Das SemanticLab widmet sich der quantitativen Erfassung von Zeitindikatoren in Texten. Das Ziel besteht darin, einen semantisch-distributiven Ansatz auszuarbeiten, der auf der Mikroebene der Texte zeitliche und zeitbezogenen Formulierungen, Wörter und Zeichen in ihrer ganzen Fülle sichtbar machen kann. Anhand von Zeitkategorien lassen sich diese Indikatoren erfassen, systematisieren und statistisch auswerten. Computerphilologische Werkzeuge, insbesondere Verfahren der Textauszeichnung und –analyse, wie sie das Programm CATMA bereitstellt, bieten sich für eine solche Untersuchung an.
Als Untersuchungsgegenstand dienen die Prosaromane des 15. und 16. Jahrhunderts. Sie weisen ein ausgeprägtes Sensorium für Zeit auf und entwickeln zunehmend eine Fülle von Darstellungsmöglichkeiten pluraler und hybrider Zeitsemantiken. Von besonderem Interesse sind die Texte Georg Wickrams, die sich durch eine starke Ausprägung lebenszeitlicher und figurenbezogener Dimensionen auszeichnen und ein ebenso ergiebiges wie komplexes Forschungsfeld darstellen.
Die Webseite präsentiert die mit Zeitkategorien annotierten Texte und bietet die Möglichkeit, statistische Auswertungen graphisch darzustellen.
Das SemanticLab ist Teil des Forschungsprojektes «Hybride Zeiten. Temporale Dynamiken 1400-1600» gefördert durch den SNF. Das Projekt untersucht, wie Aspekte von Zeit und Zeitlichkeit im 15. und 16. Jahrhundert zunehmende Aufmerksamkeit auf sich ziehen und welche Subtilität Zeitfragen in literarischen Texten erhalten.