedächt / das ichs nit beston dörfft. Hierumb aller liebste fraw mein / wöllent disen ring von mir nemen / welchen ich in ewerem dienst erlangt hab / Gott wolt müglich gewesen wer / das ir sollichs selbs hetten mügen sehen» / Die Hertzogin den ring von dem Ritter mit grossen freüden nemmen thet / in an ir schnee weissen getrungenen fingerlin stieß / «Edler Ritter» / sprach sie / «Mich warlich nit mer bekümmern soll / das / so ich dir vorgehalten hab. Dieweil ich dich doch inn sollichen trewen spüren thů / hab auch von deiner mannheyt genůgsam / ehe dann du wider harkummen bist / verstanden / mit was grossen lobs du uß Franckreich gescheyden seyest.» Der Ritter sprach / «Ach mein liebste Fraw / es ist nit on / das mir die beste gob auff dem stechen für ander Ritter und Graven zů geteylt worden ist / wiewol man mir sye vileicht mer auß gunst / dann umb verdiensts willen geben haben möcht. Aber was ich in Franckreich erlangt hab / eüwer tugendt und liebe ein ursach ist / Ich sey wo ich wöll / und ich an eüch mein aller liebste fraw gedencken thů / mir nichts trübsals zůhanden gon mag / sunder als mein thůn unnd lassen lauter glück ist / wie es sich dann zům offtern mal begeben hat» / Die Hertzogin zů dem Ritter also sprach / «Mein ußerwölter Ritter und aller liebster freünd auff erden / Dein liebe und trew gegen mir nit nodt ist zů probieren / dann ich dich zů aller zeit / als einen waren unnd rechten liebhaber gespürt und erkent hab / damit du warlichen mein hertz gefangen hast / Gott wolt / wir on alle sorg umb einander wonen möchten / damit wir uns in keynen weg verdächtlich möchten machen. Aber ich hoff die zeit noch kummen soll / in welcher ich dich nach meines hertzen willen und begeren anschawen mög» / solichs Galmy der Ritter auch von hertzen wünschen ward. Als sich nun die zwey liebhabenden menschen nach irem wunsch und willen erspracht hatten / und in die zeit nit lenger vergünnen wolt / bey eynander zů bleiben / sie beyde wider an das ort / da sye Friderichen und die zwo Edlen Junckfrawen gelassen hatten / giengen / die dann ir kurtzweil auch mit dem Edelman gehabt hatten / mit mancherley schimpfflichen worten / der Ritter und die Hertzogin nit weit von in gewesen waren / also das Friderich seinen gesellen stätigs in seinem gesicht behalten hat. Als nun die Hertzogin mit sampt dem Ritter wider zů in kam / Der Ritter urlob von der hertzogin begeren thet / ir sein hand bodt / also sprach. «Gnädige Fraw / ich bitt ewer gnad / wöllendt mir mein geschwatz / so ich gegen ewer gnaden gethan hab / verzeihen.» «Ach mein Galmy / vil mer ir mir verzeihen solt / das ich eüch so lang mit worten auffgehalten hab / dann mir ein grosse freüd gewesen ist / das ir mir alle sach / wie sichs in Franckreich verloffen / angezeygt haben.» Mit solichen worten von eynander schieden. Friderich sich gegen der Hertzogin neyget / urlob begert / mit seinem aller liebsten Ritter von dannen gieng / wölcher wol zů můt was / als dann wol zů glauben ist. Die Hertzogin mit iren junckfrauwen noch ein gůte zeit inn dem Garten beleiben thett / inen des Ritters mannheyt offenbaret / wie er in Franckreich das best gethan het / Dardurch er dann drey kostlicher kleynot erlangt hette. Darab dann die Junckfrauwen auch sunderliche freüd empfiengen. Hie bey wend wirs bleiben lassen / und sagen was grossen leyds (die so dem Edlen und theüren Ritter widerwertig waren) ab seinem lob / so er in Franckreich erholt hat / tragen thetten. Wie ir dann nachgendts klärlich bericht werden.

Wie der ungütig Wernhard sich heymlich zů seinen mitgsellen füget / und was falschen anschlags sie wider den Ritter erdachten. Doch gäntzlich über sye selbs ußgieng.
Das XIII. Capitel.

NIt lang nach solchen verloffnen geschichten / sich eines tags begeben thet / der schandtlich Wernhard / wölchen sein untrewes / falsches hertz nimmer růgen ließ / sonder all weg trachtet womit er doch dem Edlen Ritter sein gůt lob außdilgen möcht / zů seinen mithelffern kummen was / sye all zůsammen berüffet / in uff solche meynung verhielt. «Ir sehend lieben herren / mit was gunst der Hertzog gegen dem Ritter Galmien geneyget ist / darbey wol hören / was grossen eeren er im täglichen zů messen thůt / nicht mer dann von seiner mannheyt unnd geschickligkeyt reden kan / dardurch wir warlichen all verkleynt werden / zů sorgen ist / wo wir die sach nit fürkummen / er in kurtzer zeit / mer gewalts / dann unser keyner an dem hoff / überkummen würt. Darumb ist noch mein entlich will und meynung / wie ich mit eüch geredt hab / ee dann wir inn Franckreich kummen seind. Wo ir mir dann behilfflich sein wöllen / Ich den schalckhafftigen Schotten inn kurtzer zeit dahin bringen wil / das sein lob und eer / so er in Franckreich angezündt hat / hie in Britanien gar erlöschen můß.» Solche falsche und neidige red / die andren neidigen seine gesellen fast gern horten / und ward von inen fast globt / im entlich bey iren trewen versprechen theten / das sye im mit allem fleiß dazů rhaten und helffen wolten. Sye begerten auch von im seinen anschlag zů vernemen / mit was fůgen er doch solichs understan wolt / zů wegen zů bringen. Wernhard anfieng auff solliche meynung mit in zů reden / also sprach. «Ir mein lieben verwanten gsellen und eydtgnossen / eüch allen ist unverborgen / Wie der Künig in Franckreich ein sollich herrlich stechen angericht hat / uff wölchem der hochmütig Ritter das best gewunnen / dadurch er dann vil mer dann vor sich in hochmůt und hoffart erheben thůt. So wer solichs mein gůtbeduncken / das wir all gemeyncklich für den Hertzogen giengen / und im erzalten / was nutz es uns bringen würd / so sein Gnad uns hie in Britannien auch ein stechen zů richten / das wir uns auch in manlichen und Ritterlichen dingen üben thetten / unnd wo uns sein Genad behilflich sein wolt / uns etwas zůvor geben / wolten wir dann zůsamen schiessen / und auß solchem zůsamen gelegtem gelt etlich gaben außteylen / damit die / so das best thůn würden / begabt werden möchten. Wann das stechen angieng / so müst Galmy schanden halben auch underston sein mannheyt / die er in Franckreich geübt hat / allhie in Britanien zů brauchen. Wann sichs dann begeb / das Galmy auff die ban käme / das dann ein yegklicher sein mannheyt gegen im gebrauchen solt / auch an im keyn mangel nit haben müssen. Dann ich in zů aller vordrest anwenden wolt / und in underston zů schanden zů bringen / und ob schon (sprach Wernhard) ich im zů schwach sein würde / das mir gegen im nit nach meinem willen gelingen thet / so seind doch ewer noch vier / wölche meiner und deß Ritters stercke wol zwo haben / er eüch warlich keyn widerstandt thůn würdt / Wie wol ich mich nit vor im besorg / meyn auch / ich wöls bald mit im außmachen / Darumb lieben gsellen / wann eüch mein anschlag gefalt / mügendt ir wol von stund an mit mir gon / Dann ich meinen Herren yetz gantz müssig weyß zů finden.» Dise red inen allen gemeyncklich wol gefallen thett / mit eynander für den Hertzogen kamen. Wernhard von irer aller wegen anfieng / mit dem Hertzogen zů reden. «Aller Gnädigster Herr / ich ewer Fürstlichen Gnaden undertheniger diener / stand hie / von wegen eüwers gantzen hoffgsinds / und bitt ewer gnad / ein anschlag / so wir gmacht hand / von uns zů vernemen / verhoffen all / eüwer Gnad ein groß wolgefallen daran haben werdt.» Der Hertzog / welcher dann ein freündtlicher und gütiger Fürst was / (sprach) «Mein lieben underthanen / wie ir hie vor mir erscheinen / sagend frölich nach eüwerem begeren / was eüch geliebet / kan ich eüch beholffen sein / ich mich nit sparen wil.»

Wie der neidig Wernhard / mit sampt seinen gsellen / für den Hertzogen kumpt /an in begerten ein stechen zů zerichten.
Das XIIII. Capittel.

WErnhard anfieng und sprach / «Gnädiger herr / ewer Gnad gůt wissen treyt / was herrlichen stechens in Franckreich gewesen ist / mügend auch wol ermessen / was nutz und frucht darauß (den edlen Ritter und knechten)erwachset. Dann so sye sich in sollichen ritterlichen und mannlichen tugenden und geschefften üben / sich in allweg / so sichs begeyt / dest unverzagter beweisen. Darumb aller Gnädigster Herr / so hand wir uns des zůsammen verpflichtt / wo eüwer Gnad uns ein kleynot zů vor geben will / und uns sollichs gestatten / wöllent wir in gemeyn zůsamen schiessen / und den jhenen / so das best thůndt / zů irer bsoldung etlich goben vereeren. Yedoch soll der / so vor Frawen unnd Junckfrawen den preiß behalt / das best darvon bringen / Wie dann das Franckreichisch stechen auch geordnet gewesen ist. Wo nun ewer Gnad uns solcher bitt geweren thůt / wend wir uns in gemeyn so redlich darin schicken / das ir groß wolgefallen daran haben solt» / mit solchen worten Wernhard sein red beschliessen thet. Dem Hertzogen der falsch anschlag gar verborgen was / dem Edelman uff sein red antwurt gab / «Wernhard dein bitt / so du von wegen deiner gesellen an mich langst / ich dich gäntzlich geweren wil / mir auch sunderlich wolgfalt / das ir solichs begeren / Deßhalb ir dann morn des tags wider vor mir erscheinen sollen / hie zwischen ich meinen Marschalck / und ander meine Rhät / darinn zů rhat nemen will / was sye mir dann rhaten / und für gůt ansehen / ich eüch nit minder / sunder mehr geben will.» Die andren all mit sampt Wernharn / dem Hertzogen grossen danck sageten / Mit urlob von im schieden / irem argen willen stätigs nachgedachten / aber ir anschlag über nyemandts anderst dann sye ußgieng. Der Edel Ritter / und sein gsell / bey solchem anschlag nicht gwesen waren / in auch gar verborgen was / biß im das durch die Hertzogin zů wissen wardt. Deß andren tags / nach dem man den ymbiß vollbracht hat / Der Hertzog gebieten thet / das nyemants hinweg gon solt / dann er in alleyn etwas fürhalten wolt / also der Hertzog mit seinem hoffgsind anfieng zů reden. «Ir aller liebsten underthanen / demnoch ir mir des nächsten tags / all gemeyncklich für hand gehalten / ein eerlichen und dapffern anschlag / und ich eüch uff heüt ein antwurt zů geben versprochen hab / binn des auch mit meinen rhäten überkummen / das ich eüch wilforen soll / und ist das mein entlich will und meynung / das ich eüch allen ein reüliche gab außgeben wil / er sey edel oder unedel / Ritter oder knecht / welcher dann drey tag das best thůn würdt / dem soll sye on alle irrung zůgetheylet werden. Ich setz auch hierinn zů urtheyl sprechen alle Edelen Frawen und Junckfrawen / so an meinem hoff seind / und so den selben tag hie erscheinen werden / wölchem dann von inen der preiß geben würt / soll sein geniessen / es sol auch ein yeder / sich zům fürderlichsten darzů schicken / dann auffs lengst in viertzehen tagen das stechen anfahen soll / ir wissend das yetz künfftig in viertzehen tagen ein grosser Jarmarckt sein würt / auff wölchem dann järlichs vil frembder edel leüt / Ritter und knecht / kummen / so wil ich schaffen das in kurtzer zeit solicher Turnier ußgeschriben werden soll / als weit dann mein Hertzogthůmb gat / und alle die / so mir underworffen seind. Es soll auch mein Marschalck alles / so zů dem Turnier gehörig / auffs aller fürderlichest zůrichten / dann hie nit gespart werden soll. Darumb mein lieben Herren / so seind mannlich und dapffer gegen den yhenen / so eüch allhie in Britanien sůchen werden / damit ir nit den wenigsten theyl bey eüch behalten. So sicht man eüch nit allein ewer zeit in weibischen und unritterlichen dingen verzeren / als die weiber / inn dantzen und dergleichen kurtzweilen / sunder würdt man eüch auch sehen in dapfferen und mannlichen dingen geübt sein» / mit disen worten der Hertzog sein red enden thet. Wernhard / welcher dann der fürnembst under seinen gesellen was / anfieng zůvordrist / dem Hertzogen von irer aller wegen fleissigen danck sagen / Darnach also sprach. «Aller Gnädigster Herr / ewer Fürstlich Gnad soll deß vertröst sein / das uns gar nichts von hinnen kummen oder gfürt werden soll / Dann wir all gemeyncklich unseren müglichen fleiß anwenden wöllen / das der mertheyl an ewer Gnaden hoff den preiß erwerben müssen.» «Auff mein trew» / sprach der Hertzog / «ich hörs vast gern / wolts aber noch vil lieber sehen / dann es mir warlichen ein sundre freüd bringen würd / so man sprech / ir / als mein hoffgesindt vor allen anderen den preiß erlangt hetten / solchs mich warlich lustig behalten würd / also das ich auff ein ander zeit etwas dapffrers anrichten dörfft. Darumb ir gemeyngklich fleiß ankeren wöllen / damit eüch doch mir das best beleiben thü / wo joch die anderen hin kummen. Aber wo ir alle deß gemütes wären / als Galmy der Ritter / nit not wär / eüch solchs fürzůhalten. Es hat ewer der mererteyl gesehen / was mannlichen stechens er in Franckreich gethon hat / dadurch erlangt hat / das im der preiß vor allen andren zůgeteylt worden ist / auch das gröst und best kleynot da dannen bracht» / Solche red mancher under dem hoffgesind nit ungern hort / Welche dann Galmien dem Ritter der eeren wol gunten. Die andren aber / als Wernhard / mit seinem anhang / gantz klein freüd darab hatten / Wernhard dem sein hertz inn neid und haß gegen dem Ritter brandt / dem Hertzogen auff sein red antwurt / also sprach. «Gnädiger herr / ich will hoffen / ewer Fürstlich Gnad / hab der Ritter mer dann ein» / «Das wer mir fast lieb» / sprach der Hertzog / «verhoff auch solichs in kurtzer zeit zů erfaren.» Mit solcher red sye der Hertzog geschweygt / doch gaben sye im gmeynklich zů verston / das sye sich alle mannlich und dapffer wolten finden lassen. Nach disen worten urlob von dem Hertzogen namen / Demnach rüst sich ein yeder nach seinem besten vermügen / als er kunt / vermeynten all das best zů thůn. Bey solchem anschlag aber Galmy und sein gesell Fridrich nit gewesen waren / was in auch noch gäntzlich verborgen / sye waren bed in des Hertzogen geschefften ußgeritten. Sollichs aber der Hertzogin unverborgen was / Als sye aber von dem tisch uffgestanden / ward sye durch iren Marschalck des anschlags underrichtet / zů hand an iren lieben Ritter gedencken ward / dem sye solche ding wol wußt verborgen sein. ‹Ach › gedacht sye / ‹mein liebster Galmy / wär dir davon zů wissen / ich weyß du dich fürderlichen her schicken würdest / Damit du dich auch Eerlichen auff sollichen Turnier rüsten möchtest / Als dann von nöten sein würdt.

Wie die Hertzogin Galmien dem Ritter die bestimpt zeit des stechens verschreibt / Und wie sye an in begert / das er sich auch darauff rüsten soll.
Das XV. Capittel.

IR hand gehört / wie Galmy mit sampt seinem gsellen nit zů hoff gewesen / Als man von sollichem stechen zů red worden was / auch wie die Hertzogin solchs durch den Marschalck bericht ward. Deß anderen tags der Ritter nach dem ymbiß kummen thet / Das die Hertzogin bald vernam / zůhand sich gantz eyntzig inn ir schlaffkammer füget / feder und dinten nam / dem Ritter uff solche meynung einen brieff schreiben thet. Mein Edler Ritter und aller liebster Galmy / deine mannliche tugent / nit gnůgsam vollobet werden mag / sye erschölt auch in gantzem Britanien / also das menklich von deinem Ritterlichen unnd dapfferen gemüt zů sagen weyßt. Nun wiß mein aller liebester Galmy / das / dieweil du inn meines Herren geschefften uß gewesen bist / hand die all gemeynklich / so an seinem hoff seind / ein eerliche bitt an in gelangt / also / das er in vergünnen wöll / ein stechen allhie zů Vannes anzůrichten / wölches meinem Herren ein groß wol gefallen gewesen ist / hat in bewilget / ein eerliche und reichliche gab für ein gewinn uß zů geben / und soll solichs stechen uffs lengst in viertzehen tagen gehalten werden / eins solchen ich von dem Marschalck bericht worden bin. Darauff mein aller liebster Ritter / ich dich betten will / wöllest dich auch zů solchem schimpff rüsten / und dein mannheyt so du inn Fränckreich bewisen hast / hie in Britanien auch scheinen lassen / und mir deinen willen auffs beldest zů wissen thůn / Doch solt mir sollichen deinen brieff / bey einem andren dann disem botten / schicken / mir ist yetz nit müglich ein andren zů haben / dieweil dein liebster Friderich nit anheymsch ist / hoff aber er baldt kummen werd / bey dem selbigen (solt) du mir deinen willen kundt thůn. Wer dann sach / du dich willen hettest dich uff solche kurtzweil zů rüsten / ich dich reülich darzů begoben sol. Hiemit mein Galmy / wöllest dich wol gehaben / und gedenck was grossen wolgefallens du mir thůn würst / so du meinem rhat volgest. Gott pfleg dein in gesundtheyt.
Die Hertzogin disen brieff zů mer molen lesen thet / und darnach mit einem wachs versiglet / zů handt in in ein schönen seydenen schleyer wicklet / zů irer kamer magt (wölche der Hertzogin vor der kammer wartet) gieng / sye nach des Ritters bůben schicket / welchen sye zůhandt finden thet / in zů der Hertzogin bracht. Die Hertzogin den knaben eyntzig zů ir in die kamer gon hieß / also anfieng mit im zů reden. «Nimm hin» / sprach die Hertzogin «disen schleyer / mit sampt disem brieff / so darinn ist / und sag deinem Herren das er fürthin meine Junckfrawen unbeleydigt lassen wöll / mit schencken und mit brieffen / dann wo ein sollichs mer beschech / im groß unrhů darauß endtston solt.» Des Ritters reitbůb in grossen sorgen vor der Hertzogin stůnd / nit wissen mocht / das solcher brieff seinem Herren zůstůnd. Als im nu die Hertzogin erlaubt / schnell gieng / do er seinen Herren in seinem gemach zů finden meynt als auch geschach / wie ir dann hören werdt.

Wie des Ritters reitbůb dem Ritter ein brieff bringt von der Hertzogin / Was grosser freüd er darvon empfacht / und wie er der Hertzogin ein andren brieff schicket.
Das XVI. Capitel.
DEr bůb in grossen sorgen was / nicht wußt / ob er seinem Herren dise bottschaft sagen wolt / oder nit / stätig forcht er / in erzürnen würde. Doch zůletst gedacht / die botschafft nach der Hertzogin geheyß zů werben / zů dem Ritter kam / wölchen er in seinem gmach fand / mit erschrocknem hertzen anklopffet / der Ritter zůhandt die kamer offnet / wol sach / das im der bůb gern etwas gesagt het / und im aber von forcht wegen sollichs nit sagen kundt / der bůb im das zamengeleyt tüchlin geben thet / keyn wort sprach / Der Ritter mit lachendem mund zů dem knaben sprach / «wo kumst du so still mit disem seyden schleyer har» / der knab mit erschrockner stimm anfieng. «Edler Ritter / es hat mich mein Gnädige Fraw beschickt / und mir semlich tüchlein geben / und mir eüch zů sagen befohlen / ir sond eüch fürthin massen / unnd sein gäntzlich abston / ir Junckfrauwen mit schencken oder brieffen anzůfechten / Wo aber sollichs mehr beschehen solt / ir dardurch in groß ungnad gegen ir kummen würden / dise bottschafft mir schwer gewesen ist auß zů richten. Dieweil aber mein Gnädige Fraw mich darzů genödt hatt / bitt ich eüch edler Ritter / mir solichs zů verzeyhen» / der Ritter mit freüden dem bůben des pecklin abnam / wol gedacht / die Hertzogin solichs umbs besten willen gethon haben / Zů dem knaben sprach / «Gang hin / und so dein die Hertzogin sichtig würd / weitter mit dir reden thet / so sag ir / du mir alle ding nach irem befelch gsagt habest / und sprich / ich wöll mich hinfürter vor solichem unnd andrem hüten / das wider ir Gnaden gefallen sey.» Der knab frölich und wol zemůt von dannen schyed / im leyd gewesen wer / das er der Hertzogin wider under augen kummen sein solt. Darumb er sich mit fleiß anderer weg gebrauchen thet / Der Ritter die kamer wol verrigelt / sich auff sein beth nider satzt / das thüchlin mit sampt dem brieff zů tausent malen küsset / auffschloß / und nach allem fleiß den brieff lesen ward / groß freüd empfieng von dem zůkünfftigen stechen / Der Ritter zů im selbs sprach / ‹Wol mir / das ich die stund erlebt hab / das mich ein edle Hertzogin in solcher wirdigen handlung bitt und manet / auch sich erbeüt / mich zů sollichem stechen zů rüsten / damit ich mich köstlichen darzů richten und schicken mög.› Im lag auch fast an / das die Hertzogin seines schreibens begeren thet / offt wunscht seinen liebsten Friderichen bey im zů sein / damit er im sein bottschafft enden möcht. Nun möcht einer fragen / ob die Hertzogin iren Herren auch von hertzen lieb gehabt hat / darzů sprich ich ja / von gantzem hertzen / und mer dann zů glauben ist. Nun sprichst du / wie mag doch das müglich sein / dieweil sye dem Ritter also freündtlich zů spricht / und im ein sollichen brieff zů schreibt / unnd sich zům offtern mal mit solchen freündtlichen worten gen im beweiset / wie dann offt gemelt ist. Darüber antwurt ich / unnd sag also / Das die Hertzogin nit ander lieb zů dem Ritter getragen hab / dann wie ein schwester gegen irem natürlichen brůder / deß gleich der Ritter gegen ir. Ich glaub auch das der Hertzogin die trew des Ritters so lang hernach an ir bewisen ward / ir in irem hertzen vorgebilt gewesen sey. Dann als sye von gantzem Britanien verlassen ward / keyn hilff / trost noch zůflucht zů keynem menschen mer hatt / ward sye von irem Ritter / von dem brinnenden feür / und grimmen todt erlöset / der sich doch keynem menschen zů erkennen gab / Ja von seiner aller liebsten Hertzogin keynes wegs erkennet ward / mit einem ritterlichen kampff die Hertzogin von solcher nodt erlöset.
Das lassen wir also beleiben / und sagen weiters von dem Ritter / welchem stetigs anlag der frawen willen zů vollstrecken / zů hand nider saß / anfieng einen brieff zů schreiben / auff solliche meynung. Ich wünsch eüch aller Gnädigiste Fraw / vil glücks und gesundtheyt / ir sond wissen / das mir ewer brieff tusent feltige freüd gebracht hat. Das mich aber ewer Gnad bittet / das ich mich in eim sollichen eerlichen stechen auch brauchen wöll / mich gantz on nodt sein daucht. Dann ir sondt wissen / aller liebste Fraw mein / das ich mich allzeit inn eüwerem gebott verpflicht haben will / darumb ir mir mit voller macht zů gebieten hand. Dann eüch aller liebste Fraw / unverborgen ist / das ich mich gernaller zeit nach ewerem dienst und wolgefallen richten und schicken wolt / wo mir anderst müglich wär / semlichs zů wissen / sollend ir mich mein aller liebste fraw zů aller zeit willig finden / Ja ob ich mich schon von ewert wegen inn den todt begeben solt / mir warlich nit zů schwer sein würd. Hierumb mein aller liebste Fraw / sond ir wissen / das mein endtlich will und meynung ist / mich mit ernst eüch zů gefallen in disen Turnier zů rüsten / Verhoff auch mer mannheyt und preiß hie in Britanien / dann in Franckreich zů erwerben. Dieweil ich eüch mein aller liebeste Fraw zůgegen weyß / welche mir mein hertz und gemüt nach irem gefallen regieren mag. Hiemit seind Gott dem Herren inn seinem schirm befohlen. Gott wolt / ewer Gnad mein getrewes hertz erkennet. - Mit disen worten Galmy der Ritter den brieff beschliessen thet / mit seinem ring versiglet. Zůhand gieng zů erfaren / wo er den Edelman seinen gesellen finden möcht / welcher noch nicht kummen was / das im dann groß leyd bringen thet. Doch nit lang stůnd / Fridrich sein getreüwer unnd liebster freündt geritten kam.

Wie Galmy der Ritter der Hertzogin ein brieff schickt / bey Friderichen seinem lieben gesellen.
Das XVII. Capittel.

NIt lang darnach / als Galmy der Ritter seinen brieff geschriben hat / seinen lieben gsellen Friderichen sůchet / im die bottschafft zů befehlen. Zůhandt Friderich geritten kam. Galmy in freündtlich empfahen thet / zů im sprach. «Ach mein aller liebster Friderich / dein ußbleiben mir warlich lange weil bracht hat. Aber dein zůkunfft mich zům theyl wider erfrewt hat / Darumb sitz ab und kum mit mir / dann ich ein nötige und grosse bitt an dich hab» / Friderich zůhand von seinem pferd absaß / mit seinem gesellen gieng / sein anschlag von im zů vernemen. Als sye nun miteinander an heymliche und sichere ort kamen / Galmy / mit sampt seinem gesellen gantz eynig waren / Der Ritter den brieff / so im die Hertzogin geschickt hat / sehen ließ / also anfieng / «Mein aller liebster brůder und freünd / ich bitt dich / wöllest disen brieff selbs lesen / und dem nach mir in solcher sach beholffen und beroten sein» / der getrew Fridrich zůhandt den brieff lesen thet / alle sach des Turniers halben / darauß bericht ward / auch der Hertzogin willen und meynung darauß verston thet / mit seinem gesellen auff ein solche meynung reden ward. «Mein aller liebster Galmy / es thůt dir warlichen nodt / das du wißliche vorbetrachtung hierinnen habest / damit die ding nit lutbrecht werden. Dann fürwar ein grosse sorg darauff ston würd / nach meinem beduncken möcht sich die sach der massen inrissen / das ir nit leichtlich zů widerston sein würd / laß dich gegen keynem menschen sollichs mercken / er sey wer er wöll / Wem wilt du mein Galmy doch disen deinen brieff geben / dem du die sach vertrewen dörffest / mich wöllest wissen lassen.» Galmy der Ritter seinem gesellen antwurt gab / und also sprach. «Ach mein aller liebster Fridrich / was ursacht dich doch zů solcher frag / nu dreyst du gůt wissen / das ich in solchem handel keynem menschen nye vertrewt hab / dann alleyn dir / hat auch keyn mensch nye solche lieb von mir gemerckt noch erfaren / darumb ich dann keyn andren botten dann dich / der du ein ursach bist meiner gesundtheyt. Bitt dich / mir sollichs nicht versagen wöllest / und dich fürthin als ein trewen freünd erzeygen.» Friderich seins gesellen willen und meynung wol verstanden hat / also sprach. «Mir ist warlich mein Galmy nit ein kleyn kümmerniß / das du mit semlicher grossen liebe gegen meiner aller Gnädigisten Frawen behafftet bist / dieweil ich stätig sorg tragen můß / dir etwas widerwertigkeyt darauß zů erwachsen / Dann ich bedracht und gedenck / das nyemants / sunder feind und freünd auff disem erdtreich lebet. Hierumb mein gedancken stetigs in sorgen für dich stond / das ich förcht / die falschen klaffer dir etwas widerdrieß zů fügen werden. Deßhalb ich dich betten will / dich mit höchstem fleiß davor bewaren wölst / und sunderlich vor denen / so du fintschafft gegen dir tragen speürst. Das aber du mich zů eim botten ußerlesen hast / ich dir keyns wegs abschlagen kan / will auch mit gneygtem willen dir solchs ußrichten.» Der Ritter im den brieff gab / Friderich sich schnell in sein gemach füget / stifel und sporen abzog / zů vordrest seins Herren geschefft außrichtet / etlich brieff / so dem Hertzogen zůstůnden / überantwurten thet / darnach in das Frawenzymmer kam / Die Hertzogin under iren Junckfrawen sitzen fand / welche uff einer harpffen spilen thet / dann sye in der Musick / mer dann einem weib müglich sein solt / erfaren was. Die Hertzogin des Edelmans bald wargenummen hat / in zůhandt zů ir nider schůff zů sitzen / in newer mer fragen thet / ein freündtlich gesprech mit Friderichen vor iren Junckfrauwen hat / im auch den Turnier zů wissen thet / in fragt / ob er noch nie darvon erfaren het. Friderich antwurtet der Hertzogin und sprach. «Gnädige Fraw / ir sond wissen / das mich der anschlag von sollichem stechen ser erfröwet / binn auch nit so bald von meinem gaul gewesen / Mein aller liebster Ritter unnd freündt / mir das mit grossen freüden geöffnet hat / welcher sich dann mer darauff frewet / dann keyner an disem hoff. Dann er endtlich des willens ist / das best darauff zů thůn.» Die Hertzogin / so bald sye die red von dem Edelman vernam / zůhand wol abnemen mocht / das im Galmy der Ritter / einen andern brieff / ir / zů bringen geben hat / die harpffen so sye an irem arm hatt / von ir leget. Den Edelman bey seiner hand nam / in dem sal mit im auff und ab spacieren gieng / in heymlich nach dem brieff fraget / Friderich der Hertzogin den brieff so verborgen überantwurtet / das sein nyemandts an inen beyden gewaret. Als nun Friderich seins gsellen geschefft gäntzlich außgerichtet hat / zůhandt urlob von der Hertzogin nam / dem gantzen Frawen zymer gnadet / von dannen andren geschefften nachgieng. Nicht lang darnach / die Hertzogin alleyn in ir kamer gieng / den brieff mit grossen freüden lesen ward / die meynung des Ritters ir groß gefallen bracht. Als sye nun den brieff mit gantzem fleiß gelesen hat / Sie sich schnell bereyt dem Ritter ein andren brieff auff nach lautende meynung zů schreiben.

Wie die Hertzogin dem Ritter ein andren brieff schreibet / und im etliche kleynot schicket / Und wie sich der Ritter so köstlich uff das stechen rüsten thet.
Das XVIII. Capitel.

DIe Hertzogin demnach sye gründtlich bericht worden was / zühand in irem gemach einen andren brieff anhůb zů schreiben. Dein brieff edler Ritter mir durch deinen lieben Fridrichen überantwurt worden ist / welchen ich von anfang bis zům end mit fleiß gelesen hab / mir warlich nit wenig freüd bringen thůt / in sunders so ich vernimm / dich also mit grossen freüden zů dem Turnier schicken / zů welchem ich dir berhaten und beholffen sein will / schick dir hyemit ein par gelt / mit dem du dich nach notdurfft auff den Turnier rüsten magst / deßgleich die seiden binden / die solt du von meinent wegen auff deinem helm füren. Hiemit Edler Ritter / wöllest dich wolgehaben / und meiner bitt ingedenck sein. Als nun die Hertzogin sollichen brieff geschriben und beschlossen hat / nam sye das gelt und die seidne wind / welche an yedem ort ein schöne trew von goldt und berlin gestickt / mit subteiler arbeyt und sunst an allen enden mit guldenen sternen gezieret was / Die wind was von schöner köstlicher blawen seiden / darauß das goldt lieplich erscheinen thet / das alles die Hertzogin zůsamen in ein subteiles tüchlein verschliessen ward / zů handt nach Friderichen dem Edelman schicket / der zůhandt zů ir kam / die Hertzogin im die laden mit sampt den andren dingen seinem gesellen zů bringen verschaffen thet. Fridrich sich nit lang saumet / seinem gesellen das lädlin überantwurtet. Galmy die ding alle darinn fand / grosse freüd davon empfohen ward / sich zů handt anfieng nach allem seim vermügen / auff die hochzeit oder Turnier zů rüsten. Ein schönen gaul / welcher zů solchem schimpff offt gebraucht was / zůvor hat. Der Ritter ließ sich in gantz blaw kleyden / ein schöne blauwe decken auff seinem gaul zůrichten / und an ein yede seiten ein köstliche trew / mit feinem gold vergulden / darzů die decke allenthalben mit gulden sternen kleyden / deßgleich hinden unnd fornen an seinem harnasch / an beden enden ein kostliche trew malen / so was sein schurtz von einem blawen kermessin / mit gulden sternen gemengt. Der Ritter fůrt auch nachgons dieweil er lebt für sein liberey ein trew / hinden und vornen. Als nun der tag sich yetzund näheren thet / Galmy der Ritter sich zům offtern mal mit seinem pferdt probieret / und seinen gaul nach aller notdurfft dummeln und mustern thet.

Wie Galmy der Ritter des ersten tags den preiß behielt / und wie es harnach gieng.
Das XIX. Capitel.

NUn handt ir wol gehöret / mit was fleiß sich Galmy der Ritter zů dem turnier schicken thet. Als nu die zeit unnd tag kummen was / und yetz vil mächtiger herren / Ritter und knecht uff dem Turnier erschinen / der Marschalck auch mit grosser köstlickeyt alle ding zů gericht hat / das ort und platz da man das stechen halten solt / uff einen schönen grünen anger gelegt ward / uff welchem die schrancken auffgeschlagen waren / da sach man vil schöner gezelt / mit des Hertzogen wapen auffgeschlagen / Under dem kostlichsten ein schöner sitz auffgericht was / under welchem die Hertzogin mit irem Frawen zimmer und andren schönen Edlen züchtigen Frawen sitzen thet. Under dem nechsten und kostlichsten / nach dem selben der Hertzog mit etlichen seinen rhäten saß / auch andren Fürsten und Herren. Darnach die frembden Edlen Frawen und Junckfrawen / nach ordnung gesetzet wurden / Do ward yederman nach seinem stand eer bewisen. Zůhand hort man die trummeten in aller statt ertönen / und ward yederman zů dem Turnier gemanet. Die herolten mencklich die ordnung des stechens zů wissen theten / zůhandt was verordnet ein mechtig volck / zůfůß wolgerüst / die selben in einer schönen ordnung uß der statt gezogen kamen / in mitten des zugs / einer auff einem weydlichen hengst inn einem gantzen schönen küriß angethon was / dem selben trůgen zwen Jung Edel knaben vor. Der Erst ein schöne sylberne blatten voller gulden. Der Ander nach im ein köstliche schwere ketten / von gůtem gold / und ward der turnier oder stechen also außgerüffet / welcher den ersten tag den preiß vor menicklich behalten würd / dem solt die blatten mit den gulden zůgetheylt werden / welcher dann des andren tags das best thet / dem solt die ketten zů seinem gewinn gebiren / und am letsten tag solt der hengst mit sampt dem küriß / so der an hat / der darauff saß für sein gab / de(m) so den preiß behielt / geben werden. Wo aber sach wer / das einer under in allen / wer der wer / die drey tag an eynander das best thet / dem solten die drey goben on als fehlen zůgeteylt werden / Die jhenen / so sich zů dem stechen gerüst hatten / yetz gemeynklich auff die ban geritten kamen. Die Hertzogin inn dem schönen gezelt saß / stätig ir gesicht gegen dem schrancken keret / nach irem lieben Ritter sehen thet / aber noch nit auff die ban kummen was / dann in etliche geschefft verhindert hatten. Als aber nu all ding geordnet waren / und man yetz das stechen anfahen solt / So kumpt Galmy der Ritter mit etlichen seiner gsellen dahar getrabet / mengklich uffsehen uff den Ritter hat / nyemants wissen mocht / wer er doch wer / Dann in der Hertzog selber nicht erkennet / biß ers von seinen Rhäten erfaren thett. So bald nun Galmy der Ritter zů den schrancken kummen was / von ungeschicht für der Hertzogin zelt anhe reiten můst / die in zů handt an der binden erkennet / zů andren iren beysassen sprach / «wer mag doch der Herr sein / deß weiß und geberd all ander übertreffen thůt? fürwar ich glaub / in von verren landen har kummen / demnach sein liberey und farb anzeyget» / nyemandts aber do was / so die Hertzogin irer frag endtscheyden kundt. Die Hertzogin wußt aber wol wer er was / thet aber inn keynen weg deßgleichen / wie wol sye grosse freüd an irem hertzen trůge. Zůhandt das stechen angefangen ward / wo einer des andren begeren thet / er zůhandt von im gewert ward. Als sich nu nach ordnung / ye zwen und zwen zůsamen thetten / Galmy offt willen hat / sein mann auch zů süchen / yedoch sorget er / man im das zů einem trutz ermessen würd / oder für einen hochmůt / wie er inn solchen gedancken auff seinem pferdt haltet / zůhand der ungetrew und falsch Wernhard gegen im geritten kam / also sprach. «Du hochmütiger Ritter / welcher in Franckreich grossen rům und preiß erholt hast / wiewol er dir mer uß gunst dann auß verdienst zůgmessen würt / Damit man aber sech / das mein Gnädiger Herr / noch stercker und mannlicher leüt an seinem hoff hat / dann dich / So bin ich deß willens und meynung / drey ritt mit dir zů thůn / und dein lob hie in Britanien gantz zů neüt zů machen.» Galmy dem neidigen Wernhard fast gütigklichen antwurt gab / wiewol er in so drutzlich angfallen hat / also anfieng mit im zů reden. «Wernhard» sprach er / «hat mich glück oder eer in Franckreich beschinen / verhoff ich in Britanien zů behalten / und nit zů mindren / sunder zů meren / hab auch warlich umb dich nye beschuldt / das mir sollichs verbint oder in solchem fal auffgehaben werden sol. Dieweil aber du ye der bist / so meines stechens zů dem ersten begeret hat / so wiß dich hye nach zů richten / das ich dich mit aller meiner stercke bekummen wil / Hierumb richt dich schnell und bald darnach / damit du deines begerens gewert würst.» Mit disen worten die ir ordnung gaben / einander mit gantzen krefften zů begegnen. Galmy der Edel und mannlich Ritter mit schönen geberden dem Edelman begegnet / in so züchtigklich auff sein brust traff / das sich Wernhard kum endthalten mocht / das er nit von seinem gaul fallen thet. Die beyden Helden wider zů end der schrancken ritten / uff ein newes ir sper zů handen namen / mit grosser begird wider gegen eynander ranten / Galmy dem Edelman ein solchen frevelichen stoß gab / das er mit sampt seinem gaul zů boden fallen můßt / auß seinem sattel kam / so hertigklich gefallen was / das er des dritten rits nit begeret / zůhand auff sein pferdt saß / von dannen reiten thet. Galmy aber deß nit warnam / sunder sich versach / des dritten rits von dem Edelmann zů warten / in dem er in meynt erst von seinem gaul zů sprengen / aber alles umb sunst was / dann Wernhard heym war / sein harnasch abzog / grossen rewen hat / das er dem Ritter des stechens uß hat gebotten / nit gedencken mocht / in was fůgen er Galmien den Ritter möcht rechen. Als aber die Hertzogin sollichs als gesehen hat / nam sye grosse freüd ab irem lieben Ritter / als sye sach / das sich der Ritter so mannlich gebraucht hat / das er dem Wernhard in zweyen ritten so gantz vernügt / das er sein des dritten rits nit begeret / in dem an manchem ort der schrancken Ritterlich gestochen ward / nyemandts aber des Ritters mer begeret / also blib der Ritter deß selbigen tags in gůter rhů. Solichs der Hertzog war nam / nit gedencken mocht / was doch den Edelman ursacht / das er den dritten ritt mit Galmien dem Ritter / nicht gethon hat.

Wie ein köstlicher dantz gehalten ward / Auch was der Hertzog mit den seinen zů red ward.
Das XX. Capittel.

ALs sich nun das stechen des ersten tags geendet hat / und nu das nachtmal mit freüden gehalten ward / der Hertzog vil und mancherley zů red kam / von dem stechen / und under andren fieng er an mit den seinen zu reden / «fürwar» sprach der Hertzog / «Ich glaub mein hoffgsind mit eynander überlegt haben / das sye Galmien den Ritter die gab wöllen lassen gewinnen / Dieweil ich sich / das keyner heüt zů tag seinen mer begert hat / und das mich noch mer verwundert / Wernhard nit mer dann zwen ritt mit im gethon hat / und im den preiß so gäntzlich gelassen / het doch wol sich an im des dritten rits mögen rechen / und seins schadens zů kummen / Mich wil aber beduncken / er hab in die beyden mal so freüntlich gehalten / das er im den dritten ritt nit hat wöllen genahen» / Wernhard solche wort all wol von dem Hertzogen verstanden hat / auch wol hören mocht / das er sye in gespöts weiß mit im geret hat / groß scham und vertruß davon empfieng / doch keyns gleichen thet. So bald aber das mol vollendt was / mengklich gon mocht / war in liebt / yedoch das merer teyl von Ritter und knechten zů hoff bliben. Do ward erst ein schöner dantz angehaben / Galmy der Ritter mit sampt seinem gsellen auch dabey was / bede wol zůmůt / nit lang stůnd / dem Ritter Galmien ein dantz mit der Hertzogin geben ward / dadurch ir beyder hertzen grosse freüd empfiengen / Doch keyns gleichen gegen eynander thetten / das sye in liebe entzünt wären / Yedoch im die Hertzogin zů letst zů sprach. «Edler Ritter / mir hat nit wenig freüd brocht / ewer züchtiger wandel und Ritterliche übung / so ir heüt auff dem Turnier geübt haben / und auch zům theyl den preiß behalten / dieweil ewer widertheyl vor der zeit hat müssen abston» / Galmy der Ritter der Hertzogin züchtigklichen antwurt gab / also sprach / «Aller gnädigste Fraw / ewer Gnad schimpfft mit mir / dann ir mir der eeren mer dann ich verdienet hab / zůmessen / aber was ich heüt nit gethon hab / will ich ein andere zeit erfüllen» / mit disen worten sich der dantz geendet hat.
Der ungetrew Wernhard aber bey solchem dantz nit lang bleiben thet / mit seinen gesellen auß dem palast an heymliche ort gon thet / Wernhard der red des Hertzogen stätigs ingedenck was / mit seinen mithelern auff solliche meynung anfieng zů reden. «Ir mein aller liebsten Herren und gesellen / eüch allen ungezweyffelt die red des Hertzogen / so er ob dem nachtmal getriben hat / unverborgen ist / daran ir wol verstanden haben / wie er uns all in einer gemeyn vernichtet / und dem hochmütigen Schotten alleyn den preiß geit / als ob keiner under eüch allen im angesigen möcht. Nu ist nit minder / hetten ir all das hertz als ichs hat / ee dann mir der Schott mit seinen listen obgelegen ist / er würd warlich in seim hochmuůt nicht lang beharren / und sunder allen zweyffel von ewer eim / so wirs am wenigsten vertrawen / überwunden werden. Nu wißt ir gmeyncklich alsamen / das ich ein anfenger in dem anschlag gewesen binn / und ein sollich stechen und Turnier mit erst angfangen / bin aber leyder mit ersten von dem Ritter erlegt und zůschanden brocht worden / inn dem ich nyemants dann das unstet glück schulden kan. Dieweil aber mir mein will und meynung so gröblich gefehlet hat / Ist an eüch mein embsig bitt und begeren / wöllendt unser aller fürnemen noch erstatten / und eüwerm verheyssen nachkummen / und disem stoltzen schotten seinen bracht zerknitschen» / Mit dem Wernhard mit einem schweren seüfftzen seinr red ein end gab. In dem ein andrer seiner mitgsellen auß grossem hochmůt anfieng zů reden. «Wernhard. Das dich der Ritter heüt also zůr erden gerant hat / solt du dir nit meynen schantlich oder unerlich sein / dieweil doch sollichs manchem theüren mann widerfaren ist / Hat schon der Ritter an dir heüt gesiget / des soll und můß er sich nit lang rhümen / Dann ich hoff / er / ee morn zů nacht vil mer zůschanden (dann du) kummen soll / ob aber mir das glück gleich wie dir wirdig sein würd / so seind doch ewer noch mer (under denen ich der wenigst binn) die selben ich hoff dem Ritter seinen hochmůt wol brechen werden. Bitt eüch hiemit / welcher under eüch des willens sey / die sach mit mir zů beston / das er mirs hye anzeygen wöll.» Als nun diser seinen stinckenden mund zůschloß / so focht einer an / mit nammen Růpert / ein mechtiger und starcker Ritter seins leibs / Der selb Galmien nit minder neid (dann die andren) trůg / und sprach / «Es ist von nöten so man einer gselschafft fürschlecht / das ein yeder sein gůt beduncken anzeyg / weil mir aber nit gezimmet keyns wegs / antwurt für eüch all zů geben / dann ich nit wissen mag / was ein yeder under eüch allen gesindt ist. Hierumb ich dann für nyemants / dann mich selb antwurt geben will / Es ist nit on / der hochmůt deß Ritters mich nit weniger dann ewer yedem befilcht / wo ich im auch den mit meinem leib brechen mag / sond ir mich / als ein willigen finden / ich behalt auch hie vor eüch allen in gmeyn / so wor mir Gott helff / ich morgen der erst sein will / so den Ritter anwenden soll / es sey dann sach das mirs von eüch oder andren fürkummen werd. Ist er ein Ritter? so binn ich eben des selben ordens. Hat er die Ritterschafft mit mannheyt erlanget? das hab ich auch gethon / darumb ich im dann wenig bevorgeben will / Ich weyß auch / so wir bed zů ringen mit eynander kummen solten / ich in dahin bringen wolt / das er sich an mich ergeben müßt / dieweil ich dann solliche macht und stercke hinder mir weyß / Verhoff ich den Ritter zů roß auch zů überwinden / gleich wie er Wernhard unsern rhat gsellen erleget hat. Darumb so mer under eüch weren / dem mein rhat gefallen het / der mags wol vor uns allen zů verston geben / damit wir uns darnach mügen richten.» Die red diser beyder / Wernhard und Růperts / die andren all gemeyncklich lobten / sye auch der maß von des Ritters red so hertzhafft wurden / das sye alle gleich meynten / dem Ritter Galmien an zů sigen. Aber ir aller anschlag umbsunst was / dann er in so gröplich fält / das sye dardurch all zůschanden kamen / wie ir dann nachmals hören werdt. Als nun der neidig Wernhard iren willen und anschlag gäntzlich verstanden hat / «Auff mein eyd» sprach Wernhard. «Ir Herren / mein erlitnen schad und schmach / ich fürthin nimmer klagen will / seittenmol ich von eüch allen verstand / das ir mich an dem hochmütigen Ritter wöllen rechen / derhalb ich auß gantzem meinem hertzen begeren binn / das ir also ewerm fürnemen nachkummen wöllen. Dann ich fürthin nit mer dann ein zůseher / und bedarff mich nimmer an dem Ritter rechen / Dieweil mich der Ritter überwunden unnd zů neüt gemacht hat / das mich dann nit wenig beschweret / dieweil aber ir ye ewerm fürnemen nachkummen wöllen / Weiß ich sunder zweyffel / an ewer yedem so vil stercke und mannheyt / das er gewißlich keym keynen ritt beston würdt» / nach langem solchem reden und gesprech dise falschen rhatschleger von eynander schieden / keyner die selbig nacht zů dem dantz gieng / Galmy der Ritter bey solichem ußbleiben / auch andrer ursach halb wol abnemen mocht / das ein pratick wider in gemacht wer / dann er sye den tag stätigs bey eynander hat sehen halten in dem Turnier schrancken / und sich seiner minder dann eineß frembden angenummen hatten / darumb er sich dann dest baß vor iren dücken versehen mocht / noch nam er sich gegen iren keynem nichts an / sunder sich allweg freüntlich gegen inen erzeyget. Doch in im selbs gedencken ward / ‹ach Gott wohar mag doch solicher unwillen erwachßen / das dich die / mit denen du lieb und leyd leiden můst / und denen du nach schuldiger eyds pflicht / gůts und keyn arges beweisen solt / das sye dann dir auch zů thůn schuldig weren / Die selben mich aber unverschuld in grosser untrew gemeynen. Gott wolt mir sollichs unverborgen sein möcht / ich wolts mit güte underston zů fürkummen.› Nun was Galmy mit sampt seinem getrewen gsellen Friderichen noch zů hoff bey dem dantz / so lang das menklich von dannen begund scheyden / Yederman rhů begeret / sich zů beth niderleyten / den morndrigen tag mit freüden erwarten.

Was sich des andren tags auff dem Turnier begeben hat / wie mannlich sich Galmy der Ritter gegen seinen widersächern gehalten hat. Auch wie der Hertzog seinem hoffgsind verbot weitter mit dem Ritter zů stechen.
Das XXI. Capitel.

DA nu die nacht vergangen / und yetz die Edle morgenröte mit gantzem gewalt dohar trang / und das erdtrich mit süssem tow bedeckt / die sonn mit klarem scheine in alle höhe uffgstigen was / sich menklich mit grossem ernst zů dem Turnier schicken thet / yetzundt die zeit kumen was / das man den ymbiß zů hoff mit grossen freüden / mit mancherley seytten spil / auch trumeten verkündet / All welt gen hoff gieng / den ymbiß frölich vollbrachten / Demnach auff zů roß sassen. Der Hertzog mit sampt einer grossen meng / von weib und mannen an das ort und platz geritten kamen / do dann / wie obgemelt / die reichen zelten auff den wolschmackenden angern auffgeschlagen waren. Galmy sich wol versehen hat / er wenig rhů den tag haben würd / darumb er sich dann dest mannlicher darin schicket / wenig sorg hat / das er mit in allen solt stechen / yedoch nam er im für / keynen seiner gsellen mit ersten uffzůfordren / so bald aber einer sollichs an in begeret / wolt er im zůhandt zů willen werden / als er dann thet / wie ir dann nachmals hören werden. Diß alles nam der Hertzog sunderlichen war. Als sich nun mengklich an das ort gefůget / und yetz die stecher gmeynklich in den weiten schrancken waren / sich von ungschicht begab / das Galmy sich aber verhindert / das dann die Hertzogin mit ersten war nam / in sorgen stůnd / dem Ritter etwas widerwertigs begegnet wer / dann sye wol wußt / er nit uß verzagniß ußbleiben thet. Do nun die Hertzogin in solchen gedancken saß / So kumpt der Ritter mit sampt etlichen andren / so uff in gewartet hatten. So bald man Galmien ersach / yederman auffsehens auff in hat / sein schonheyt nicht genůg ermessen kunden / Der Hertzog auch ein groß gefallens ab im nam / Deßgleich die Hertzogin als bald sye des Ritters sichtig ward / als verlangen hindan satzt / das end mit grossen freüden begert zů erwarten. Die widerwertigen aber gmeynklich bey eynander halten thetten / allsamen gerhatschlagt hatten / Der Ritter würd sich des tags auff der ban nit sehen lassen / Als sye in aber gmeyncklich kummen sahen und in mit solchem frölichem gemüt seinen gaul in den schrancken dummeln / iren eins teyls nit vil hertz darvon empfiengen. Der Ritter aber Růpert genant / mit grossem frevel unnd hochmůt gegen dem gütigen Herren Galmien geritten kam / mit trutzlichen worten zů im sprach. «Dein langes ußbleiben / Ritter / mir warlichen lange weil gemachet hat / dann ich sorgt mich deß tags still ston müssen. Du solt wissen das ich geschworen hab / nimmer keyn sper gegen yemandts auff disem stechen inzůlegen / du seyest dann zůvor von mir überwunden / darumb ich dich ermanet haben will / wöllest dich nach deinem besten vermügen dazů richten / und mir zů willen werden / und nach ordnung und bruch diß stechens / drey ritt mit mir thůn.» Der jung und Edel Ritter den anschlag wol marckt / dem Růpert mit züchten antwurt und sprach. «Dein ansůchen an mich / kan und mag ich dir mit keynen fůgen abschlagen / Ich dancke dir auch der eeren / das du mein also zům ersten vor andren begerest. Das aber du geredt oder versprochen hast / mich zů überwinden / dunckt mich nit ein kleyne dorheyt an dir sein / dann unser keyner wissen mag / welchem das glück den sig verleihen will. Hettest du gesprochen mit mir zů stechen / wer gar kleyn zů achten / aber gegen mir gesigen / würd mir warlichen schwer sein / deßhalb dich auch bald darnach richt / damit man sehen mög / wem das glück günstig sein wöll» / mit disen worten die beden Helden von eynander ritten / zůhand ir sper zůhanden namen / mit grosser begird zůsamen ranten / zů beyder seyten mannlich traffen / keynr sich minder dann der ander brauchet / beyde steiff und unverruckt sitzen bliben / zůhandt den andren ritt zůsamen ranten / in gleichem wie vor / keyner fallen wolt / zů letst in dem dritten sprengten sye in solchen krefften zůsamen / so trifft Galmy den Růpert mit einem solchen harten stich / das er sich von stund an seines sattels schemen můst / und hinder seinem pferdt an der erden uffston / Do hort man ein groß jubilieren / schreyen und blosen von den Herolten / und gaben all Galmien dem Ritter den preiß. Die Hertzogin solchs alles mit iren augen sehen mocht / nit wenig freüd empfieng. Zůhandt der ungetrew Wernhard die andren irs verheyssens ermant / die im mit verzagtem hertzen nachkummen / damit ichs aber bekürtz / so wurden sye all die sich deß selben tags gegen dem Ritter empörten niderlegt / diß wert so lang biß Galmy der Ritter vieren des Hertzogen diener ire sättel raumet. Do nun dem Ritter der tag auch der preiß zů geteylt ward / und er sich so ritterlich dummelt / was keyner mer / so des Ritters begert. Diß hat nun der hertzog als wargenummen und wol verstanden / den uffsatz gegen dem Ritter / das im dann nit ein kleynen verdruß bracht hat / im zů stund fürnam sollichs zů fürkummen. Zů handt der obend kummen was / Die trumeten in den schrancken allenthalben erschallen / yederman wider zů herberg ritt / die so in dem stechen gewesen waren / ire harnasch von in legten / sich in kostliche kleyder anthetten / gen hoff zugen / Do warde nach gwonheyt ein köstlicher dantz angfangen. Die hertzogin demnach ein dantz oder zwen geschehen was / sye mit zweyen irer Junckfrawen stillschweigend von dannen gieng / Als sye zů irem gemach kummen was / iren Junckfrawen urlob gab / alleyn in ir kamer saß / von stund an dem Ritter ein brieff schreiben thet / uff solche meynung lautend.

Wie die Hertzogin Galmien dem Ritter ein brieff bey Friderichen seinem gsellen schicket / in vor seinen widersechern treülich warnet.
Das XXII. Capitel.

ALler tugendtlichster Ritter / dein zierlicher wandel / weiß und berd nit zů volloben ist / mit was hohen Eeren du begobt bist / kan ich nit außsprechen / dein mannheyt kan ich nit gnůg preisen / het auch solichs nimmer mer gelaubet / Wo nit meine augen des selbs zeügniß geben. Mir ist unverborgen / mit was uffsatz dir heüt etlich begegnet / die dir sunder zweiffel neidig und hässig seind / warumb aber es beschicht / ist mir gantz verborgen / es wer dann deiner dapfferkeyt schuld / Darumb du aber nit zů hassen / sunder zů lieben bist. Du hast aber Edler Ritter deren willen und anschlag gantz zů neüt gemachet / und sye vor aller menklich zůschanden bracht / das sye on zweyffel nit ein wenig bekümmern thůt. Ich glaub aber / wo sie dich in irem vortheyl bekummen möchten / sye würden underston dir schmach zů beweisen. Darumb mein aller liebster Galmy / biß gewarnet / für sich dich nach dem dich dein vernunfft wol leren kan. Hiemit gehab dich wol und biß nit minder mannlich den künfftigen tag / dann du dise zwen gethon hast / thůst du das / so biß sunder zweyffel du würst den preiß und auch die best gob vor allen andren darvon bringen. Hie mit biß Gott in seinen schirm empfohlen. Die Hertzogin nam den brieff unnd verschloß in mit einem wachs / sye gieng schnell / do sye ire Junckfrawen wüßt zů finden / zůhandt das nachtmal köstlich bereyt ward. Der dantz ein end nam / die Hertzogin mit sampt irem Frawen zimmer zů tisch saß / von ungeschicht Friderich des Ritters getrewer gsell der Hertzogin tafeln warten můßt / des die Hertzogin aber wol zů můt was / So bald nun das mal vollendet was / die Hertzogin mit listen zů Fridrichen dem Edelman kam / im zůhand den brieff gab / Der Edelman wol verstůnd / wem er in bringen solt / seinen gsellen sůchen gieng / den er bey dem new angefangnen dantz fande / in zůhandt auff ein ort nam / im den brieff heymlichen zůstieß. Davon der Ritter abermals grosse freüd empfieng / in von wort zů wort lesen thet / in im selb gedacht / ‹Ach Gott / Wie mag sich doch weibliche trew so gantz nit verbergen / mag auch nimmer gerůgen› / die warnung von der Hertzogin im sunderliche freüd bracht. Gedacht im auch gäntzlich nach zů kummen / als er dann thet / in solichen freüden wider zů dem hoff dantz gieng / damit er die Hertzogin mit freüden sehen möcht / die an seinen geberden unnd frölichen angesicht wol abnam / das er ir geschrifft empfangen hat. Darumb die Hertzogin erst frölich und wol zůmůt was / nit lang darnach der dantz geendt ward / yederman nach seinem gefallen gan mocht / war in gelustet. Galmy der Ritter in grossen freüden zů bett gieng / also freüderich ein süsser schlaff in umbgab / stätigs der Hertzogin ingedenck was / im also ein frölicher traum fürkam / in dem in bedaucht / die Hertzogin im fürkäm / in nach laut deß brieffs auff ein newes warnet / Demnoch in freündtlichen mit iren armen umbfahen thet / mit züchten urlob begert / von im schied / In solchen freüden der Ritter der Hertzogin antwurt gab / mit einer sollichen starcken stim anfieng zů reden / das er gäntzlich auß seinem schlaff erwachet / umb sich sach / wol marckt / er gleich wie andre mol betrogen sein. ‹Ach› sprach er zů im selbs / ‹Mag mir das glück nit vergünnen / das mir doch einmal wachend solche freüd zů stünd / die mich yetz so manig mol in meinem schlaff betrogen hat› / die übrig nacht also in trauren und klagen vertreiben můßt. Nun was der Hertzogin die selbig nacht / auch ein vast harter unnd schwerer traum zůgestanden / durch den sye nit wenig geenstiget ward / dann sye eygendtlich bedaucht / wie sye von ir menschlichen gestalt kummen / und in ein schnelles einhorn verkert wer / mit vil edlen thieren umbgeben / welche mit eynander auff einer schönen wisen inn wolriechenden blůmen spacieren giengen / in kurtz darnach die andren edlen thierle von ir schieden / mit grossem jamer urlob von ir namen / sye alleyn bey einem ungestümen wolff unnd einem beren verliessen / bei welchem sye in grossen sorgen ston beleib / zů hand der freysam ber / mit uff gethonem rachen deß Einhorns begeren thet / Das zů handt der flucht begert / letst der wolff mit seinem halß in einen strick falt / darinn er sein leben endet / der ber aber dem einhorn mit geschwindem lauff nachjaget / gegen einem grossen brinnenden wald / welcher mit zweyen dieffen wassern verschloßen was. Als aber nun das edel eynhorn keyn ander außfart mer haben mocht / sich gäntzlich verwegen hat / in das ungestüm wasser zů springen oder aber mit schnellem lauff in den brinnenden wald zů keren / So kumpt zů hand gegen ir ein Lew / mit einer unbekanten haut überzogen / welchem sye vor umb hilff zů gesprochen hat / aber keyner hilff von im getröstet ward / der hat sich mit eines lämbleins haut bedecket / doch einem lamb gantz unenlich. Der Löw zů hand den beren mit grossem zorn an want / in seinem leib gantz verwunt und yetz schier halb todt / in dem brinnenden wald schleipffet / darinn er zů hand durch das feür verzeret ward / in dem die anderen thierlin auch kummen waren / der beder kampff zů sahen. Als aber der Lew oben lag / und der ungestüm ber sein end also hertigklichen nemen můst / Sye all grosse freüd von des einhorns erlösung empfieng / darnach nyemants dem eynhorn begeret leyd zů thůn / Der unbekant Lew sich nyemants da zů erkennen gab. Als er aber ein weiten weg von den andren thierlin kummen was / das Einhorn im mit begirigem hertzen nach sehen thet. In dem der Lew sein unbekante haut von im schut / nit lang stůnd / er die gestalt eines Löwens auch verlor / uffrecht stůnd / einem wolgewapneten Ritter sich vergleichet / zů handt uff ein schnell pferdt saß / aller ungeert von dannen schied. Die Hertzogin schnell ir menschlich form wider an sye nam / dem Ritter mit unverkerten augen nachsach / stätigs meynt sye in erkennen wolt / in ir selbs gedocht. ‹Fürwar diß mag wol Galmy der Ritter sein / der sich einem Löwen wol vergleicht.› In solchem schweren traum der Hertzogin schlaff sich endet / die in grossen engsten gewesen / ir gantzer leib vor grossem schrecken begundt zů rüdern. Die Hertzogin vor grosser sorg nimmer schlaffen mocht / Die überig zeit der nacht mit grossen schweren seüfftzen zů end brocht / offt wunscht / das irem lieben Ritter sollichs kundt gewesen wer / sye nam ir auch für dem Ritter sollichs zů schreiben / als dann nachmals geschach / dann sye im sollichen traum mit mundt zů wissen thet / wie ir hören werdt.
(O du unschuldigs und keüsches Einhörnlin / dir würt warlich mit der zeit manigs ungestüms und freysams thier nachhängen / dich underston nit alleyn umb dein Eer / sunder umb leib und leben zů bringen. Aber du würst von einem theüren und Edlen Löwen von aller deiner trübsal erlößt werden / und der freysam wütend ber / der dich vermeynt mit gewalt in den brinnenden waldt zů jagen / Der würdt durch disen Löwen überwunden und mit deinem bereyten fewr von diser welt gedilcket werden.) Diser traum nit lang harnach der Hertzogin in aller massen war ward / sye bildet in auch für und für in ir hertz. Hie wend wir also gnůg von der geret haben / und nun fürbaß sagen / wie sich das stechen des dritten tags geendet hat / an dem dann das Fest sich endet.
Als nun Galmy der edel Ritter sich gäntzlich nach der Hertzogin verschreiben gerüst hat / und yetz den dritten tag mit grossen freüden auff die ban geritten kam / der Hertzog zůhand durch die Herolten ein stille gebieten ward / und ließ da bey hoher peen verbieten allen seinen underthonen / das keyner mer / er wer wer er wolt / im fürnemen solt / mit Galmien dem Ritter zů stechen / dann er des nechsten tags wol gemerckt / das sye sich wider in gerottet hetten / er wolt auch auffmercken darauff haben / welche soliche rotten gemacht / die selben wolt er hartigklichen straffen. So bald nun Wernhard mit sampt seinen mitgsellen sollichs vernam / nit wenig schrecken darvon empfiengen / gern gewölt hetten / sye des anschlags nye gedocht hetten. Yedoch blib solcher anschlag lang zeit verborgen / das der Hertzog bey seinem leben nit erfaren mocht. Nun kam yetz die zeit das das stechen wider angfangen werden solt / Die trummeter und Herolten zů allen orten ein groß rüffen und blosen hatten. Do sach man erst manchen sper gen hymel auff stüben / do ward nyemandts verschont. Galmy der Ritter erst all sein mannheyt braucht / nyemants aber von des Hertzogen dienern im genahen mochten oder dorfften / denn wer im überzwerch bekam / der můst im ein stoß sitzen / oder můst schnell seinen sattel raumen. Der Hertzog mit sampt andren Herren sich fast von des Ritters gschwindigkeyt verwundern thetten. Nun was ein Edelman an des Hertzogen hoff von Cleff / der sich die beyden tag der massen gedummelt hat / Wo der Ritter Galmy von im über wunden worden wer / im die reichst und best gob on alle inred zůgestelt worden. Wernhard / der noch nit rhůen mocht / sich zů dem selben edelman füget / im zů verston gab / wo er Galmien überwinden möcht / würd im sunder zweyffel / das best zugestelt werden. Der Edelman was von natur ein sänfftmütiger und gütiger mensch / in im gedacht / wo er dem Ritter des kampffs nit anmůten würd / im sollichs von andren zů verweisen kummen / sich zů handt zů Galmien dem Ritter füget / mit gütigen worten auff solliche meynung mit im anhůb zů reden. «Edler Ritter / mir ist unverborgen / das ir vor andere alle die nächst vergangen zwen tag den preiß behalten handt. Nun ist nit on / ich mein sattel auff disem Turnier nye geraumpt hab / derhalb wir beyd in gleicher wog gegen eynander ston. Darumb mir noch eüch nit anderst gezimmen will / dann das wir beyd unser heyl gegen eynander versůchen / welcher dann obligt / der hat billich das best erlangt.» Galmien dem Ritter / die red von dem Edelman nit wenig freüd bracht / als er in so gütig mit im reden hort / zů im sprach. «Lieber Herr / wer ir seind / mir verborgen ist / dann das ich meyn / eüch ein des Hertzogen von Cleff diener oder hoffgsind sein. Ob aber ir ein Ritter oder edelman seit / mag ich nit wissen / ir seyt aber wer ir wöllen / bin ich begerens mit eüch drey ritt zů thůn.» Mit solchen worten / sye sich beyd zů ausserst der schrancken fügten / und damit ichs bekürtz / so traffen die beyden Helden eynander so mannlich / das die beden mal ir sper gen hymel stůben / zů letst aber yedem ein fast starck sper bracht ward / Die beyden Herren mit Löwen můt zůsamen ranten / in dem gerot dem Ritter ein stich / das er den Edelman weit hinder seinen gaul stache / darvon er so schwerlich fallen thett / das man in halb todt auß den schrancken tragen můßt. Nun hat mengklich der beyden Herren wargenummen / und in sunders die Hertzogin / mit sampt irem Frawen zimmer / die dann zů urteyl sprechern dahin gesetzt wurden. Die Hertzogin anhůb und sprach / «Ir mein aller liebsten Frawen / mich wil beduncken die best gob schon gewunnen sey / und Ritterlich erobert / wo ir anderst der ding / wie ich / wargenummen hand. Ich hab warlich gestern und heüt groß verwundren ab dem Ritter gehabt / und heüt noch vil mer. Galmy der Ritter / wie ir all gesehen haben / fürwar er die ritterlich erobert hat.» Ein Gräfin die dann zů nechst neben der Hertzogin saß / anfieng uff solche meynung zů reden. «Gnädige Fraw / ewer genad fast wol geurtheylt hat / warlich dem Ritter mit recht nit abgesprochen werden mag / darumb ichs gäntzlich bey ewer urtheyl beston wil lassen.» Die Hertzogin die Frawen zů ring umb fragen thet / all einmündig urteylten / das der Hertzogin sunderliche grosse freüd bracht / gar dick wunscht / der Ritter die urtheyl auch gehört het. Mit disen worten sich schon das stechen geendt / einen yeden dem nach er verdient hat / ein kleynot zů getheylt ward / Wie ir dann nachmals hören werdt.

In was gestalt die goben außgeben wurden / wie Galmien dem Ritter / die best ward / und wie er auch der Hertzogin Truckseß ward.
Das XXIII. Capittel.

SO bald nu das stechen ein ende nam / und yetz schon auffgeblosen hat / der Hertzog mit sampt andren herren an das ort der schrancken ritten / alldo Galmien des Ritters warten / im gemeynklich glück wunschten / des er gantz schamrot ward / Der Hertzog den Ritter neben im schůff zů reiten. Das aber seinen feinden ein newes leyd schöpffen thet / dann sye im des und aller eeren vergünneten. Als nun der Hertzog mit sampt den andren herren in die statt kummen was / sein ordnung zůhandt geben thet / das alle die so in den Turnier gewesen / zů hoff kummen solten / dann man wolt da einen yeden nach seinem verdienst begaben / Die Herolten solichs an allen enden und herbergen verkünden und außrüffen theten / in kurtzer zeit ein grosse menge von Ritter und knechten sich zů hoff versamleten / der Hertzog ein köstlich nachtmal zůbereytet hat / da mochten alle die zů kummen / so auff dem Turnier erschinen waren / Dann es nach aller notwendigkeyt zügerichtet war / also das da keyn mangel an keyner köstlicheyt gespürt ward / die tisch all in einem lustigen grünen garten bereyt waren. Der Hertzog hat geordnet / das der Ritter Galmy an dem nächsten tisch bey im sitzen solt / darnach an einem yeden tisch / die all eynander nach gesetzet wurden / demnach sye den preiß auff dem Turnier erlanget hatten. Es was auch geordnet / so bald man in mitten des nachtmals sein würd / das dann die / so die gaben und kleynot fürtragen solten / on allen verzug erschinen / und ein yede gob und kleynot nach ordnung außgeben. Als nun die zeit schier kummen war / so kumpt zůvördrist ein Herolt / welchem dann befohlen was / ein yegklichen an zů zeygen dem nach er begabet werden solt / nach disem kamen zwo schöner Junckfrawen / Die ein trůg ein kostliche ketten / mit einem reülichen kleynot von perlin und Edlem gesteyn geziert. Die ander Junckfraw in einer schönen schalen ein anzal gulden / mit einem schönen kräntzle bedecket tragen thet. Nach disen Junckfrawen ein reysiger knecht uff einem kostlichen gaul geritten kam / mit einem schönen küriß angelegt. Nach dem selben wider ein Junckfraw mit einer mindern ketten dohar gieng / der Herolt / so zůvordrest anhe gon thet / so bald und sye bey einander in dem schönen garten waren / zůhandt ein stille anblasen ließ / dem Ritter Galmien den preiß mit sampt den kleynoten und goben außrüffet / anzeygt wie er mit seinem leib die drey vergangnen tag den preiß behalten / und billich vor allen andren das best erlangt haben solt / zůhant sich zů Galmien fügt / in bey seiner hand von dem tisch auffzoch. Die Junckfraw / so die köstlich ketten tragen thet / im die zůhand an seinen hals hanckt. «Nemend hin» (sprach sye) «Edler Ritter / das / so eüch eüwer mannliche hand / und das glück zůgeeygnet hat.» Die ander Junckfraw im das gold inn seinen geren schutt / das grün kräntzlin auff sein haupt setzet / «Diß / weil ir» / sprach die ander Junckfraw / «strenger Ritter / allen denen / so auff disem erlichen stechen erschynen / sein obgelegen / sond ir billich mit einem kräntzlin / zů einem zeychen deß sygs gekrönet werden.» Der Ritter vor grossen freüden nit wol wußt / was antwurt er den Junckfrauwen geben solt / Doch nach dem er Friderichen seinem gesellen das gold / so er in seiner schoß het / befalch / nam er davon ein rüliche schenck / yede junckfraw sunderlich begobet. Darnach die erst freündtlich umbfahen thet / in beyden nach einander freündtlichen dancksaget / die Junckfrawen mit züchten von dem Ritter schyeden / zůhand der reysig knecht dem Ritter den schönen hengst überantwurt / mit sampt dem küriß und einem köstlichen schwert / des Ritters knecht von stund an solichs alles in des Ritters gewarsame achtet / Galmy der ritter sich schnell zů dem Hertzogen füget / nach dem er im sein referentz gethon / auff solliche meynung anfieng zů reden. «Aller gnädigster Herr / mir ist nit müglich solche gůtthat / so mir von ewern Gnaden bewisen würt / nun bin ich ye sollicher rülichen goben nye würdig gewesen. Darumb ich dann mich auß sundern gnaden von euch meinem Herrn begobt würt / Gott wöll ichs mit meinem armen dienst umb eüch meinen Herrn verdienen müg.» Der Hertzog mit dem Ritter anfieng auff ein solche meynung zů reden. «Dein mannlich gemüt Galmy / solcher und noch merern kleynot wirdig ist / dann du solichs nit allein hie in Britanien bewisen hast / sunder auch in Franckreich dich der massen gehalten / das du die reichiste und beste kleynot ab dem Turnier gefürt hast / und das noch mer ist / so bekenn ich hie vor allen denen so hie zůgegen seind / das mich Galmy in seiner jugendt ee dann er zwentzig jar auff im hat / von meinen feinden in einen mächtigen streit mit seiner mannlichen hand endtschüttet und erlößt hat / Darumb ich in dann bilichen Ritter geschlagen hab. Damit aber edler Ritter erkennen mügst / das du mir nit der wenigst an meinem hoff bist / wil ich dich mit einem eerlichen ampt begoben / dann mengklich weyßt das meiner Frawen Truckseß vergangen etlichen tagen mit todt abgangen ist / dem Gott genad. Derhalben ich dich an sollichs ampt ordnen will.» Der Ritter von sollichen worten nit wenig freüd empfieng / do er hort das er hinfürter on alle sorg täglich umb sein aller liebste Hertzogin wonen mocht / die Hertzogin solche wort auch wol hat mügen hören / Dann sye auch mit irem Frawen zimmer zů gegen was / inn dem sye nit minder freüd dann der Ritter / empfahen thet. Dieweil nun der Hertzog mit dem Ritter also geredt hat / der Herolt mit sampt den andren Junckfrauwen die übrigen goben ußgeben hat / unlang hernach die tisch uffgehaben wurden / ein schöner dantz angefangen. Die Ritter und knecht auch mancherley kurtzweil triben / mit springen / ballschlagen / und mit steynstossen / ein yeder darzů er lust hat / seins gleichen fand. Galmy der Ritter ettlich Junckfrawen nam / zů dem dantz füret / Der Marschalck zůhandt die Hertzogin nam / zů dem newen Trucksessen füret / im ein dantz mit der Hertzogin befalch zů thGn. Der Ritter unnd die Hertzogin in hohen freüden lepten. «Galmy» (sprach die Hertzogin) «ich wünsch eüch glück an meinen dienst dann ir fürthin mein Truckses sein sollen / das mir nit wenig freüd bringet» / der Ritter antwurt der Hertzogin und sprach. «Aller Gnädigiste Fraw / Mir würdt warlich vil mer eer und gůts bewisen / dann ich nimmer beschulden kan. Dem aber sey wie im wöll / So sprich ich / das mich keyn ding mer erfrewt / dann so ich mich in eweren dienst begeben sol / Wiewol ich ein ungeschickter und unwürdiger diener bin / einer solchen und mächtigen Hertzogin zů dienen. Bitt aber ewer Gnad wöllent mich / wo ich mich nit recht in ewer Gnaden dienst schick und richt / (wöllend mich) treülich straffen» / mit solchen früntlichen worten sye bed deß dantz erwarteten. Als nun der dantz züchtigklich vollbrocht ward / und yetz der Ritter urlob von der Hertzogin nam / aber mit Friderichen seinem gesellen von dannen gieng / uff einen schönen gang zůsamen an einen laden lagen / mancherley mit einander zů red kamen. Dann Friderich wol von dem Hertzogen gehört hat / das er den Ritter zů einem drucksessen gemacht hat / davon er nit grosse freüd empfieng / dann er in sorgen stůnd / das vil beywonen der beden liebhabenden menschen / sye villeicht gegen menigklichen argwenig machen würd / dardurch sye dann etwan bed in unrhů kummen würden / als dann zů letst geschach / wie ir nachgons hören werdt. Dann die falschen zungen / durch ire argen gedancken / und falsche red die zwey liebhabenden scheyden thetten.

Wie Friderich leyd trůg / darumb das Galmy der Hertzogin druckseß werden solt / und wie er mit seinem gsellen redt.
Das XXIIII. Capitel.

FRiderich der frumm und getrew Edelman / nit wol zů můt was / zů Galmien seinem gesellen sprach. «Mein aller liebster Galmy / ich můß ein kleyn mit dir reden / wiewol ich weyß ein solichs wider dich sein würdt / Bitt aber mir zů verzeihen. Mir ist nit verborgen / das dich der Hertzog zů einem Trucksessen gmacht hat. Nun weyst du mich des hertzens gegen dir / das mich dein glück nit wenig fröwet / und ich dein wolfart zů allen zeiten gern sehen thů. Nun bistu ungezweyffelt / mit grossen freüden umbgeben / Die weil du dich weyst oder meynest on sorg bey deiner liebsten Frawen zů wonen. Solche dein freüd mir warlichen sorg und schmertzen geberen thůt. Dann ich förcht / das glück / so sich in dem anfang frölich gegen dir erzeygen thůt / es werd dich zů letst in grossen schmertzen und trübsal verlassen. Deßhalb mein aller liebster Galmy / wöllest mit fleiß bedencken / den ußgang deß schmeychlenden glücks.» Der Ritter seinem gsellen uff sein red mit wol bedachtem můt antwurt und sprach. «Friderich deines gůten und getrewen rhats / ich dir mit höchstem fleiß danck zů sagen / schuldig bin / ich hoff aber / mein sach nun zů mal keyner sorgen mer bedürff / die weil ich / wie du selb wissen magst / on sorg täglich bey meiner aller liebsten Frawen wonen mag.» «O Galmy» (sprach Friderich) «du meynest dich von sorgen entladen sein / darzů sag ich / das dein sach nye sorglicher / dann auff dise stund gestanden ist. Warlich ich förcht etwas färligkeyt under disen dingen verborgen sein. Dann ich warlichen sorg / die neidigen und falschen kläffer / welche dir zům theyl wol bekandt seind / haben dich dahin geben / damit sye dest mer ursachen an dich mügen sůchen / damit sye dich diß hoffs vertriben / Ich bitt dich mein liebster brůder fleiß anzůkeren / und dich nach dem besten vor in zů bewaren / Damit du dich nit argwenig gegen inen machest / so du deines ampts pflegen thůst. Dann sye warlich mit listen acht auff dich haben werden / und dir dann auff einer kleynen quallen ein ungestüm wasser anrichten. Ich sag dir / solt mein herr etwas innen werden / oder sye dich in einem sollichen fal gegen im verlimbden solten / dir würt warlich nit kleyne sorg darauß erwachsen. Solchs du als wol selbs ermessen magst. Hierumb mein aller liebster Galmy / bitt ich / wöllest mein warnung und gůten rhat nit verschmahen / dann er dir warlichen zů keynem schaden dienet.» Galmy der Ritter seines gesellen red wol verstanden hat / zů im sprach / «Warlich Fridrich / du mir nit übel gerhaten hast / Gott laß mich sollich freündtschafft / so du mir täglichen bewisest / umb dich verdienen / mir ist nit verborgen die untrew meiner feind / welche mir mit listen tag und nacht nachhengen / damit sye mich in geferligkeyt bringen möchten / ich hoff und traw zů Gott der mein hertz und liebe am basten erkennen mag / er werd sye zů sollichen schanden kummen lassen / dahin sye mich underston zů bringen. Aber mein aller liebster Friderich / ich bitt / wöllest dein trew also stet / wie biß her gegen mir erscheinen lassen / und mich nit minder in hůt haben / dann allwegen.» Friderich seinem gesellen antwurt und sprach. «Mein Galmy / du solt wissen / das ich mein leben in unzerspaltnen treüwen gegen dir enden und beschliessen will / leb sunder zweyffel gegen mir ich binn breyt / mein leib und leben für dich zů setzen.» Mit solchen worten die zwen jüngling von eynander schieden / bede gůt vertrewen zůsamen satzten / bede zů rhů und schlaff giengen / Galmy mit fleissigen gedancken betrachten ward / wo mit er doch seines ampts nach der Hertzogin gefallen pflegen möcht. Als er dann nachmalß wol end bracht.

Wie sich Galmy an seinem neüwen ampt wol und eerlich halt / Und wie es im darnach ergieng.
Das XXV. Capitel.

IN was gestalt sich Galmy der Ritter an seinem ampt gehalten hab / nit not zů schreiben ist / Dann ichs einem yeden selb gib zů ermessen. Nyemants lebt seliger an dem hoff / dann er alleyn / dieweil er täglich bey seiner aller liebsten Frawen wonet / Er was auch darzů verordnet / das er der Hertzogin alle speiß fürschneiden můßt / und alle kost / so für sye getragen ward / Credentzen / deßgleichen das drincken / er gab der Hertzogin manchen freündtlichen und lieblichen blick. Nun begab es sich auff ein zeit / do die Hertzogin gessen hat / und man yetz auffgestanden was / Das die Hertzogin Galmien den Ritter bey seinr hand nam / zů im sprach / «Truckseß ich bitt / ir bey uns ein zeitlang wöllen bleiben / und uns etwas newer zeitung sagen.» Mit solichen worten zů oberst des palasts sye sich neben einander sassen / Die andren Frawen und Junckfrawen in dem schönen sal / yhe zwo und zwo bey einander sassen / und mit einander ersprachten. Die Hertzogin und der Ritter on alle irrung mit eynander reden mochten. In dem aber die Hertzogin den Ritter etwas fragen ward / darüber er gantz keyn antwurt gab / Die Hertzogin mit unverkerten augen stätigs ansehen thet / des die Hertzogin bald warnam / zů dem Ritter sprach. «Mein aller liebster Galmy / Was meynet das stätig ansehen und stillschweigen / ir hand warlich ewer gedancken an einem liebern ort dann hie / nun meynet ich doch / ir nit ungern bey mir sein solten. Ich bitt eüch mir ewer gedancken offenbaren wöllen» / «Das binn ich bereyt zů thůn. Aller Gnädigste Fraw mein / fürwar mein gedancken nye von eüch gewichen seind / Von dem tag an / als ich eüch anfieng liebe zů tragen / Bin ich keyn weg so weyt auß Britannien nye gewesen / mein hertz hye bey eüch bliben ist / und nye von eüch gewichen / das ir mich aber meines unverwenten gesichtes fragen / so hab ich warlich ewer schöne und züchtigen geberd also hoch erwegen / das ich warlich nit hab mügen wissen / ob ich lebend oder todt gewesen bin / dann eüch die edel natur mer dann keyn ander mensch rülich begobt hat / fürwar ewer schöne sich mer einem Engel / dann einem menschen vergleichen thůt. Darumb aller liebste Fraw mein / nicht verwunderen eüch ab sollichem meinem gesicht / warlich ir mir zů vil molen inn meinem schlaff fürkummen / also / das ich meyn / eüch leiplich vor mir sehen / aber diß yetzig gesicht / dieselben weit übertrifft.» Die Hertzogin mit lachendem munde zů dem Ritter sprach. «Ach mein aller liebster Ritter / ich bitt eüch vertragen mich ewers schimpffs / und nit legen mir solliche schöne zů / deren ich doch wenig an mir hab» / «Hertzogin» (sprach der Ritter) «ich wolt müglich wer / ir mir in mein hertz sehen künden / darmit ir erkennen möchten / mit was grossen freüden ir mich umbgeben / wann ich ewer schöne ansichtig würd / Dann so bald sollichs beschicht / sich mein hertz in meinem leib auffbeümet / und als mein geblüt sich in freüden erhebt.» Die Hertzogin zů dem Ritter sprach. «Mein aller liebster Ritter / es darff nit weiter probieren / mir dein liebe zů beweisen dann ich des genůgsam erfaren hab / Deß geleich weyß ich dir mein lieb auch unverborgen sein / Ich glaub auch sicherlich / das sollichs alles ein schickung von Gott sey / und das er fast groß wunder mit uns beyden würcken werd / es schick sich zů gůtem oder bösem.» Der Ritter gab der Hertzogin antwurt / und sprach. «Darvor (aller liebste Fraw mein) wölle uns Gott bewaren / das uns nit übels zůstand. Dann ich fürwar mer freüd dann leyds hoff zů erwarten / wo mich aber ye das glück betriegen wolt / und ich in sorgen sein müßt / eüch etwas widerwertigs von meinent wegen zů leiden / Wolt ich warlich ee mein leben verliesen / und wie grossen schmertzen mir ewer scheyden bringen würd / noch wolt ich ee reiten do mich keyn mensch nimmer mer erfaren müßt gleich dem ellenden und betrübten Fileno / welcher sich / von wegen grosser liebe / in ein wüste verbergen thet / aldo sein aller liebste so lang mit weynen und seüfftzen klaget / Biß er sich gantz von vile seiner zeher in einen brunnen verkeret / so lang / biß sein aller liebste Fraw von ungeschicht da hin kam / und in von seinem leyde tröstet / er wider in einen menschen bekert ward. Demnach ich mich warlichen auch an unbekante ort fügen wolt / und mein leben in trauren unnd klagen biß an das end bringen / damit ich nit ein ursach ewers trübsals wer.» «Ach neyn mein aller liebster Galmy / ich meyn die ding nit so ernstlichen / als du sye villeicht verstoßt / wie offt begeit es sich / das zweyen lieb habenden menschen etwas zů stot / daran in groß leyd beschicht / doch alleyn inen beden wissen / das glück aber sye letst wider mit reülicher freüd begobet. Dann vergessen sye als irs trübsals / so lang biß in das glück sollich trübsal wider under augen stelt. Darumb lieber Galmy nit gedenck das ich sorg unser liebe halben trag / das uns etwas arges zů ston soll. Darumb ich dir aber mein red erklär / darvon ich gesagt hab / das ich meyn Gott solchs nach seinem Göttlichen willen schicken thü / so wiß das mir vergangen tagen in einer nacht / ein grausamer unnd erschrockenlicher traum getraumt ist.» Mit disen worten dem Ritter solchen traum zů wissen thet / darvon er grossen schrecken empfieng / nit wol wußt / der Hertzogin darauff zů antwurten. Yedoch sye nach seinem vermügen darab nam und tröstet.

Wie Wernhard und seine gesellen mancherley anschleg machten / den Ritter umb zů bringen / doch alles widersins außgieng.
Das XXVI. Capitel.

INn grossen und hohen eeren / der Edel Ritter Galmy auff wůchs an dem hoff / wie ir dann gehört hand. Solchs aber Wernhard mit sampt andren seinen mithelffern größlich mißfallen thet. Eines tags sich begab / der neidig Wernhard / ein versamlung seiner gsellen zů wegen brocht / mit in anfieng uff solche meynung zů reden. «Ir mein aller liebsten günner und freünd / yetz sehend ir wol / in was hohen eeren Galmy der Ritter auffwachsen thůt. Dann in der Hertzog / demnach im das best auff dem Turnier zůgeteylt worden ist / erst mit einem herrlichen ampt begobt hat / und in seiner Frawen Trucksessen gemacht. Nu ist zů sorgen er wachs noch mer und mer an dem hoff uff / dann ich den gunst des Hertzogen fast gegen im spüren thů / ich glaub festigklich / solt meins herren Marschalck abgon / er in zů eim Marschalcken machen würd / das uns warlich zů grossem unstatten kummen würd / Dann im der auffsatz nit gantz verborgen ist / so wir lang gegen im gebraucht handt / solt er dann meins herren rhat werden / er möcht in dahin bewegen / das er uns alle hertigklich straffen würde. Nun hab ich mir ein rhat oder drey / weyß aber nit / welchem zů volgen sey. Des ersten wissen ir das der Ritter unser Gnädigen frawen als essen fürschneidt / müßten wir trachten nach den messern / so er ob tisch brauchet / und die selben vergifften / wann dann der Ritter der Hertzogin fürschnit / und sye die kost esse / sye zůhandt geschwüll / und sterben müßt / So würde man dann den Ritter schuldig an solchem todt achten / und würde in der Hertzog / als ein mörder und verräter lassen richten. Der ander weg wer / das man zů nachts vor seiner kamer auff in warten solt / dann er gewonlich all nacht spat von seinem gsellen kumpt / so müßt dann einer ungewarneter sach ein schwert durch in stossen. Der dritt anschlag ist der / ir wissen das er fast gern bier trincket / nammlich des obendts / das selb macht er all weg in dem brunnen in dem baumgarten kalt / Do möcht man am basten weg finden / damit er mit gifft hingricht würd / und wir dann in gůter rhů vor im bleiben möchten.» Da nun Wernhard sein red beschlossen hat / wiewol sye im darvor all gneygt waren gewesen zů helffen / noch was keyner der solichen anschlag loben wolt / und ward im von Růpert / welcher dann auch mit dem Ritter gestochen hat / ein solche antwurt auff seine red geben. «Fürwar» (sprach Růpert) «dißer anschleg mir keyner gefallen thůt / dann sye weder vor Gott noch vor der welt ungerochen möchten bleiben. Denn es warlich nit leichtlich gegen Gott zu verantwurten wer / ein menschen also umb zů bringen / umb solche liederliche ursachen / ich weyß schier nicht warumb wir doch den Ritter hassen / dann er warlich mer zů loben dann zů schelten ist / hetten wir uns nit also trutzlich wider in gelenet / wir weren nit gemeynklich zů schanden kummen / hetten auch villicht mer gewunnen / dann den weg / der Ritter sey wer er wöll / will ich nit darzů helffen / in zů mörden / ich geschweig mein Gnädige Fraw in solchem schandtlichen schein umb zů bringen. Wee uns und allen denen so sollichs gedachten / und sein mein Gnädiger Herr innen werden solt. Zů dem andren sag ich also. Ich wolt gern den so dürstig ansehen / welcher sich understehen wolt / den Ritter umb zů bringen / dann er warlich nit ein kind ist / ir hand wol gesehen was gwinnens wir daran gehabt hand / als wir in vermeynten auff dem Turnier zů schanden zů bringen / darumb ich mich gar nichts mer mit im underston wil / ich müsse mich dann mit not dahin bringen lassen. Das aber du meynst / dem Ritter sein tranck in dem brunnen zů vergifften / keynes wegs zů thůn ist / dann zům dickeren mal sich begeit / das im darauß getruncken würdt / und dann wider hinein gehenckt / so man dann schon über ein dem Ritter vergeben wolt / möcht ein andrer vor im kummen / und zůvor auß der fleschen trincken / dann ich zům offtern mal selb darauß trinck / und so ich schon ein solichs nit besorgen dörfft / will ich dannocht nimmer mer an seinem todt schuldig werden / wann schon der Ritter ein mörder wer / als er nit ist / mag man nit ein mort an einem mörder begon / darzů ich doch den Ritter nimmer mer rechnen wil. Mich wundert aber Wernhard / was bösen geyst dir solchen rhat geben hat / das du uns allen ein solche anmůtung thůn darffst / dann ich dise warlichen alle der erbarkeyt erkenn / das keyner sollichs gedencken / ich geschweig zů thůn underston dörfft. Darumb mein Wernhard schlag auß deinem gemüt solche lasterliche gedancken / und understand nit zů thůn das / so dich umb leib und seel bringen möcht.» Die red Růperts von allen seinen gesellen gelobt ward / im einmündig gewunnen gaben. Als nun Wernhard verstůnd das sein schandtlich fürnemen kein statt funden hat / ist in ein grosse angst überfallen / Also das er nit hat mügen wissen / mit was fůgen er in begegnen solt / damit sye solchen schandtlichen anschlag nit von im sagten / anfieng unnd also sprach / «Mein aller liebsten gesellen und freündt / ich bitt eüch mir mein red zů verzeihen / dann ich im ye nit so weit hab nach gedacht / so ich aber meinen anschlag selbs erwig / so erfind ich gantz keyn erbarkeyt darinnen.» Diß alles sagt Wernhard auß einem falschen hertzen / dann er im entlich fürsatzt / seinem anschlag nach zů kummen / so bald es im immer müglich sein möcht / dann er dem frummen Ritter so gantz gehaß war / on all ursach / das er im fürsatzt seinem fürnemen nach zů kummen / oder darumb zů sterben. Dise gsellen also von einander schieden / und ward der anschlag des neidigen Wernhards nit fast gelobt von in allen. Diß wend wir also lassen rhůen / unnd weiter sagen / Wie Galmy der Edel Ritter sein ampt so mit gantzem fleiß versehen thet / und wie sich sein unfal zů tragen hat / dardurch er gäntzlich von seiner lieben Hertzogin scheyden můßt. Wie ir harnaher hören werdt.

Wie sich der Ritter durch ein finger stach als er der Hertzogin fürschneid / wie der Hertzogin hart geschwand und nidersanck.
Das XXVII. Capittel.

GAlmy der Ritter / yetz gar nach ein halbes jar seines amptes mit grossen freüden inn allem fleiß gepflegen hat. Nun begab sich eines tags / das der Ritter der Hertzogin fürschneiden solt. Als er nun das so er auff seinem deller hat / darab er dann der Hertzogin geschnitten hat / wider in die blatten legen will / mit seinem messer vermeynt darin zů stechen / so sicht er aber die Hertzogin freüntlich an / und meynet ir auff etlich red zů antwurten. Inn dem er sich selber in mitte durch sein daumen stach / Die Hertzogin sein nit wargenummen hat / biß sich der Ritter gantz in seinem angesicht entferbet / unnd mer einem todten dann einem lebendigen menschen / sich vergleichet / das messer auß seinem finger zoch / zůhandt die Hertzogin des warnam / des Ritters blůt der Hertzogin auff ein hand sprang / von stund an die Hertzogin on alle hilff hinder dem tisch nidersanck / ire schönen Rosenfarben wänglin in ein gantz tödtliche farb verkert ward / sol lichs schnellen niderfallens / alle Frawen und Junckfrauwen grossen schrecken empfiengen / schnell von dem tisch auffstůnden. Der betrübt Galmy in grossen engsten bey der Hertzogin unverbunden ston belib / ein weiß fatzenet umb seinen verwundten finger wandt / zů stůnd kostliche und krefftige wasser bracht wurden / durch die der Edlen Hertzogin iren verschwundenen Geyst wider bracht wurden. Galmy der Edel Ritter die Hertzogin in seinen armen halten thet / sich des zeherns kaum endtheben mocht / In dem die Hertzogin ire brunen eüglin ein kleyn auffblicket / iren aller liebsten Ritter ersehen thet / davon sye noch mehr zů yhren krefften kam / in ir gemach begeret / der ritter mit sampt zweyen Junckfrawen sye schnell in ir gemach trůgen / so bald sie darin kam / uff ein kostlich beth geleit ward / «Galmy» / sprach die Hertzogin / «Wo handt ir mich hinbracht / fürwar mir der tod nit weit gwesen ist» / der Ritter sich nit enthalten mocht / sich ein klein von den junckfrawen kert / sich bald erholt / zů der Hertzogin sprach. «Ach aller Gnädigste Fraw / ich bitt eüch mit höchstem fleiß / wöllendt mir durch Gott verzeihen / dann ich alleyn an ewerem schmertzen schuldig binn» / dem Ritter sein wund fast angieng / sollichs die Hertzogin ersach. «Ach Galmy / ich bitt eüch» (sprach sye) «gon schnell / und lond eüch verbinden / und kummendt bald wider zů mir.» Der Ritter was der Hertzogin gebott gehorsam / so bald er verbunden was / wider zů der Hertzogin kam / die alleyn in irem gmach bey irer Kamererin was / Die hertzogin der zůkunfft des Ritters fro ward / in fragt / ob im die wund fast schädlich wer / der Ritter antwurt und sprach / «Ach mein aller liebste Hertzogin mein / ich wolt warlich gern noch so vil schmertzen leiden / wo eüwer Gnaden nichts widerfaren wer.» Die Hertzogin zů Galmien sprach. «O mein aller liebster Galmy / nit laß dich mein schwer gemüt irren / weyst du nit das wir Frawen verzagter / und mer in mitleiden / dann ir mann bewegt seind / ich bitt dich aber mein liebster Galmy / das du mir sagen wölst / wie dirs doch so schnell widerfaren ist / das du dich in dein eygnen finger so hertigklichen verwundt hast / binn ich ein ursach daran / so můß mirs leyd sein / das du nit dein selbs verfelt unnd mich getroffen hast.» «Darvor sey Gott» (sprach der Ritter) «ee wolt ich / das ich mich gantz leibloß gemacht hett / aber dieweil mich eüwer Gnad fragt / so sag ich / als ir mich etwas fragten / und ich eüch ansach / antwurt uff ewer red zů geben / meynt ich in das brates zů stechen / und mit einem frevlen stich traff ich mich selbs / aber kleyn zů achten wer / wann ewer leib nit ein sollich beschwer davon hette genummen» / Die Hertzogin zů dem Ritter sprach / «Mein lieber Galmy gehab dich wol / und pflig meines rhats. Nyemants ist gewesen / der sein geacht hab / darumb so man dich fragt / so gib keyn ander antwurt / dann die ich dir anzeyg / sag als du das fleysch an dein messer hast wöllen stecken / sey es von übriger mürbe hindurch gewüscht / und durch deinen finger gangen / dergleich ich nit anderst sprechen will / dann das ich von dem schnell springenden blůt solchen schrecken empfangen hab / damit wir uns gegen keynen menschen argwenig machen.» Nit lang darnach / dem Hertzogen die ding gesagt ward / als er noch in einem andren sal bey seinen Herren und rhäten (was) / ob dem tisch uffstůnd / zů der Hertzogin gieng / der Ritter erst von der Hertzogin kummen was / ungefar dem Hertzogen bekummen thet. Der Hertzog den Ritter fragt / wie es im gangen / ob er fast wundt wer / Darauff im der Ritter antwurt / wie im dann die Hertzogin gerhaten hat / der Hertzog den Ritter mit im gon hieß / beyde zů der Hertzogin kamen / die sye gantz traurig und betrüpt in irem gmach sitzen funden / das blůt so von dem Ritter gesprungen / noch an irem gewandt und schneweißen händen hat. Der Hertzog die Fraw fragen ward / wie es ir gangen wer / die im gleich / wie sye dem Ritter befohlen hat / sagen thet / der Hertzog mit schimpflichen worten zů Galmien dem Ritter sprach / «Zwar Galmy / wo du lang meiner Frawen Truckseß sein würst / du dich zwar selb zů todt stechen / und mein Fraw zů todt erschrecken dörfftest / darauß dann zwen mercklich schaden endtston würden / Ich bitt dich hinfür baß bewaren wöllest.» Der Ritter von des Hertzogen schimpflichen worten gantz schamrot worden was / also ein gůte zeit bey einander sassen / der Hertzog dem Ritter befalch / das er sein uff solche aderläß wol warten thet / dann es im von nöten wer. Galmy der Ritter aber sich sein wund nit irren ließ / sunder seins ampts mit gantzem fleiß wartet. In kurtzem harnach zů seinem gesellen kam / im alle sach zů wissen thet / dardurch Friderich aber in grossen sorgen und engsten was / stätig forcht / die so Galmien dem Ritter widerwertig waren / würden einen argwon darauß nemen / und dem Ritter darauß groß unrhů schöpffen / Aber nit geschach / biß lang harnach / als sich noch etwas anderst inriß / da roch eins zů dem andren / wie ir harnach hören werdt / und kam dahin / das Galmy mit grossem leyd uß Britanien scheyden můßt / do er die Hertzogin in grossem leiden hinder im lassen thet / das inen zů beyden seiten grossen schmertzen brocht / biß zů letst / sye beyde als irs ellendts ergetzt und inn grossen freüden bey einander wonten / on alle forcht / Wie ir dann klärlich hernach bericht werden.

Wie die Hertzogin eins tags auß der Kirchen kam / der Hertzog mit vil seiner diener der Hertzogin begegnet / und wie es harnach gieng.
Das XXVIII. Capitel.

ALs nun Galmy der Ritter von seiner empfangen wunden gantz heyl worden was / und yetz wider nach allem seinem willen gieng / mocht im das unstet glück sollich grosse freüd nimmer vergünnen / und begund im mit widerwertigen anstössen durch vil weg begegnen. Eins tags begab sichs inn dem kalten winter / das der Hertzog mit allem seinem hoffgsindt zů Kirchen gon wolt / under disen was auch Galmy der Ritter / welcher nach des Hertzogen rhäten der nächst was / gleich nach im der neidig Wernhard mit den andren / so dem Ritter nit fast günstig waren. Friderich aber mit Galmien seinem gesellen gieng. Als sye nun uß der Kirchen kummen / von ungeschicht sich der Hertzog vor einem kostlichen krom verhindert / ein kleyne weil / also das die Hertzogin mit irem Frawen zimmer auß der Kirchen gon wolt / sich begab / das sye für iren Herren gon můst. Der Hertzog mit sampt seinem hoffgsind der Hertzogin auß dem weg stůnden / die Hertzogin mit züchtigem wandel für sye alle gon ward / so bald sye aber kumpt do Galmy der Ritter stůnd / sye sich gantz in irem angsicht empferbet / dergleichen dem Ritter auch geschehen thet / das aber nyemandts dann Fridrich des Ritters gsell und der ungetrew Wernhard wargenummen hatten. Nun was an dem gantzen hoff erschollen / wie sich Galmy selb so hart verwundt hat / auch wie der Hertzogin bey dem tisch / als sys gesehen geschwunden wer / solliches auff mancherley ursachen außgeleget ward / aber von niemants so übel / als von dem schandtlichen Wernhard / der dann zů allem unglück auch die verkerung irer angesichter gesehen hat / im zůhand fürfiel / wo mit er dem herlichen Ritter den hoff erleyden wolt. Als nun yederman gen hoff kam / Wernhard des Ritters gesellen Friderichen auff ein ort nam / also sprach. «Fridrich ich bitt / sag mir / was ist Galmien deinem gsellen heüt / als mein Gnädige Fraw für uns gangen ist / widerfaren / das er sich so gantz inn ein andre gestalt verwandlet hat / fürwar mich nichts gůts beduncket / ich will auch sunder zweyffel nit lassen und weiter acht nemen / dann ich nu zů mal gůter wortzeychen zwey vernummen hab / so ich das dritt auch erfar / soll er sunder zweyffel sein / ich als ein trewer diener solchs meinem Gnädigen Herren selb öffnen will / und in als ein ungetrewen Ritter / vor im verklagen.» Mit disen worten der öd vogel sein gesang beschloß. Friderich von solchen worten gantz von im selbs kam / nit wol wußt / wie er dem ungetrewen verräter antwurten solt / zů letst sprach. «Wernhard / du solt wissen / das mein liebster freündt und brůder nun lang umb mich gewonet hat / und aber ich ein sollichs nye wargenummen / noch an im gemerckt hab / binn auch der hoffnung / es werde sich nimmer mer an im erfinden / als du dann im zů legest / mich wundert warlich nit kleyn / womit er doch ye sollichs umb dich verschuldt hab / dann im warlich deine grosse untrew nit verborgen ist / so du nu lange zeit gegen im fürgenummen hast / welche praticken dir doch alle zeit gefelt handt / und den merer theyl über dich und deine mit helffer gangen ist / hoff auch / es werd dir hinfürter beschehen» / mit sollichen worten in grossem zorn von im gieng / gantz unmůtig seinen gsellen sůchet / den er gantz frölich bey andren Edel leüten fand / so bald er Fridrichen seinen gesellen in solchem unmůt gegen im gon sach / im von stund an seine freüd empfallen was / wol gedacht / etwas newes vorhanden sein / zů seinem gesellen gieng / der in mit einem grossen seüfftzen ansach / vor leyd nit mit im reden mocht. Galmy sprach zů seinem gesellen. «Mein aller liebster Friderich / was meynet die traurig gestalt deins angsichts / ich bitt mir sagen wölst die ursach deiner zůkunfft» / Friderich sprach zů seinem gsellen. «O mein aller liebster Galmy und freünd mein / das / so ich lang sorg getragen hab / und dich offt mit grossem ernst davor gwarnt hab / ist yetz mit hauffen und gantzer macht / uns bed überfallen / ich förcht / wo du dich nit bald auß Britanien machst / du werdest dich und die Hertzogin in groß leyd bringen.» Darmit erzalt er im alles das / so Wernhard mit im geret hat / so bald der Ritter solche red von seinem gsellen vernam / keyn tropffen blůt in seinem leib was / der sich nit gantz und gar umbkeret / vor grossem schrecken nit wußt / wes er sich doch halten solt / mit kläglichen worten anfieng und sprach. «O mein aller liebster freündt / ich bitt mir rhaten und helffen wöllest / wie ich mich doch nach dem aller besten in die sach schicken soll / dann ich mir fürwar in keynen weg selb zů rhaten weiß.» Friderich anhůb / und sprach. «Wie wol ich dir mein aller liebster Galmy disen meinen rhat nit gern gib / noch zwingt mich die liebe / so ich zů dir hab / das ichs thůn můß / du weyst das du nun zů mal von unserm Herren inn hohem werdt gehalten bist / und noch keyn jar das ampt / so dir empfolhen / getragen hast / solt du dann auff ein stutz also vom hoff scheyden / so würdt der Hertzog ye die ursach deines hinweg scheydens wissen wöllen / soltest du dann sunder sein wissen und willen hinweg ziehen / würd dir warlich nit ein kleynen nachtheyl bringen / begerest dann urlob / und so sollichs deine widersecher erfaren / möchten sye erst sprechen und fürwar sagen / etwas an der sach sein. Darumb wer mein rhat / du liessest mich ein brieff schreiben / wolt ich mich geschefft annemen / und etlich meil von hinnen reiten / und verschaffen / das sollicher brieff durch ein unbekanten botten här an deß Hertzogen hoff kem / als ob er dir von deinem vatter zů geschicket wer / demnach möchtest du freündtlich erlaubniß von dem Hertzogen begeren / und heym in Schottenland etlich zeit beleiben / und darnach nach deinem gůt / so du hie in Britanien verliessest / schicken / auch ein freüntlich urlob an den Hertzogen begeren / so kemest mit glimpff uß Britanien / wann sichs dann begeb / das du vernemest / deine widersecher eins teyls nimmer hie sein / dann möchtest wol widerumb an mein Herren dienst begeren / er würdt dir warlich nit abgeschlagen werden / doch solt du das alles meiner gnädigen Frauwen vor anzeygen / und ires rhats zů aller vordrest pflegen.» Der Ritter mit grossem schmertzen seines gesellen red verstanden und zůgehört hat / vor grossem leyd nit wußt / was im darin zů thůn wer / dann im vil mer umb die Hertzogin zů thůn was / dann umb sich selbs / im lag auch fast an die trew und lieb / so sein gesell zů im trůg / die sach offt hin unnd wider erwegen ward. «O mein aller liebster Friderich / wie soll hinfürt mein leben sich enden / wie mag ich doch ymmer frölich werden / die weil ich das / so mir ob allen dingen liebet / verlassen můß / wie mag ich doch ymmer mer frölich leben / wann ich gedenck dich mein getrewesten und liebsten freündt zů verlieren / mir wer leidlicher inn einem weiten feldt mit meinen feinden zů streiten / und den todt von in zů empfahen.» Galmy der Ritter mit seiner klag seinen gesellen zů grosser erbermbt bewegt. «Nit also» (sprach Friderich) «mein aller liebster Galmy / ist dir die Hertzogin lieb / wie du sprichst / und ich auch gäntzlich glaub und halt / so würst du sye freilich umb keyn ding zů schanden kummen lassen / und auch sye / wo du kanst / vor leyd und trübsal bewaren / woltest du nit ein jar oder zwey von iren wegen Britanien meiden? Folg mir mein Galmy und laß nit das fewr zů hoch und weit umb sich flacken / damit mans on grosse müh löschen müg. Ich weyß wann du hinder sich gedencken thůst / du würst dir selbs keyn andren und bessern weg anzeygen / auch so würt dir die Hertzogin so bald sye solichen uffsatz hört / keynen andren rhat geben.» Friderich den Ritter mit disen worten zům teyl bereden thet / das er im versprach / seinem rhat gäntzlichen nach zů kummen. Von stund an sich zů der Hertzogin füget / ir solchen auffsatz und hinderlist zů wissen thet / ires getrewen rhats in der sach begeret. Friderich sein gesell auch bey im was. Wie ir sollichs alles bericht werden.

Wie der Ritter und sein gesell der Hertzogin all ding zů wissen thůnt / und wie die Hertzogin groß leyd darvon empfieng.
Das XXIX. Capitel.

ZUm ersten / als Galmy der Ritter zů seiner aller liebsten Hertzogin kam / er sye nit mit solchem frölichem angsicht / als andere mol grüssen thet / sunder mit einem schweren seüfftzen er ir seinen grůß bieten ward / das die Hertzogin zů handt warnam / nicht gedencken mocht / was solchs bedeüten wolt / sye beyd freüntlich empfienge. Friderich der Hertzogin züchtigklichen dancket / aber der Ritter mit trauriger und schwacher stimm antwurt gab. Die Hertzogin groß verwunderen darvon empfieng. «Mein aller liebster Ritter» (sprach sye) «was gemeynet ein solche traurige und stille red / der ir doch gantz nit gewont seind» / «Ach aller liebste Hertzogin / mein freüd und kurtzweil sich gantz verkert hat / unnd in leyd und trauwren verwendt / ich förcht aller liebste Hertzogin mein / ich förcht unser freüd ein end haben werd.» Hiemit der Hertzogin alle ding zů wissen thet / auch den rhat seines gesellen ir offenbaret. Die Hertzogin von sollicher red gantz betrübt ward / keyn rhat darüber geben kund / die weil ir unverborgen was / der neid / so der untugendtlich Wernhard zů dem Ritter trůg / zů handt den getreüwen rhat Friderich lobet / den Ritter bittet / im also nach zů kummen / das er ir an der stett versprach / wie wol es inen beyden schwer was zů dulden / noch was die liebe so gerecht / ee dann er wolt die Hertzogin umb seinet willen etwas zů leiden / begab er sich willigklichen solche reyß zů volbringen / und sprach / «aller Gnädigste und liebste Fraw mein / dieweil das neidig und unstät glück unser züchtige liebe nicht lenger dulden will und yhe sein můß / das ich von eüch scheyden soll / so bitt ich eüch wöllent ingedenck beleiben und mein umb ferre des wegs nit vergessen / dann mich für war keyn freüd noch leyd vergessen macht.» «Ach mein aller liebster Galmy / nit gedenck mir müglich sein / dein in einicherley weg zů vergessen / dann du weyst / ich dich inn eeren und züchten ob allen dingen lieb hab / Gott wolt mein Herr unser beyder liebe also wol erkennen möcht / als wir / er würd sich sunder zweyffel keyn falsche unwarhafftige rede verwirren lassen / das er uns leyd understünd zů beweisen. Aber wer wolt uns rhaten sollichs dem Hertzogen an zů zeygen / fürwar nyemandts / so uns anders in treüwen meynet. Hierumb mein usserwölter Ritter / ich dich bitten will / von wegen der grossen liebe / so ich zů dir / und du zů mir tragen thůst / die warlich nit kleyn ist / du wöllest Friderichen deinem liebsten freünd und brůder folgen / und ein solchen brieff schreiben / unnd nit urlob sunder erlaubniß von meinem Herren begeren / wer weyßt / sich villicht inn kurtzem begeben würdt / das der treüwloß Wernhard von disem hoff kumpt / dann magst du wol on all sorg / hie bey mir wonen.» Der Ritter der hertzogin gäntzlich versprach zů willforen / urlob von ir nam / zů hant in sein kamer gieng / mit rhat seines gsellen anfieng einen brieff zů schreiben / nit anderst / dann ob im der von seinem vatter zů geschicket wer. Der Ritter mit betrübtem und traurigem hertzen den brieff beschliessen thet / sein bittschet darauff trucket / welches dem bittschet seins vatters gantz vergleichet / dann sye einen namen und wapen hatten. Nit lang harnach sich begab / das der Hertzog etlich seiner rhäten gon Lunden schicket / mit denen Wernhard und Friderich auch ritten / Friderich seines gesellen brieff mit im füret. Es was auff die selb zeit eben ein schiff an die port kummen / welchs etlich kauffmanschatz uß Schotten land dahin bracht hat / Friderich in im selbs gedacht. ‹Nun mag ich meinem gsellen disen brieff wol mit meines Herren diener verschaffen zů bringen› / sich bald zů dem Patron des schiffs fügen thet / in fraget / von wannen er schiffet? Der Patron sagt im / wie er auß schotten gefaren kem / auch der mer teyl Schott lendische kauffleüt mit im brecht / Fridrich den Patron frogt / ob nit auch Idenburgische kauff herren auff dem schiff weren. «Ja» sprach der Patron / «Wolt ir? ich für eüch zů ettlichen.» Friderich deß wol zů friden was / der Patron mit im zů den kauff leüten gon thet / deren mancher under inen was / Der Edelman Fridrich / zů einem (welcher in ein gütig mann sein daucht) sich fügt. Zůhant nach Galmien des Ritters vatter fragen thet / «uff mein eyd» (sprach der kauffman) «er ist ein werd gehalten mann zů Idenburg / dann er meins Gnädigen Herren Künigs Rhät / einer ist.» Friderich fragt / ob er nit einen kant / ein Ritter und des selben Edelmans sůn. «Neyn fürwar» sprach er / «ich hab aber wol von seinem vater verstanden / das in der Hertzog in Britanien an seinem hoff hab / und hab er von seim vatter in acht Jaren keyn bottschafft gehabt / und weyßt nit ob er in leben sey oder nit / er hat mir» (sprach der kauffman) «ein brieff geben / den ich morn bey meinem diener schicken wil gon Vannes an des Hertzogen hoff» / «warlich» sprach Friderich / «ir mügendt solchen ritt wol ersparen / dann er mein liebster und bester freündt ist / und ich bin selbs auch an des Hertzogen hoff / es seind auch ettlich meines Gnädigen Herren rhät hie / bey den ir im den brieff gewißlich überantwurten mügen.» Der kauffman als er sollichs innen ward / grosse freüd empfieng / «möcht ich mich» / sprach der kauffman / «bey zeit ferig machen / ich wolt selb zů im reiten und erfaren / wie sein sachen stünden / damit ich seinem vatter gwisse kundtschafft von im sagen möcht.» Friderich den kauffman bat / so es im müglich wer / solt er morndiß mit im reiten / er wolt im gůt geselschafft halten. Der kauffman des wol zůfriden was / seinem Factor all ding befehlen thet / sich mit den Britanischen Herren zů rüst zů reiten.
Diß lassen wir beleiben und sagen weiter von dem Ritter Galmien der in grossen kummer und leyd in Britanien bliben was / alle die verflůcht / so an seinem hinweg scheyden schuld trůgen / die Hertzogin offt nach im in ir Frawen zimmer schicket / damit sye sich die zeit fols mit freündtlichem gesprech ergetzten / dieweil sye Wernhardts ires feindes sicher waren. Eins tags der Ritter aber bey der Hertzogin in einem schönen sal saß / ires scheydens zů rede wurden / die Hertzogin zů dem Ritter sprach. «Mein aller liebster Ritter die zeit sich warlich fast nehert / das Friderich kummen würdt / und dir dein bottschafft bringen / Wann du nun solche bottschafft meinem Herren anzeygest und erlaubniß von im begerst / so bit in / das er deinen gsellen an deiner statt / dein ampt gegen mir versehen laß / biß zů deiner zů kunfft / solichs würdt er dir warlich nit abschlagen / wann dann Friderich dein gesell mit einer solchen ursach bey mir wonen mag / würdt mir dein abscheyd auch nit so schwer sein / wann ich gedenck die groß freündtschafft / so ir bed zůsamen getragen hant / auch mag er offt botschafft von dir überkummen / dann er / als du weyst / die statt Lunden offt braucht / dahin vil Idenburgische schiff kummen / solichs mir dann auch sundere freüd und kurtzweil bringen würdt / so dann die zeit kumpt / das du hin weg scheyden můst / will ich dir mit Friderichen deinem gesellen ein reiche letze schicken / dabey du mein ingedenck solt wesen / und dein hertz nit minder von mir keren / dann ich von dir / ich versprich dir auch das / so sichs begeb / das Gott würd über meinen Herren gebieten / ich dich zů einem gwaltigen Hertzogen in Britanien machen wolt / wie wol mir sollichs leyd wer / das ich meinen Herren verlieren solt / dann er fürwar ein frummer und gütiger Fürst ist.» Die Hertzogin dem Ritter sollichs versprach / dardurch er wider ein freüd empfahen thet / der Hertzogin uff ir wort antwurt gab. «Ewer trost und versprechen / aller liebste Hertzogin / mir warlich mein hertz zům teyl wider erquicket / ir sond auch nit gedencken oder meynen / das ich eüwer schöne und weipliche zucht ymmer mer vergessen mag / soll mich auch keyn ander lieb darvon entziehen / dann so verrer mein hinscheyden von hinnen sein würt / so neher mein hertz bey eüch wonen bleibt / das ich eüch zů einer letze hie lassen will.» Mit solchen worten die zwey betrüpten hertzen einander offt zů trösten vermeynten / Zů letst aber sye keyn trost erfrewen mocht / als sye den ernst irs hinwegscheydens empfunden.

Wie des Hertzogen rhät von Lunden kummen waren. Der Kauffman mit in gon Vannes kam / und Galmien den brieff bracht.
Das XXX. Capitel.

DEs Hertzogen rhät yetz alle ding nach ordnung auß gericht hatten / iren weg zů handt wider gon Vannes zů reiten / für sich namen. Der Kauffman von Idenburg mit in gon Vannes kam / Friderich inn aller sach von dem Ritter Galmien berichten thet / im erzalen / wie er den Ritterlichen orden überkummen / auch wie er sich in Franckreich und Britanien so mannlich auff den beyden Turnieren gehalten het / darvon der kauffman sunderliche freüd empfieng. Als sye nu gon Vannes kummen waren / und Galmy seines gsellen zů kunfft vernemen ward / er im zů handt etlichen weg entgegen reiten thet / in mit sampt den andern Herren freündtlich empfahen thet. Friderich dem Ritter den kauffman zeyget / im darbey sagt / er etlich brieff het von seinem vatter. Der Ritter meynet die sach mit Friderichen und dem kauffman überleyt sein. Als er den kauffman freündtlich empfangen hatt / er im von stund an seins vatters stand zů wissen thet / darauß Galmy der Ritter wol verstůnd / er ein kauffman von Idenburg wer. Als sye nun gon Vannes kamen / und yetz von iren pferden abgestanden waren / Galmy den kauffman bey seiner hand nam / in sein gemach füret / in aller sach seines vatters halb fragen thet / der im zů handt seins vatters wesen und stand erzalet / im auch den brieff / so im sein vatter geben hat / überantwurt / darinn der Ritter wol verstůnd / das der Künig auß Schotten land an seinen vatter gemůt hat nach im zů schicken / der Ritter in im selbs gedacht. ‹Almechtiger Gott / wie seltzam bist du inn dein wunderwercken. Nun binn ich zwölff Jar in Britanien gewesen / und hab inn acht gantzen Jaren von meinem vatter keyne bottschafft mügen haben / dann yetz / so sye mir zů dem notwendigsten ist / ich het mein brieff warlich nit dörffen schreiben / wo mir sollichs zů wissen gewesen wer›/ Der Ritter von stund an nach Friderichen seinem gsellen schicket / im die handtgeschrifft seines vatters zeyget / der solchs auch für ein sunderlich wunder achtet. Als sye sich nun mit einander erspracht hatten / Galmy dem kauffman andre kleyder bringen schůff / ir stiffel und sporen abzugen / all drey mit einander gen hoff giengen. Der Hertzog in on als gfor begegnen thet / handt den Ritter fragen ward / ob der frembd Herr sein freünd wer. «Neyn aller Gnädigster Herr» / sprach der Ritter / «er ist aber uß der statt Idenburg / ein kauffman / und ist mit etlicher kauffmanschatz in Britanien gefaren / hat im mein vatter etlich brieff geben / mir die selben har gon Vannes zů schaffen. Als er nun von Friderichen zů Lunden verstanden hat / das ich noch hie zů Vannes in ewer Gnaden dienst binn / hat er mir die brieff ye selb wöllen überantwurten / die ich dann von im empfangen hab. Hierumb aller Gnädigster Herr / ich an ewer Fürstlich Gnad begeren binn / wöllent mir ein reyß erlauben / damit ich ein mal sech / wie es umb meinen lieben vatter und můter stand / und mein gesellen Friderichen / dieweil meines ampts pflegen lassen / will ich mich / so bald ich mag / wider her fügen» / dem Hertzogen die red des Ritters nit wenig unmůt bracht / dann er forcht / der Ritter an des Künigs hoff in Schotten land beliben würd / als dann geschach / dem Ritter uff solche meynung antwurt gab. «Galmy wo ich wißt / du deinem zů sagen nach kemest / ich dir fürwar gern in Schotten lassen wolt / ich förcht aber / dieweil ich vernimm / dein vatter an des Künigs hoffe wol gehalten sein / der Künig werd dich auch nimmer von im lassen. Nun ist dir unverborgen / mit was treüwen ich dich zů allen zeiten gemeynet hab / dardurch ich inn hoffnung gwesen bin / dich an meinem hoff zů behalten / und mitler zeit eins herrlichen ampts zů begaben / und dir etwan umb ein Edle und reiche Fraw zů werben / damit wir bed unser leben bey einander hetten mügen verschlissen.» Der Ritter heymlich inn im selbs gedencken ward / ‹darvor sey Gott / das mich eyniges Frawenbild dahin bringen solt / das ich meiner aller liebsten Hertzogin vergessen thet›/ nach dem der Hertzog sein red geendt hat / Galmy der Ritter anfieng / und also sprach. «Aller Gnädigster Herr / der trew und gůthat / so mir unwürdigen diener von eüwern Gnaden begegnet / ich nimmer in vergeß stellen würd / bedanck mich auch gegen ewer Gnaden mit höchstem fleiß / nit minder danck zů sagen schuldig bin / hoff auch zů Gott / ich wöll sollichs noch mit der zeit umb eüwer Gnad verschulden / ir sond auch wissen Gnädiger Herr / das mich keyn mensch dahin bewegen sol / das ich ewer Gnaden dienst über geben werd / es sey dann das mich mein vatter nit von im lassen wöll / so will mir ye nach Göttlichem gsatz gebüren / im gehorsam zů sein / Bitt hierauff ewer Gnad mir demütiglichenzů erlauben.» Der Hertzog grossen unmůt nam / von des Ritters worten / doch kundt er im mit keynen fůgen sein bitt abschlagen / «Galmy» / sprach er / «mir ist warlichen schwer / dich zů lassen / dieweil du aber ye nit emperen wilt / wil ich dir gern erlauben / so du anderst har wider kummen wilt / es sol auch Fridrich / dein getrewer und liebster gsell / biß zů deinr zůkunfft dein ampt tragen. Hierumb mein liebster Galmy / du mir anzeygen solt / wann dir geschickt sein will / solche reyß zů volbringen / will ich dir ein erliche gesellschafft zů geben / die dich biß gon Lunden beleyten müssen / so du auch etwas notdürfftig bist / an gewant oder gelt / will ich dir gnůgsam verschaffen.» «Aller Gnädigster Herr» / sprach Galmy / «so bald mein gefert auff sein will / můß ich im von freüntschafft wegen gesellschafft leysten / dann er mir zů lieb von Lunden har gon Vannes geritten ist.» Der Hertzog zů handt den kauffman fragen ward / wann sein zeit sein würd / bat in damit ein monat oder zwen an seinem hoff zů bleiben. Der kauffman was ein vernünfftig mann / dem Hertzogen mit züchten antwurt gab. «Aller Gnädigster Fürst und Herr / ewer Fürstlich Gnad mir armen kauffman vergeben soll / das ich wider ewer Gnad inn sollchem fal handel / wie wol mir unwissen gewesen ist / das ich den Ritter mit meiner bottschafft bewegen solt / hinweg zů ziehen / noch dannocht bekenn ich mich gegen ewern Gnaden gesündiget haben. Dieweil aber die sach also sich schickt / und der Ritter ye mit mir davon wil / so ist meins bleibens nit lenger dann den morndrigen tag / Ich hab meinem Factor zů Lunden etlich geschefft angehenckt / und nit weiter / dann derselbigen halben / gewalt geben / wo ich nun nit zů rechter zeit zů im kem / mir grosser schad darauß endtston möcht.» Do nun der Hertzog die meynung von dem kauffman verstanden hat / zů Galmien dem Ritter sprach. «Mein lieber freündt Galmy / demnach du von mir verstanden hast / so dir etwas mangels wer / solt du mich lassen wissen / zů handt ich verschaff dir solcher gewent würt» / der Ritter dem Hertzogen grossen danck saget / und sprach. «Aller Gnädigster Herr / mir manglet von Gottes genaden nichts / dann ich hoff gelts gnůg in Schottenland zů reysen / in meinem vermügen zů haben / begeb sichs dann schon / das mir an zerung abgon würd / so tröst ich mich meins kauffherren / der würt mich sunder zweyffel nit lassen.» Mit disen worten der Hertzog von im schied / von stund an verschůff seinem Rentmeyster dem Ritter zweyhundert stuck golts zů liffern / im sollichs von wegen des Hertzogen zů einer zerung zů verehren. Galmy der Ritter mit sampt Fridrichen und dem kauffman zů der Hertzogin giengen / der Ritter der Hertzogin gnaden wolt / ir all sach und brieff zů wissen thet / Davon die Hertzogin ein news leyd überkam / den Ritter fraget / wann er doch uff sein wolt / der ir die stund unnd den tag verkündet / die ursach des kauffmans der Hertzogin zů verston gab. Erst ward ir leyd zů beden seiten gemert. Fridrich nit minder leyd dann ir yetweders tragen ward. Nu was es an dem das der Rentmeyster den Ritter mit dem gold sůchen gieng / dem ward zů handt gesagt / wie er bey der Hertzogin in irem Frawen zimmer wer. Als er in nun darinn fand / das gold nam / im solchs in seinen mantel schutt / also zů im sprach. «Ritter nemendt hin die zerung / von wegen meines Gnädigen Herren / der eüch ein sollichs befohlen hat zů bringen.» Dem Ritter dise Wort und auch sollich gelt nit zů solchen freüden dienet / als do er uff dem Turnier die kostlichen gaben empfangen hat / die weil dieselben im zů einer frölichen ursach dienten / als er in empfahung der selben / zů einem Trucksessen erwölt ward / unnd aber yetz / die in nienan anderst zů / dann zů seinem abscheyd fürdern thetten. Nit dest weniger dem Hertzogen grossen danck gegen seinem Rentmeyster saget / wie im dann sein Ritterlich gemüt underricht gab.

Wie die Hertzogin dem Ritter und seinem gesellen befalch / den nechsten tag nach dem morgen mal / zů ir in ir gemach zů kummen.
Das XXXI. Capittel.

ALs nun der tag dem Ritter mit wenig kurtzweil vergangen was / und yetz yederman an sein rhů gon thet / der ellent Ritter die gantz nacht ungschlaffen verzeret / stätigs an das bitter scheyden gedencken thet / offt wunscht / er nye in Britanien kummen wer / oder das er Friderichen die ursach seiner kranckheyt nie entdecket het / so wer er doch nit ein ursach an der Hertzogin leyd gewesen / Die weil sye von seiner liebe noch nichts gewißt. In solchen schweren gedancken / der Ritter ein lange zeit ungschlaffen lag / letst understůnd im selb ein hertz zů schöpffen / anfieng zů im selb sprach / ‹Galmy wo hin gedenckst du doch? Hast du nit offt gehört / das zů spater rewen keyn frucht bringt? Was bekümmerst du dich umb ein ding / so nimmer gewert werden mag? Nun hast du doch offt gewünschet / dich ein mal nach deinem gefallen mit der Hertzogin zů reden / darnach willigklich in den todt zů gon / Wie woltest du sollichs vollbringen / so du nit ein Jar oder zwey von ir sein magst › / sprach Galmy unnd redt hinfürt mit im selbs. ‹Ja wenn ich auch gewiß wer / nach zweyen Jaren wider zů kummen / Es stat doch zů deiner wal / so du anderst im leben bist / Ich bin aber nit gwiß / das mein die Hertzogin nit vergessen werd / sie möcht villeicht einen liebern Ritter / dann mich / über kummen / dieweil man doch gemeyncklich spricht / ab augen ab hertzen. So ich aber der Hertzogin solichs vertrew / wie möcht ich sye dann recht liebhaben / die weil ich doch nye keynen falsch an ir gespürt hab / und ich auch sich / das ir mein abscheyd sollich leyd bringt / warumb hat sye dir dann das gerhaten zů thůn / nun hett sye doch wol fürsich selb wol mügen die yhenen beschicken / so ir args zů legen wolten / und der massen mit in geret / das sye solichs vermitten hetten / sye möcht aber dardurch in grossen argwon gegen mencklich kummen sein / dadurch ir dann mit der zeit nit klein leiden entsprungen wer. Du irst dich warlich mein lieber Galmy / dann wann dich die Hertzogin nit in waren treüwen lieb het / wie möcht sye an dem tag / als du dich mit eygnem messer verwuntest / in ein sollich groß omacht kummen sein / gedenckst du nit der zůsagung / so sye dir vergangnen tag gethon / auch das du ir zů mermalen verheyssen hast / so baldt du gegen eim menschen dich argwenig sein meynest / du woltst ee an frembde unbekante ort reiten / do du von nyemants erkent werden möchtest / und wilt yetz nit mit gůten fůgen in dein vatterland reiten / so doch nyemandts die ursach deines hinwegscheydens erfaren oder wissen mag / Ist dir die Hertzogin lieb / als du sagst / soltest du dich in grösser gefor geben / dann dise / darumb ich mir endtlich für will nemen den willen und gebot der Hertzogin mit willigem hertzen zů voll strecken.› Als nun Galmy der Ritter / inn sollichen gedancken lag / und yetz die liecht sonn uß dem tieffen Mör gestigen was / das gantz erdtrich mit klarem schein erleüchtet / der Ritter auff stůnd zů seinem liebsten gsellen kam / im sein fürnemen endtöffnet / dardurch Friderich ein grosse freüd empfieng.
Wie Galmy mit sampt seinem gesellen zů der Hertzogin kumpt / und wie sye in freüntlich umbfacht / mit weynenden augen den Ritter gesegnet.
Das XXXII. Capitel.

ALs man nu zů hoff den ymbiß volbracht hat / die hertzogin zůhandt in ir gmach gieng / allen Junckfrawen / so bey ir waren / urlob gab / mit grossem leyd Galmien des Edlen Ritters warten thet. Der nach kurtzer zeit mit seinem gesellen Friderichen gangen kam / die Hertzogin die beden früntlichen gsellen empfieng / den Ritter zů ir nider sitzen hieß / in ir leyd klaget / dardurch Galmien dem Ritter sein erstes leyd ernewert ward / Die Hertzogin mit züchtigen worten trösten thet / ir Friderichen seinen gesellen treülich empfalch / unnd darbey anzeygt / das er in hinfürt vertretten solt / dardurch die Hertzogin aber ein wenig trostes empfieng. Friderich sye auch bed nach seinem vermügen trösten was / Nach langer vilfeltiger trauriger red / die Hertzogin auff stůnd / dem Ritter ein antzal gulden zů einer letz mit sampt einem kostlichen ring geben thet / deßgleich der Ritter ir ein köstlich kleynot zů einer letze gab / darbey sie sein ingedenck sein solt / welches kleynot die Hertzogin harnach in grossen eeren hielt. «Ach mein aller liebster Ritter» / sprach die Hertzogin / «erst umbgeit mich angst und not / so ich den ernst unsers scheydens empfinden thů / mich rewt das ich dir solichs gerhaten hab / das du dich von disem hoff thůn solt / ich weyß die ding sich nit so übel zů tragen wurden haben / dem nach wir sye überschlagen hand / nun will sich aber nit gezimmen / die sach wider zů ruck zů treiben / dieweil du urlob von meinem Herren genummen / und er dich schon ab gefertiget hat / ich bitt dich aber aller liebster Galmy / wöllest dich so bald du magst / wider har zů uns fügen / und dich kein falsche zungen nichts irren lassen / ich hab aber sorg / du dich deinen vatter bereden werdest lassen ein weib zů nemmen / dardurch du mein gantz vergessen würst / darfür ich dich aber freündtlich bitt / sollichs nit thůn wöllest / so du aber ye ein weib haben wilt / so wöllst hie in Britanien eine nemmen / dann du hie durch meinen Herren wol gefürdert werden magst. Ach Edler Ritter mein / biß doch ingedenck der lieb / so du zů mir getragen hast / nit laß die uß deinem hertzen verlöschen.» Der Ritter nit wenig schmertzen ab der Hertzogin red empfahen thet / ir treülich versprach / allem dem nach zů kummen / so sye an in begeret / als er auch treülich thet. Friderich in grossen sorgen stůnd / von wegen des kläglichen gebarens / so die zwey mit einander triben / dann er sorget / der Hertzog oder yemandts widerwertiges darzů kummen möchte / darauß dann in allen dreyen groß leyd zů ston möcht. Als nun die Hertzogin und der Ritter lang in solcher gstalt mit einander vil und mancherley red getriben / und sye yetz bede zeit daucht / zů scheyden / der Ritter mit schwerem seüfftzen / die hertzogin züchticklich an sein arm nam. «Nun gesegen eüch Gott mein aller liebste Hertzogin / welche do ist ein uffenthalt meiner seelen / auch ein eyniche hilff meines lebens / die weil ich leb / ich ewer diener sein will / Dann mir nit müglich ist ewer zu verbergen.» Die Hertzogin dem Ritter vor weynen nit antwurt geben mocht / im sein leyd dardurch größlich meret. Galmy anfieng zů der Hertzogin sprach. «Aller liebste Hertzogin gehabendt eüch wol / ist es ewer gefallen / ich von hinnen nit scheyden will / wie ich joch sollichs zů wegen bring / ich bitt eüch aber aller liebste Hertzogin mir zů erlauben / so versprich ich eüch das bey meinem Ritterlichen orden / so bald mir müglich sein würdt / ich mich zů handt wider her zů eüch fügen wil / wo aber ich ye nit käm / und mit glimpff von meinem vatter nit kummen möcht / sond ir oder Friderich mir schreiben / will ich mich sunder saumen zů eüch in schneller eil fürdren zů kummen.» Die Hertzogin eins teyls von des Ritters worten ein trost empfieng / und sprach / «Můß es dann Edler Ritter ye den weg haben / so ziehendt hin im namen Gotts und kerendt nach ewern worten bald her wider. Gott eüch ein glückselige reyß verleihen wöll / damit ir ewern vatter mit freüden anschawen mügen / unnd darnach frölich wider har kummen mügen.» Mit disen worten die zwey liebhabenden menschen von einander schieden / mit traurigem hertzen der Ritter sich eilendts rüsten thet / sein fürgnumne reyß zů volbringen / Deßgleichen sein gesell Friderich / der in dann ungern von im scheyden ließ. Als nun der Ritter gantz bereyt was / alle die so an dem hoff waren / freündtlich gesegnet / sich mit yederman letzet / und sunderlich mit seinen wider sechern und gantz keynes gleichen thet / als ob im solche feindtschafft zů wissen wer / alle gemeyngklich groß wunder von seinem schnellen hinwegscheyden namen / nyemants die ursach / dann Friderich / Galmy und die Hertzogin / wissen mocht / das gantz hoffgesind / sich bereytet / dem Ritter morndes das gleyt zů geben. Als es nun obents ward und man zů hoff essen solt / Galmy mit sampt dem kauffman in das Frawen zimmer von dem Hertzogen gefürt wurden / Der Hertzog in zů lieb auch bey der Hertzogin zů nacht essen thet / welche sich mer frölich dann ir im hertzen was / erzeyget / Den Ritter offt mit heymlichen seüfftzen anblicket. Als nun der nachtimbiß schier ein end hat / die Hertzogin den Ritter Galmien auch fast bitten ward / bald wider zů kummen / das er in auch zům offtern mal versprechen thet. Friderich die selb nacht erst mal seines amptes pflegen thet / Die Hertzogin anfieng und sprach. «Ritter / ich meyn / eüch nit gefallen hab / mein diener zů sein / dann ir noch keyn Jar mein dienst versehen handt.» Der Ritter sprach / «Aller Gnädigste Hertzogin / ich hab mein dienst noch keyns wegs uffgeben / alleyn soll mich Friderich biß zů meiner zůkunfft vertretten» / «die weil ir dann» / sprach die Hertzogin «in ewer vatter land reiten wöllen / damit und ir mügen sagen / ir mein diener seidt / so reitend nit hinweg / schickend mir vor ewern bůben / so will ich eüch ein reiche schnůr uff ewern hůt schicken / die sond ir mit eüch in Schottenland füren / und dabey ewers diensts ingedenck sein / und eüch des fürderlicher wider har fügen.» Der Ritter der Hertzogin größlich danck sagt / ir auch inn bey wesen des Hertzogen versprach / bald wider zů kummen. Als nun nach mancherley schimpflichen worten der ymbiß vollbracht / yederman von dannen schied / zů rhů und beth giengen / biß yetz der ander new tag erscheyn.

Wie Galmy mit einer eerlichen gesellschafft zů Vannes außreyt / Und wie im Friderich das geleydt gon Lunden gab.
Das XXXIII. Capitel.

NUn hand ir wol gehört / mit was züchtiger liebe / Galmy der Ritter gegen seiner aller liebsten Hertzogin umbfangen gewesen ist / deßgleichen was grosser liebe die Herzogin zů dem Ritter getragen hat / auch mit was grossen leyds sye umbgeben wurden / als sye von einander scheyden müßten. Ein solchs als ich denen zů erkennen geben wil / so sich ye in solcher gstalt verwunt haben / dann mir davon nit not ist vil zů schreiben / und will nun zů mal genůg darvon gesagt haben / und weiter sagen / wie der Ritter auß Britanien geritten. Als nun Galmien ein kostliche schnůr von perlin gestickt / von der Hertzogin geschickt ward / und er sich yetz gantz wegfertig gemacht hat / uff zů roß saß / an einem morgen mit einer weydlichen gsellschafft zů Vannes außreyt / manchen schweren seüfftzen hinder im ließ / im die Hertzogin auch manchen traurigen seüfftzen nachschicket / sich zů obrest in ir gemach füget / do sie dem Ritter einen ferren weg nachsehen mocht. Fridrich stätig neben seinem gesellen ritt / im underricht gab / wie er sich in seinem abwesen halten solt. Als nu der Ritter Galmy etlich weg und meilen von Vannes geritten war / und im nun der merer teyl hoffgsinds genadet hatten / er die andren alle freündtlich batt heym zů reitten / in grossen danck saget / das sye in so weit beleytet hatten / zů hant sye all von im schieden / biß an Friderichen seinen gesellen und Heynrich ein Edelman / welcher dann auch groß leyd von des Ritters abscheyd empfahen thet / der selb Heynrich sich allweg zů den beyden Jungen Herren gehalten hat / Die bede mit Galmien dem Ritter biß gon Lunden ritten / und erst da selbs ein abscheyd mit im machten. Als nun Friderich und Heynrich mit Galmien gen Lunden kamen / etlich tag da bey im beliben / unnd yetz die kauffleüt gantz ferig waren / ein glücklich wind und wetter zů schiffen anschlůg / der Ritter mit sampt den Kauffleüten zů schiffen bereyt waren. Die beyden Jungen Edlen Herren dem Ritter das gleydt biß zů dem schiff gaben. Galmy Fridrichen seinem gsellen sein pferdt zů letz schanckt / die andren zwey verkaufft / urlob von seinen gsellen nam / Heynrichen ein kostlichen ring zů letz gab / mit bekümmertem hertzen von seinem aller liebsten Friderichen urlob nam / auff das fleissigest im die Hertzogin befehlen thet / Zů letst mit seinem bůben und knecht auff das mächtig schiff gieng. Nit lang darnach / der Patron des schiffs verschůff von land zů faren / Die beden Jungen Edel männer Galmien vil glücks nach wunschten / an der port beliben / so lang sye den segel des schiffs nimmer sehen mochten. Fridrich seinem liebsten gsellen das creütz nach machet / Zůhandt seinen weg gon Vannes nam / mit dem Edelman Heynrichen mancherley red hat / Galmien seinen gesellen hertzlich klaget.
Die lassen wir also reiten / und sagen fürthin / wie es dem edlen Ritter Galmien gieng / als er auff dem Mör fůr / unnd ein unmůtigs hertz hat / nit lang stůnd / er fast kranck ward / das dem kauffman unnd des Ritters knechten grosse sorg zů stůnd / aber nit lang uff dem Mör bliben / mit glückseligem wind dahin kamen / so sye dann gemeyngklich begerten / Der Ritter mit grossen sorgen dahin kummen was. Als sye nun das land erreycht hatten / Der kauffman den Ritter zůstund in ein gůte herberg füren ließ / sein wol zů pflegen verschaffen thet / biß er wider zů seinen verlörnen kräfften käm. Also lag Galmy inn der statt uff die acht tag / da ward sein fast wol gewart / der kauffman auch die zeit bey im beleib / sein hab und gůt heym schicket. Als nun Galmy gantz gesundt worden was / ander kostlich pferdt kauffet / mit dem kauffman inn kurtzer zeit gon Idenburg reiten thetten / Zů des Ritters vatter kamen. Galmy seinen vatter freündtlichen grüsset / der aber von wegen des langen außbleibens seinen sůn nit erkennet / dann er fast jung / wie ir dann offt gehört handt / auß Schotten land kummen was / und yetz ein wolgewachsner gerader Ritter war / Wie dann offt gemelt ist / in sein vatter nit erkandt.

Wie sich der Ritter seinem vatter zů erkennen gibt / Auch wie er von dem Künig empfangen ward.
Das XXXIIII. Capittel.

DO nu Galmy von seinem vatter nit anderst dann ein frembder ritter erkant warde / und er solchs wol verstůnd / anfieng mit im uff solche meynung zů reden / «herr» / sprach er / «habt ir nit ein sůn an des Hertzogen hoff von Britanien / mit namen Galmy?» «Ja warlich» sprach der vatter / «ich hab in yetz mer dann zwölff Jar nit gesehen / und das mich noch mer bekümmert / so hab ich inn acht Jaren nichts von im vernummen / ich wolt warlichen gern wissen / wie er sich in Britanien hielt.» «Herr» sprach Galmy / «er halt sich gantz frölich und wol zů můt / es ist auch nit lang / ich mit im gessen unnd getruncken hab» / « Warlich ich hör es fast gern» / sprach der vatter / «ich hab im neüwlich ein brieff bey disem kauff man geschicket / und im empotten / das er ein mal zů mir har kumme / das ich warlich fast gern haben wolt.» «Herr» / sprach der kauffman / «ich hab im den brieff in sein hand geben / binn auch selbs bey im zů Vannes inn Britanien gewesen / mit im ein leichten můt gehabt / unnd im auch ettlich tag zů Lunden gesellschafft gehalten.» «Das hör ich gern» sprach der Edelman / «ich bitt e%:uch / mir sein wesen und handel sagen» / «auff mein eyd» sprach der kauffman / «Ich hab vil gůts von im hören sagen / und in den Hertzogen und sein gemahel fast hören rümen / dann ich den letsten ymbiß zů Vannes bey der Hertzogin an irem tisch gesessen binn / auch hab ich verstanden von allem hoffgesindt / das in der Hertzog zů Ritter geschlagen habe / auch wie er in Franckreich auff einem Turnier das best gewunnen hab / deß gleich inn Britanien drey mechtiger kleynot auff einem Turnier gewunnen / er ist auch inn hohen eeren bey dem Hertzogen gehalten / dann er der hertzogin Truckseß ist.» Des Ritters vatter groß freüd von des kauffmans red empfieng / im seiner bottschafft grossen danck saget. «Auff mein treüw» sprach er / «es mir warlichen grosse freüd brecht / wann ich meinen sůn ein mal sehen solt.» «Herr» sprach der kauffman / «ir in sunder zweyffel in kurtzer zeit sehen wert / dann ich darbey stůnd / als er erlaubniß von dem Hertzogen nam / hab auch gesehen / das im der Hertzog zweyhundert stuck goldts zů einer zerung geschencket hat.» Deß Ritters můter bey sollicher red stůnd / groß freüd darvon empfieng / vor freüden nit wußt / was sye sagen solt. Der Edel Ritter seinen lieben vatter und můter nit lenger auffendthalten wolt / seinen vatter umbsehen thet / also sprach. «Hie ist dein sůn / aller liebster vatter seyest gegrüßt.» Dergleich die můter auch freüntlichen grüssen thet. Als nu der vatter und můter vernamen / iren liebsten sůn mit in reden / vor grossen freüden uff in selb kaum geston kundten / sich ab seiner schöne und stercke nit gnůg verwundren mochten / vil kurtzweil mit einander hatten / Zůhant nach iren freünden schickten / ein herrliche wirdtschafft zů richteten. Als nun meyncklich des Ritters zů kunfft erfůr / erschall solichs auch für den Künig / der zů handt nach deß Ritters vatter schicket / im befalch seinen sůn mit im zů bringen / Das ward zů hant nach des Künigs gebott volbracht. Als nun Galmy der züchtig Ritter / für den Künig kam / und yetz dem Künig sein reverentz gethan hat / der Künig groß verwundren ab seinem züchtigen wandel genummen / deßgleich an seiner herrlichen und dapffern grösse / dieweil sein vatter nit also grad was. Der Künig den Ritter zů im schůff zů sitzen / aller hand von im zů erfaren / der Ritter mit grosser vernunfft antwurten kund / davon der Künig ein grosse freüd empfahen thet / Von stund an an den Ritter begert im zů dienen. Der Ritter dem Künig uff sein red ein kurtz antwurt gab / «Aller Gnädigster Herr und Künig / eüwern Küniglichen Gnaden zů dienen / mir warlichen groß gefallen brecht / wo ich von meim aller Gnädigsten und liebsten Herren in Britanien urlob het. Ich bin aber sins / ein zeitlang in ewerm Künigreich zů bleiben / dann ich in zwölff Jaren meinen vatter nye gesehen hab / biß auff dise zeit / allweil ich dann hie zů Idenburg beleib / ich eüwern Gnaden hoffgsind sein will / soll mich auch ewer Küniglich Gnad in keyn weg sparen.» Der Ritter von dem Künig hoch geprisen ward / und in also bey im dieweil er in Schotten wer / batt zů bleiben. Der Ritter sich die zeit in allen Ritter spilen übet / als mit stechen und Turnieren / mancherley kurtzweil an dem Küniglichen hoff anfieng / also ein halb Jar sein zeit vertreiben thet / stätig seiner aller liebsten Hertzogin gedencken was / Offt wünschet / das er wissen möchte / wie es umb sein aller liebste Hertzogin stünd / nit minder verlangen die Hertzogin nach im hat / deßgleichen sein aller liebster Fridrich / der was in grossen sorgen / von seines gesellen wegen / wann er sein kranckheyt in Britanien bedencken ward. Offt gedacht / Galmy sein gesell / von seines kummers wegen inn ein neüwe kranckheyt kummen würd / das aber nit geschach / dann im der Ritter selbs vil freüd mit den gaben / so er von der Hertzogin empfangen / machen thet. Nun wöllen wir den Ritter inn Schotten land lassen bleiben / und fürbaß sagen / was newen leyds der Edlen Hertzogin in Britanien zů stůnd. Dardurch ir leiden unnd leyd / manigfaltigklich zůnam.

Wie der Hertzog mit einer loblichen gesellschafft zů dem Heyligen grab reyt / und seinem Marschalck die Hertzogin / land und leüt befalch.
Das XXXV. Capitel.

INn dem sich nun vil ding verloffen hatten / wie ir dann oben gehört / und nun der warm glentz den grimmen winter gantz vertriben hat / und yetz die erstorbnen felder wider erquicket / unnd alle wysen mit schönen wol schmackenden blůmen geziert waren / in allen beümen und welden die vögel ir süssen stimmen ertönen liessen / und yetz alle lebendigen geschöpff lust und willen hatten zů weffern. Der Hertzog eins tags denen gůten und langwirigen friden bedencken ward / im fürnam / das / so er in lang willen gehabt hat / zů solcher zeit an ein ort zů bringen. Ein lobliche geselschafft versamlet / in für hůlt / ein reyß zů dem Heyligen grab zů thůn / er willens wer. Darumb er all die / so lust mit im hetten zů ziehen / gebetten haben wolt / sich auff das fürderlichest darzů zů rüsten / dann er ye / so im Gott die gnad geben wolt / die Heylgen stett besichtigen / und zů erfaren / im on alles hindern fürgenummen hett / handt sich ein eerliche gesellschafft zůsamen verpflicht / sye all mit dem Hertzogen ziehen wolten. In kurtzer zeit harnach alle ding köstlich und wol versehen wurden / zů wasser und land. Als nun der Hertzog und sein geselschafft gantz bereyt waren / und nyendert an keyn mangel mer was / Dann alleyn wem er sein land und leüt befehlen / ward ihm von etlichen seinen rhäten sein Marschalck dargeben / dem der Hertzog auch sunderlichen wol vertreüwet / auch keyn argen wandel nye an im gespürt hat / zů stund er seinen Marschalck für all sein rhät berüffen ließ / im die meynung fürhielt / in durch Gott und der gerechtigkeyt willen bitten ward / im sein land und leüt inn seinem abwesen trewlich zů regieren / im auch sunderlichen die Hertzogin empfehlen / das er ir in allen treüwen pflegen solt / solchs er zů ewigen zeiten umb in verdienen wolt. Als nun der Hertzog sein red geendet hat / Der falsch Marschalck anfieng in sollicher gestalt mit im zů reden. «Aller gnädigster Herr / dieweil mich E(wer) G(naden) solcher eeren vertrewet / will ich mich sunder zweyffel in massen darzů schicken / das ich groß lob und eer von eüch erlangen will / darumb aller Gnädigster Herr / ir keyn sorg noch gedencken harheym haben solt.» «Marschalck» / sprach der Hertzog / «solchs will ich mit geneygtem willen allezeit umb eüch beschulden.» Als nun der Hertzog und sein geselschafft gantz bereyt waren / der Hertzog urlob von der Frawen nam / auff zů roß saß mit den seinen / den weg zů dem heyligen land mit grosser andacht für sich nam / so lang ritten / biß sye kamen an ein port des Meers / auff die schiff sassen / ire pferdt zů ruck wider heym schickten / also mit glücklichem gůtem wind das hoch Meer überschifften / so lang sye das land mit freüden erlangten.

Wie der schandtlich Marschalck zů der Hertzogin kam / seinen stinckenden mund gegen ir auffthůt. Und wie im die Hertzogin antwurt gab.
Das XXXVI. Capitel.

IR hand gehört / wie der Hertzog mit einer loblichen gselschafft gon Jerusalem die Heylgen stett zů besehen / faren thet. Den lassen wir also faren / und sagen fürt hin / wie der Marschalck die land in seinem abwesen regieret. Der schalckhafftig Marschalck / so bald der Hertzog hin weg was / sich gegen allen Britanien gütig beweisen thet / dardurch er in einen mercklichen gunst gegen allem volck erlanget / Das als aber darumb thet / das er seinem bösen willen / dest ee ein genügen thůn möcht. Als nu der Marschalck sich des Hertzogen gantz sicher wußt / fieng er sich an freündtlich gegen der Hertzogin zů erzeygen / Eins solchen die hertzogin groß freüd hat / dann sye in solchs von des Hertzogen wegen thůn meynet. Der schalckhafftig Marschalck aber ein ander fürnemen vor im hat. Als er nun nach seinem willen zů der Hertzogin gon mocht / wann er wolt / eines tags als er sich gantz sicher und eynig bey der Hertzogin sein meynt / fieng er an der Hertzogin seinen bösen willen zů entdecken. «Aller Gnädigste Fraw» / sprach der Marschalck. «Wiewol ich mir fürgenummen hat / das / so mir an meinem hertzen lang zeit gelegen ist / heymlich und mir selbs zů behalten / noch zwingt mich ewer schöne / das ich nimmer verbergen mag. Nun wißt ir Gnädige Fraw / das ich nun zůmal den gwalt inn gantzem Britanien tragen thů / Unnd nun zůmal nyemandts dann ich alleyn darinn herscht. Ir wißt auch aller Gnädigste Hertzogin das ich mich zů aller zeit inn ewerem dienst mit gantzem fleiß geübt hab / und allzeit eüwer Gnaden williger diener gewesen binn / umb sollicher dienst und liebe willen / ich eüch aller Gnädigste Fraw bitten wil / wöllendt mich ewer liebe auch lassen erwerben / dieweil wir doch sollichs on alle sorg vollbringen mögen / es würdt eüch auch keyn mensch darinn verdencken / dann mengklich wissen mag / das ir mir von dem Hertzogen befohlen seindt zů bewaren / hierumb aller liebste Fraw schlahendt zů ruck all sorg und angst und gend meinem willen statt / will ich mich hinfürt in eüwern dienst und liebe / die weil ich leb / verpflichten.» Die züchtig und Edel Hertzogin grossen schrecken von des Marschalcks red empfieng / vor grossem schrecken im lang keyn antwurt geben kundt / zů letst anfieng unnd sprach. «Mich wundert warlichen lieber Herr unnd Marschalck / was übels ir doch gedencken mügen / das ir / als die / so eüch in eeren zů bewaren / befohlen ist / und mich underston oder fürnemen umb mein Eer zů bringen / hat eüch mein Herr so vil gůts und eer bewisen / Wie mügendt ir dann sollichs übels wider in underston zů gedencken / ich will des fürnemens zů thůn geschweigen / wo eüch anderst sollichs nach dem irs außsprechen / inn ewerm hertzen ist / das ich eüch doch nimmer mer vertrew.» Der Marschalck von seinem bösen fürnemen nit ston wolt / sunder weiter an die Hertzogin satzt / mit listigen worten sye hindergon meynet / aber alles nicht an der Edlen Hertzogin verfahen wolt / auff solliche meynung anfieng zů reden. «Ir sond des sicher von mir warten sein / wo ir mit solcher schantlichen anmůtung nit nachlassen wöllen / ich / so bald mein Herr zů landt kummet / im sollichs von eüch gerümpt werden soll / damit er sehen mög / wem er mein weiplich Eer befohlen hat zů bewaren / auch in wen er als sein vertrewen gesetzt hat / Darumb gond hin / bey mir sond ir keyn gnad nimmer mer erfinden.» Der Marschalck von der Hertzogin red wegen inn grosse sorg und angst fallen thet / dann er gewißlich wußt / wo der Hertzog sollichs von im erfaren würd / im groß unrhů darauß erwachsen und sein umb leib und leben kummen möcht. Die Hertzogin den Marschalck alleyn in irem gemach sitzen ließ / von im gieng / inn grossen zorn gegen im gefallen was / doch die ding nyemandts offenbaret / solchs sye zů letst inn grosses leyd bracht. Als nun der Marschalck sich gantz eynig in grosser scham sitzen fand / nit wol wußt / wie er sich doch solcher bürde entladen möcht / manchen seltzamen anschlag für sich fasset / biß er zů letst ein bösen fund erdacht / dardurch er die Edel Hertzogin understůnd umb leib / Eer und gůt zů bringen / als auch geschehen wer / wo nit der Edel und theür Ritter Galmy sollichs mit seiner mannlichen hand fürkummen hett. Als nun die Edel und keüsch Hertzogin von dem eerlosen Marschalck gegangen was / und zů iren Junckfrawen und in das Frawen zymmer kummen / gantz traurig sich gegen in erzeygt / aber nyemandts die ursach ires traurens erkennen mocht / sye offt willens was / Friderichen sollichs an zů zeygen / doch umb güte willen sollichs underwegen ließ / Inn dem der Marschalck auß der Hertzogin gemach gieng / seinem bösen fürnemen ein end zů geben.

Wie der Marschalck mit einem kuchen bůben einen schandtlichen anschlag macht / dardurch er die Hertzogin meynt umb ir leben zů bringen.
Das XXXVII. Capitel.

DA nu der Marschalck uß der Hertzogin gemach gangen was / im zů handt ein böser gedanck infůl / sich bald zů einem schönen knaben so lang zů hoff in der kuche gewesen was / füget / zů im sprach. «Jüngling / wiltu meines rhats pflegen / ich dich an hab unnd gůt / fast reich machen wil / also / das keyner an disem hoff dir an kleydern und gelt geleichen můß.» Der Jung die red des Marschalcks wol verstanden hat / zů handt begird hat / sich von seiner arbeyt zů entledigen / und in reichtumb zů kummen. «Herr» sprach er / «wie möcht ich eüch nit volgen / wann mir sollich gůthat von eüch widerfaren thet» / «so schweig still» / sprach der Marschalck / «und so bald du magst / kum zů mir inn den garten / will ich dir meinen rhat zů wissen thůn.» Der Jung / so bald er kunt / sich ferig machet / zů dem Marschalck in den garten kam / den er seinen emsigklichen warten fand. Nun hörend von einem schalckhafften bösen fürnemen / dadurch er den bůben umb sein leib / die Hertzogin umb ir Eer / und sich selb umb sein leben bracht. Als nu der kuchen bůb zů dem Marschalck kummen was / der eeren hold Marschalck anfieng mit im zů reden. «Jüngling / du weyst» / sprach er / «das ich nun zů mal in gantzem Britanien zů gebieten hab / und sunst niemant anderst. Nun solt du wissen / das ich ein sach für mich genummen hab / welche ich on hilff nit weyß zů volbringen / und bedarff eines verschwignen Jünglings darzů / den wolt ich an gůt und hab reich und mechtig machen. Darumb so du mir versprechen wilt / die sach verborgen zů tragen / wil ich dir solchen meinen anschlag entdecken» / der kuchenbůb nach disem gůten leben groß verlangen empfieng / vermeynt ein reicher herr zů werden / nit gedacht / das sein herrschafft so ein schandtlich end nemen würd / zůhand dem Marschalck auff des höchst versprechen und zů sagen thet / solche sach heymlich und verborgen zů halten / solt im der todt darauß erwachsen. Der Marschalck im von stund an ein gantz hantfol gulden unzalt in sein paret schutt / davon der bůb das gifft empfahen thet. Der Marschalck anfieng und also sprach. «Dieweil du dich nun inn meinen dienst verpflicht hast / so will ich das du zů stund hingangest / dir köstlich kleyder kauffen und machen lassest / und so dir an gelt zerrinnen will / dich zů nacht zů mir in mein wonung fügen solt / alda / ich dich reichlich mit gold und gelt versehen will / du solt auch alle Tavern und wirtzheüsser auß gon / und dirs nach dem besten her tragen lassen / auch gůt gsellen an dich hencken / alles was sye verzeren / ußgeben solt / mit spilen solt dich auch dapffer dummeln / nit acht / ob dir an gůt oder gelt zerrinnen will / dich aber all nacht zů mir fügen solt / wo du dann mangel hast / ich dir alle zeit die völle geben will / des solt du dich aber gebrauchen / das du allweg auff einer red beleibest / und so man dich fragen würd / von wannen dir sollich gůt kum / so sprich / die Hertzogin allen oben nach dir schick / dann müssest du die nacht bey ir schlaffen / wann sye dich dann des morgens von ir schick / geb sye dir nach deinem gefallen / als was du an sye begerest / und so bald du yetz von mir gast / zů deinem meyster koch sagen solt / mein Gnädige Fraw dich nit lenger inn der kuche haben wöll / Darumb du dann urlob von im haben wöllst / Aber gedenck / laß dich nit mercken / das ich die sach mit dir überlegt hab.» Der bůb die sach mit gůtem willen annam / nit meynt / sye so schwer auß gon solt / von stund an / zů seinem meyster inn die kuchen kam / nach geheyß des Marschalcks mit im anhůb zů reden. Der kuche meyster uff des bůben red antwurt gab / «wider mein Gnädige Fraw gezimpt mir nit zů handlen / will sye / mag sye gar einen Herren uß dir machen» / mit disen worten von im gieng. Als nun der bůb sein üppigs wesen anfahen / kostlich kleyder und ring kauffen thet / als er nun seine kleyder hat lassen machen / und yetz mer einem Edelman dann einem kuchen knecht sich vergleichet / mengklich ein auffsehens auff yhn gewan / auch mancherley red darauß getriben ward. Etlich meynten / er dem Hertzogen über sein schatz kummen wer / aber nyemandts der schandtlichen verräterey gedencken ward. Der Marschalck in auch mit köstlichen ketten und kleinoten zieret. Als sich nun der armetselig bůb so köstlich anfieng herauß zů butzen / und solichs die jungen Edelleüt / so zů hoff waren / ein verdruß darab nemen theten / anfiengen die köpf zů sammen stossen / Einen anschlag machten / wie sye doch hinder in kummen / damit sye sein wesen erfaren möchten. Einer under in / ein frecher und fast dürstiger junger / Seboldt genant / zů im sprach. «Mügent ir mir zůsehen und mir nit inn mein sach reden / will ich sein junckerschafft (wo har die kumpt) bald erfaren. Dann ich mich zů im gesellen wil / mit im zechen / und gůts mänlin sein / dann müssendt ir eüch auch einer nach dem anderen zů uns schlagen. So wir in dann ein mal gnůg truncken machen / wil ich dann mit geschickten worten an in kummen / und all sein heymligkeit an im erfaren.» Diser anschlag in allen wolgefallen thet / dem Sebolten in gemeyn versprachen / in nit in der sach zů verstören / er solt machen was er wolt.

Wie sich Seboldt zů dem kuchenknecht gesellet / und alle heymligkeyt von im meynet zů erfaren / aber nichts dann lugen von im erfůr.
Das XXXVIII. Capitel.

SEbold der Jung Edelman sich zůhandt zů dem falschen und verrhäterschen kuchenbůben gesellet / mit im in all Tavernen und wirtsheüßer gon thet / sich freüntlich gegen im erzeyget / in dem sich die andern auch hübschlich zů in machten. Als sich nun eines tags begab / das sye alle zů mal wol getruncken / alleyn Sebold sich gantz nüchtern halten thet / biß in sein zeit meynet kummen sein / anfieng uff solche meynung mit seinem gsellen zů reden. «Mich erbarmt warlich lieben gsellen nit klein / der gůt jung herr / das er sein jungen tag also lang in der kuche hat müssen schlissen / nun sicht man wol / das er nit auß einem steyn entsprungen ist / dieweil im seine Eltern (als ich dann meyn) solche grosse menge des gůtes schicken / dann er fürwar kürtzlich mer on worden ist / dann ich / dieweil ich an dem hoff gewesen» / anfieng den kuchenbůben fast zů loben / darmit er in reysig machen möcht / zů letst anfieng in zů bitten / das er im sein harkummen und geschlecht zů erkennen geben wolt. Der kuchenknecht anfieng zů lachen / unnd sprach. «Fürwar ich binn von einem fast armen vatter und můter / die mich von armůt wegen inn ein kloster kuche verdingt hant / Als ich mich aber mit dem selben klosterkoch nit vertragen kundt / ich on aller welt wissen hinweg lieff / und har an disen hoff in die kuche kummen / darinn ich mich yetz lang endthalten hab / mich auch noch darinn endthalten wolt / wo mich nit sollich groß glück umbgeben hät / wie ir dann gemeyngklich wol sehen» / mit disen worten sein red beschliessen thet. Als nun die Jungen herren all gemeyngklich sein red vernummen hatten / erst groß verlangen und begir hatten sein handel zů erfaren. Seboldt wider an in satzt / freüntlich bitten / er in die ursach seines glücks anzeygen wolt. Der kuchenknecht von stund an anfieng und sprach / «dieweil mein Herr yetz auß gewesen ist / hab ich ein gantz Gnädige Frauw gehaben / dann sye seidthar zům dickeren mal / des obendts nach mir geschicket hat / so binn ich von ir freündtlich empfangen worden / unnd hab darnach die selb nacht in freüden bey ir geschlaffen. Wann ich dann des morgens von ir uffstand / sye mir unbegert vil gelt und kleynot schencket. Darumb ir nit wunder nemen solt / ab meinem frölichen wesen.» Die Edlen Jungen Herren die red von dem lugenthafften bůben / so bald nit vernummen hatten / von stund an auff stůnden / groß leyd empfiengen / das sye mit im gessen unnd truncken hatten / etlich seiner red glauben gaben / die andren nit / groß sorg der Hertzogin halben trůgen. Als aber der verlassen bůb / von manchem gefragt / und allweg sollich antwurt gab / und yetz das geschrey in gantzem hoff erschollen was / die Hertzogin in statt und auff dem land in ein schandtlichen růff kam / der Edlen unschuldigen Hertzogin solliche verrhäterey gantz verborgen was / so lang der Edel Friderich die red auch erfaren thett / groß leyd und schmertzen im sein hertz an allen orten umbgab / nicht gelassen mocht / zů der Hertzogin kam. «O Hertzogin» sprach er / «was grossen übels und verrhäterey mit eüch gebraucht würdt / nit zů schreiben ist / ich förcht die falschen zungen eüch groß unrhů zů richten werden.» Die Hertzogin zů dem Edelman sprach mit erschrocknem hertzen. «Aller liebster Friderich / ich bitt mir solchs zů öffnen» / der Edelman der Hertzogin das vor allen iren Frawen und Junckfrawen erzalet / dardurch sye in solchen grossen schmertzen kam / das sye schnelliklichen nider zů der erden sancke / all ir krafft und vernunfft verschwinden thet / lang in solcher omacht lag / als ob sye gantz von diser welt gescheyden wär / in grossem weynen und klagen ire Junckfrawen ob ir stůnden / vilerley mit ir versůchten / damit sye / sye zů iren verlornen krefften bringen möchten. Fridrich in grossem leyd bey der hertzogin stůnd. Ach mein aller liebster gesell Galmy / möchtest du wissen / in was grossen leidens dein aller liebste Hertzogin wär / du würdest inn Schottenland nit bleiben / und dein lieb in Britanien in solchem leyd lassen. Als nun die Hertzogin ein wenig wider zů ir selbs kam / ire zarten eüglin ein wenig uffschloß / von stund an Friderichen bey ir mit weynenden augen ston sach.

Wie die Hertzogin in ein groß omacht kam / als sye sollichs mordt und übels auff sye reden vernam.
Das XXXIX. Capittel.

DIe Hertzogin mit weynenden augen zů Friderich sprach. «O mort mein aller liebster diener / wer mag mir doch solliche grosse schand on alle unschuldt zůlegen / nun hab ich doch all mein tag sollich übel in mein gedancken nye genummen. Ach was wil mein aller liebster herr sagen / so er von seiner weiten reyß wider heym kumpt / und mich / als ein verlimbdte eebrecherin meynt zů finden / daran mir doch gewalt und unrecht beschehen thůt / warlich er würt nit anderst dann wie mit einem brüchigen weib mit mir handlen / und mich mit dem grimmen todt darumb straffen. Den todt aber ich nit klagen wolt / wo man nit sprech / mich umb solche schand verurteylt worden sein. O du frummer Fürst und Herr mein / möchtest du mich doch nach meinem tod unschuldig erfinden / wolt ich gern sterben.» Die Hertzogin inn sollichem trauren und klagen ir zeit vertrib / von nyemandts keyn trost empfahen mocht. Nun hat der untrew Marschalck wol vernummen / wie das geschrey allendthalben auß geschollen was / und des Hertzogen rhät sein schon gantz voll waren. Eins obents als der schandtlich bůb verborgen zů im kam / fieng er an mit im zů reden. «Dein fürgenumen meynung mir warlich nit übel gefallen thůt / wo du anderst also fürfarest / du warlich rülich von mir begabt werden solt / wann sich aber begeben würd / das ich von unser beder glimpffs wegen zů dir greiffen würd / und dich in ein gefengkniß legen / auch mit andren Herren zů dir kummen / und dich der sach befragen / so gedenck / und bleib festigklich auff deiner red / wo du anderst des todts nit sein wilt / unnd mich auch mit dir in leiden bringen / Wo du aber / wie ich dir anfengklichs gesagt und gebetten hab / auff deiner red beharrest / will ich dich sunder zweyffel hoch in dem land Britanien machen.» Der Marschalck nit unrecht daran seyt / dann er zůletst den bůben nach seinem verdienst erhöhet. Als nun der einfeltig bůb von newem dem Marschalck verpflicht / urlob von im nam / von dannen gieng / sein můtwillig leben / do er es gelassen hat / wider anfieng.

Wie der schandtlich Marschalck zů der Hertzogin kam / und was er mit ir redt.
Das XL. Capitel.

DEs andren tags / als der Marschalck von dem beth auffgestanden was / sich von stund an zů der Hertzogin füget / die er gantz traurig under iren Junckfrauwen sitzen fandt / sye all zů mal freündtlich grüssen thet / on erlaupt sich neben die Hertzogin nidersatzt / auff solliche meynung mit ir anfieng zů reden. «Gnädige Fraw / ist eüch das geschrey / so nun zů mal gantz Britanien voll ist / auch zů wissen / warlich wo im also wär / ich nit wol vor meinem Herren beston würd.» Die Hertzogin nit gedencken mocht / das ir das übel durch den Eerlosen mann zů gericht was / anfieng und ir leyd von neüwem zů klagen / ir unschuld gegen Gott bezeüget / sye sagt auch / sye mit wissen den schandtlichen bůben nye gesehen hett. Als nun der falsch bößwicht der Hertzogin klag vernummen het / anfieng und sagt / «Warlich Fraw es eüch für ein grosse schand zů achten wär / wo ir in der sach schuldig sein solten / damit man aber erfaren müg wie der sach sey / will ich heüt des tags den kuchen knecht fahen / und die sach / damit er umbgat / erfaren / handt ir dann / wie man sagt / mit im in solcher gestalt gehandlet / soll mich ewer Adeliche gstalt rewen.» Hiemit der Marschalck von der Hertzogin gieng / sye in grossem leyd sitzen ließ / zůhandt der falsch mann etlich des Hertzogen rhät berüffen ließ / sye in der sach / als ob es im ein frembd ding wer / rhats fragen thet / zů hant von inen allen beschlossen ward / das man den bůben in gefengkniß verwaren / und die recht mer an im erkundigen / der Marschalck sprach / «lieben Herren / es gefalt mir eüwer rhatschlag fast wol / doch wer mein meynung / das man den bůben mit erst für uns berüffen ließ / unnd in der sach gütlich befraget / dann solt man eins mals mit im eilen und in gefengklich annemen / so ist er nit über sein sechzehen Jar / er möchte von der warheyt fallen / und ein anders für dhand nemen.» Dise meynung in allen samen wol gefallen thet / eilens nach dem bůben schickten / der sich nit lang saumen thet / zů im kam / die Herren / so in noch nye gesehen hatten / groß wunder von seiner köstlichen kleydung namen / dann sye in nye anderst / dann ein schmutzigen kuchenbůben erkandt hatten. Als er nun vor den Herren allen gantz verwegenlichen ston thett / der Herren einer mit im anfieng zů reden / und sprach. «Junger wer / oder von wannen du seyest / mir gantz verborgen ist / ich aber dich nie anderst dann in schlechter unnützer kleydung in der kuchen gesehen hab / spülen und holtz tragen / yetz aber du ein zeitlang einem solichen sudler gantz ungleich gangen bist / und damit ichs bekürtz / keyn Edelman dir an kleydung / zerung und köstligkeyt zů kummen mag. Deßhalb du dich nit verwundern solt / das wir also nach dir geschikt handt / dieweil uns dein harkummen verborgen / und unser keyner wissen mag / wo dir solch gelt und gůt harkummet. Deßhalb uns ein sollichs zů wissen thů / dann wo dir sollich gůt von rechten zeügen herkumpt / wir dir sollichs gern mit gůter rhů verzeren wöllen lassen / wo aber nit / můst du yhe sagen / von wannen dir solliches kumpt.» Der bůb mit frefeln worten anfieng und sprach. «Ir Herren all in gemeyn / wie ir mich dann beschicket hand / so meyn ich / ir haben nun mer wol von andren gehört / von wannen mir diß gelt und kleyder kummen / dann ich mich sein noch nye geborgen hab / dieweyl ir mich aber auch fragen / so sag ich / das mir sollichs alles von der Hertzogin kummet / anders ich mich noch nye hab hören lassen.» Als nu die rhät des Hertzogen von dem bůben all ding gehört hatten / hand sie in von stund an in gefengkniß lassen legen / ein sollichs der Marschalck alles zůvor angerichtet hat. Da nun der abendt kummen ist / der Marschalck sich heymlich durch verborgene weg zů dem kuchen bůben inn die gefengkniß mit kostlicher wol bereytener speiß / unnd tranck gemachet hat / den verwenten bůben inn seim schandtlichen und bösen fürnemen getröstet und gesterckt / im gesagt / wie man morndeß zů im kummen / und etwas reichers mit im reden / so man dann schon etwas peinlich mit im fürnemen wolt / solt er keyn anders / dann eben die alt red bekennen / und wann es schon dahin käm / das man in zů dem galgen füret / und er schon den strick am halß hab / wöll er in dannocht wol vor allem leyd entheben / er wiß doch nyemant nun zů mal / dann in alleyn / den höchsten gwalt in allem Britanien zů tragen. «Darumb biß getröst / das ich dir nit zů kurtz geschehen lassen will / mit keynerley ding / wann ich dich schon dem volck zů lieb die leyter hinauff füren laß / und du schon yetz den strick an dem halß hast / sol dir dannocht nichts args widerfaren / und von mir wol errettet werden / dann mein anschlag durch sollich ding / wie du von mir vernummen hast / zů můß gan.» Dem kuchen bůben die sach anfieng nit bey dem basten gefallen. «Warlich Herr die sach fast mißlich zů wagen sein würdt / dann es sich begeben möcht / das der hencker das wortzeychen unrecht verston würdt / und so er mich wider abher füren solt / er mich abher stossen / und mich an dem galgen erwirgen lassen / wann ir darnach schon vil mit mir machen wolten / so wer es gethon umb mich / hierumb ich alles thůn will / sunder den strick an den hals kummen lassen.» Der Marschalck dem bůben antwurt und sprach / «hast du mich dann inn meinem zůsagen ye anderst dann gerecht erfunden / und woltest dich erst an dem notwendigsten ort von mir wenden? Ich sag also / wann man dich yetzundt ußgefürt hat / will ich dich und den hencker alleyn auff ein ort nemen / unnd mit im reden / das du alle ding hören můst / dann solt du selb hören / was ich im bey hoher peen gebieten will / thůst du dann nach meinem rhat / du dein leptag gnůg haben solt / und dir an geldt und goldt minder dann biß her gebrechen / deß nimm hin mein trew zů einem sicheren pfandt.» Der einfeltig bůb / wiewol er ein grosse sorg hat / noch dannoch dem Marschalck versprache / seinem rhat gantz nach zů kummen. Der Marschalck gantz still schweigendt von im gieng / zů beth sich nider leyt / die nacht mit grossen sorgen zů endt bracht / stätigs forcht der bůb an dem letsten nicht beston würd / und sein des Marschalcks list entdecken.

Wie die Landts herren aber zů dem kuchen bůben kummen / in underston peynlich zů fragen.
Das XLI. Capitel.

DEs andren tags / an dem morgen frü der Marschalck sein ordnungen gemacht hat / das alle Landts herren zů Vannes erscheinen solten. Als sye yetz auff gestanden waren / sich in ein weiten sal versamlet hetten / so stat der Marschalck under in allen auff solliche meynung mit in anfieng zů reden. «Ir aller liebsten freünt / eüch allen ist unverborgen / in was gestalt der kuchenbůb jetz ettlich tag hie gangen / sich auch offendtlichen berümpt / wie er sollich gelt alleyn von der Hertzogin überkummen hab / wo sich dann ein sollichs weiter von im gehört würd / und wir in also ungestrafft lassen solten / würd es uns warlich ein grossen nachtheyl gegen unserm Herren bringen / darumb mein endtlich meynung wer / so baldt er sich der wort noch ein mal hören laßt / das wir in von stund an / an den galgen hencken lassen / und die Hertzogin des Hertzogen straff erwarten / biß zů seiner zů kunfft.» Nyemants was under den Herren allen / dem solcher rhat mißfallen thet / mit einander uff ein newes zů dem kuchenbůben giengen / sich gegen im mit dapffern worten hören liessen / wo er darauff beharren / und die sach nit widerrüffen wolt / sye in zů handt hencken würden. Der verwent bůb anfieng / und sprach. «Machent und handlent mit mir / was eüch gefalt / so wert ir mich nit anderst einmal als das ander reden hören / und ob ir mich gleich schon hencken / würd ich doch nimmer anderst bekennen / dann wie allwegen / deßhalben hörendt mich nummen auff zů fragen.» Als nun die Landts herren des bůben red gantz verstanden hatten / groß betaurens mit der Hertzogin gewanen / von im uß der gefengkniß giengen. Da sie nu herauß kummen waren / der schantlich Marschalck noch nit ein genügen an seinem bösen fürnemen hat / stätig in sorgen stůnd / der bůb würd schwancken / zů den herren sprach. «Mich dunckt gůt sein / wann ich zů dem bůben gangen wer / unnd alleyn mit im versůcht zů reden / ob er mehr umb mein red geben wolt / dann umb die ewer / ich mit im will versůchen / möcht ich in einmal dahin bringen / das er die Hertzogin unschuldig bekendt / wolten wir mit im eilendts handlen / damit er mit seinen worten die Hertzogin nit zů schanden brächt.» Den Herren des Marschalcks red wol gefallen thet / zů hant wider zů dem bůben kam / in von newem loben und stercken thet. Als er nun wider zů den Herren kam / anfieng / «Warlich» sprach er / «ich weder mit gůten noch bösen worten / anderst nichts / dann wie ir alle / von im bringen kan.» Die Herren zůhandt einhelligklich meynten / man solt den bůben heymlich ertrencken / damit es nit vor aller menge beschech / dann solt man offentlich mit im handeln / wer noch nit davon wißt / würd die sach erst erfaren / Da wider alleyn der Marschalck was / fürwandt und saget. «Daran nichts zů fürkummen ist / ihr wissendt das dise red land und Statt voll ist. Darumb mein entlich fürnemmen ist / den schalckhafften bůben offendtlich bey disem tag zů hencken» / Nyemandts was / so wider den feygen Marschalck reden dorfft / von dannen giengen. Der Marschalck an der stett nach dem hencker schicket / also mit im reden thet / «Richter / darumb ich nach dir geschickt hab / ist darumb beschehen / du solt wissen / das ich ein bůben inn gefengkniß hab / den ich heüt deß tags will lassen hencken / dem solt du also nachkummen / und dich nichts daran keren / was ich fürter mit dir reden würd / ich will den bůben des trösten / das im nichts geschehen soll / unnd ob er schon den strick an dem halß hab / den trost soltu im auch geben / so baldt ich dir aber mit meinem stab winck / so stoß in über die leyter hinab.»

Wie man den kuchenbůben henckt / und er biß an sein end auff einer red bleibt / davon all welt die Hertzogin schuldig sein meynten.
Das XLII. Capitel.

DIe gantz statt Vannes des bald innen ward / das man den kuchen bůben hencken wolt / ein grosse menge des volcks zů dem galgen kamen / das sye sehen wolten / ob doch der bůb auff seinem schandtlichen fürnemen beharren wolt. Als nu die zeit kam / und man den ellenden bůben yetzundt außfůrt / der schantlich Marschalck stätigs neben im reytt / unnd wo er am meysten volck bey einander sach / er den bůben fragen thet / ob er noch auff seiner red bestünd / der im nit anderst / dann all wegen bekennen thett. Als er nun an die halß statt kam / und in der hencker yetz ußziehen wolt / der Marschalck all welt weit von im treiben thett / er alleyn zů dem hencker und bůben ritt / also sprach / «richter / merck was ich dir gebeüt / wann du dem jungen den strick an den halß geleyt hast / so gedenck das du nit weiter mit im fürnemest / so bald ich in gefragt hab / wie alweg / und er nit anderst bekent / soltu in wider ledig herab lassen» / Der richter dem Marschalck zůsagt semlichem gebott nach zů kummen / «thůstu das / es sol dir frumen bringen / Wo aber dem jungen eincherley von dir widerfür / ich dich zůstund an den galgen wolt lassen hencken» / der richter des Marschalcks anschlag wol verston kund / zůhandt für fůr / als er nun zů halber leiter kam / der Marschalck ein still anblasen hieß / do nu mencklich still ward / fieng er an und sprach / «jüngling noch kämst du nit zů spot / wann du min Gnedige fraw unschuldig gäbest / wolt ich dich ledig on all engeltnis lassen lauffen.» Der bůb anfieng und sprach / «Herr Marschalck / ich mag sein nimmer mer gelaugnen / das / so ich auff mich gesagt / im ist auch nit anderst / erfint sich auch nimmer mer anderst / was mir joch von eüch darumb widerfaret.» Der hencker den bůben voll hinauff fůrt / im den strick an sein halß leget. Der Marschalck zů dem bůben růfft / ob er die Hertzogin nit lidig sagen wolt / darauff antwurt er / «neyn / heüt und nimmer mer.» Der falsch Marschalck dem hencker mit seinem stab ein wortzeychen geben thet / zů handt er den bůben schipffet / der nachmals gern widerrüfft het / aber nimme sein mocht / der seckel was im verknüpfft / Gott wolt allen denen sollicher lon würd / so sich dahin bringen liessen / umb gab / schenck oder liebkosens willen ein mensch also unschuldig überzeügten / als dann leyder zů vil molen beschicht / den selben aber mit der zeit / wie disem bösen vogel gelont werden soll. Der schandtlich Marschalck sein bösen anschlag yetz nach seinem begeren gantz vollbracht hat / all welt wider heym reyt / nyemandt anderst gedencken hat / dann der Hertzogin recht geschehe / Da sye den bůben also verwegenlich hatten sehen hencken / und er biß in sein end darauff beharrt was / Nieman aber wissen mocht / den falschen erdachten anschlag / so der Marschalck selb gemacht hat / Darumb das die Hertzogin seinem bösen fürnemen nit hat wöllen statt geben. Als nun der schantlich Marschalck noch keyn vernügen an seinem bösen verbrachten übel / unnd der Hertzogin noch nit trübsals genůg zůgefüget hat / so bald er heym kam / sich bald zů der Hertzogin machet / die er gantz betrübt alleyn in irem gemach fand / darinn sye Gott ir unschuld klagen thet / in bitten / er ir Eer zů bewaren / darmit sye nit also unschuldig ir gůten limůt und eer verlür. Als nun der Eeren hol unnd schandtlich verrhäter zů der Hertzogin kam / sye also klagen und weynen fand / sye anfieng auß einem falschen grundt zů trösten / uff nachfolgende meynung zů ir sprach. «Gnädige Fraw / gehabend eüch wol / dann der bůb ist erhangen / so eüch ein solichs geschrey bracht hat / was hand ir eüch doch zigen? das ir ewern stoltzen leib einem sollichen schandtlichen bůben underworffen handt / in dem doch keyn verschwigenheyt hat mügen wonen / und mich / der eüch so inn gantzer warer trew und lieb angesůcht hat / ußgeschlossen und disen stinckenden bůben selb zů eüwer lieb gereytzt.» Die Hertzogin an sollichen worten wol abnemen mocht / das der Marschalck nit die kleynst ursach irs leidens was / im uff sein verlogne red antwurt gab. «O Marschalck» / sprach sie / «Gott verzeyh eüch das übel / so mir mit aller unwarheyt zů gelegt würt / daran nyemants / dann ir alleyn schuld tragen / wo von das kumpt / ich an ewer vergangnen und yetzigen red wol abgenummen hab / hett ich ewerm bösen und schandtlichen willen statt geben wöllen / mir solliches von eüch nicht begegnet wer / ich aber darumb sollich schmach / und was mir noch weiter zů ston mag / willigklich ertragen wil / dann solt ich an meinem aller liebsten Herren und gemahel brichig worden sein / an dem doch meine gedancken nye geschwancket handt / Ich aber treüw Gott dem allmechtigen / der anschlag gůt oder böß verborgen ist / er werd mein unschuld an tag bringen / und ob ich schon darumb sterben můß / hoff ich dannocht / mein unschuld nach meinem tod an tag kummen sol.» Der Marschalck anfieng und sprach / «das ir sprechen Hertzogin / die ding durch mich angricht sein / wie möcht sich doch einer von meiner red wegen inn den tod geben? Nun weyßt mengklich das ich den bůben an seinem letsten end / als er schon den strick am halß ghabt hat / gemandt und gebetten / zů widerrüffen / wöll ich in lidig on all endtgeltniß lassen lauffen / aber umb keyn ding an im mügen zů wegen bringen / also vor aller meng des volcks auff sein letst endt genummen hat / das der sach nit anderst sey / dann wie er allweg bekandt hab. Deßhalben Hertzogin ir mich der sach nit schuldigen mügen / Ich hab auch noch vil gůt und gelt / so man bey im funden hat / das ich dann meinem Genädigen Herren / so bald er zů landt kumpt / übergeben will / wo wolt im ein sollich gůt harkummen? Nun weyßt doch mengklich von seiner armůt zů sagen. Hierumb Fraw die sach gröber am tag leit / dann mir lieb ist / ich weyß das ich meinem Herren ein schweren und harten stand thůn můß / Dieweil er mir ewer leib und gůt / auch land unnd leüt befohlen hat / die ich hoff warlich und eerlich geregiert haben / aber ewern halb nit wol beston würd / das mir warlich schwer anligt.» Die Hertzogin von der red des Marschalcks grossen schrecken empfienge / kläglichen anhůb zů weynen / und sprach. «O du schandtlicher zernichter verrhäter / warlich hast du gesagt / deinem herren ein schweren stand thůn müssest / dann so das hie nit beschicht / du warlich vor Gott dem Almechtigen antwurt geben můst. Dir hat / wie du sagst / mein aller liebster gemahel und Herr / mein eer befolhen / du aber der mann bist / so mich deren hast heymlich begert zů berauben / du bist der / so mit deiner falsch erdachten prattig mich umb all mein Eer und gůtes lob bracht hat / du würst auch an meinem tod schuldig werden / aber Gott mein schöpffer mich an dir rechen würt / und dich bey deinem leben inn grosser schand versincken lassen.» Der Marschalck zornig ward / umb das in die Hertzogin also übel schelten thet / anfieng und sprach / «Fraw ich bitt euch wöllendt mich der scheltwort erlassen / dann mir die nit zů vertragen seind / ich hab mein standt und wesen inn grossen würden und Eeren harbarcht / und binn auch allzeit bey meinem Herren in grosser würde gehalten worden / solt mir dann von eüch ein solche schand zůgelegt werden / ich nit wol leiden möcht / was mag ich an ewer boßheyt und můtwillen entgelten? Ich will aber eüch darumb nit urteylen / sunder meinem Gnedigen Herrn die sach / so im Gott zů landt hilfft / befehlen.» Mit disen worten von der Hertzogin schied. Die ellend und betrübt Hertzogin ir zeit in jämerlichem klagen und weynen verzeren thet / Gott den allmechtigen offt von grundt ires hertzens anrüffet / das er sein göttlich gnad mit ir teylen wolt / und ir groß unschuld an tag kummen lassen. In der zeit all freüd an dem hoff erloschen was / all gemeyngklich mitleiden mit der Hertzogin hatten / und in sunders der getrew Friderich / welcher offt willen hat / den Marschalck zů tödten / und dann in Schottenland zů seinem liebsten Galmien zů reiten / aber alleyn umb der Hertzogin willen underwegen ließ. Diß lassen wir also ston / und kummen wider an den Hertzogen / Wie er mit grossen freüden ans land kumpt.

Wie der Hertzog mit grossen freüden wider inn Britanien schiffet.
Das XLIII. Capitel.

ALs nun der Hertzog mit grosser müh sein angefangne reyß mit grossen freüden vollent hat / und yetzunt sein landt wider erreycht hat / ein tag oder etlich in Franckreich still lag / ein botten vor im heymschicket / seine zů kunfft verkünden ließ / vermeynt / der Marschalck groß freüd und fest zů richten würd / seiner frauwen auch sein zů kunfft sunderlich zů wissen thet / wenig gedencken / was grossen leyds in gantzem Britanien fürgieng. Als nu der Hertzog meynt / man seiner zů kunfft innen worden wär / hant mit seinem zeüg auff brach / den nächsten in Britanien zů reitten für sich nam. Als nun der verrhätersch Marschalck innen ward / das der Hertzog nit weit mer von Vannes war / zůhandt inn schwartzer kleydung im mit einer kleynen geselschafft entgegen geritten kam. Der Hertzog von weitem das stillschweigendt volck gegen im reiten sach / sich gegen seinem Herren keret / und sprach / «Ir lieben brüder sehend ir auch das stillschweigend völckly gegen uns reiten / Fürwar mich dunckt sye sich nit fast frölich erzeygen thügen. Ist es meins hoffgsinds / so gefalt mir die sach gar nichts / Dann sye uns warlich keyn fröliche bottschafft bringen.» Mit disen worten sye dem leydigen volcke ye lenger ye neher kummen thetten / in dem der Hertzog seinen Marschalck erkennet. Als nun der Marschalck mit seiner gesellschafft dem Hertzogen nahent kummen waren / ab von iren pferden sassen / dem Hertzogen den übrigen weg endtgegen giengen. Als nun der Marschalck nach zů dem Hertzogen kam / in mit gebognen knyen empfahen thett / aber sich gantz traurig gegen im erzeyget. Darvon der Hertzog nit wenig schrecken empfahen thet. Zůhant den Marschalck hieß uffston / wider auff sein pferdt sitzen / deßgleichen auch die anderen / den Marschalck neben im reytten hieß / in zůstundt fraget / wie es umb sein land unnd leüt stünde? «Gnädiger Herr» / sprach der Marschalck / «ich hoff / ich hab solichs geregiert / das ewer Gnad ein groß wolgefallen darinn haben soll.» Der Hertzog von stund an fragen ward / wie es umb sein liebsten gemahel stünd / ob sye frisch und wol vermügen wär? auff soliche frag / der Marschalck gantz keyn antwurt geben thett / darvon der Hertzog on massen seer erschrack / das er kaum auff seinem roß sitzen belib. Mit heller stimm anfienge / das alle die / so mit im ritten / wol hören mochten / «Wee mir» sprach er / «Hab ich mein aller liebste Fraw verloren / Wie mag ichs dann yhmmer frölich werden.» Der Marschalck erschracke seer von des Hertzogen worten / unnd sprach / «nit also / Gnädiger Herr / die Hertzogin lebt / und ist gesundt.» «Warumb» / sprach der Hertzog / «gabendt ir mir nit antwurt / als ich eüch fraget / Wie es umb sye stünde?» «Genädiger Herr» / sprach der Marschalck / «ein semliches ich eüch nit sagen will / ihr müssend es von andren leüten erfaren.» Der Hertzog inn einem grossen zorn gegen dem Marschalck beweget ward / Anfieng / unnd sprach. «Marschalck / ich gebeütt eüch bey hoher peen / mir sollichs nit zů verhalten / und mir alle sachen zů entdecken / oder ir müssendt aller meiner trew beraubet sein.» «Die weil ich eüch dann Gnädiger Herr» / sprach der Marschalck / «yhe die warheyt bekennen unnd sagen můß / so ist es mir leyd / das die sach nit anderst / und besser an ir selbs ist / Dann ich weyß eüwer Gnad inn grossen zorn und unmůt fallen würdt. Es hat sich begeben / Gnädiger Herr / das an eüwerem hoff zů Vannes ein junger geradner kuchen bůb gewesen ist. Da nun eüwer Genad von landt gescheyden / hat sich mein Gnad mit ihm über sehen / ihm kostliche kleyder / vil goldt / gelt und gelts wert / ketten und ring angehenckt / inn dem sich der bůb inn hohem übermůt und hoffart sich selbs erhebt und gerümpt hat / dardurch das gantz hoffgesind ein mißfallen gewunnen hat / nach dem in aber etlich Edelleüt zů red gestellet handt / wo har im sollich gelt kumm / hatt er unverholen bekendt / wie er all nacht bey der Hertzogin schlaff / darnach solchs unbegert von ir empfahen thü. Als er nun sollicher red nit hat wöllen emperen / hab ich mit rhat der Landts herren zů im lassen greiffen / unnd selbs erfragt / ist er gegen uns allen der red gestanden. Zů letst hab ich den schandtlichen bůben lassen erhencken / und in nachgends / als er auff der leydter stůnd / gemeynt zů bewegen / das er die Hertzogin unschuldig zalen soll / aber keyns wegs an im erlangen mügen / ist also in seinem fürnemen beharret / und darauff gestorben / das gantz Vannes gesehen unnd gehört hat.» Als bald der Hertzog die red von dem Marschalck gehört hat / das hertz inn seinem leib sich umbkeret / inn grossem zorn zů dem Marschalck sprach. «Du schandtlicher zernichter mann hast du nit gedacht deiner pflicht und eyd / die du mir gethan hast / Warumb hast du das schandtlich weib nit nach irem verdienst gestrafft / wie gedarffest du mir under meine augen kummen / Die weil du die / so mir schand und laster zůgefügt hat / also lang auffenthaltest. Warumb hast du sye nit mit dem sächer in einem feür verbrendt» / Der falsch Marschalck sprach. «Aller Gnädigster Fürst / ich bitt ewer gnad / wöllent mir an disem ort vergeben / dann ich gehandlet hab / mit rhat der gemeynen Landts herren beschehen ist.» Der Hertzog in grossem zorn schwören thet / so bald er gon Vannes käm / wolt er die Hertzogin on alle gnad lassen verbrennen / dar für in alle die / so mit im ritten / freüntlich bitten warden / aber in keyn bitt erweychen mochte. «O du treüwloßes weib» / sprach der Hertzog / «hab ich mit meiner trew / so ich dir allzeit bewisen hab / ein sollichs umb dich verdient. Mich rewt / das dich meine augen ye gesehen handt / Gott wolt / du von disem erdtreich getilget wärest / darmit du mir nit under mein augen kämest.» Mit disen worten / der Hertzog der statt Vannes sich nehern thett / ein solche klag fůrt / das all die / so mit im ritten / das weynen kaum verhalten mochten / groß mitleiden mit dem Hertzogen hatten.

Wie der Hertzog mit bekümmertem hertzen zů Vannes inreyt / und wie in die Hertzogin empfacht / aber ir nit zů sprach.
Das XLIIII. Capitel.

WIewol der Hertzog mit grossen freüden an landt kummen was / und meynet auch in grossen freüden gon Vannes zů kummen / aber der Marschalck mit seiner red im alle seine freüd zerstört hat. Als nu das Landts volck des Hertzogen / seiner zů kunfft innen ward / mit grossen freüden und frolockung den Hertzogen empfiengen / Aber der Hertzog gantz keyner freüd achtet / die red des Marschalcks im hart an lag. Als nun der Hertzog zů Vannes inreyt / in alle burger mit grossen freüden empfiengen. Die Hertzogin mit sampt irem Frawen zymmer / irem Herren auch begegnet / in zů empfahen. So bald der Hertzog der Frawen gewar ward / inn grossem zorn sich von ir wendet. «O du schandtliches Weib / wie gedarffest du mir under mein augen kummen» / Zů handt gebot / das man die Fraw wol in gefengkniß verwaren solt. Die Fraw mit weynenden augen begert sich zů begnaden / und ir unschuld zů verhören. Aber keyn gnad bey dem Hertzogen finden mocht / sye zů hand in einen kercker hart verschlossen ward / von nyemandts keyn trost noch hilff mer haben mocht. Der edel Fridrich in grossem leyd und schmertzen stůnd / sich bald zů der Frawen füget / So bald in die Fraw erblicket / im vor grossem schmertzen keyn antwurt geben mocht. Der edel und getrew Fridrich sye nach seinem besten vermügen trösten thet / «Gnädige Fraw» / sprach er / «Wissendt ir eüch in der sach unschuldig / so seind getröst / Gott der allmechtig würdt eüch nimmermer verlassen / wann ir meiner leer volgen wend / will ich eüch auß allem ewerem leiden helffen. Es ist hie ein Graff uß Pickardey / welcher mit dem Hertzogen zů dem Heyligen grab gewesen ist / den wil ich wol vermügen zů eüch zekummen / Meynen ir dann das eüch solche verräterey durch den Marschalck zůgericht sey / möchten ir dann an dem Graven erwerben / das eüch der Hertzog zů ließ / ein Ritter für eüch zů kämpffen / und eüch dann etlich Monat zů ließ / in den ir eüch umb einen sollichen kämpffer möchten bewerben / yhr sunder zweiffel an ewerem hoff einen finden würden / der ewer unschuld offenbar machen würd / wo aber sollichs nit beschech / und ir in Britanien keynen funden / wolt ich mich personlich tag und nacht müen / biß ich zů Galmien meinem liebsten gsellen käm / den weyß ich / er eüch inn ewer letsten nodt nit lassen wolt / so weyß ich noch ein getrewen botten / dem steg und weg durch das gantz Britanien und Schotten land bekandt seind / den selben ich dazů vermügen wolt / das er die bottschafft fleissig vollenden würd.» Die Hertzogin dem edelman seines getrewen rhats freüntlich dancket / in mit weynenden augen bitten ward / wo er zůwegen bringen möcht / das der Graff auß Pickardy zů ir käm / Wolt sye nach seinem rhat mit im reden / und bitten / ob er ir an dem Hertzogen erlangen möcht / ir umb ein Ritter / so für sye kempffet / zů besehen. Friderich der Hertzogin versprach / die ding fürderlich zů vollenden / sich eilents füget / da er den Graven wißt zů finden. Als er nun zů im kam / mit gebogenen knyen sich für in nider auff die erden ließ / Der Graff was ein fast gütiger Herr / den Edelman zů handt auff zog / in fragt / was er an in begeret? Der Edelman sprach. «Wolgeborner Herr / mich schickt zů eüch mein Gnädige Fraw / und bitt eüch das ir so demütig sein wöllen / sye in irer gefengkniß nit verschmahen / und zů ir kummen / dann sye ewer hilff und gůten rhats notdürfftig wär» / Der Graff dem Edelman züchtigklichen antwurt / und sprach. «Gott wolt / ich meinr Gnädigen Frawen erschießlich sein möcht / mir warlich kein schlaff zů lieb sein müßt / ich mich willig in irem dienst finden lassen wolt.» Von stund an / an Friderichen begeret / das er in zů der Hertzogin füren solt / des Fridrich gantz willig was. Als nun der Graff zů der betrübten Frawen kam / sye zum ersten inn irem leiden trösten thet / dem die Hertzogin mit allem fleiß dancket. Der Graff sprach / «Gnädige Fraw / mich hat der gůt Edelman bericht / wie ewer gnad meins rhats in ewern nöten bedarff.» «Herr» / sprach die Hertzogin / «ich mir sollichs für ein sundere genad von Gott achten wolt / wann ir mich meiner bitt gewerten.» «Bittend im namen Gottes / was mir müglich zů thůn ist / ir mich willig erfinden sollen / es sey joch was es wöl.» Die Hertzogin sprach / «aller liebster herr / Got wolt / eüch müglich / mein leiden zů erkennen / welchs mir allein durch ein schantlichen verrhäter zů gericht ist / ein solchs ich eüch kürtzlich anzeygen wil. Als mein aller liebster Herr und gemahel zů dem heyligen grab gezogen / hat er zůvor seinem Marschalck sein land und leüt befohlen / auch mich sunderlich zů bewaren / und in hůt zů haben. Als aber der schandtlich unnd Eerloß mann gedacht hat / das er yetz gantz sicher vor dem Hertzogen sey / hat er mit seiner schalckheyt understanden mich zů betriegen. Als aber ich seinem bösen willen nit statt geben wolt / hat er durch seine bösen und verrhäterischen anschläg zůwegen bracht / das sich ein schantlicher bůb / so in meines Herren kuche gewesen ist / ußgeben hat / wie ich mit im mein Ee gebrochen hab / und wie ich im kostlich kleyder und gelt geb / zůletst den bůben lassen hencken / welcher dann für und für die schand auff mich gelegt hat / dardurch dann das gantz Britanien inn dem glauben ist / ich lig umb verschuldte sachen hie in diser gefengkniß. Nun wolt ich ein sollichs alles gern leiden / förcht mich auch gar nit / weder vor der marter / noch vor dem todt / alleyn / wo mir von meinem aller liebsten Herrn doch mein letste bitt zůgelassen würd / das ist / wo er mir ein monat oder zwen vergünnet / in der zeit mir zů lassen / das ich mich umb ein Ritter / oder wer der wer / bewerben möcht / so umb der warheyt und gerechtigkeyt willen / für mich kämpffen wolte / so hab ich sollich vertrewen zů Gott dem Herren / er werd mein unschuldt ansehen / und meinem kämpffer krafft und stercke geben / damit mein unschuld / unnd die groß verrhäterey / des schandtlichen mans / an tag kummen würde.» Mit disen worten der Graff von der Hertzogin inn groß mitleiden beweget ward / ir versprach / so vil mit dem Hertzogen zů verschaffen / das ir solliche bitt zů gelassen würde.

Wie der Graff auß Piccardey zů dem Hertzogen kumpt / der Hertzogin zwen monat frist erlanget / und wie es harnach gieng.
Das XLV. Capitel.

DEr Edel und gütig Graff / groß mitleiden mit der betrübten Frawen hat / sich eilendts zů dem Hertzogen füget / etlich seiner mit brüder und gsellen / so mit einander zů Jerusalem gewesen waren / mit im nam. Als sye nun zů dem Hertzogen kamen / in in traurigen gedancken funden / der Graff anfieng mit dem Hertzogen zů reden / also sprach. «Aller Gnädigster lieber Herr und mitbrůder / Als mich die sach ansicht / ir eüch wol halb umb sunst bekümmern thůnd / dann ich sicherlich glaub der Edlen Frauwen sollich leyd von bösen falschen zungen zů gericht sey / und so ir mir folgen wöllen so beschicken all ewer Landts herren / sunder den Marschalck / den sond ir bey solchem rhat schlag nit haben / dann er / will mich die sach beduncken / der recht sächer ist / wann dann ewer herren all für eüch kummen / sond ir wol vernemen / wie die sach geschaffen sey» / Der Hertzog in grossem zorn zů dem Graven sprach. «Was ursacht eüch mein hertz weiter zů betrüben? Was darff ich mer erfarniß? dieweil ich von mengklich vernimm / das der schandtlich bůb darauff gestorben / und solchs auff sein letst end behalten hab / deß halb ir gantz keyn red mit mir haben sollen / von des lasterlichen weibs wegen / ich will sye ee morn zůnacht schandtlich lassen verbrennen / darvor sye nyemandts gefristen mag.» Der Graff wider anfieng und sprach. «Gnädiger Fürst / mein meynung ist nit für die Hertzogin zů bitten / wo aber ir sye also unverantwurt verbrennen lassen / so sprich ich / das der Frawen gwalt und unrecht beschech. Darumb ich / wie vor an eüch beger / mir und meiner gesellschafft zů gfallen wöllendt all ewer Landts herren beschicken / on den Marschalck / so sond ir ob Gott wil etwas news erfaren» / zůhant des Graven will volbracht ward / das man in hieß uß der versamlung abtretten. Als er nun hinauß was / der Graff anfieng und sprach. «Aller Gnedigster Herr / Nun beger ich zů aller fordrest / das ir ewere Landts herren all einander nach fragen / was sie von dem kuchen bůben gehört handt.» Als nu ein yeder in sunderheyt gefragt wurden / all gleich zů sagten / wie dann der bůb bekendt hat. Dardurch der Hertzog uff ein newes in grossen zorn bewegt ward / auffstůnd / zů dem Graffen sprach / «Was ursacht ir mich in ein neüwen zorn / dieweil ich sein vor genůg auff mir hab / dise ding seind mir all vor kunt gwesen?» Der Graff sprach / «Gnädiger Herr / ich bitt eüch / wöllendt mich weiter vernemen und hören.» Der Hertzog wider nider saß / Der Graff anfieng und sprach. «Ir Landtsherren inn gmeyn / ich bitt eüch / ir sagen wöllen / Wie lang hat sich der bůb in solchem kostlichen leben endthalten?» Die gemeynen Herren antwurt gaben / «Warlichen mer dann drey monat lang.» Der Graff sprach / «Warumb hat in der Marschalck nit von stund an / so bald er in inn einem solchem stand gesehen hat / gefangen? Nun wolt ich gern wissen / ob er gleich sich der Hertzogin berümpt het?» «Ja fürwar» / sprachen die Herren / «er nit ein monat also gangen ist / das gantz Britanien des geschreys vol gewesen ist / Dardurch dann sich groß murmeln under uns allen erhept hat / das in der Marschalck nit fahen wolt» / «lieben Herren» / sprach der Graff / «Ist er auch bey dem Marschalck uß und ein gangen oder ist der Marschalck bey weilen nit alleyn zů im kummen?» «davon» sprachen die Herren / «ist uns nit zů wissen / Dann als er in die gefengkniß kummen ist / unnd wir in eins mals gefragt handt / der bůb allweg auff einer red beliben ist / aber als wir all von im gangen waren / Der Marschalck wider zů im in den thurn gieng / lang bey im drinn blib / was er aber mit im geret hab / uns verborgen ist / auch den letsten tag / als man den bůben hanckt / Der Marschalck als volck von im gon hieß / er alleyn under dem galgen mit im und dem richter ein lang gesprech hielt / nyemandts aber hören mocht / was er mit im redt / dann der richter / als er nun den strick am halß hat / der richter nit mit im fürnemen wolt / lang auff bescheyd wartet / zů letst der Marschalck mit seinem stab ein wortzeychen gab / zů hant der bůb von der leyter gestossen ward / also an dem galgen erwürgen thet» / als nun die Lantsherren die red angezeygt hatten / Der Graff an der red wol abnemen mocht / wie es umb die Hertzogin ston würd / vor mengklich anfieng und sprach. «Aller Gnädigster Fürst und herr / so mich ewer Gnad nach dem hencker schickt / ich mit der Gotts hilff / der Frauwen unschuld auff den heütigen tag vor eüch allen offenbaren wolt» / Die Lantsherren all gemeyncklich groß freüd von des Graven red empfiengen / dann sye gemeyncklich einen bösen argwon auff den Marschalck gewanen / einhelligklich nach dem richter zů schicken / nit lang verzogen ward / der Hertzog nach dem richter schicket / der zů hant kam / Der Graff von stund an fraget / was der Marschalck mit dem bůben under dem galgen geredt hett? Der richter anfieng und sprach. «Wann mir mein Gnädiger herr erlaubt / will ich diß und anders mer sagen.» Der Hertzog im zů handt erlaubt / «Aller Genädigster Herr sich hat begeben / als der bůb noch in gefengkniß was / Der Marschalck nach mir schickt / so bald ich nu zů im kam / er mich gantz eynig uff ein ort fůrt / anfieng mit mir zů reden / uff solche meynung / Richter / sprach er / wiß / das ich ein bůben inn gefengkniß hab / den will ich heüt an disem tag lassen hencken / dem gedenck also nach zů kummen / nit ker dich an mein red / so ich hinach mit dir reden würde / dann ich den bůben seines lebens trösten will / so lang biß er den strick an seinem hals hab / den trost solt du im auch geben. Ich / als ein gehorsamer / dem also nachkam / Als ich nun den bůben under den galgen bracht hab / der Marschalck alls volck von uns treiben thet / wir drey alleyn under dem galgen bliben / der Marschalck mir bey meinem leib und leben verbieten thet / das ich dem bůben nit schädlichs zůfügen solt / und wann er schon den strick an seinem halß het / so bald er mir mit seinem stab ein wortzeychen geb / solt ich in ledig herab lassen. Als ich aber den bůben yetz hinauff bracht / ich nach meiner ersten befelch fürfaren thet / zů handt den bůben erhenckt / daran ich dann dem Marschalck ein groß wol gefallen gethon hab.» Die gemeynen Landts herren ein groß wunder ab solcher red namen / ein bösen argwon auff den Marschalck gewunnen / erst groß mitleiden mit der Hertzogin hatten / der Hertzog aber in sollicher maß von dem Marschalck underricht was / das er diser red aller keyn glauben gab / von stund an meynt / die sach mit dem richter überlegt wär / Der Graff anfieng / und sprach. «Aller Gnädigister Herr / wann meyn sach stünd gegen dem Marschalck wie ewer Gnaden / ich in nit minder / dann die Hertzogin verwaren wolt / und ist das die ursach / wie ir dann von den gemeynen Herren und auch dem hencker / gehört habt / die ding seind warlich fast argwenig / ir sond auch wissen / das ich nit on ursach nach den Herren hab lassen schicken / Dann ich bey meiner Genädigen Frawen vor ir gewesen binn / da hab ich zům theyl die falschheyt des Marschalcks vernummen. Ir sond wissen Gnädiger Herr / So bald ir auß disem land geschiffet seind / hat der schandtlich Marschalck / dem ir ewer Fraw befolhen hand / sye mit erst understanden zů betriegen. Als aber sye nun nit hat seines bösen willens wöllen willfaren / hat er inn sorgen müssen ston / eüch werd solichs von der Frawen gesagt / dardurch im dann groß gfor zů gestanden wer / hatt er solliche pratick mit listen zů wegen bracht / Dardurch er sich vor solchem last vermeynt zů sichern. Nun begert mein Fraw die Hertzogin kein sicherung irs lebens / allein endtschittung irer Eeren / Und das ir ewer Gnad etlich monat fristung geben wöll / inn den sye sich bewerben mög umb einen kämpffer / so durch Gott und der gerechtigkeyt willen ir unschuld offenbar / ein solchs ir ewer Gnad mit keynen fůgen abschlagen kan.» Der Hertzog dem Graven auff sein red antwurt / «Das solle von mir keyns wegs zů gelassen werden / dann ich weyß gewißlich / das mein Marschalck einß solchen und dapfferen gemüts ist / das er der ding gar nit understanden hat. Das aber der nachrichter soliche wort auß stoßt / laß ich mich gantz nit irren / Mag er nit mit schenken und gaben dahin bracht werden / das er saget / was man in heyßt. Nun höre ich von dem grossen gůt / so der bůb in dreyen monaten verschwempt hat / das ich wol weyß / im der Marschalck ein sollichs nit geben hat / das aber die Fraw spricht / das sie ir unschuld durch ein kampff offenbaren wöll / Wer ist doch / mit dem sye meynet ir unschuldt zů beweisen? fürwar sye mit dem gantzen land Britanien kämpffen müßt / das kind auff der gassen offendtlich ir schand bekennen thůt» / Der Graff wider anfieng / und sprach / «Genädiger herr / dieweil die Hertzogin begert / ir ein kempffer zů vergünnen / mügend ir / ir das nimmer abschlagen / so hab ich auch gnůgsam ursach / dem Marschalck den kampff zů bieten. Dieweil er sie erst mals understanden hat / ir eer zů berauben / deßgleich auff die red / wie der nach richter offendtlich bekent hatt.» Die Landts herren gemeyncklich auff stůnden / den Hertzogen fleissig baten / das er des Graven freüntlich bitt erhören wolt / und im seines rhats folgen. Zůletst den Hertzogen erweychten / anfieng und sprach. «Ir aller liebsten Herren und rhät / Nun sagend mir mit ersten / wie doch der sach zů begegnen wär / damit man den Marschalck zů dem kampff verursacht.» Der Graff sprach. «Gnädiger Herr / so land in eilendts beschicken / und mich alleyn mit im reden / will ich in dahin bringen / das er sich deß kampffs selbs erbieten můß.» Der hertzog von stund den Marschalck beschicket / der mit grossen sorgen zů dem Hertzogen unnd seinen rhäten kummen thet / dann in wol bedaucht / die sach nit wol umb in zů gan würde. Als er sich nun gantz frölich vor dem Hertzogen erzeyget / also vor in allen stünd / der Graff anfieng / unnd sprach. «Auff mein eyd Marschalck / mich beduncket ir mit einem argen anschlag umb gangen / auch mit der unwarheyt die frumm Hertzogin in solch leiden bracht handt / das dann / wo mans anderst verston will / gantz heyter am tag ligt / des ich eüch dann vollmechtige ursachen anzeygen will. Mit Ersten / als der Hertzog in seinem abwesen / land und leüt empfohlen hat / deß geleich sein aller liebsten gemahel / seind ir der erst gewesen / so die züchtig Fraw hand understanden an iren eeren zů letzen. Zům andren / das ir den schandtlichen bůben so lang in seinem pomp hand lassen fürfaren. Zům dritten / das ir dem nye in gegenwertigkeyt der Hertzogin hand wöllen fragen. Zů dem vierdten / das ir eüch zů im heymlich inn gefengkniß ersůcht hand / und zům letsten / so hand ir heymlich prattick mit dem nachrichter gemacht / und hand den bůben verwent / im an seinem leben nichts wider faren sol / das dann nit die wenigst anzeygung ist / ewers argen und erdichten übels. Hierauff wissendt eüch kurtz zů bedencken / ir müssend der sach schuldig sein / oder eüch mit einem ritterlichen kampff / darvor endtschütten / ein sollichs meines Gnädigen Herren will und meynung ist / deß gleich von allen seinen rhäten erkant.»

Wie der falsch Marschalck grossen schrecken ab des Graven red empfieng / Unnd wie er sich endtschuldigen wolt.
Das XLVI. Capitel.

DEr Marschalck von des Graven red nit wenig schrecken empfangen hat / als er im solich mercklich ursachen fürwendet / mit grossen sorgen anfienge zů reden / «Wolgeborner Graff» / sprach er / «das mich ewer Gnad einer sollichen schweren sach zeihen thůt / mir nit wol zů leiden ist / dann es mir mein leib / eer und gůt berüret / es soll sich auch gegen mir nimmer mer erfinden / Das ir mich aber zům ersten / schuldigen / Darüber ich gantz keyn antwurt geben will / Dann mir gantz nichts von dem bůben zů wissen gewesen ist / biß ich des von den Lants herren gehört hab. Das ander aber als / so ir mich schuldigen / auff mich erdacht ist / soll sich auch mit keyner warheyt erfinden / ist mir auch deren keyns in mein gedancken nye kummen / die Fraw thůt / als ein gefangne / was sye auß irer gefengkniß bringen möcht / sie mit fleiß erdencken würd / möcht sye sich selbs mit meinem todt endtledigen / sye warlich nit an mich sehen würd / Ich hoff auch dem Nachrichter / als einer verlimpten personen / nit glaubt werden soll / Dann er umb gunst und goben willen mich an todt geben möchten. Das ir mir aber fürschlahen / eüch mit dem kampff davor zů endtschuldigen / darüber antwurt ich / das mir mit keynem rechten das zů gemůt werden solle / oder mag / die weil mir mein Gnädiger Herr in seinem abscheyd / mir allen gwalt übergeben hat / das unrecht zů straffen / solt mich dann ein yeder / so ich gestraffet hab / schuldigen? das im unrecht von mir beschehen / und mir gleich den kampff für wenden / Wo möchte ich da gelenden? Ich weyß aber mein Gnädigen Herren deß verstands / das er mich an dem ort wol beschirmen werd / solt ich kempffen / so müßten auch alle die / so mir in der sach geraten hand / sich des kampffs under ziehen.» Mit disen worten der Marschalck sein red endet. Der Graff von stund an wider auffstůnd auf solche meynung anfieng zů reden. «Du schantlicher ungetrewer Marschalck / in deiner ersten verantwurtung / hast du dich selbs lugendthafft bekent / als du sagtest / dir die sach mit dem bůben verborgen gewesen wär / biß du des von den Landtsherren bericht worden seyest / Darzů sag ich / das du sollichs in deinem rachen erlogen hast / dann ich dich sollichs genůgsamlich bezeügen will / das du gar nach der erst mann an dem hoff gewesen bist / so sollichs geäffert hat. Deß halben ich dann / wo du dich des kampffs widerst / schuldig und geschuldigt haben wil / das du durch dein schandtliche anschleg unnd verrhäterey die frumm Hertzogin understast umb ir eer / leib und leben fälschlich zů bringen.» Da nun der Marschalck vernam / wo die sach hinauß wolt / kunt er sich nit mer mit seinem falschen gschwatz behelffen / Er sach auch wol / das im der Hertzog noch nyemandts anderst keyn beystand thůn wolt / wol verstůnd / das sye sich mit einander underret und sein schalck zům theyl ußgebrochen und offenbar worden was / anfieng / unnd sprach / «Dieweil sich dann ye mein sach also zů treyt / das ich mich nit anderst behelffen mag / und mich über ein / in den kampff ergeben můß / so erbeüt ich mich gegen eüch allen / oder wer der sey / der mich mit einem ritterlichen kampff beston wil / und mich diser sach schuldigen / dem will ich mit der warheyt unnd der hilff Gottes widerstan / Deß leg ich hie mein pfand zů einer zeügniß meines erbietens.» Als nu der Marschalck diß alles vollbracht / und seine red geendet hat / er in grossem zorn und unmůt von dannen gienge. Der Graff grosse freüd empfieng / zůhandt an den Hertzogen begeren thet / das er der Frawen unnd dem Marschalck ein bestimpten tag ansetzen wolt / in dem ein yegklich gerüst uff der ban erscheinen solt. Der Hertzog mit seinen rhäten der sach eins ward / das sich die Hertzogin in zweyen monaten und acht tagen mit einem kempffer bewerben solt / solichs ward ir durch einen Herolten verkündt / deßgleichen auch dem Marschalck. Als nu der Hertzogin die bottschafft verkündet ward / grosse freüd und hoffnung empfieng / zů Gott und irem Ritter / Zůhandt nach dem Edlen unnd getrewen Fridrichen schicket / im die botschafft des Ernholden verkündt / Darab er nit minder freüd / dann Galmy der Edel Ritter empfieng / als er von seiner liebsten Hertzogin in seiner kranckheyt / wie ir darvor gehört handt. Die Hertzogin zů Fridrichen sprach. «Ach mein getrewer Friderich / wie brächt ich zů wegen ein frummen und getrewen botten / zů welchem ich mein vertrewen setzen möcht. Der schalckhafft Marschalck ist listig / er würdt mir underston mit allem fleiß under dem weg zů ligen / damit er mein frummen hinderstellig machen müg.»

Wie Friderich der Hertzogin zwen weg anzeyget / und welchen sye an dhand nimpt.
Das XLVII. Capitel.

FRiderich / welchem der Hertzogin leyd nit wenig anlag / anfieng und sprach. «Aller Gnädigste Fraw / Ist es eüwer gefallen / ich von stund an auff sein will / und keyn müh / rhů / noch schlaff mich irren lassen / so lang ich zů meinem aller liebsten gesellen in schotten land kum / den weyß ich / so bald ers vernimpt / er sich nit saumen würt / biß das er sich in Britanien sein weyßt / damit er eüch in ewern nöten zů hilff kum» / «Friderich» / sprach die Hertzogin / «Ich mag dein in meinem leyd nit emperen / dann ich sunst von keynem menschen keyn trost nit hab / dann alleyn von dir / ich bin in meinem trübsal von aller welt verlassen / und wo du mich nit mit deinem edlen trost heymgesůchet hettest / wer ich von meinem eynigen sinn nit so bedacht gewesen / wie du mir dann gerhaten hast. Die weil du dann mein liebster Friderich wol ander botten finden magst / bitt ich / du wöllest hie bei mir in meinem ellend beliben» / Friderich von stund an mit allem fleiß nach einem botten trachtet / urlob von der Hertzogin nam. Nit lang stůnd / ein getrewen und frummen menschen fand / mit dem er also anfieng zů reden / «Aller liebster freündt und günner / wiß / das ich ein groß vertrewen zů dir hab / unnd binn also zů dir kummen / wo du mich nun meiner bitt geweren thůst / es dir dein lebtag frummen bringen soll.» Der gůt freünd Lupolt genant / dem Edelman antwurt gab / «Edler Friderich» / sprach er / «Was ich mit ehren verantwurten mag / yhr mich keyns wegs sparen solt.» Friderich sprach / «Mein lieber Lupolt / was mit eeren nit zůgieng / ich nit gern zů rhaten oder helffen wolte. Darumb / wiß / das ich dich inn Schotten land schicken will / zů Galmien meinem liebsten gesellen / der dir dann nit unbekant gewesen ist / und ist diß die ursach. Es hat mein Gnädiger Herr seinem gemahel zů gelassen / zwen monat und acht tag / inn denen sye sich umb einen kämpffer müg bewerben / mit dem dann der schandtlich Marschalck ein kampff beston můß / welcher dann alleyn ein ursach ist deß trübsals / so die züchtig und Edel Fraw leiden můß. Nun weyß ich an disem hoff keyn mannlichern Helden / als du auch selbs erkennen můst / dann eben Galmien den Edlen Ritter / den selben ich meiner Gnädigen Frauwen gerhaten hab zů schreiben / so bald er vernimpt den unrechten gwalt / so an sie gelegt würt / er sunder zweifel nit underlaßt / der Hertzogin zů helffen / und mit seiner ritterlichen hand für sye zů kämpffen.» «O Friderich» / sprach Lupolt / «wo ich meiner Gnädigen Frawen inn einem sollichen fal erschiessen möchte / mir warlich ein sundere freüd bringen würde / mich soll auch keyn ferre des wegs daran verhinderen.» Friderich sprach / «Dieweil Lupoldt / dein meynung ist / die bottschafft zů vollenden / So balauff mit mir / ich dich eilents zů meiner Frawen füren will» / Die beyd zů stund zů der Frauwen kamen. Friderich der Hertzogin / Lupolts gůten willen zů wissen thet / darab sie nit wenig freüd empfahen thet / «Lupolt» / sprach sye / «wo du zů wegen bringst / das der Ritter mit dir har in Britanien schiffet / du reilich begobt werden solt.» «Gnädige Fraw» / sprach Lupoldt / «an mir nichts versumpt werden soll.» «Friderich» / sprach die Fraw / «Ich bitt mir eilens ein schribzeüg zů wegen bringen wöllest / und papir» / Friderich dem gebott der Hertzogin eilens nachkam. Nu was der Marschalck nit minder unmüssig gegen denen / so an dem hoff waren / die er dann meynt / sye für die Hertzogin kämpffen würden / in die sach so gleüplich machet / das sich nyemants des kampffs underston dorfft / Wiewol die hertzogin keyns an dem hoff begeret. Es waren auch alle die / so den bůben hatten sehen hencken / gantz verzagt gegen der Hertzogin / Die weil er die ding auff sein letst end behalten hat. Als nun Friderich yetz der Hertzogin allen zeüg bracht hat / die edel Hertzogin nider saß / irem aller liebsten Ritter / zů welchem ir heyl unnd erlösung stůnd / anfieng ein brieff zů schreiben / auff solche meynung lautendt.

Wie Galmy ein brieff von der Hertzogin geschriben ward / was er dem botten zů antwurt gibt.
Das XLVIII. Capitel.

ICh wünsch und embeüt dir Ritter vil glückes freüd und gesundtheyt. Mir aber nit müglich ist / dir etwas frölichs von mir zů schreiben / Dann mein leiden unnd trübsal übertrifft alles leyd / so mir ye zůhanden gegangen. O Edler Ritter mein / wär dir müglich in Britanien zů sehen / und keyn gegend darinn verborgen / noch möchtest du mein leiden / so mir zů handen gadt / nicht vernemen. Das gantz land Britanien yetzůmal mit mir umbgadt / die jungen unverstandnen kinder mir mit der unwarheyt grosse schand und laster zů legen. Ach / was soll ich dir schreiben / mein aller liebster Ritter? du nymmer glauben würst / in was grossen nöten mich das wanckelmütig glück verlassen hatt. Darmit ich aber dich mit meinem schreiben nit lang uffhalt / wil ich dir die ursach meines trübsals zů erkennen geben. Als du Edler Ritter auß Britanien gescheyden bist / nit lang darnach mein liebster Herr über Mör gon Jerusalem mit einer loblichen gesellschafft gefaren ist. In seinem abscheyd hat er seinem Marschalck land und leüt befohlen / und mich deßgleich / Als er sich nun sicher vor dem Hertzogen gewißt / er an mich gesetzt hat / vermeynet mich meiner eeren zů berauben. Als aber ich seinem bösen willen nit folgen wolt / hat er durch arg list ein schnöden kuchen bůben mit gelt und zů sagung dahin bracht / das er fürgewendt hat / wie er mich beschlaffen hab / und ich im sollich gelt zů gestelt. Noch weiter den bůben beredt / das er sich hat lassen an den galgen füren / und im uff des schantlichen mans zů sagung den strick an den halß gelegt / nit anderst vermeynt / dann der Marschalck werd im davon helffen / aber gantz von im verlassen worden / und an dem galgen lassen erworgen / mit disen dingen zů wegen bracht / das mich mein herr ungnädigklich in gefengkniß geworffen hatt / und ich mit grosser bitt zů wegen müssen bringen / das mir von meinem herren zů gelassen worden ist / das ich mir in zweyen monaten und acht tagen umb einen kämpffer trachten sol / so ich mein unschuld mit riterlicher hand fürbring. Nun weyß ich edler Ritter in aller welt keyn / so mich mer in trewen meynt / dann alleyn du / Ich weyß auch / dir mein unschuld nit verborgen ist / dann du mich nit minder erkennest / dann ich dich. Hierumb mein aller liebster Ritter und getrewer freündt / seyest ermanet / der eerlichen lieb / so wir in grossen trewen zůsamen getragen / und als ich hoff / noch lange zeit tragen wöllen / wo anderst dein hertz gegen mir / als ich gegen dir / stat / unwanckelbar bliben ist. Ach Edler Ritter / ich bitt / zů hertzen nemen wöllest / das mitleiden / so ich mit dir / in deiner schweren kranckheyt hat / Ich erman dich auch des schmertzens / so mein hertz umbgab / als ich dich verwundt ob meinem tisch ston sach / als du dich selbs durch deinen finger stachst / bitt dich wöllest mein groß ellendt auch zů hertzen nemmen / und mir inn meinem grossen leiden zů hilff kummen / als ich mich dann trewlich zů dir versich / gedenck mein aller liebster Galmy / ein trost und eynige zůflucht meines heyls. Gott gebe dir mein unschuld zů erkennen / darmit du eilents kummest mir zů helffen. Gott pfleg dein / mein aller liebster Ritter in gesuntheyt. Als nu die Hertzogin den brieff geschriben / und in mit manchen heyssen trehern übergossen hat / Friderich den selben gab / der in schnell und bald versiglet / mit seinem bitschet. Der bott mit zerung nach aller notdurfft versehen ward / auch als so im zů diser reyß notdurfft was. In kurtzer zeit sichs begab / das er in ein schiff kam / welchs in gon Lunden in Engelland füret / da selbs er ein ander schiff traff on all gefor / das in inn Schotten land biß gon Dund inn schneller eyl tragen thet gon Idenburg zů dem Edlen unnd theüren Ritter.
Disen botten lassen wir also fürziehen / und kummen wider an die ellendt Hertzogin / die zů Vannes inn grossen sorgen stůnde. Eines tags der Edel und getreüw Friderich zů der Hertzogin kam / Die in mit einem grossen schweren seüfftzen ansach / und sprach. «O mein aller liebster Friderich / ich hab sorg / mein aller liebster Ritter mich gantz inn vergeß gestellt hab / und mein umb einer andren willen hindan gsetzt / dann mir hinacht getraumbt hat / wie er mir embotten hab / er nit kummen wöll / im auch nit müglich zů kummen sey / nit lang darnach / Galmy der Ritter für mich gieng / dermassen / als ob er mich nicht erkant / mir auch gantz keyn wort zů sprach. Diß gesicht und traum mir mein zeit und leiden erst gantz lang macht / und in grossen kummer bringt.» Fridrich gütigklich zů der Frawen sprach. «Ach mein aller liebste Hertzogin mein / nit gedencken solchen fantasien nach / dann warlich gantz nichts darauff zů bawen ist / ir sond allen zweyffel meines gesellen halben / von eüch schlagen / dann ich weyß / er die botschafft so bald nit vernimpt / er sich von stund an harfügen würdt / im ist sunder zweyffel noch nit vergessen / die trew und lieb / so ir im inn züchten und eeren bewisen hand / und sunderlich / als ir in von seiner schwären kranckheyt entlediget hand. Hat er / als ich nit zweiffel / anderst ein hertz inn seinem leib / er sollichs nimmer mer vergessen würdt.» «Das wöll Gott» / sprach die Hertzogin / «der wöll im nichts anderst inn seinen sinn geben / dann wie er es inn Britanien gegen mir getragen hat.» Mit disen worten die Hertzogin unnd der Edelman ein gůte zeit vertriben / Die Edel Hertzogin keyn andren trost sunst von nyemants empfahen mocht. Dann das gantz Britanien sye in dem züg hat / wie wol jung und alt groß mitleiden mit ir hatten / es was auch dem gantzen Frawen zimmer verbotten / nit zů der Hertzogin zů gon / das als / ir der Hertzog zů einer schmach thet. Dann er für unnd für / dem schandtlichen Marschalck mer glauben gab / dann so im etwas von den / so bey der Hertzogin gewesen waren / gesagt ward / Er kam auch in der zeit nye zů ir.

Wie der bott Lupoldt gon Idenburg kumpt / dem Ritter den brieff bringt / und was er im zů antwurt gibt.
Das XLIX. Capitel.

SO bald nun Lupoldt gon Idenburg in Schotten land kam / zů hant nach Galmien dem Ritter fraget / im ward angezeygt / wie er an des künigs hoff wer. Lupoldt sich gon hoff füget / nach dem Ritter fraget / also bald zů im gefürt warde. Galmy mit andren Herren und Edlen umb kurtz weyl willen den steyn stieß / So bald aber er Lupoldten den botten ersach / von stund an von im erkant ward / all kurtzweil underließ / mit grossen freüden zů Lupoldten dem botten kam / vermeynet ein fröliche botschafft von im zů vernemmen / zů hant Lupoldt von Galmyen mit grossen freüden empfangen ward / der im nach mancherley freüntlichen worten den brieff gab / Der Ritter von stund an seines liebsten gsellen bittschet erkennet / des gleich die übergschrifft / so dann Fridrich uff den brieff geschriben hat / So bald aber der Ritter des brieffs inwendig gewar ward / von stund an erkant / das in sein aller liebste Hertzogin mit eygner hand geschriben hat / von grossen freüden in allem seinem angesicht sich verkeret / lang nit wissen kunt / was er anfahen solt. Als er aber yetz Lupolten den botten gefragt / wann er zů Vannes ußgefaren sey / und wie es umb den Hertzogen und die Fraw stand / Lupolt anfieng und sprach. «Edler Ritter / ich meyn / so ir den brieff biß an das end lesen werdendt / ir warlich deß trübsals genůgsam bricht finden werdt / Dann es warlich nit wol umb mein Genädige Fraw / die Hertzogin stat.» Der Edel Ritter von disen worten grossen schrecken empfieng / von stund an Lupoldten bey seiner hand nam / (sich) mit im an ein sicher ort füget / da er dann nach aller notdurfft mit im reden thet / ee dann er den brieff anfieng lesen / von Lupoldt alle sach gründtlich erfůr / so bald er nu des grossen trübsals bericht was / so seiner aller liebsten Frawen zů handen gangen was / und in was grosser sorgen sye noch stůnd / Vor grossem leyd seine augen wasser liessen / von Lupolten ein kleyn weil gan můßt / sich an ein fenster satzt / den brieff von wort zů wort mit gantzem fleiß lesen thet. ‹O du unstäts glück / Wie magst du ein solche züchtige Fraw mit solchen schwären lästen beladen? Ach mein aller liebste Fraw / wo bin ich in solchem ewerem leiden / das ich eüch nit trösten mag? › Als nun der edel und theür Ritter den brieff mit gantzem fleiß überlesen hat / zů Lupoldten dem botten sprach / «Mein aller liebster Lupoldt / du thaurest mich / das du ein solichen weiten und sorgklichen weg gezogen und gefaren bist / und aber gantz umb sunst / Dann ich der Frawen in eim solchen schweren handel nit zů helffen weyß. Darumb mein lieber Lupoldt du wol den nechsten wider heym magst.» Lupoldt nit wenig schrecken von des Hertzogen schnellen und kurtzem angsetzten tag (empfieng) / und das er erst von dem Ritter vernam / Das er sich der Hertzogin nichts beladen wolt. «Aller liebster Ritter» / sprach er / «Ich bitt von wegen meiner Gnädigen Frauwen / wöllendt mit mir den nächsten in Britanien reysen / unnd sye inn iren letsten nöten mit eüwerem ritterlichen kampff von dem schantlichen todt erlösen.» Der Ritter zů dem botten sprach. «Mit dir Lupoldt inn Britanien zů reysen / ich fast übel gerüst bin / habs auch noch nit in meinem synn / doch wil ich der Frauwen nichts abgeschlagen haben / Das magst du ir wol anzeygen / kumm ich / sie würt mich wol sehen.» «Edler Ritter» / sprach Lupolt / «mit einer solchen bottschafft ich nit wol heym kummen würd / ich bitt eüch mit mir zů reiten / oder mir aber ein andre bottschafft in geschrifft zů stellen / damit sich mein Fraw uff eüch vertrösten müg.» Der Ritter dem botten kein ander antwurt geben wolt / dann wie vor. Als aber Lupoldt nit nach lassen wolt / sunder ein andren bescheydt haben / nam der Ritter ein papir / saß nider und schreib der Frauwen einen brieff / auff nachfolgende meynung. Aller Gnädigiste Fraw mein / ich hab ewern brieff wol verstanden / ein sollichs mir nit grosse freüd bringt / ich bin aber gantz ungrüst / in Britanien zů faren / doch sey eüch hyeran nichts abgeschlagen / kumm ich / ir werdent mich sehen / Hiemit bewar eüch Gott. Als nun der brieff versiglet und beschlossen was / Lupoldt den von dem Ritter empfieng / sich bald wider seins wegs zů ruck keret / groß leyd an seinem hertzen hat / das er der Frawen keyn ander bottschafft bringen solt.

Wie Lupoldt in grossem trauren hinwegschied / umb das er der Hertzogin nit andere bottschafft bracht.
Das L. Capitel.

ALs aber Lupoldt zů Dundt hin weg gescheyden was / Der Ritter sich nit lang saumet / auff sein pferdt saß / nit mer dann seinen bůben mit im nam / Nyemandts von seiner reyß saget / alleyn zů seinem Vatter sagen ließ / er ein geschefft außrichten wolt / nit lang auß sein / also den nächsten hin unbekandt weg durch Schottenland reiten thet / wol dreyer tag ee über Mör kam dann Lupoldt. Als er nu gantz Engellant durch ritten hat / und yetz wider zů schiff saß / den nächsten in Britanien fůr. Als er nun das land wider erreychet / den nächsten weg gon Vannes überland für sich nam / biß auff eine viertel meil wegs / da was ein mechtige Aptey / inn der ein Apt wonet / welcher im sipschafft halben verwant was / unnd auch auß Schotten land geboren. Galmy der Ritter seinem knecht sein bittschet ring gab / in dem Apt schicket / zů einem glaub wirdigen zeychen / das der Apt dem knecht seiner red glauben solt / Der Ritter ein wenig vor dem kloster halten blib / seins knechts pferdt an der hand halten. Als bald nun der knecht zů dem Apt kam / unnd im den ring zeyget / Der Apt von stund an den ring erkennet / den knecht nach seinem Herren fraget. «Gnädiger herr» / sprach der knecht / «er halt vor dem kloster ewer warten / dann er gern heymlich bey eüch sein wolt» / Der Apt sich nit lang saumt / zů dem Ritter gieng / in mit grossen freünden empfahen thet. «Wirdiger herr und vetter / das ich nit zů eüch inkert hab / so wissen / das solchs alleyn von der ursach wegen beschehen / ich wolt mich gern ein zeitlang bei eüch enthalten / und eüch etlicher sachen halb rhats fragen / ich wolt aber gern / das solchs on ewer brüder und münch wissen beschehen möcht» / der Apt zůhant ein anschlag erdacht / dardurch sye sollich sach wol zůwegen brachten / er nam heymlich ein münchskutten / und bracht die dem Ritter für das kloster / dem Ritter schar er auch sein har ab / mit einer scheren / und befalch im die kutten anzůlegen / und also in das kloster zů kummen / so es schier umb den obent würd. Der Ritter was des willig / mit seinem knecht noch ein zeit lang in einem wald spacieren ritt / Zůstund der Apt in sein kloster gieng / sein gantz Covent zůsamen berůfft. «Lieben brüder» / sprach er / «mir kumpt ein erlicher gast uß schottenland / welcher unsers Ordens ist / ein fast geystlich und frumm mann / dem sond ir all zucht und reverentz erbieten / das wil ich von eüch gehept haben» / die münch der sach all wol zůfriden waren / sie hatten auch gemeyngklich des Ritters knecht gesehen / In dem der new Ordens mann und angenummen Apt an das kloster kam / anklopfft / zůhant der gantz Convent solchs innen ward / dem Apt endtgegen giengen / in mit grossen eren empfahen theten / der new münch sich fast geystlich stellet / als het er den Orden sein leptag tragen / von seinem pferd abstůnd / mit dem Abt in sein gemach gieng / bed zůsamen nider sassen / der Abt anfieng / «vetter» / sprach er. «Mich wundert / was dich ursacht einen solchen ferren weg zů reyßen» / Der Ritter anfieng und sprach / «Herr und vetter / ich hab in schottland vernummen / wie mein Gnäd(ige) Fraw / die hertzogin umb groß unschuld in einen kercker geworffen sey / und wie sie durch den Marschalck dazů bracht worden / auch das ir durch den Hertzogen zů gelassen / umb ein kämpffer zů trachten / nun vernim ich / das sye in gantzem Britanien keyn finden kan / was aber die ursach sey / ist mir verborgen / bin alleyn willens und har kummen / das ich für die Fraw kämpffen wöll / und ir unschuld mit meiner ritterlichen hand beschirmen / auch Gott den allmechtigen zů hilff nemen / welcher die warheyt und unschuld erkent und beystat.» Der Apt von seines vettern fürnemen grossen schrecken empfieng / dann er selbs meynt / die Fraw umb schuld gfangen leg / darumb er dann seins lieben vettern leib und leben sorgen thet / anfieng und sprach. «Mein aller liebster vetter / wiltu mir verzeihen / ich dir etwas new anzeygen wil / auch dabey ein gůten und getrewen rhat geben.» «Herr und vetter ir sond wissen / das ich alleyn darumb zů eüch kummen bin / das ich ewers gůten rats beger zů pflegen / dann ir ungezweyffelt / mer umb die sach wissen / dann ich / dieweil ir in Britanien / und ich in schotten gewesen bin» / Der Apt anfieng und sprach / «mein aller liebster vetter / Die weil du meines rhats pflegen wilt / so bit ich dich / wöllest die sach gäntzlich nit underston / dann sye warlich nit kleyne sorg uff ir tragen thůt / es ist leyder der Frawen schuld zů weit an tag kummen / dann der büb solchs biß an seyn letstes end bekandt hat / auch deßgleich bekendt / da er schon das seyl an seinem halß hatt / unnd er yetz von dem Marschalck an in gemůt ward / sprach er / das er es nit thůn wolt ewigklich / damit in der hencker von der leyter gestossen hat. Der bůb also an dem galgen hangt / wo du sein wargenümmen / hettest in den heütigen tag gesehen.» Der Ritter von der red des Apts gantz keyn sorg empfieng / im uff sein wort antwurt gab. «Herr und vetter / wie ir sagen / mir als in Britanien kunt gethan worden ist / darbey aber die falsch verräterey des Marschalcks / mit was listen er den kuchen bůben dahin beret hab.» Der Apt sprach. «Vetter / die ding mir nit minder zů wissen seind dann dir. Das aber mich zům aller meysten in argwon gegen der Frawen bewegt / das ist / die Fraw stund hartigklich in sichere und schwere gefengkniß geleyt worden ist. Der Marschalck aber reit und gat / in gantzem Britanien / wohin in glust / Es ist auch nit zwen tag / er inn eygner person hie in meinem gemach gewesen ist / ich in mit ernst von dem handel gefragt hab / aber gar wenig antwurt von im empfangen / alleyn das er spricht / er hoff die warheyt sich erfinden soll.» «Diß als» / sprach der Ritter / «ich mich nit irren laß / es macht allein den Marschalck frisch / das er gäntzlich meynt / die Fraw keynen kämpffer finden sol» / «es ist nit on» / sprach der Apt / «ich hab von etlichen meins herren dienern verstanden / das er sich nye früntlicher gegen allem hoff gsind gehalten hab / dann in diser zeit / dieweil die Fraw in gfengkniß kummen ist / er hab auch seidher manch kostlich bancket gehalten / dabey alles hoffgsind gehabt / uß der ursach / er in gantzem Vannes keynen wiß / so sich underston werd mit dem Marschalck zů kämpffen / der aber mir sollichs gesagt hat / ich wol an im verstand / er gwißlich ein Ritter kummen meynt / so für die Fraw kämpffen werd / Mir aber den selben nit zů erkennen gab / ich meyn er dir wol bekant sey / dann die weil du zů hoff gewesen bist / er manig mol mit dir hie gewesen ist / Ich meyn in mit seinem namen Friderichen heyssen.» Der Ritter an des Apts red wol vernam / wer der was / von dem er im gesagt het. «Herr vetter» / sprach er / «Wo mich Friderich inn disem kloster sein wißt / er sich nit lang zů Vannes saumen würd / ich glaub auch / wann schon die port verschlossen wer / er über all mauren fallen würd / damit er zů mir kummen möchte / Aber warlichen mir leyd wer / solte mein ein mensch in gantzem Britanien innen werden / dann ich ye nit erwinden wil / ich hab dann den schantlichen Marschalck überwunden / doch sol mich in dem keyn mensch erkennen.» Da nu der Apt von seinem vettern vernam / das er ye nit nachlassen wolt / unnd ye den kampff mit dem ungetrewen Marschalck volbringen / anfieng. «Aller liebster vetter unnd freündt / die weil du ye nit von deinem fürnemen ston wilt / so bitt ich / mir doch an disem ort volgen wölest / dardurch du dann vor und ee du den kampff understast / erfaren magst / ob die Fraw schuldig oder unschuldig ist.» Der Ritter mit begird den anschlag von dem Apt begert zů vernemen. Der Apt anfieng / und sprach. «Lieber vetter Galmy / des rhats solt du dich auch gebrauchen / es würdt zů dem lengsten inn acht tagen die zeit kummen / in deren die Fraw / und der Marschalck ir unschuld bewisen müssen / es seind auch schon die schrancken zů dem kampff uff geschlagen / hie zwischen ich dich als einen beicht vatter underrichten will / wann dann solche zeit kumpt / das man die Fraw yetzundt auß füren wolt / wil ich dich gantz glatt auff deinem haubt bescheren / gleich einem Münch / und dir dann ein kutten anlegen / mit mir gon Vannes für den Hertzogen füren / an in begeren / dieweil die Fraw also in den todt verurtheylet sey / das er sye dich als ein andächtigen Pater beicht hören laß / damit du sye uff einen gůten und seligen weg weisen mügest / damit sye mit irem todt all sünd und schuld ablegen müg. Wann nun der Hertzog / als ich nit zweyffel / solichs zů lasset / můst du die Fraw auff das tieffest ermanen / das sye dir bekenn / ob sye an der sach schuld trag oder nicht / ir fürwenden / das ir seelen heyl daran stand / sye auch für und für manen zů sterben / und den tod mit gedult zů vertragen. Wann sye sich dann als ein schuldige bekennet / wolt ich dir warlich nit raten / dein leben umb iret willen zů wogen / so sye aber nit anderst von dir abscheydt / dann das sye ir gäntzlich fürsetzt zů sterben / und also umb unschuld den todt zů leiden / solt du von ir begeren / so sye noch ein kleynot / oder was das sein möcht / bey ir het / dir das zů geben wöllest du zů aller zeit ir in deinem andächtigen gebett / ingedenck sein / Wo aber sie gantz nichts bey ir het / magst du iren gürtel behalten / oder ein stuck von iren kleydern schniden / sollichs behalten / das mag dir dann über lang gegen dem Hertzogen unnd der Frawen zů grossem statten kummen / gibt dir dann Gott gegen dem schantlichen mann / als du in nennest / sig / solt dich im auch keyns wegs zů erkennen geben / sunder sagen / du von Gott zů disem kampff verordnet seyest. Dem Hertzogen sollen die ding auch gantz verborgen beleiben» / Dem Ritter Galmien der rhat seines vettern wol gefallen thett / dem Apt versprach / gäntzlich nach zů kummen. Hie wend wir genůg von dem Ritter gesagt han / und in also bey seinem vettern / dem Apt in dem kloster beleiben lassen / und weiter sagen / von der Hertzogin und Lupoldten dem botten / wie er gon Vannes kummen ist / und der Frawen sein bottschafft geantwurt.

Wie Lupoldt der bott wider gon Vannes kumpt / die bottschafft von dem Ritter bringt.
Das LI. Capitel.

LUpolt der frumm und getrew bott / mit grossem leyd yetz wider gon Vannes kummen was / der Frawen gern ein ander bottschafft bracht het / aber nit haben mocht. So bald aber Friderich des botten zů kunfft vernam / mit grossen freüden sich zů im füget / was im sein gesell für ein antwurt geben hat / gäntzlich von im bericht ward. Darab Friderich nit wenig schrecken empfieng / mit kläglicher stimm anfieng zů klagen / und sprach. «O Galmy / Wie hat sich dein Edels hertz so gantz in untrew gegen deiner aller liebsten Hertzogin verkeret / Wie bist du so wenig ingedenck / der gůt that / so dir von meiner aller liebsten Frawen beschehen ist / wer wolt gedacht haben / in einem Ritter ein sollichs wanckelmütigs hertz zů wonen / Ist das Galmy dein versprechen unnd zůsagen / so du meiner Genädigen Frauwen zům dickern mal gethan hast? Mich můß ymmer rewen / das ich in dein gesellschafft ye kummen bin / Wiewol ich weyß / wann ich selbs bey dir gewesen wer / du würdest dich eines andren besunnen haben / du glaubst villicht / die Fraw umb ware schuld sollichs beschehen.» Darmit anfieng Lupoldten zů fragen / wie sich Galmy gehalten het / als er sein zům ersten gewar worden was.» «Ich fand in» / sprach Lupolt / «in Schottenland an des Künigs hoff / da er mit anderen Herren und edlen den steyn stieß / So bald er aber mein sichtig ward / all ander herren ston ließ / mir mit grossen freüden entgegen kam / von stund an nach eüch / dem Hertzogen und der Frawen fraget. Als ich im aber mit kurtzen worten den brieff über antwurtet / zůstund die übergschrifft und sygil erkennet / den brieff uffschloß / vor grossen freüden nit mer reden kundt / mich mit im in einen schönen sal füret / wir beyd zůsamen nidersassen / vor und ee er den brieff laß / mich weiter nach der hertzogin fraget. Als ich im aber ir elend eins teyls zů erkennen gab / Er von stund an anfieng zů wessern / mit seinen augen / von wegen grosser scham sich von mir keret / an ein fenster saß / den brieff mit gantzem fleiß lesen thet / manchen schweren seüfftzen darab ließ / offt gon hymel blicket / demnach mir diße mein bottschafft mit mund saget. Als aber ich keyn vernügen daran haben wolt / im mit ernstlicher bitt anlag / mir ein andren bescheyd zů geben / er mir dißen brieff geben hat / ich in inn grossem trauren ston ließ / mich von stund an von Idenburg machet / meines nächsten wegs in Engel land keret / und mit grosser arbeyt ich wider in Britanien kummen bin.» Da Fridrich die red vernam / wider ein hertz empfieng / «So ist gewiß» / sprach Friderich / «er kummen würdt.» Mit dem botten zů der Frawen kam / der Hertzogin des Ritters brieff über antwurt / die fraw freüd und leyd davon empfieng / So bald aber sye den brieff uff schloß / unnd yetz in gantz gelesen hat / bitterlich anhůb zů weynen. «O Gott» / sprach sye / «nun ist erst mein leiden gantz / Nun magst du dich billich frewen du schantlicher Marschalck / dann dein böser anschlag bald nach deinem willen end gon würdt. O Galmy / Wie hast du mich so gar verlassen?» Friderich die Fraw treülich trösten thet / «seind getröst» / sprach er / «Aller liebste Fraw ich weyß / ir von Galmien dem Edlen Ritter nit verlassen werden / dann im sein sinn und gedancken / noch gäntzlich in Britanien stond» / Die Fraw aber sprach. «O mein liebster Friderich / ich förcht / er mich / glaub gäntzlich schuldig an der sach sein / unnd gedencket villeicht seinen leib umb eines solchen weibs willen nit zů wagen.» Als nun die Fraw in solchem grossen leiden was / Friderich etlicher gschefft halben von ir můst / doch ir allweg ein gůten trost gab / Damit Lupolt und Friderich von dannen schieden. Als nun die Fraw gantz eynig belib / erst anfieng ir leyd Gott und irem lieben Ritter zů klagen. «O Gott von hymel / du mein erlöser und helffer / ich bitt dich / dieweil ich ye umb mein groß unschuld sterben můß / wöllest nach meinem todt meinem liebsten Herren zů erkennen geben / und mein unschuld dem gantzen Britanien öffnen / will ich mich willigklichen inn den todt ergeben / und mein leiden gedultigklichen tragen / und dir dann mein arme seel auffopffern. O Galmy / du mein aller liebster Ritter / Wer hat dir dein edles hertz so gantz gegen mir verkeret? Magst du nit / die / so dich in hohen eren lieb gehabt hat / noch ein mal in iren grossen nöten heymsůchen. Ach / warumb bist du nit kummen / und mich doch inn meinem ellend heym gesůchet? als ich dich in deiner schweren kranckheyt. O edler Ritter / wie übel es dich gerewen würt / wann man spricht / die Hertzogin auß Britanien umb unschuldt willen den todt gelitten haben. O Galmy Edler und theürer Ritter / wie hast du mein so gar vergessen / nun hab ich doch all mein trost und hoffnung allein zů dir gesetzet. Ach kumm doch Edler Ritter / und tröst mich / ich beger nit mehr an dich / für mich zů kämpffen / dann ich mich dem todt willig ergeben hab.» Die Hertzogin mit solicher klag / für unnd für ir zeit vertreiben thet / so lang die zeit kam / das man sye uß dem kercker nam / und sye zů dem schandtlichen todt füret. Nun sag mir Galmy / du Edler Ritter / Wie möchtest du an deinem hertzen haben / das du die / so dir ob allen dingen lieb ist / in solichem grossen leiden ungetröst in harter gfengkniß verschlossen lassest ligen / unnd doch wol mit glimpff zů ir kämest. Wie magst du doch die / so nichts dann deiner zůkunfft begeret / ein solche nit zů wissen thůn / dadurch du ir alles verlangen gewendet hettest / dann so bald sye deiner zůkunfft innen worden wer / sye ungezweiffelt wol gewißt het / warumb du in Britanien kummen wärest / sye von irem leiden zů erlösen.

Wie der Apt heymlich nach Friderichen schicket / und wie im Galmy verbot sein zůkunfft der Frawen / noch nyemants anders sagen.
Das LII. Capitel.

ALs nun die zeit sich nehern thet / das der Marschalck seines kämpffers warten solt / auch die Hertzogin den iren darstellen solt. Galmy zů dem Apt seinem vettern sprach. «Herr und vetter / mir will warlich etwas fürfallen / so mich größlich an meinem fürnemen hindren würt / ir sehen mich noch gantz ungerüst in ein kampff zů gon / so weyß ich mich auch inn keyn weg zů rüsten / Es seye dann sach / das ich mich gegen meinem aller liebsten gesellen nicht verborgen halt / dann als ich zů Vannes hinweg schied / ich im ein schöne rüstung und stech zeüg gelassen hab / Inn dem ich inn Franckreich und zů Vannes manchen schönen unnd stoltzen ritt gethan hab / nach dem wolt ich / das ir heymlich schickten / wann er dann mein meynung und fürnemen vernem / er mich warlich gegen nyemants vermelden würd.» Der Apt zů hand einen botten nach dem edelman schicket / der sich nit lang saumen thet. Galmy der Ritter sein kutt anhat / bey dem Apt inn seinem gemach saß. Fridrich zů dem Apt kam / im sein grůß bodt / Der Apt in zů im nider sitzen hieß. Galmy auffstůnd / sein kapp ab zoch / sein beschornen kopff sehen ließ / Der Apt sprach / «Friderich ich bitt eüch / sagend mir / hat mein Gnädige Fraw noch keynen kempffer über kummen / oder ist der Ritter noch nit vorhanden / davon ir mir vergangnen tagen gesagt hand.» «Neyn fürwar» / sprach Fridrich / «ich kan mich sein nit genůg verwundren / ich förcht aber er der erdachten handlung glauben geben hab / und dardurch mein Gnädige Fraw seinent halb verkürtzt werd. Es ist auch in dem gantzen Britanien keyn man / so ich gedencken möcht / der für die Edel und züchtige Fraw zů kämpffen understeht. Gott wolt / der Graff von Piccardey die ding bey zeit gewißt hett / er würde meiner Hertzogin sunder zweiffel einen kämpffer zůwegen bracht haben / wiewol ich noch der hoffnung bin der Ritter kummen werd. Ist es aber sach / das er ye nit kumpt / will ich von seinet wegen mich inn den kampff begeben.» In solchem reden / Galmy stetigs uff und abgieng / Friderich in zům dickern mal ansach / in im selb gedacht. ‹Nun hast du disen Münch mer gesehen › / doch also verstocket was / das er in nit erkennen mocht. Der Apt anfieng / «lieber Friderich / wo halt sich der Ritter / mag man im nit weiter embieten. Man hat im vileicht die sach nit recht angezeygt.» «Herr» / sprach Friderich / «Mein Fraw im mit eygner hand geschriben hat / und hab ich den brieff versiglet unnd überschriben.» «Ist der bott kummen» / sprach der Apt / «so bey dem Ritter gewesen ist / sye möchten wol noch mit einander kummen.» «Herr» / sprach Friderich / «er ist erst den gestrigen morgen kummen / und hat ein brieff / so im der Ritter geben hat / mit im bracht / aber gantz keyn trost der Frawen darin begriffen ist. Hat auch dem botten keyn ander antwurt geben / dann das er meiner Frawen sagen soll / kum er / sye werd in wol sehen.» Der Abt sprach / «Was mag die Fraw zů dem empfangnen brieff gesagt haben?» «Ach Gott» / sprach Friderich / «kläglicher wort / ich nye mer gehört hab / sye macht mir und dem botten mit irem klagen die augen übergon. O wie trewlich sye irem liebsten kämpffer noch heüt bey tag rüffet / ich mag mich zů dem kercker von erbermbd wegen / nymm genahen / Wie wol ich allen tag bey ir gewesen bin / dieweil sye inn gefengkniß gelegen ist» / Friderich den Münch aber fleissig besehen ward / wol sach / das im seine augen ein wenig wesserten. Galmy sich nicht lenger endthalten mocht / «Friderich» sprach er / «Der Ritter ist hye / so dein fraw mit der hilff Gotts erlösen würt / dann er vor dem botten inn Britanien gewesen ist.» Friderich die stimm seines gesellen von stund an erkennen thet / vor grossen freüden nicht wußt / wie er seinen gesellen empfahen solte / anfieng / «O mein lieber Galmy / ich bitt / wöllst diß kleyd abtůn / und dein gewonliche kleyder anlegen / dann ich dich inn dem kleyd in keynen weg erkennen mag.» «Fridrich» sprach Galmy / «Diß mein kleyd solt dich nit irren lassen / dann ich dir die ursach diß kleyds zů wissen thůn will» / im damit all sein anschleg offenbaret / in damit umb aller gesellschafft unnd freündtschafft willen bitten thet / Der Frawen noch keynem menschen von solchem anschlag zů sagen / deß im Friderich in sein hand versprach. Wer was frölicher / dann der Edel Friderich / als er seinen aller liebsten gesellen mit im reden hort / Galmy zů im sprach / «Fridrich / als mich die sach beduncken wil / würt mir not sein / mich zů dem kampff zů rüsten. Nun hab ich gar kein harnasch noch rüstung bey mir / Darumb lůg / wie du kanst heymlich und verborgen mein ringen küriß / so ich auß Franckreich bracht hab / zů wegen bringen / doch das sein nyemandts gewar werd / will ich den under mein kutt anthůn / und das übrig einem des Apts diener befehlen zů heben / biß ich sein auch notdurfftig bin / und dann mein leib und leben für die Hertzogin setzen / wo ich anderst / wie du von mir gehört hast / die Hertzogin in irer beicht unschuldig erfind.» Friderich seins gesellen bott wol verstanden hat / dem selben understůnd eilendts nach zů kummen / als er dann thett / von stund an wider gon Vannes reyt / sich gegen nyemans mercken ließ / wo er gewesen wer / oder was er willen zů thůn het / sich heymlich in seines gesellen kamer füget / den harnasch nach dem gschmeidigsten zůsamen packet / in ein sack stieß / in sein kamer trůg / einem gůten freündt zů Vannes / so er vertrewet / deß obendts in sein hauß tragen ließ / mit im verschaffen thet / das er in des nechsten tags am morgen frü vor tag an die porten tragen solt / als dann nach allem seinem willen geschach. Als es nun morgen ward / Der Edelman auff sein pferdt saß / den nechsten inn das kloster reyt / das kloster noch verspert fand / so lang klopffet / biß man im auffschloß / zů hand sein sack nam / und für des Apts gemach / der aber noch hart schlaffen thet / anklopfft / nit lang stůnd / die thür auff geschlossen ward. Friderich seines gesellen harnasch hinein trůg / den auß dem sack zoch / Galmien seinen gesellen auffwecket / welcher seiner zůkunfft fro was / in zů stund fraget / ob man nichts von im wißt / «Neyn» / sprach Friderich / «keyn mensch dein gedencket / noch ein wort von dir wissen mag.» Der Ritter dem Edelman auff ein newes befalch / nyemandts nichts von im zů sagen. Das er im aber versprach. «Friderich» sagt der Ritter / «Du solt yetz wissen / wann mir Gott der almechtig glück geb / und das ich im in dem kampff obläg / solt du wissen / das ich den nächsten wider in diß kloster reiten / und nit gon Vannes will. Dann solt du zů mir har kummen / und ein abscheyd mit mir machen. Aber nun zůmal reit wider inn die statt / damit man nit argwenig werd» / Der Edelman nach seines gsellen gebott wider auff zů roß saß / wider gon Vannes reyt. Nun hat sich die zeit genähert / das man in zweyen tagen die Hertzogin für recht stellen solt / Friderich nach dem ymbiß zů der Hertzogin in der gfengniß kam / die fast traurig fand. «O mein aller liebster Fridrich / wo hand ir mich gestern so gantz verlassen. Ach mein Fridrich / wie hab ich meinen trost so gantz umb sunst uff Galmien den edlen Ritter gesetzt. O Got / Galmy wie hast du mein so gar vergessen?» Dem edlen Fridrichen fast schwer was der Frawen das zů verbergen / Doch anfieng / und sprach. «Aller gnedigste Fraw / seind gewiß / das Galmy der Ritter kummen würdt / wo es aber ye sach sein würd / das er nit käm / und ir auch sunst kein kempffer überkämen / wolt ich mein leib daran wagen / wann ich ye bey eüch biß an ewer end bleiben will.» Die Hertzogin wenig trost mer empfieng von des Edlen Friderichen worten. Die zeit sich auch fast nehern ward / das man yetz mit der Hertzogin fürfaren solte. Friderich auch nymmer zů ir kam / biß sye wider ledig ward / also die Hertzogin von aller welt in iren grossen nöten verlassen ward.

Wie die Hertzogin für gericht gestelt / und zů ir hertigklich geklagt ward / zů dem feür verurtheylt und auß gefürt.
Das LIII. Capitel.

DIe drey Monet unnd acht tag yetz gantz verschinen waren / Also / das nit mer dann ein tag noch vorhanden was. Der Hertzog all sein Landtsherren yetz beschickt hat / Die schrancken zů dem kampff auffgeschlagen / er hat auch fast nach bey den schrancken / einen mechtigen hauffen holtz füren lassen / darauff man die Edel Hertzogin verbrennen solt. Als nun die Fraw den letsten tag mit grossen engsten erwartet hatt / am morgen frü ein Trummeter mit sampt einem Herolt inn allem Vannes umbreyten / inn allen gassen umbliesen. Der Heroldt mit lauter stimm den Marschalck mit sampt der Hertzogin kämpffer in die schrancken berüfft ward / darinn der Marschalck mit gwerter hand seines widerteyls erwarten solt / so lang biß die Hertzogin verrecht unnd mit dem feür vom leben zům tod bracht würd. Der schandtlich Marschalck auff einem schönen gaul fast wolgerüst in die schrancken kam / in grossem hochmůt inn dem schrancken von einem endt zů dem anderen ritt / gäntzlich meynet / keyn Ritter vorhanden sein würd / so für die Fraw kämpffen würd / wenig wußt / wie sich die sach noch verlauffen würd. Als nun der Hertzog seine Landts herren zů gricht hatt verordnet zů sitzen / und yetz das gricht besetzt ward / die Edel und betrüpt Hertzogin für die gemeynen Landts herren gefürt ward / für recht gestelt. Der Hertzog ein grosse und schwäre klag wider die edel Fraw füren ließ / darauff einer unverzognen urteyl begeren thet / also das die Fraw mit dem feür von diser welt gedilckt werden solt. Die gmeynen richter einhellig erkanten / die weil der Marschalck yetz zů kämpffen bereyt wer / und aber niemans die Hertzogin vertretten wolt / solt sye nach beger des hertzogen mit dem feür ir leben enden / zůhand dem hencker an die hand geben ward / welcher die zart und tugentlich Fraw mit grosser ungestümigkeyt hartigklich binden thet / mit einer grossen rumor / die edel Fraw uß gefürt ward / wohin sye blickt / nymans umb sich sehen mocht / dann die / so sye verhüten thetten / damit sye von nyemans erlößt werden solt. Als nu die fraw iren liebsten Herren ersach / kläglich anhůb zů weynen / anfieng und sprach. «Nu gesegen eüch Gott mein aller liebster herr und gemahel / und all mein freüd und kurtzweil. Gott wöll eüch überlang mein unschuldigen tod zů erkennen geben / und eüch disen meinen unschuldigen tod verzeyhen. O mein hertz aller liebster herr und süsser gemahel / ich eüch hierin gantz nit schuldigen kan / alleyn eweren ungetrewen Marschalck / vor dem ir eüch fürthin versehen solt.» Der Hertzog nit lenger leiden mocht / das die Fraw lenger mit im redt. Dann im sein hertz anfieng in erbermbd gegen der Hertzogin zů bewegen / sich der zehern nim verhalten mocht / den / so die Fraw fůrten / ein zeychen gab / das sye fürt rucken solten / das dann geschach. In dem die Hertzogin den edelman Friderichen erblicket / den sie nit als einen kämpffer gerüst sach / davon sye erst in grossen sorgen stůnd / sich dem tod erst gar ergeben thet / das gantz hoffgsind mit hertzlichem weynen und seüfftzen Gott in sein schirm empfalch / sich zů Fridrichen irem Trucksessen keret / anfieng / und sprach. «O mein aller liebster Truckseß / Gott pfleg dein zů allen zeiten / Ich danck dir mein lieber Friderich deines getrewen rats / so du mir geben hast / auch das du mich so offt in meiner schweren gefenckniß mit deinem edlen trost heymgesůcht hast. Ich bitt dich / wer dir lieb sey / mir auch treülich gesegnen wöllest / und mein groß ellend anzeygen.» Hiemit für den edelman kummen was / der die Fraw gern getröst hett / aber vor grossem leyd und mitleiden / so er mit ir hat / ein wort nit gereden mocht / in dem die Hertzogin zů der porten hinauß gefürt ward / als sye sich wider harumb keren thet. «Nun gesegen dich Gott du edle und schöne statt Vannes / inn der ich vil grosser freüd und kurtzweil gehabt hab / In der mir all zeit groß zucht und er bewisen worden ist. O ir edlen burger zů Vannes / ich bitt / eüch meinen unschuldigen tod zů hertzen nemen wöllen / und mich an dem schandtlichen Marschalck rechen. O ir jungen kinder zů Vannes nemen zů hertzen mein groß unschuld und leiden / in dem ich yetzunt bin.» Mit solchem weynen und klagen / die Hertzogin biß zů den schrancken kummen was / do der schantlich Marschalck mit grossem pomp halten thet / wie ir hören werden.

Wie die Hertzogin zů den schrancken kam / und wie sye mit dem Marschalck redt.
Das LIIII. Capitel.

DA nun die hertzogin untz an die schrancken kummen was / und yetz den schandtlichen Marschalck darinn halten sach / die fraw zů dem Marschalck sprach. «O du falscher Marschalck / Wie hast du meinen aller liebsten Herren so fälschlich betrogen / unnd mich also mit aller unwarheyt in den todt verrhaten / du solt sicher sein / Gott würdt mein unschuld schwerlich an dir rechen» / in dem der Hertzog auch mit seinem volck geritten kam. Der Marschalck mit lauter stimm ruffen thet / wo der wer / so mit im kämpffen solt / sich aber niemans sehen ließ. In dem der Apt zů dem Hertzogen mit sampt seinem Münch kummen was / anfieng und sprach. «Aller gnädigster Herr / ich bitt eüch von der armen Frauwen wegen / ir wöllend irer seelen heyl an disem ort auch bedencken / und sye vor und ehe sye zů dem todt gefürt würt / lassen beychten / und ir sünd bekennen. Dann ich ir zů lieb har brocht hab einen geystlichen und andächtigen Vatter / der sye sunder zweiffel auff ein säligen weg leiten und weisen würt.» Der Hertzog sprach / «Nun wol an im namen Gottes / was sye zů ir säligkeit stüren mag / ich ir gern günnen will.» Der Apt zů hand mit seinem Münch zů der Frawen gieng / anfieng und also sprach. «Aller gnädigste Fraw / mir ist leyd / das ich eüch inn solchen nöten ansprechen soll. Dieweil eüch aber Gott der allmechtig ye also haben will / so nemendt die ding mit gedult an / und bekennen ewer sünd und schuld / damit ewer sel säligklichen zů Gott dem allmechtigen faren müg.» Die Hertzogin von gantzem hertzen zů beichten begeret. Der Abt seinem Münch befal die Fraw zů hören. Galmy der Ritter nider saß / die Fraw für in kneüwet / anfieng ir beicht von hertzen zů erzalen. Der Ritter anfieng und sprach / «Fraw / gend ir eüch in der sünd / darumb ir dann zů dem todt gefürt worden seind / nit schuldig?» «Herr» / sprach die Hertzogin / «Ich will söllichs auff mein letste hinfart behalten / das ich den bůben / deß man mich zeicht / mit wissen nye gesehen hab / hab mich auch mein tag inn solchem fal nye versündet gegen keynem mann. Darauff ich dann heüt disen schantlichen todt leiden will.» Der Münch nach langem die Hertzogin fragen thet / ob sye nyemandts wüßt / so für sye kämpffen solt? «Neyn» sprach die Fraw / «Ich bin auff disen tag von aller welt verlassen. Ich bin eines Ritters vertröst gewesen / so vor anderhalb Jaren mein Truckseß was / aber ich sich in nit kummen / mir zů helffen / Gott wolt / er gewißt het / wie mein sachen stünden / er wer nit auß beliben.» Der Münch sprach / «Wolan liebe fraw / Dieweil ir nun sterben müssen / so trachten alleyn dem nach / wie ich eüch dann underricht hab / und land alles zeitlich fallen / dann es eüch zů dem Ewigen nit genutzen mag.» Die Fraw dem Münch versprach im trewlichen nach zů kummen. «Fraw» / sprach der Münch / «Ich bitt eüch durch Gott / hand ir yetz / so mir und meinem armen Convent zů steür und trost kummen mag / wöllendt mir das geben / da für ich ewer in meinem gebett allzeit trewlich gedencken will.» Die gůt Fraw nichts mehr hat / dann einen ring an einem finger / den selben sye dem Ritter gab / damit auff stůnd / dem Ritter ir leib unnd seel inn sein gebett befelhen thet. Der Münch zů der Hertzogin sprach / «Fraw seind getröst / es sol eüch / ob Gott will / wol ergon.» Mit disen worten auff stůnd von der Hertzogin. Der hencker zůhandt da was / der wolt die Hertzogin wider gebunden haben. «Halt still» / sprach der Münch / «Du solt / ob Gott wil / heüt keyn gwalt mer über diß unschuldig blůt haben. Dann sye ir unschuld wol beweren sol.» Mit diesen worten zů den schrancken gieng / Die Hertzogin bey der hand nam / zů dem Hertzogen füret / der yetzund bey dem hochmütigen Marschalck an den schrancken hielt / der münch sein kappen abzog / die für den Marschalck in die schrancken warff / mit lauter stimm / das / das mengklich hören ward / anfieng und sprach. «Du schandtlicher treüwloser verräter / welcher du nit wirdig bist / das dich die sonn anscheint / du hast mit deiner verräterey die frumm Hertzogin understanden umb ir leben zů bringen / und sye als ein verräter und bößwicht an gelogen / deß ich dich heüt mit meiner hand bezeügen wil / ich leg dir auch hie mein pfand / das du deß kampffs von mir warten solt.» Der Marschalck nit wenig schrecken von diser red empfieng / da er den münch so dürstig mit im reden horte. «Münch» / sprach er / «Wer du bist / mag ich nit wissen / dir gezimpt aber keyns wegs mit mir zů kämpffen / dieweil du ein geystlich mann bist / und ich ein weltlicher Ritter / ich wolte sunst bald mit dir zů endt kummen sein.» Der münch sprach / «du schnöder mann / Wie gedarffst du dich einen Ritter nennen / so du mit einem solchen schandtlichen handel umb gast / Du magst dich mit sollichen worten nit behelffen / die weil es leib / eer und leben antrifft / magst du dich deß kampffs gegen mir nit fristen.» Der Marschalck mit vil wechsel worten sich meynt zů behelffen / zů letst die sach zů des Hertzogen rhäten setzet. Zů handt ein gemeyn geschrey ward under allem volck. «Der Marschalck sol kämpffen / der Marschalck soll kämpffen» / dann alles volck der Hertzogin erlösung gern gesehen hett. Die gemeynen rhät des Hertzogen auch sollichs erkennen thetten / Der Hertzog auch fast gern der Hertzogin unschuld gesehen het / der Münch sich stund zů rucken keret / mit seinem Apt inn das kloster reyt / von stund an seinen harnasch anlegt / sich nit lang saumet / die kutt über seinen harnasch streiffet / auff zů roß sasse / mit begirigem hertzen dem Marschalck under augen ritt. Der Apt im seinen segen gab / von stund an den beden kämpffern gleiche lantzen und schwerter bracht wurden / in ein Herolt den eyd uffgab / darnach mengklich auß den schrancken gon můst / nyemants dann der münch und der Marschalck darin beliben. Der Marschalck auß grosser verachtniß anfieng / «Brůder» sprach er / «nun versich dich nach deinem besten vermügen / dann du můst mir heüt dein leben übergeben.» Der Marschalck wenig wußt / was im begegnen würd / auch mit wem er kämpffen solte / Aber nit lang stůnd / sein innen ward / wie ir dann harnach hören werdt.

Wie der Ritter Galmy inn eines münches gestalt mit dem Marschalck kämpfft / und im oblag.
Das LV. Capitel.

DEr Ritter Galmy sich nit vil an des Marschalcks wort keret / zů endt der schrancken ritt / sein sper zůhanden nam / deß geleich der Marschalck. Zů handt die Trummeter auffblosen thetten / Der Marschalck dem münch mit grossen sorgen begegnet. Deß der Edel unnd unverzagt Ritter bald warnam / den Marschalck so züchtigklichen treffen thet / das er von stund an seinen sattel raumet / so hartigklich zů der erden fůl / das er einer gůten zeit vergaß auff zů stan / Galmy der Ritter behendt von seinem pferdt sprang / auff den Marschalck saß / im sein schwert abgurdt / weidt von im werffen thet / im zů handt seinen haubt harnasch abzoch / sein schwert nam / an sein gurgel setzt / also sprach. «O du schandtlicher bößwicht / Heüt můst du mir dein geyst auffgeben / aber zůvor der Edlen Hertzogin unschuld bekennen / oder du můst ewig verdampt sein» / was grossen schrecken der Marschalck von des angenummenen münchs red empfieng / nit zů schreiben. «O Herr ich bitt eüch durch Gott / wöllend mir Gnad unnd barmhertzigkeyt mitteylen / und mich nit so schnelligklichen tödten / damit ich mein sünd und schuld bekennen müg.» Der münch dem Marschalck seinen gürtel abgurt / im seine händ mit verknüpffet / darmit er sein gantz sicher sein möcht / Der Münch mit lauter stimm rüffen thet / das man ein stille halten solt / der schantlich mann wolt sein verräterey offendtlich beichten und bekennen. Da begab sich grosse freüd von mengklichen / als man sach / das die edel Hertzogin unschuldig was deß zigs / so sye der Marschalck und mengklich gezigen hat. Der Hertzog von stund an ein stille auff blosen ließ. Als nun alles volck mit fleiß auffmercket / Der Marschalck anfieng und sprach zů dem Hertzogen. «O aller gnädigster herr / ich bitt mir gnad beweisen wöllen / dann ich mich leyder als ein schuldigen bekennen můß.» Die Hertzogin die red des Marschalcks wol verstůnd / und auch gesehen hat / in was massen der Münch mit im gehandlet / grosse freüd darvon empfieng / darvon nicht nodt ist vil zů schreiben / Dann ein yedes selbs ermessen mag. Dieweyl die Hertzogin inn sollichen nödten gewesen ist / unnd sich yetz dem todt gantz ergeben hat / sich aber so schnell darvon endtlediget gesehen hat. Nit minder der Edel und getrew Friderich / als er seinen liebsten gsellen gesehen hat / dem Marschalck angesigen. Als nu der Hertzog den Marschalck überwunden sach / und sich also schuldig bekennen / in grossen zorn bewegt ward / zů im sprach. «O Marschalck ich mich solcher untrew nit zů dir versehen hett. Die weil aber die sach also stat / solt du hye macht haben zů reden was du wilt» / Dem Marschalck von stund an ein sessel in die schrancken getragen ward / uff den er sich nidersatzt / anfieng uff sollich meynung zů reden / «So ich bedenck / und zů hertzen nimm / das gůt / so mir von meinem Gnedigen Herren beschehen ist / deßgleich von seinem gemahel / und allem hoffgsind / so rewt mich / das ich ye geboren ward / ich sich / das Gott mein boßheyt nit lenger vertragen wil / und die unschuld der Frawen nit lenger verborgen bleiben mag / wil ich mein schantlich anschleg und boßheit bekennen. Es hat sich begeben / als ir aller gnedigster Herr in ewer weiten reyß mir allen gwalt in ewerem abscheyd übergeben hand / und ich mich yetzund ein gewaltigen regierer in gantzem Britanien gesehen / hab ich mir in meinen sinn genummen / die edel Hertzogin umb ir ehre zů bringen. Als ich aber zů ir kam / und solliches an sye můtet / Die Fraw mich mit züchtiger straff von ir meynt zů weisen / und aber ich hoch weiter an sye satzt / fieng sye mir an / als billich was / mit scheltworten zů begegnen / mir auch treüwet / so bald ir herr zů land käm / sye im solche untrew von mir sagen wolt / ein solichs mich nit in kleyne sorg setzen thet / mir zů stund fürnam / die ding zů fürkummen / mich eilents zů dem kuchen bůben macht / dem ich groß gůt und eer versprochen hab / auch ein mercklich summ gelts an in gestreckt / des er dann / wie mengklich weyßt / ein grossen teyl on worden ist / damit ich in darzů bracht hab / das er sich solichs übels berümbt hat / hab im auch für und für zů gsagt / das im an seinem leben nichts widerfaren soll / auff solchen trost / er in gfengniß unerschrocken gangen ist / in die ich zům dickern mal bey nacht zů im kummen bin / kostlich speiß unnd tranck mit mir genummen / in von newem beredt / das er seiner red biß an den galgen gestanden ist / ich hat aber zůvor mit dem hencker überlegt / so bald er im das seyl an hals brächt / wolte ich im ein zeychen mit meinem stab geben / dann solt er in unverzogenlich über die leyter abstossen / unnd in also an dem galgen lassen erworgen. Als aber der bůb von mir und dem hencker getröstet ward / ließ er sich also hinauff füren / vestigklichen hofft / ich in wider erlösen würd / aber von mir gleich / wie ir alle / betrogen ward. Hierumb sag ich die edel Hertzogin lidig / und leg alle schuld auff mich / Bitt ich hiemit aller Gnädigster herr / wöllend mir gnad und barmhertzigkeyt mit theylen / und mich meines lebens fristen.» Der Hertzog inn grossem zorn zů dem Marschalck sprach. «O du ungetreüwer schandtlicher verrhäter. Wo mit hab ich doch sollichs umb dich verschuldt / das du mich meines liebsten gemahels hast wöllen berauben / unnd sye also fälschlich in den todt verrhaten / ir auch unverschuldt solich uneer zů gelegt. Bist du nit ingedenck gewesen / der grossen gůtat / so dir allweg von mir beschehen ist? Ich hab dir mein gantzes land befohlen / und vertrewet / dir auch mein aller liebste Fraw vertewet zů bewaren. Dargegen / du mein aller liebsten gemahel inn solliche grosse not bracht / und umb deines bösen fürnemens willen / das gantz Hertzogthumb Britanien understanden zů schenden. Deßhalb du bey mir keyn gnad mer warten / Ich hab dir auch keyn gnad mer zů beweisen / dann ich dein keynen gwalt mer hab / Der frumm man / so dich Ritterlichen überwunden / hatt dich macht zů tödten oder zů lösen.» Darauff der Marschalck den münch freüntlich bitten thett / Der yetz seinen haubt harnasch schon abgezogen / und seinen gugel wider auffgesetzt hatt / zůhandt dem Marschalck antwurtet und sprach. «Keyn ander barmhertzigkeyt du bey mir finden solt / dann du der Edlen und züchtigen Frawen bewisen hast / dann du inn dem feür dein leben enden můst / welches du der edlen Frawen geschaffen hast zů bereyten.» Der Münch darauff dem hencker gebot / das holtz an zů zünden / den schandtlichen Marschalck bey seinem bart nam / in zů den schrancken hinauß schleyffet. Der Marschalck mit grosser bitt / gnad an den münch begeren thet / aber gantz umb sunst was. Der hencker den Marschalck nam / in inn seinem harnasch inn das feür werffen thett. Alda der schantlich verrhäter sein geyst mit grossem gschrey auff gab. Nun nemend war den traum / so der Hertzogin vor langem erschinen was / ob er nit yetzund gäntzlich erfült worden sey. Nun mügend ir wol gedencken / was grosser freüden die edel Fraw umbgeben hat / nit alleyn darumb / das sie sich von dem todt entledigt sach / aber vil mer / als sie sich vor allem volck entschuldiget sach. Die Fraw den münch fleissig ansach / ‹almechtiger Gott › gedacht sye / ‹wer mag doch der frumm mann sein / so mich von dem schantlichen todt erlößt hat / möcht ich im doch solich gůtat vergelten? › Die Fraw den Ritter stät ansach / sie daucht in mer gesehen haben / aber nit meynt / das er der edel Ritter Galmy sein solt. Der Ritter marckt wol / das die fraw ein fleissig uffsehen uff in hat / deshalb er gedacht / wie er sich von dannen machen künd / dieweil im als volck ein uffsehens hat / wie man den Marschalck verbrant. Der münch uff sein pferdt saß / mit sampt seinem vettern von dannen in sein kloster reyt. Als nu der Marschalck verbrent was / der Hertzog verschaffen hat / das das gantz frawen zimmer uß der statt gefaren kamen / die Fraw / so mit grosser schand uß der statt gefürt was worden / mit grossen eeren wider hinein beleytet ward / ir Frawen zymmer sye von dem tag an nye gesehen hat / als sye inn gefengkniß kummen was / darvon sye grosse freüd empfiengen. Da nun die Hertzogin mit grossem busunen und freüden inn die statt kam / der Hertzog von seinem pferd stůnd / der Hertzogin entgegen kam / sye freündtlichen empfahen thett. «Aller liebste Fraw unnd gemahel / Ich bitt eüch / mir zů verzeyhen / das ich eüch umb unschuldt zů dem todt hab füren lassen.» Der Hertzog inn grossen rewen kam / das er der Hertzogin so gantz ungenädig gewesen was. Als er sich nun inn sollicher grossen demůt gegen ir erzeyget / die Hertzogin anfieng unnd sprach / «O mein aller liebster Herr / Alles was ir gehandlet / und wider mich fürgenummen handt / Ich eüch keyn schuldt geben kan / dann ir größlich darzů verursacht worden seind. Hierumb mein aller liebster Herr / So lassendt alles trauren faren / und gedencken der ding nymmer mer. Dann die / so schuldig gewesen seind / die hand iren verdienten lon darumb empfangen. Gott verzeych ir armen seelen / aber ich bitt eüch mein aller liebster herr / ir wöllend mir mein beichtvatter / und kämpffer beschicken / der mich so treülichen ermant hat zů sterben / unnd mich die / so alles trostes schon beraubt was / von dem schantlichen feür erlößt / mein unschuld an tag bracht / den wolt ich fast gern reichlich begaben.» «Fraw» / sprach der Hertzog / «ich hab warlich auch nit klein verlangen nach im / ist es im gefellig / er an meinem hoff sein lebtag beleiben sol.» Der Hertzog von stund an ein botten zů dem Apt schicket / das er mit sampt dem münch zů im kummen solt / zů hant die bottschafft geent ward / so bald der bott zů dem Apt kam / im des Hertzogen befelch anzeyget / der Apt sprach. «Mir ist leyd / das ich in nit bey mir hab mügen behalten / dann vor und ee der Marschalck verbrant / der Münch auff zů roß saß / den nechsten wider reyt / do er meynt ein schiff zů finden / so in in Schotten land füret / von dannen er kummen ist.» Der bott sprach / «Warlich / wann ich in wißte / zů erreiten / Ich im den nechsten nach eilen wolt / unnd in bitten / das er mit mir zů meinem Herren füre / Dann er ein groß verlangen nach im hat.» «Warlich» sprach der Apt / «die müh gantz umb sunst sein würdt / dann ich in nit vermügt hab / mit mir in mein kloster zů reiten / er hat auch keyn ander ursach dann das er geförcht hatt / der Hertzog werde nach im schicken / und im vil eer beweisen / deß er aber gantz nit hat wöllen warten. Dann er sagt / die Hertzogin alleyn durch Gotts willen erlößt haben / darumb er keyn zeitlich belonung darfür empfahen wolt. Diß alles mügent ir dem Hertzogen wol anzeygen / wo er aber nit damit vernüget sein will / mag er mich selb beschicken.»

Wie der bott von dem Apt wider gon Vannes zů dem Hertzogen kumpt / und wie der Hertzog groß leyd umb den Münch hat.
Das LVI. Capitel.

ALs nun der bott von dem Apt alle ding vernummen hatt / von stund an wider gon Vannes zů dem Hertzogen kam / als was er von dem Apt vernummen hat / zů wissen thet. Davon der Hertzog groß leyd empfieng / zů der Hertzogin kam / ir die ding zů wissen thet / Die Hertzogin groß leyd von der red empfieng / das sye iren beicht vatter verloren hat. «Ach Gott sol ich meinen lieben kämpffer und beicht vatter nimmer sehen / der so treülich für mich gekämpfft hat.» Fridrich bey solcher red stůnd. ‹O Fraw› gedachte Friderich / ‹wißten ir so wol / wer der Münch wär / so eüch erlößt / als ichs weyß / ir würden mer verlangen nach im haben / dann disen weg.› Fridrich mit den gedancken hin gieng / auff zů roß saß / den nechsten weg inn das kloster ritt / zů seinem lieben gesellen kam / der seiner zůkunfft grosse freüd empfieng / die noch bey einander beliben. Friderich dem Ritter anzeyget / wie die Hertzogin so groß verlangen nach irem beichtvatter het. Der Ritter seinem gsellen von newem befehlen thet / das er sein sachen verborgen tragen wolt. Als er im aber versprach / Galmy den edelman fraget / wie sich all sachen in Britanien zů getragen hetten / dieweil er inn Schotten land gewesen wer? Deß alles er gründtlich bericht ward. Als nun die nacht schon vergangen was / unnd yetzundt der new tag kummen / Galmy sich eilents bereyt wider heym zů reysen. Friderich in geleyt biß an ein port deß Mörs / auff dem weg mancherley zů red wurden / darvon nit nodt zů schreiben ist. Galmy under andrem seinem gsellen ernstlich empfehlen thet / was sich in Britanien zů trüg / das er in solchs solt lassen wissen / In sunders wann sichs begeb / das die Hertzogin oder der Hertzog mit todt abgieng / das er im sollichs unvertzogenlich empieten solt / wolt er verhoffen belonung umb seinen kampff zů empfahen / aber all die weil sye noch beyd inn leib und leben wären / solten sye es nit erfaren. Friderich sprach / «Galmy / du solt on zweyffel sein / wo sollichs mein Gnädiger Herr wissen möchte / er dich warlich wol darumb begaben. Dieweil du dir aber für genummen hast / die sach heymlich zů haben / So biß des getröst / ich dich nit vermelden will / und dir auch / was fürfalt eygendtlich empieten.» Mit disen worten an das port kummen waren. Galmy seinem gesellen empfalch / seinen harnasch mittlerzeit wider gon Vannes zů füren / Urlop von im nam / mit grossem leyd von einander schieden. Doch Friderich seinem gesellen versprach / in in kurtzer zeit heym zů sůchen / und Schotten landt zů besichtigen / Deß in Galmy fleissig bitten thet. Als nun die beyden gsellen von ein ander gescheyden waren / Friderich den nächsten Vannes zů reyt / Mengklich wunder hatt / wo er gewesen wär / noch was im mit keyner sach ein sollichs auß zů erfaren. Galmy der Ritter mit gůtem und glückseligem wind in Schotten land kam / frölich und wol zůmůt was / sein har gantz abgeschoren hatt / Alle die / so in kanten / groß verwundren ab seiner zůkunfft hatten / nyemandts an im erfaren mocht / wo er doch gewesen wär / oder was er außgericht het / weder seinem vatter noch můter sollichs anzeygen wolte. Darbey wöllendt wirs lassen beleiben / und weiters sagen / wie es zů Vannes an des Hertzogen hoff gieng.

Was sich weiter mit Friderichen an des Hertzogen hoff begeben hat.
Das LVII. Capitel.

WAs grosser freüden sich nun inn dem gantzen Britanien begeben hab / nit zů schreiben ist / der hoff mit mer freüden und kurtzweil angefangen und gehalten ward / dann vor nye. Eins tags begab sich / das der Hertzog bey der Hertzogin an irem tisch aß / und Friderich seines ampts pflegen thet. Der Hertzog anfieng / und sprach. «Fridrich / Mich will warlich beduncken / dein gsell Galmy / der Ritter / nit mer lust hab in Britanien zů kummen / ich glaub warlich an des Künigs hoff in Schotten land dienst empfangen haben.» Der Hertzogin von stund an ir hertz inn irem leib inn zorn gegen dem Ritter bewegt ward / dem Hertzogen all ding zů wissen thet / wie sye nach im geschickt het. Also sprach / «Warlich Herr / im ist / wie ir sagen / Der Ritter an des Hertzogen hoff in Schotten land dienst hatt. Damit ir aber hören / wo här ich solichs weyß / So wissen das ich in meiner gefengkniß nach im gschickt hab. Dann ich der hoffnung was / er für mich ein kampff beston würd / dieweil mir nit müglich was in gantzem Britanien ein kämpffer zů bekummen / dieweil sye gemeyngklich dem falschen Marschalck glauben gaben. Mir ward aber keyn ander bescheyd von dem Ritter geschickt / dann ein spöttlicher brieff / in dem nit anderst geschriben was / dann wann er käm / ich in wol sehen würde. Darauff ich mich aber keynes trostes versehen mocht / dann wie gegen anderen / so inn Britanien waren / wol abnemen mocht / Das der Ritter solcher falschen erdachten red auch glauben gab / noch hat mich Gott / zů dem dann all mein hoffnung stůnd / mit einem weydlichen kämpffer versehen.» Der Hertzog von der Frauwen red inn einen grossen argwon kam / des Münchs halben. «Auff mein trew» sprach er / «Der Ritter ist warlich inn den schrancken gewesen / in eines Münches gestalt / Dann ich weyß / mich mein gesicht nicht betrogen hat. Nun verwundret mich / was in doch darzů geursachet hab / es hat mirs warlich mein eygen hertz gesagt / so ist auch die red Galmien des edlen und theüren Ritters gewesen. Ach warumb hab ich in nit bey mir behalten / ich wolt in warlich an stat des marschalck gsetzt haben / dann er von seiner manlichen thaten wegen größlich zů loben ist / auch aller eren wirdig.» Die Fraw ein wenig bewegt ward von des Hertzogen red / tieff nach in gedacht / erst die gestalt des Münchs erwegen thet / «Warlich» / sprach die Hertzogin / «ich dürfft schier glauben / wie mein Herr gesagt hat / dann mich für und für geant hat / wie ich den Ritter mer gsehen heb / fürwar sein gestalt dem Edlen Ritter nit ungleich sehen thůt.» Der Hertzog sprach / «So bald der ymbiß vergat / wil ich ein botten zů dem Abt schicken / ich weyß er mir die recht warheyt bekennen würt» / Mit solchen worten Friderichen befehlen thet / so bald der ymbiß ein end het / solt er eylens nach dem Abt reiten / und im sagen / das er gen hoff kummen solt / der Hertzog vil mit im zů reden het. Fridrich was des willig / das er die bottschafft außrichten solt / damit er ein anschlag mit dem Abt machen möcht / das er seines gsellen halb sich nit gegen dem Hertzogen mercken ließ. So bald nun die zeit kummen was / und Friderich zů dem Abt kam / anfieng und sprach / «Aller liebster Herr / ir sond wissen das mich der Hertzog zů eüch geschickt hat / und laßt eüch bitten / ir wöllen nit lassen und zů im gon Vannes kummen / was aber die ursach ist / ich eüch anzeygen wil. Es ist mein herr in ein solich gedencken kummen / das er gäntzlich meynt / der münch / so für die Fraw gestritten hab / sey der edel und theür Ritter Galmy gewesen / wie dann die sach an ir selbs ist. Nun wißt ir / wie der Ritter uns beden verbotten hat / wo wir nun dem Hertzogen den argwon nit ußreden / würt der Ritter meynen / wir haben den heling offenbar gemacht» / der Apt sprach. «Fridrich du solt sunder zweiffel sein / ich will dem Hertzogen die sach wol auß reden.» Als nu der Apt mit sampt Friderichen gon Vannes kummen war / der Hertzog den Abt freüntlich empfahen thet / in bey seiner hand nam / in einen schönen saal füret / bed zů sammen nider sassen / Der Hertzog anfieng mit dem Apt zů reden / auff solche meynung / wie nach stat. «Herr» / sprach er / «Demnach und ir zům nechsten (als mein aller liebste fraw an den todt gefürt ward / und sich gantz zů sterben verwegen hat) zů mir kummen / mit sampt einem andren geystlichen mann / den ir mir / als einen beichtvatter anzeygten / mich bitten / das ich mein Fraw vor irem end beichten ließ / welchs ich gäntzlich verwilligen thet. Nachdem aber sye gebeicht / der selb ir beichtvatter durch einen Ritterlichen kampff erlösen thet / wie ir dann selbs wissen mügen. Nu bin ich in einem grossen zweifel des selben münchs halb / dann ich schwür / in Galmien den Ritter gewesen sein / der eüch dann (als ich selbs von im gehört hab) mit sipschafft verwant ist / nu weyß ich / das eüch die ding nit verborgen seind. Bitt eüch hiemit / wöllent mir uß dem argwon helffen / und mir die recht warheyt anzeygen.» «Gnediger Herr / ich sag eüch / das diser münch in einem kloster wont / so in Schottenland ligt / nit weit von der statt Dund / darinn ist er ein Apt / als ich in meinem kloster bin / hat fast ein geystlichen Covent under im. Nu ist er ein zeitlang hie bey mir gelegen / so bald er aber den kampff follent hat / er nit mer in mein kloster wöllen keren / sunder den nechsten inn Schotten land gefaren. Als ich aber die ursach von im begeret zů wissen / Er mir antwurten thett / Er hette sorg / wo er wider inn Britanien keren würd / ewer Gnad nit nachließ / in beschicken würd / und im dann groß eer beweisen / sollichs er nit erwarten wolt / dann er hett die Hertzogin alleyn umb Gotts willen erlößt / von dem wolte er sein lon empfahen / anderst ich eüwer Genad nit bekennen kan.» Der Hertzog der red gäntzlich glauben gab / nit weiter nach dem Ritter fraget. «Ich wolte» / sprach der Hertzog / «das ich bottschafft zů dem gůten frummen mann het / ich wolt im dannocht etwas schicken / damit er sech / das ich im geneygt wer zů dienen» / «des mag ewer Gnad» sprach der Apt / «wol underlassen / dann wie ich gehört hab / er gantz keyner belonung begeret / er würd auch sicher nichts von eüch haben wöllen.» Als nu der Hertzog lang bey dem Apt gesessen was / beyd auff stůnden / das nachtmal mit einander assen / demnach Friderich den Apt wider heym geleyt / wol zů můt waren / das der Hertzog dem Apt all sein wort glaubt hat. Demnach der Hertzog lange zeit in grossen freüden in Britanien lebet / wie ir dann selbs wol erachten mügen / die Hertzogin in hohen eeren halten thet / als sye des auch würdig was. Das lassen wir nun beleiben / und sagen wie es weyter mit dem Edlen Ritter gangen sey.

Wie Friderich in Schotten land zů seinem gesellen reyt / und wie der Hertzog in ein grosse kranckheyt fiel.
Das LVIII. Capitel.

ALs ir nun oben gehört hand / wie Friderich seinem gsellen versprach / zů mitler zeit zů im in Schotten land zů kummen. Als nu die zeit kam / Fridrich den Hertzogen bat / im ein zeit lang zů erlauben / er wolt ein mal seinen aller liebsten gesellen unnd Ritter heymsůchen / unnd doch hören / was sein meynung wer / ob er nit wider inn Britanien kummen wolt. Er wolt auch / wo es seinen Genaden gefallen wer / zů dem Apt reiten gon Dund / Der die Hertzogin von dem todt erlößt hett / Dem Hertzogen gefiel die sach wol / Er machte auch Friderichen ein reiche schenck zů samen / so er dem eegenanten Apt bringen solt. Fridrich des wol zů můt was / in im selbs gedacht. ‹Warlich ich soll dem Apt die schenck wol über antwurten.› Als nun Fridrich gar ferig was / zů der Hertzogin gieng / sye fragt / was sye Galmien dem Ritter empieten wolt? Die Fraw sprach / «nichts dann das ir im sagen solt / wie ich alleyn mein trost uff in gesetzt hat / und aber er mich so gantz verlassen hab / ein sollichs ich im nimmer mer vertrewt het / yedoch sagend im darbey mein freündtlichen grůß und sprechend / ich het gemeynt / wann er schon nit kummen wer / mich zů erlösen / Er wer doch kummen mich sterben sehen.» Der Edelman sprach. «Fraw / Was soll ich aber dem Apt sagen / der für eüch gekämpffet hat / dann ich nicht lassen will / ich seye dann bey im gewesen / so er anderst noch im leben ist?» «O mein Friderich» sprach sye / «sagend im / wie ich so groß verlangen nach im hab / ir sollend im auch von meinent wegen grossen danck sagen. Dann er von mir gescheyden ist / ee dann ich im gedancket hab» / Sye gab auch dem Edelman reüliche schencken / so er dem Apt bringen solt. Als nun Friderich gantz bereyt was / von dannen reyt / den nechsten weg nam / an die port des Mörs da er zůhandt ein schiff fand / auff welches er saß / biß in Schotten land fůr. Als er nun gon Idenburg kam / zů hant nach seinem gsellen fraget. Der im an des Künigs hoff angezeyget warde. So baldt Galmy innen ward / das Friderich sein gesell zů land kummen was / vor grossen freüden nit wußt / wie er in empfahen solt / zů im kam / in umbfieng / fründtlich wilckum sein hieß / groß freüd mit einander hatten. Galmy seinen gesellen fraget / ob man noch nit wißt inn Britanien / das er für die Hertzogin gekämpfft hette. Friderich im alle ding zů wissen thett / was sich mit dem Apt unnd dem Hertzogen verloffen hatt / imme auch die bottschafft von der Hertzogin saget / Deß geleichen im auch die schencken gab / so im der Hertzog unnd die Hertzogin befohlen hatten / dem Apt zů bringen. Dabey der Ritter wol abnemen mocht / das dem Hertzogen / und der Hertzogin sein kämpffen verborgen was. Die beyden Herren uff ein monat lang bey einander bliben / groß freüd und kurtzweil mit einander hatten / Darvon nit zů schreiben ist. Nun begab sich in der zeit / die weil Friderich inn Schotten land was / das der Hertzog inn ein schwere kranckheyt fiel / Darvon ein neüwes leydt in gantzem Britanien endtston thett. Als aber vil mit im versůchet / unnd als umb sunst was / der Hertzog zů letst von diser welt verschied / Davon groß klagen unnd weynen inn gantzem Vannes / von jung und alten gehört warde. Der Hertzogin auch fast grosses leyd darvon erwachsen thett / dann sye erst freündtlich mit einander lebten / wie ir oben gehört hand. Als nun der Hertzog fast eerlich zů der erden bestattet warde / und im yetz alle seel recht nach gethan waren / Friderichen die ding all verborgen waren. Als er yetz urlob von Galmien dem Ritter genummen hat / wider in Britannien kam. Wie er yetzund uß dem schiff gat / im Lupoldt der bott endtgegen kumpt / welchen der Apt inn Schotten land geschickt hat / dem Ritter Galmien des Hertzogen todt zů verkünden / So bald Lupolt Friderichen ersicht / im zů hant des Hertzogen tod zů wissen thůt. Deßgleichen / wie er inn Schotten land zů dem Ritter wölle. Friderich sprach / «Lupolt / Wer hat dich inn Schotten land geschicket» Der bott dem Edelman all ding anzeygt. Fridrich sprach / «Lupolt ich bitt dich / du wöllest wider heym reysen / und dich aber so lang bey dem Apt endthalten / biß ich wider dir kum / das solle unnd můß dir grossen frummen bringen / so will ich den nechsten wider zů ruck faren / dem Ritter die ding selbs verkünden.» Der bott Lupoldt der sach wol zů Friden was / wider zů ruck keret / in kurtzen tagen zů dem Abt kam / all ding zů wissen thet / der anschlag dem Abt auch fast wol gefiel / Lupoldt heimlich sich in dem Kloster enthalten thet / gůt tag hat / baß vertragen mocht / dann solt er in Schotten land gefaren sein. Als nun Fridrich mit gůtem wind in Schotten land kam / Galmien den Ritter sein baldt wider kummen seer verwundert / wie ir dann hienach hören werdt.

Wie Galmy der Ritter wider in Britanien schiffet / und wie er von der Hertzogin empfangen ward.
Das LIX. Capitel.

DA nun Friderich wider zů seinem gesellen kam / der Ritter sich ab seiner zůkunfft größlich verwundert / nit gedencken mocht / was doch seines gesellen widerkeren bedeütet. «Friderich» / sprach er / «Was meynt doch sollichs schnelles widerkeren / ich meyn du dich der schiffung versaumet habest?» «Neyn sicher» / sprach Friderich / «Du solt wissen / das ich seydhar ich von dir gescheyden bin / an dem Britanischen port ußgestanden bin / und ein zeit lang darauff gewesen. Als ich aber durch Lupolten den botten bericht worden bin / Wie das der Hertzog mit tod abgangen sey / hab ich in schnell wider zů ruck heyssen keren / zů deinem vettern / dem Apt / und in daselbs meiner zůkunfft heyssen warten. Mich von stund an auff ein schiff gesetzt / und har zů dir gefaren.» So bald Galmy der Ritter von seinem gsellen vernam / das der Hertzog tod was / sich von stund an bereyten thet / urlob von seinem vatter nam / uff ein schiff saß / mit sampt seinem gsellen inn kurtzer zeit inn Britanien kamen. Als sye nun von dem schiff ußgegangen waren / auff ire pferdt sassen / Den nechsten weg zů dem Kloster geritten kamen / Darin dann der Apt was. Nun hat sich die sach nach des Hertzogen todt verweylet / das es yetz gar nach ein halbes Jar was. Der Ritter mit rhat seines gsellen ein brieff an die Hertzogin schreiben thett / auff nachfolgende meynung lautend. Ich wünsch eüch aller gnedigste hochgeborne Fraw vil glück und gesundtheyt / klag darbey meinen lieben Herren / so mit todt abgangen ist / dem Gott gnad. Gnädige Fraw / eüch ist unverborgen / inn was grossen nöten ir gewesen seind / Als ir zů dem schandtlichen todt gefürt wurden / mir zů eintzigen einen botten auß Britanien geschickt in Schotten landt an des Künigs hoff ein bottschafft an mich zů erwerben / also das ich schnell unnd baldt bereytet sein solte / eüch zů helffen. Ich ewer gnaden ein schlechte antwurt schicket / aber mein weg den nechsten inn Britanien / unnd mehr dann acht tag vor dem botten bey meinem vettern in seinem Kloster was. Auch darmit ichs bekürtze / beicht gehöret / inn eines Münches gestalt / mit meiner eygnen hand vor dem grausamen todt erlöset. Das ich aber also verkert hab / auch gantz schnell on urlob hin weg gescheyden binn / nicht on ursach beschehen ist / Als ir dann nachmals von mir berichtet werden sollen / unnd darmit ir die warheyt selbs erkennen müssen / So handt ir hye den ring / so mir von eüch in der Beicht geben ward. Hierumb / zů belonung / ich nichts anderst beger / dann das ir mich zů einem diener und hoffgesindt annemen wöllen. Da nun der Ritter disen brieff geschriben unnd verschlossen hatte / den ring darin gethan / sich von stund an on alle gesellschaft gon Vannes füget / gon hoff kam / von seinem pferdt ab stůnde / an die porten gienge / anklopffet. Der portner zů handt auffschloß / Von stund an den Ritter erkennet / in freündtlich empfahen thet / hinein gon hieß. Aber der Ritter sollichs keyns wegs thůn wolte. «Portner» / sprach er / «Ich bitte / mir dienen wöllest / unnd zů meiner Gnädigen Hertzogin gon / ir anzeygen / das ich hye an der porten sey / unnd begere das sye ein wort zů mir kummen wölle.» Der Portner den gebotten des Ritters gehorsam was / zů der Hertzogin kame / welche er inn geschefften bey iren Rhäten stan fande / zů ir sprach. «Aller gnädigiste Hertzogin / Mich schicket zů eüwer Gnaden / Galmy der Ritter / so vor Jaren meinem Herren seligen gedienet hatt / Der haltet dunden an der Porten / unnd begeret / das eüwer Genad zů im kummen wölle / Dann er etwas mit eüch zů reden hab.» Die Hertzogin die red des botten nit so bald ůernummen hat / vor grossem zorn in irem angesicht entzündet / Zů dem Portner sprach. «Gang hin zů dem Ritter / unnd sage im / Er müg wol warten / im seye nichts abgeschlagen von mir / Kum ich / Er soll mich wol sehen.» Der Portner dem Ritter die bottschafft von der Hertzogin bracht. Der Edel Ritter wol verstůnd / was die Hertzogin darzů ursachet / gütigklichen anfienge zů lachen / zů dem Portner sprach. «Die weil mein Genädige Fraw / nicht selbs zů mir kummen will / Bitt ich dich / du wöllest ir disen brieff bringen / und darbey anzeygen / das ich in auß Schotten land bringe / von dem Münch / so für sye gekämpffet hatt.» Der Portner zů handt den brieff name / zů der Hertzogin gieng / nach des ritters befelch / ir den brieff überantwurtet. Die Hertzogin den brieff mit grossen freüden empfahen thett / in zů gegen aller Herren auffthett / Den ring darinnen fand / von stund an erkennen war / wer der Münch gewesen was / so für sye inn iren grossen nöten gekämpfft / und vom tod erlößt hat / zů iren rhäten sprach. «Wolauff / und bald mit mir / erst erkenne ich meinen getrewen beichtvatter / so mich inn meinen grossen nöten / mit seiner ritterlichen handt erlößt hat.» Die Hertzogin mit grossen freüden umbgeben ward / zů irem aller liebsten Ritter kam / in mit grossen freüden in ire arm empfahen thet. «Biß mir Gott wilckum / du mein aller liebster und getrewster kämpffer / ich bin bereyt / dir umb soliche trew zů lonen. Du solt nit ein diener oder hoffgsind an meinem hoff sein / sunder hinfürt gewaltig herrschen über das gantz land Britanien.» Die rhät der Hertzogin sich des Ritters nit genůg verwundren mochten / groß gefallen davon empfiengen / das er ir Herr werden solt / dann sye in zů aller zeit milt und gerecht erkant hatten. Als nu der Ritter von allen herren gemeyngklich mit grossen eren empfangen ward / die Hertzogin den Ritter bey der hand nam / in den palast füret. Zů hant Galmy der Ritter die Fraw bitten thet / das sye nach dem Apt / Fridrichen und Lupoldten schicken solt / in das Kloster. Die Hertzogin sprach. «Edler Ritter / ir sond fürthin keyn bitt an mich legen / sunder mir gebieten / was eüch gefalt / ich eüch willigklichen gehorsam sein will.» Als nun Friderich mit sampt dem Apt und Lupolten / die frölich bottschafft vernamen / groß freüd davon empfiengen / gon Vannes ritten / von der Hertzogin erlichen empfangen wurden. Als nun die Hertzogin von Fridrichen / dem Apt / und auch dem Ritter aller ding grüntlich bericht wurden / nit lang darnach mit verwilligung aller Landtsherren / die Hertzogin dem Ritter vermehelt ward / darvon grosse freüd in gantzem Vannes gesehen ward. Als nun die hochzeit und kirchgang mit wenig geschöls vollbracht ward / uß der ursach / das noch keyn Jar verschinen war / das der Hertzog gestorben was. Die Fraw freüntlich mit dem neüwen Hertzogen leben thet / nach dem der Hertzog mit seinem volck gantz Britanien innam. Als im nun das volck geschworen / und er sich nun gantz rüwig gesetzt hat / fieng er an gedencken / der untrew / so im von Wernhard und andren seinen widersechern begegnet was / als er an des Hertzogen hoff gedient hat / sye von stund an beschicket / auff sollich meynung mit in anfieng zů reden. «Die weil mich Gott der Allmechtig / durch sein milte gütigkeyt begabt hat / und mich nun wider ewern willen / eüch zů einem herrn gesetzt / so hab ich darauff nach eüch geschickt / das ich von eüch erfaren und vernemen / was doch ein ursach gwesen sei / ewers grossen neids / so ir wider mich gebrucht hand / darnach wissent eüch zů richten wo ir mir aber ye den rechten meinen feind nit anzeygen / sond ir all gemeyngklich in gleichem gestrafft werden.» Als nun die / so allweg wider den yetzigen Hertzogen gewesen waren / solche meynung von im verstůnden / Růpert anfieng und sprach. «O aller gnedigster Herr / wir stond hye / als die / so sich größlich gegen eüch verschult hand / und billichen darumb gestrafft werden sollen / aber ich von wegen meiner gsellen / umb ein gnädige straff bitten wil.» Der Hertzog sprach / «ir sollend keyner gnaden von mir warten sein / ir sagendt mir dann zů vor / wer doch schuld an solchem neid trag.» Růpert anfieng / und erzalt dem Hertzogen all ding / so sich verloffen hatten / auch die bösen anschleg / so Wernhard wider in gethan hat. Als nun der Hertzog all ding von Růpert vernummen hat / zů Wernhard sprach. «Wernhard / Ich bitt mir anzeygen wöllest / wo mit ich doch sollich verrhäterey unnd untrew umb dich verdient hab / Nun hastu mich doch in keynen untrewen gegen dir nye befunden.» Wernhard vor grossem schrecken dem Hertzogen keyn antwurt geben kund / für in nider auff die knye fallen thett / in umb Gotts willen umb gnad bat. Der Hertzog in zůhant hieß uffston / zů im sprach. «Wernhard / Dir soll gäntzlich verzigen sein / aber wo ich dich mer in einem solchen fal erfind / ich dich hartigklichen straffen wolt.» Als nu der Hertzog Wernhard und seinen mitgsellen gantz verzigen hat / zů hant Lupoldten den botten berüffen thett / der als ein gehorsamer zů im kam. «Lupoldt» / sprach er / «ich weyß dir die weg in Schott land wolbekant seind / derhalben ich dich noch ein reyß brauchen wil / also das du meinem vatter und můter mein wolfart verkündest / so du dann ein solche reyß follent hast / will ich dich reylich mit einem rüwigen ampt versehen» / Lupolt sich deß gantz willig begab zů vollenden. Als nun die brieff geschriben wurden / und Lupoldt abgefertigt ward / sich auff das fürderlichst darnach richten thet / das er bald in Schotten land kam. Als er nu deß Hertzogen vatter solche bottschafft zů wissen thet / ein erlich botten brot von im erlangt / was grosser freüd des Hertzogen vatter darvon empfieng / deß gleich die můter / nit not zů schreiben ist / sich bed von stund an uffmachten / mit Lupolten den nechsten inn Britanien schiffeten. Als sye nun gon Vannes kamen / von irem sun unnd der Hertzogin mit grossen freüden empfangen wurden / lang zeit bey in in Britanien bliben. In solcher zeit / der Hertzog der grossen trew seines gsellen bedencken ward / in mit grossem gůt begabet / macht in auch zů seinem obristen rhät / er vermehelt im ein schöne Junckfraw / so in der Hertzogin Frawen zimmer / die reichest und schönst sein mocht / also der Hertzog mit sampt seiner lieben Frawen lange Jar in grosser Gotts forcht seligklichen regieret / seinem vatter und můter groß zucht unnd eer bewisen / dardurch in Gott der allmechtig / ir leben lang erstrecket. Als sye nun lange Jar in grossen freüden bey einander lepten / Nit lang darnach / als der Hertzog mit todt abgieng / Die Hertzogin auch seligklich von diser welt schiede / Demnach sye beyd mit einander die ewig freüd besassen.

Darzů uns allen helff / Gott der vatter / Sun und heyliger Geyst